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JUNGKOOK

„J-Ja, komm rein."
Erleichterung machte sich in mir breit, ehe ich die Tür hinter mir schloss. Taehyung hatte seinen Blick abgewandt und schaute aus dem Fenster. Es herrschte Stille, ehe ich meinen ganzen Mut zusammennahm und fragte: „Ist es wahr, dass du Drogen nimmst?"

Mein Stiefbruder bewegte sich nicht. Ich hatte keine Ahnung, was für eine Reaktion ich von ihm zu erwarten hatte. Würde er mich jetzt anschreien? Mich anlügen oder gar ebenso auf mich losgehen?
„Nein." Seine Stimme war ausgesprochen ruhig. „Appa denkt es immer. Aber auf Drogen steh ich nicht. Zigaretten sind schon scheiße genug."

Augenblicklich fühlte ich mich wie das letzte Arschloch. Taehyung war nicht sein Vater... ich musste das endlich erkennen.

„Und warum rauchst du dann?"
Wenn ich überlegte, war das schon eine dumme Frage, doch es war schon zu spät. Taehyung hingegen blieb erneut entspannt: „Hab' irgendwann angefangen und nicht mehr aufhören können. Manchmal kann ich 'ne ganze Schachtel am Tag rauchen, dann schaffe ich es nur eine. Ganz komisch irgendwie."

Mir tat es plötzlich unglaublich leid, dass ich ihn stets deshalb angemeckert hatte. Er verabscheute sich wohl selbst dafür. Nervös knetete ich meine Finger.
„Ist dein Vater öfter so?"

„Wie? Warum willst du das alles wissen?", fragte er kühl und wandte sich zu mir. Erst jetzt fiel mir auf, dass er eine Flasche Bier in der Hand hielt. Normalerweise hätte ich ihn darauf angesprochen, dass er sich einfach betrank, aber irgendwie konnte ich ihn in dieser Situation verstehen.

„Ich–"
Wahrscheinlich wusste ich es selber gar nicht so genau. Schließlich trat ich einige Schritte an seinen Schreibtisch heran, ohne dem Alkohol in seiner Hand noch einen weiteren Blick zu würdigen.
„Ich habe euch gestern belauscht... tut mir leid", beichtete ich ihm und senkte etwas beschämt den Blick, als er zu mir hinunterblickte. Es schien mir, als wolle er wenig darüber sprechen. Ich war immens nervös und entschied mich spontan, das Thema zu wechseln.

„G-Glaubst du, dass wir sie mit unserem Plan auseinandertreiben können?", wollte ich schließlich wissen, ehe ich mich traute zu ihm aufzusehen. Seitdem ich glaubte, ihn etwas besser zu kennen, hatte ich vielleicht sogar etwas zu viel Respekt vor ihm.

„Kann man schlecht sagen. Vielleicht werden sie auch über alles hinwegsehen, was der andere Partner tut oder gemacht hat."

„Vielleicht findet ja unsere Eltern ja woanders noch andere Singles, die sie mögen könnten..." Und hoffentlich findet Eomma jemanden, der nicht gewalttätig ist, fügte ich noch in Gedanken hinzu.

„Ich sehe, wie er sie anschaut. So wie er damals meine Mutter angesehen hat. Ich sehe, dass er sie mag. Aber wenn sie irgendwann weniger Interesse zeigt, wird er sauer werden", erläuterte er mir.
Eigentlich wollte ich etwas wütendes darauf erwidern. Auf wessen Seite stand er denn nun? Schließlich hatte er mir wie ich ihm geholfen, dass wir beide unsere alte Leben wiederbekommen würden. Zumindest war es das, was mein Verstand sagen würde. Aber der arbeitete schon lange nicht mehr.

„Vielleicht finde ich es bald auch nicht mehr so schlimm, dass wir Tür an Tür miteinander leben müssen...", hauchte er schließlich so leise, dass ich es beinahe nicht verstand. Er blickte über meinen Kopf hinüber zur Wand; doch ich konnte nicht aufhören, ihn anzustarren.

Ich trat einen letzten Schritt an ihn heran und nahm seine Hand in Meine, sodass er seinen Blick mit Meinem verband. „S-Soll ich heute Nacht bei dir bleiben?"

Selbst nicht in meinen verstörendsten Träumen hätte ich mir wohl nicht ausmalen können, diese Worte auszusprechen und anschließend an ihn zu richten. Wir waren uns sehr nahe. Beinahe so nah wie im Gebüsch gestern. Doch ich fühlte mich sicher in dem, was ich tat. Er nickte schließlich. „Ja... ja..."

„Ich ziehe mich noch kurz um."
Dann ließ ich seine Hand behutsam los, drehte mich um und verschwand in meinem Zimmer.

Als ich meinen Spiegel passierte, blickte ich mich an. Meine Wangen waren gerötet. War es wirklich richtig, was ich tat? Ich griff nach meinem Handy und überlegte schon, Namjoon oder Jin nach einem Vorschlag zu fragen; bis ich mich etwas Besseren besann und es vollständig ausstellte. Dann zog ich mir eine frische Boxer und ein weißes Shirt über, bevor ich mein Gesicht und die Hände mit eiskaltem Wasser wusch.

Dann kehrte ich in sein Zimmer zurück. Taehyung lag bereits in seinem großen Bett, in welchem man aufgrund dessen Größe problemlos nebeneinander schlafen konnte.

Ich legte mich somit trotz meiner Aufregung recht gefasst neben ihn. Taehyung hatte die Arme hinter dem Kopf verschränkt und blickte an die Decke, während ich ihn von der Seite anstarrte. Ich machte mir kaum Gedanken, dass ich ihm so offen meine Empathie zeigte, obwohl alles in mir danach schrie, dass es falsch war.

Wir sprachen nicht miteinander. Jegliche Worte wären auch überflüssig gewesen.

Irgendwann wurde ich tatsächlich müde und rollte mich zur Seite. Ich musste schon halb in meinen Träumen versunken gewesen sein, als ich hörte, wie Taehyung sich auf seiner Seite aufsetzte und vorsichtig die Decke etwas weiter über meinen Schulter zog, da es sehr kalt im Raum war.

Durch diese Tatsache noch mehr durcheinander gebracht, konnte ich schließlich nicht mehr einschlafen. Ganz toll, dachte ich mir. Leise drehte ich mich zu Taehyung, der im Mondschein tatsächlich wie eine Mischung aus griechischer Statue, Vampir und Model aussah.

Er schlief. Er musste schlafen, denn andernfalls würde er in meiner Gegenwart keinen so entspannten Gesichtsausdruck aufweisen.

Behutsam legte ich eine dunkelblonde Locke, die ihm in sein Gesicht gefallen war, zurück auf ihren Platz und schluckte, während mir immer mehr bewusst wurde, wie schön und attraktiv mein Gegenüber doch war. Seine Lippen sahen zu gut aus. Sollte ich es mir wirklich entgehen lassen, und diese nicht küssen?
Ich kniff die Augen zusammen, um den Gedanken loszuwerden. Doch ich schaffte es nicht. In meinem Kopf drehte sich alles nur noch um Taehyung, mein Herz und mein Körper zog mich zu ihm.

„Fuck", murmelte ich mir schließlich selbst zu, ehe ich meine Alles-egal-Haltung einnahm. Er wird mich schon nicht wegen sexueller Belästigung anklagen... und wenn doch, war ich wenigstens kein Schisser und habe es durchgezogen.

Und dann tat ich es. Ich küsste ihn. Ganz vorsichtig legte ich meine Lippen auf sein volles Lippenpaar, um zu spüren, wie mein Herz explodierte und er erwiderte.

Er ist angetrunken, kam es mir in den Sinn. Beruhige dich, Jungkook. Und trotz alledem war unser erster Kuss war zart und behutsam. Die Lippen meines zukünftigen Stiefbruders waren weich und schmeckten etwas nach Rauch, wenn auch nicht so, dass es unangenehm war. Vor allem aber schmeckten sie nach Taehyung. Nach fucking Kim Taehyung.

Ich glaubte, gleich zu sterben, als er nach diesem kleine Kuss, der schon so gut war, zu einem weiteren ansetzte.

Dann keuchte ich leise auf, als er seinen Arm, während er irgendeinen Müll murmelte, um mich legte, den Kuss unterbrach, anschließend sein Kinn auf meinem Kopf ablegte und mich sanft an ihn drückte. Mit weit aufgerissenen Augen starrte ich an seinen Oberkörper, der durch das dünne Shirt, welches er trug, verdeckt wurde, während weiterhin sein Geruch in meine Nase stieg.

Nun lagen wir zusammen kuschelnd im Bett. Taehyung döste bereits wieder. Ich hingegen konnte mich kaum beruhigen.
Das schaffte ich erst, als ich mich an seine Nähe gewöhnte und merkte, wie sehr mir seine Wärme, seine starken Arme und sein ruhiger Atem die Möglichkeit gaben, mich ebenfalls zu entspannen.

Zaghaft legte ich einen Arm um Taehyung und vergrub mein Gesicht in seinem Shirt. Schüchtern lächelnd schlief ich dann wenig später ein.




✧ ✧ ✧

skksksks ich habe gerade selber einen fangirl anfall T-T
es tut mir übrigens so leid, wenn das so plötzlich dahingerafft kam :(
Sorry an alle, die vielleicht einen etwas krasseren kuss erwartet haben ._.

Aber zumindest ENDLICH EIN KUSS
(ich meine wir sind bei kapitel 37 oops)

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