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TAEHYUNG
Ich wusste nicht, dass Jungkook jene Gefühle empfand, als ich ihn sicher und fest in meinen Armen in unser Wohnzimmer transportierte. Die anhaltende Ruhe wurde jedoch mit einem Mal unterbrochen, als mein jüngerer Stiefbruder mit seinem Fuß, der in der Luft baumelte, gegen die Türzage, die ins Wohnzimmer führte, stieß.
„Auaa!", maulte er auf, während der Schmerz mit einem Mal durch seinen Fuß zog. „Mein armer Fuß! Taeee... ich glaub', ich muss meinen Fuß kühlen!"
„Bitte?!" In dem schwachen Licht einer angelassenen Stehlampe erkannte ich seinen wehleidigen Gesichtsausdruck. „Ja, ernsthaft", erwiderte er daraufhin wild nickend. „Schau mal, wie blau der schon ist!"
„Ich kann offensichtlich nichts sehen", sagte ich und ließ ihn schließlich auf dem Sofa nieder, ohne mich jedoch hinfort zu bewegen. Auch wenn ich wusste, dass der Schwarzhaarige vollkommen übertreiben musste, nutzte mein Unterbewusstsein meine Unwissenheit bezüglich seiner Verletzung dazu aus, direkt in seiner Nähe zu bleiben.
„Ja, deshalb musst du ihn dir ja auch ansehen. Aber es kann sein, dass meine Füße stinken... also lassen wir es lieber", überlegte er laut weiter, und schüttelte mit dem Kopf. „Naja dann lieber nicht... aber ich muss mich kurz hinsetzen... und holst du mir etwas Eis zum Kühlen? Und wenn du schonmal dabei bist... noch etwas von dem Mars-Eis? Bitte, bitte, Taehy–?"
Sein Ausruf wurde von meiner Hand gedämpft, die ich ihm beinahe panisch auf den Mund legte. „Sei leise, sonst können sie uns hören", teilte ich Jungkook mahnend mit, während dieser mich empört musterte.
Nach wie vor ließ ich meine Hand auf seinem Mund platziert, und lauschte, ob jemand im Haus umherging. Während ich mich auf die Geräusche konzentrierte und kaum realisierte, wie nah wir eigentlich zusammen waren, sah ich aus dem Augenwinkel, wie der Jüngere seine Hand nach meinen dunkelblonden Wellen ausstreckte. Ich ließ zu, dass er diese das erste Mal anfasste. Plötzlich drückte er mir einen Kuss auf die Handinnelseite.
Ich ließ augenblicklich von seinem Mund ab, und sah unschlüssig und mit vor Panik klopfendem Herzen zu ihm herab. „Was–?"
„Deine Haare sind weich", sagte er bloß beschwipst lächelnd. „Viel weicher als die von Namjoon..."
Ich sah ihn an, als hätte er sie nicht mehr alle. Was so war. Abgesehen davon, dass ich nicht daran zweifelte, dass er Einstein höchstpersönlich in der Schule und unglaublich fleißig war, war er – vor allem wenn er betrunken war – unberechenbar und hatte Probleme, sich zusammenzureißen.
Zumindest war es bei mir so. Das musste daran liegen, dass ich bald ein richtiges Familienmitglied werden würde. Ich war niemand, über den er sich einmal ärgerte und anschließend hinwegsehen konnte. Deshalb bekam ich seine ganze Abneigung ab, obwohl er doch eigentlich eine so freundliche Person war.
Ich hatte es schon nach kurzer Zeit nicht geschafft, ihn dafür ebenso nicht zu mögen. Dafür sagte ich mir stets, dass er nicht anders konnte. Er hatte seinen Vater geliebt. Abgesehen davon fand er Menschen wie mich sowieso nicht sonderlich ansprechend. Raucher, demotiviert in der Schule und niemand, der ständig lächeln konnte? Ich war das vollkommene Gegenteil von ihm. Das konnte nicht gutgehen.
Es herrschte einige Zeit Stille zwischen uns beiden, in der wir uns anschauten. Seine Augen sind wirklich schön, dachte ich mir verschmitzt. Ich sah, dass er ebenso lächeln musste. Dieser Moment war für mich aber so unangenehm, dass ich mich letztendlich erhob, um mich zum Gefrierfach in den Vorratsraum neben der Küche zu begeben.
Ich hörte noch, wie es Jungkook währenddessen schaffte, sich aus seinem lästigen Schuh zu befreien und ihn in irgendeine Ecke des Raumes zu befördern, ehe er es sich auf dem Sofa bequem machte.
Als ich wiederkam, setzte er sich schnell wieder auf, da er das Marseis in meinen Händen bemerkte. Sogleich schien der Schmerz aus seinem (tatsächlich bläulichen) Fuß vergessen zu sein, und er jubelte leise auf. Mit großen Augen nahm er anschließend den eisgekühlten XXL-Marsriegel, den ich ihm bereits geöffnet hatte, entgegen.
„Ich übernehme keine Verantwortung, wenn du dich danach wieder übergibst...", erzählte ich ihm ruhig und nahm ein-zwei Meter neben ihm Platz.
Nachdem er bereits einen Bissen genommen hatte, sah er mich über beide Ohren grinsend an. „Musst du aber... Eomma und Dongi werden dir sicherlich die Schuld geben..."
Schließlich versagte sein Lächeln mit einem Mal aber. „Und dabei ist es eigentlich scheiße für dich... ich hab' mich vollgesoffen... und du bist nur weggegangen, weil ich dich angemotzt habe... und weißt du... ich will nicht... ich will nicht, dass du–"
Dass ich wegen dir Ärger mit meinem Vater bekomme?, fügte ich in Gedanken hinzu, da er abbrach. Aber nein. Erzähl keinen Stuss, Taehyung. Jungkook ist bloß so nett zu dir, da er betrunken ist. Langsam ließ dieser sein Eis sinken.
Sein Mundwinkel zuckte etwas, ehe er es mir reichte. „Hier...", sagte er schließlich, und für einen kurzen Moment befürchtete ich, nicht mehr aufhören können, ihn anzuschauen, während er so sanft lächelte. „Iss du es... ich gehe ins Bett. Bevor ich wirklich noch irgendeinen anderen Scheiß mache..."
Mit diesem Worten erhob er sich aus dem Nichts, um sogleich wieder ins Straucheln zu geraten. Ich hatte mich augenblicklich erhoben, da alle Alarmglocken bei mir angegangen waren; doch er gab mir ein Handzeichen, um mir zu zeigen, dass es ihm gut ging. „Ich schaff' das schon..."
„Ich denke eher nicht", entgegnete ich ohne groß nachzudenken und für meinen Geschmack etwas zu besorgt.
„Willst du mich wieder tragen?", wollte er leise röchelnd von mir wissen. Dann schaute er mich an und seine Wangen nahmen einen rötlichen Ton an, nachdem er erkannte, dass ich ihn anstarrte. Reiß dich zusammen, rief ich mir erneut in den Sinn. Er ist betrunken. Er weiß nicht, was er redet.
Und so fand sich Jungkook am Ende vor seinem Bett in meinen Armen nieder. Nicht, dass ich mit ihm jetzt in dieses hüpfen würde.
Aber ich legte ihn sanft auf der Matratze nieder. Blinzelnd sah er mir noch zu, wie ich ihn vorsichtig aus seiner Jacke befreite, ehe ein Seufzer meine Lippen verließ. Wir waren uns so nah gewesen und doch... Ich wusste, dass es anders nicht möglich war – wenn ich die Situation jetzt ausgenutzt hätte, wäre es höchstwahrscheinlich noch schlimmer gekommen.
„Irgendwie ist es... Schade, dass du dich morgen höchstwahrscheinlich an nichts mehr erinnern wirst, was du zu mir gesagt hast und was ich tat...", sprach ich schließlich bedrückt und erneut ohne mir wirkliche Gedanken darüber zu machen.
Er verzog traurig den Mund. „Aber weshalb?" Sein Gehirn konnte wohl nicht ganz verstehen, was meine Aussage jetzt genau bedeutete. Etwas fragend sah er zu, wie ich das Licht löschte. Ich verharrte in meiner Position, als er mit seiner Hand nach meinem Handgelenk griff. „Was meintest du damit, Tae?"
Mir fiel auf, dass er mich an diesem Abend nicht selten bei meinem Spitznamen angesprochen hatte. Normalerweise mochte ich es nicht, wenn mich jemand so nannte. Aber aus seinem Mund kombiniert mit seinen attraktiven Stimme klang es einfach zu gut.
„Gute Nacht", sagte ich mit noch leiser, doch nach wie vor tiefer Stimme und legte sanft seine Hand zurück auf seine Brust. Es war fast schon niedlich, während seine Augenp schon zufielen und er versuchte, darauf zu antworten. Aber ich beruhigte ihn weiterhin, indem ich seine Bettdecke etwas höher zog. „Alles ist gut. Gute Nacht, Kookie."
Mit einem letzten Blick auf den dösenden Jungkook schloss ich schließlich seine Zimmertür hinter mir. Zurück auf dem Flur atmete ich tief ein und aus und schaute an mir hinunter, ehe mein Blick an einer bestimmten Stelle haften blieb. Es war definitiv noch nicht Zeit zu schlafen.
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lol es ist wirklich einfach viel mehr passiert als ich geplant habe upsala
Aber OMG Taes sicht... ich habe es tatsächlich getan...
— was denkt ihr jetzt über ihn? Einiges verständlicher? Wie steht er eurer Meinung nach zu kookie?
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