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JUNGKOOK
„Aha!", stieß ich aus, als wäre ich Sherlock Holmes, der so eben seinen schwierigsten Fall gelöst hatte. „Wusst' ich's doch! Also doch keine nur-Freunde!"
Ein dumpfes Gefühl machte sich in meiner Magengegend breit. Dies lag aber wohl eher daran, dass ich selbstverständlich keinen Mageninhalt mehr besaß. Aufgrund des Alkohols schien ich heute wohl wirklich irgendwelche kindischen Emotionen mit normalen Körperwahrnehmungen zu verwechseln.
Dann kam mir etwas in den Sinn: „Ihhh, Moment mal... bestimmt treiben die es auf meinem Platz! Darf ich dann bei dir mitfahren, Joonie?"
Und dazu war ich schon irgendwie ziemlich sauer, dass Taehyung einfach mit Jennie vögeln würde. Aber ich war zu besoffen, um zu wissen, was meine Wut gepaart mit dieser Enttäuschung in mir auslöste.
„Naja... mal schauen...", entgegnete Namjoon ausweichend, sodass ich empört nach Luft schnappte: „Mal schauen?"
Mahnend hob ich meinen rechten Zeigefinger in die Höhe und schielte etwas, da es schwierig war, diesen gerade zu halten. „I-Ich brauche eine korrekte Aussa–"
Der Rest des Wortes ging in meinem nächsten, plätschernden Anfall unter. Namjoon – so vernünftig und schmerzfrei wie er war – sah mir geduldig dabei zu und verzog nicht einmal ansatzweise angeekelt das Gesicht.
„Ich glaube... ich hab's heute etwas übertrieben", bemerkte ich müde, ehe ich begann zu kichern. Es war wirklich lustig, dass ich mir immer vornahm, auf mich zu achten und am Ende irgendwo gackernd auf der Erde lag.
„Und ich glaube, ich hole dir mal einen Lappen oder sowas...", überlegte Namjoon laut und scannte die Umgebung ab. „Aber komm lieber mit... ich hab' keine Lust, dich wie vor einigen Monaten wieder aus irgendeinem Teich zu fischen, weil du unbedingt schwimmen wolltest, oder zwischen stinkenden Mülltonnen zu suchen, weil du dort Pfandflaschen vermutest..."
„Und wenn ich wieder kotzen muss?", leierte ich aufgesetzt enttäuscht seufzend und tippte mir an die Schläfe.
„Okay, bleib doch lieber hier", bestimmte Namjoon überzeugt. „Aber versprich mir, dass du nicht wieder irgendeine Scheiße machst!"
„Versprochen", säuselte ich und grinste schief. „Na gut", erwiderte er und machte sich auf, schnell zurück ins Haus zu gehen. Kaum war er aus meinem Blickfeld verschwunden, legte ich meinen Kopf in den Nacken und schaute zufrieden lächelnd in den Nachthimmel, um mir die Sternchen anzuschauen. Ich summte irgendein Lied, zu welchem ich eben noch getanzt hatte, als ich eine Autotür zuschlagen hörte.
Blinzelnd schaute ich zurück zur Straße und erkannte, dass sich jemand wohl durch die Gartentür zurück zur Party schleichen wollte. Ich identifizierte das Mädchen als Jennie, die aus dem Auto gestiegen war. „Sind die jetzt schon fertig?", fragte ich mich selber murmelnd.
Na gut, ich hatte kein Zeitgefühl, während ich betrunken war... gerade tanzten auch Sumoringer auf Giraffen auf dem Dach von Lalisas Haus Tango... also wer wusste schon so genau darüber Bescheid?
Achselzuckend schaute ich zurück in diese klare Nacht, als sich erneut Schritte näherten. Ich blickte auf und erblickte meinen besten Freund mit einem karierten Tuch in der Hand.
„Joooonie", rief ich ihm zu und verschränkte stolz lächelnd die Arme vor der Brust. „Schau mal, ich bin die ganze Zeit hier sitzen geblieben, ohne Pfandflaschen zu suchen oder Fische zu–"
Ich verstummte, als ich erkannte, dass eine Person hinter Namjoon auftauchte. Er war nicht nur mit einem Tuch für mich aufgekreuzt, sondern auch mit Taehyung im Schlepptau.
(...)
„Aha!", stieß ich ein zweites Mal in dieser Nacht hervor und begann wild mit dem Kopf zu nicken. „Ihr zwei! Unter einer Decke! Was habt ihr vor?!"
„Er bringt dich nach Hause", entgegnete Namjoon bestimmt und blickte Taehyung von der Seite an, der jedoch nur mich anschaute. Blinzelnd versuchte ich zu erkennen, wie er mich musterte. Doch erneut machte mir die Promille in meinem Blut einen Strich durch die Rechnung. Höchwahrscheinlich blickte er mich wieder gelangweilt oder abwertend an. „Bevor du mir an deiner Kotze erstickst."
Empört verdrehte ich die Augen. „Ich will aber noch hier bleiben!", beschwerte ich und sprang auf, um ihnen zu beweisen, dass ich noch topfit und vor allem in der Lage war, mich weiterhin zu bewegen.
Jedoch wurde mir sofort schummerig und ich begann zu stolpern, sodass die beiden mir unter die Arme greifen mussten und ich schließlich bis zu Taehyungs schicker Karre gestützt wurde.
Auf dem Weg dorthin, versuchte ich die beiden weiterhin davon zu überzeugen, mich nicht ins Auto verfrachten zu müssen. „Man Leute...", maulte ich weiter und griff nach Namjoons Haaren, da ich, um ihn zu ärgern, immer in diesen spielte.
„Ich bin eben nur kurz ausgerutscht. Wieder mal zu wenig gegessen. Beziehungsweise... ich habe genug gegessen, aber dann kam alles wieder raus und–"
„Jungkook, Klappe halten", bemerkte Namjoon ernst, sodass ich meine Lippen aufeinander presste und mich zu Taehyung wandte, um mich bei diesem über die Unverfrorenheit meines besten Freundes zu beschweren. Erneut schaute dieser aber nur konzentriert nach vorne und beachtete mich nicht.
Wahrscheinlich ist er eifersüchtig, dachte ich mir und musste kichern. Taehyung ist eifersüchtig, weil er sieht, dass Namjoon einen so guten Draht zu mir hat und ich auf ihn höre, während Taehyungs Meinung mir am Arsch vorbeigeht.
Ich wurde auf den Beifahrersitz gesetzt und notdürftig von Namjoon angeschnallt. Weiterhin zupfte ich an seinen Haaren herum. „Kookie", seufzte dieser und umfasste mein Handgelenk, um seine Haare von meiner Hand zu befreien.
Ob ich jetzt wohl wirklich in Jennies Zeugs drin lag? Ihhh ich dachte wirklich an zu ekelige Sachen. Es war wohl doch ganz gut, dass ich in diesem Moment nicht so viel sehen konnte und mitbekam.
Namjoon entfernte sich und ich winkte ihm noch traurig zum Abschied zu, ehe ich zusammenzuckte, als Taehyung die Fahrertür zuknallte.
„Hui... da hab' ich mich aber erschreckt", kicherte ich weiter und legte meinen Kopf schief, um den sichtlich angespannten Taehyung zu mustern, während mein bester Freund von der Fahrbahn abtrat.
Schon bald sollte mir jedoch mein Lächeln vergehen. Taehyung fuhr und fuhr, und mir wurde gefühlt mit jedem Kilometer, den wir zurück legten, schlechter.
„Hast du ne Kotztüte?", wollte ich erschöpft wissen und lehnte meinen Kopf an den Rücksitz, um seine Reaktion zu beobachten.
„Nein", sagte er ernst und schaute weiterhin starr auf die spärlich beleuchtete Landstraße.
„Hm, ich muss aber kotzen", entgegnete ich beleidigt.
„Jungkook!" Seine Stimme wurde schärfer, aber mich interessierte dies nicht, da ich bereits spürte, wie es mir erneut die Speiseröhre hinaufkam.
„Okay, dann kotz' ich dir den Wagen voll."
Augenblicklich bemerkte ich, wie Taehyung begann, abzubremsen. Wir wurden immer langsamer und er fuhr weiter rechts, um an der Straßenseite anzuhalten. Mit dröhnendem Kopf schnallte ich mich ab, stieß die Beifahrertür auf und beugte mich hinüber. Da wir uns eh an einem Feldweg befanden, entleerte ich meinen Mageninhalt auf das hohe Gras. Unwillkürlich blinzelte ich, nachdem ich fertig war und hielt mir erschöpft die Hand auf die Brust.
„Geht's?" Mir wurde ein Taschentuch hingehalten. Erst war ich verwirrt, da ich glaubte, irgendjemand hätte sich auf dem Rücksitz versteckt oder ein Fußgänger wäre an unser Auto getreten. Doch war es Taehyung, der mir das Tempo reichte.
Meine Hände zitterten noch leicht vor Übelkeit, als ich das Tuch entgegennahm und meinen Mundwinkel säuberte.
„J-Jo, ich glaube", antwortete ich nach wie vor sehr irritiert, da ich das Gefühl verspürte, dass Taehyung sich möglicherweise um meinen Zustand sorgte. „Lass uns mal wieder verschwinden."
„Ich hab keinen Bock, dass du wieder kotzen musst", erwiderte er, sodass ich nur auflachen konnte und ihn anschaute. Seine dunklen Augen musterten mich. War das wirklich Besorgnis, wenn nicht Angst in seinen Augen? Er ist wirklich süß, wenn er sich so sorgt, kam es mir in den Sinn und ich lächelte.
„Ich hab Schiss vor Mördern", teilte ich ihm mit und wandte mich anschließend ab, um mich zurückzulehnen. Die Übelkeit hatte nach diesem Anfall immens nachgelassen. „Die stehen immer an solchen Straßen. Willst du lieber eine Leiche transportieren oder einen Betrunkenen?"
Zufrieden hörte ich zu, wie er den Motor startete. Nun, wo es mir besser ging, schien ich mich irgendwie sogar darauf zu freuen, dass die Fahrt noch einige Zeit andauern würde.
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das hat wieder so Spaß gemacht zu schreiben hahaha und endlich gehts mal ab haha
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