35


˚ ✧ ⋆。˚

JUNGKOOK

„Hab' ich dich!", rief die Person triumphierend, als Taehyung mit seinem Kopf voraus an meinem Oberkörper hinunter schlitterte.

„Olga?!"

„Ihr?!"
Perplex schaute ich in das Gesicht unseres Hausmädchens, die schockiert das dicke Stück Holz, mit welchem sie Taehyung einen rübergezogen hatte, fallen ließ. Dieser rieb sich den Kopf, sodass ich tatsächlich lachen musste.

„G-Geht es dir gut?", fragte ich ihn, als er sich blinzelnd und den Hinterkopf haltend aus meinem Schoß erhob. Etwas Panik lag trotz alledem in meiner Stimmlage, sodass ich mich aufsetzte, um an seinem Hinterkopf zu kontrollieren, ob er blutete.

„Es geht schon", keuchte er unmissverständlich. Olgas Mund stand nach wie vor offen. Die Arme war so irritiert und fühlte sich wahrscheinlich wie ein Monster, unser neues Familienmitglied geschlagen und in ihren Augen fast getötet zu haben. Aber ihm schien es zumindest einigermaßen gut zu gehen.

„Was macht ihr hier draußen?"
Der Lärm und das Geschrei Olgas hatte unsere Eltern wohl erst recht aufgeweckt, denn sie kamen die Treppen hinunter über die Terrasse in den Garten gestiefelt.

„Taehyung? Kookie? Was macht ihr hier unten? Es ist ein Uhr nachts", ertönte die aufgebrachte Stimme meiner Mutter. Olga schaute nun irritiert zu Eomma und Dong-wook.
Diesen Moment nutzte Taehyung, um mich etwas nach unten zu ziehen. „Alles gut, ich hab' es hier", hauchte er mir anschließend zu und legte meine Hand auf seine große Jackeninnentasche, in der sich das Buch seines Vaters befinden musste.

Ich hatte in den letzten zwei Minuten schon halb vergessen, dass Taehyung mir viel zu nahe gewesen war. Doch nun brach wieder alles auf mich hinein. Er selbst war durch den Schlag auf den Hinterkopf wohl etwas verwirrt, da er unsere Gesichter zueinander schob und meine Hand auf seinen Oberkörper gelegt hatte. Seine Augen sahen mich müde an, und ich verspürte das Gefühl von immensen Mitleid für ihn, während mein Herz unweigerlich gegen meinen Brustkorb pochte.

„A-Alles gut... du hast alles richtig gemacht...", entgegnete ich wispernd, während er mich ansah.

Als unsere Eltern schließlich näher kamen, riss ich mich aus seinem Blick, bugsierte unsere Strumpfmasken hinter das Gestrüpp und stellte mich vollständig hin, ehe ich ein entschuldigendes Lächeln aufsetzte. „Ähm... nur ein kleiner Nachtspaziergang."

„Ihr habt Montagmorgen beide Schule", entgegnete meine Mutter und sah mich mit einer Mischung aus Besorgnis und Unverständnis an. Dongi hingegen hatte keinen Blick für mich übrig. Er sah nur abwertend auf seinen Sohn herab, der sich mit zittrigen Beinen erhob. „Und seit wann unternehmt ihr freiwillig etwas miteinander?"

„Ähm... naja...", erklärte ich unsicher. „Wir konnten beide nicht schlafen..."

(...)

Nachdem wir alle ins Haus zurückgekehrt waren, Olga sich sicherlich noch tausendmal bei Taehyung entschuldigt, sich seine Prellung angeschaut, ihm fünf Kühlpacks gegeben und dieser sich nur bedankt hatte, waren wir alle in unsere Schlafzimmer zurückgekehrt.

Ich war nochmal im Bad gewesen und wollte mein Zimmer ansteuern, als ich sah, wie Dongi Taehyung am anderen Ende des Ganges in sein Zimmer schob. Schließlich entschied ich mich, ihnen zu folgen.
Ich hatte noch nie ein Gespräch der beiden unter vier Augen mit angehört. Dem Blick meines zukünftigen Stiefvaters nach zu urteilen, war Dong-wook aufgrund unseres nächtlichen Ausflugs mehr als sauer auf Taehyung.

Mit einem unguten Gefühl im Bauch legte ich meinen Kopf schließlich an die dünne Tür. Ich konnte alles genauestens hören.

„Und? Hast du ihm irgendwas gegeben?", brüllte Dongi seinen Sohn geradezu an. Ich hörte ein leises Keuchen seitens des nach wie vor durch den Schlag geschwächten und müden Taehyung.
„Nein, Appa", sagte er dann mit bemüht fester Stimme, obwohl sie offensichtlich matt war.

Mein Herz zog sich schmerzhaft zusammen, doch inzwischen ignorierte ich dieses Gefühl nicht mehr. Wie scheiße Taehyung sich auch verhalten hatte... er war nun irgendwie so lieb und fürsorglich in meiner Gegenwart... er verdiente es nicht, von seinem Dad so angeschrien zu werden.

Als ein Klatschen aus dem Inneren ertönte, presste ich mir die Hand auf den Mund, um keinen ängstlichen Laut herauszulassen. Hatte Dong-wook–?

„Wo hast du deine Drogen, huh?", kam es nun wieder von ihm. „Ich schwöre dir, Taehyung, wenn du nicht aufhörst, dich in diese Scheiße zu reiten und dadurch nun auch noch diese Familie auseinander zubringen, kannst du sehen, wie du zurechtkommst! Was glaubst du, warum Jihe mich damals verließ? Ich hab' mein ganzes Geld für dich verbraten und du ziehst Jungkook mit in dein Loch! Halt dich fern von ihm! Er wird es noch weit bringen durch seinen Ehrgeiz und seine Vernunft, aber nicht, wenn du in seiner Nähe bist!"

Fragen über Fragen tauchten in meinem Kopf auf. Wer war Jihe und weshalb glaubte Dong-wook, dass Taehyung mich und die Familie zerstörte? Ich fühlte mich schlecht, wenn ich überlegte, dass ich meine letzte Frage vor einigen Tagen noch sicherlich hätte beantworten können.

Doch jetzt war alles anders. Ich konnte kaum glauben, was ich soeben gehört hatte. Mir wurde zeitgleich schlecht vor Angst und Ungewissheit.

„Eomma hat nicht nur dich, sondern auch mich verlassen", sagte Taehyung dann, woraufhin die Frage nach Jihe zumindest geklärt war.
„Und spiel nicht meinen Retter, weil Eomma nicht mehr mit mir und vor allem nicht mehr in deiner Gegenwart leben konnte! Ich zumindest–"

Klatsch! Ein weiteres Mal musste Dong-wook seinen Sohn geschlagen haben. Ohne es wirklich zu merken, füllten sich meine Augen mit Tränen.

„Deine Mutter hat dich verabscheut! Und was habe ich getan? Für dich gesorgt! Mir war es egal, was die anderen Leute über dich sagten!", brüllte er.

„Auch wenn du meine Rechnungen bezahlst und mich aufgenommen hast, heißt es lange noch nicht, dass du dich um mich gesorgt hast", hauchte Taehyung nun. „Inzwischen siehst du mich ebenso als Schandfleck an. Dir war es sowas von wichtig, was die Leute über uns sagten! Deshalb nahmst du mich zu dir! Alles nur, damit dein Image als lieber Vater aufrechterhalten bleibt!"

Den Dunkelblonden so viel und voller Emotionen sprechen zu hören, war zu viel für mich. Ich konnte mir nicht helfen. So langsam schienen mir einige Punkte in Dongis Charakter und Taehyungs Familiensituation bewusst zu werden.

„Du kannst dir nicht vorstellen, wie sehr mich diese Undankbarkeit anekelt."
Die Stimme des Verlobten meiner Mutter war plötzlich sehr ruhig geworden. Für eine Millisekunde glaubte ich schon, dass Dong-wook sich beruhigt hatte, als ein weiterer, lauterer Schlag und ein Aufprall ertönte.

Taehyung musste durch seinen Vaters zu Boden gefallen sein.

„Was Olga dir aus Versehen zugefügt hat, genügt nicht", sagte er dann abschätzig und mit eiskalter Stimme. „Du hast Hausarrest und wenn du nicht aufhörst, Jungkook zu belästigen und außerhalb deiner Nachhilfe aufgrund deiner Unfähigkeit Zeit mit ihm zu verbringen, sorge ich dafür, dass du sofort deine Sachen packen kannst!"

Leise keuchte ich auf und fasste mir ans Herz, um dieses zu beruhigen, ehe ich mich an die Wand presste, als die Tür aufflog. Dongi sah mich nicht, als er Taehyungs Zimmer verließ.



✧ ✧ ✧

und endlich sehen wir mal dongis wahres gesicht ;-;

— wird ausnahmsweise mal etwas deep hier, was denkt ihr, wird kookie nun tun?

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top