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JUNGKOOK

Alles war im grünen Bereich. Die Stimmung zuhause war angespannt, wenn nicht unangenehm. Es war Wochenende und Lalisas Party stand an. Dieses Mal sollte mir nichts dazwischenkommen. Glücklicherweise war meine Mutter eine Person, die mich stets Spaß haben ließ, selbst wenn ihre Situation es nicht unbedingt zulassen würde.

Zufrieden betrachtete ich meine Wenigkeit vor meinem Spiegel. Selbstverständlich hatte ich mich nicht vollständig hergerichtet. Ich machte mir nicht viel aus perfektem Styling. Jedoch fühlte ich mich heute schon ziemlich lässig mit meinem übergroßen Shirt und der schwarzen Karottenjeans.
Erneut fragte ich mich, weshalb ich mir noch keine Freundin zugelegt hatte. Ich sah gut aus... hatte nie etwas gegen Gesellschaft.

Möglicherweise war ich einfach noch etwas schüchtern. Etwas Alkohol würde schon dazu führen, dass ich selbstsicherer wurde und ein paar Mädels anbaggerte. Denn sonst hatte ich eigentlich wenig Lust, mit irgendwelchen Menschen rumzumachen.

Letztendlich schüttelte ich mit dem Kopf. Ich machte mir schon wieder zu viele Gedanken. Irgendwann würde ich ein Mädchen finden... ja... und dann würde alles ganz einfach und nicht mehr unangenehm sein.

Ich schnappte mir mein Handy und mein Portmonee, bevor ich den Lichtschalter betätigte und nach unten in den Flur joggte, in welchem ich meinen Stiefbruder vor dem verschnörkelten Spiegel auffand. Interessiert tauchte ich hinter ihm auf und schaute ihm über die Schulter. „Musst du noch 'wo hin?", wollte ich neugierig wissen.

Mein Blick wanderte nach rechts, als ich meine Mutter in der Tür zum Wohnzimmer entdeckte. Sie lächelte mir betrübt zu, woraufhin ich ihr ein freundliches Lächeln schenkte. Bald schon wirst du verstehen, dass es besser ist, ohne Dong-wook zu leben. Diesbezüglich war ich mir voll und ganz sicher.

„Zu Lisas Party", entgegnete Taehyung knapp, sodass mein Lächeln erfror und mein Kopf in seine Richtung schnellte. „Bitte?", wollte ich wissen und meine Stimme war so hoch, dass ich einen Voicecrack bekam. „Du gehst da auch hin?"

„Ihr könnt ja zusammen fahren", hörte ich eine männliche Stimme, die unverkennbar zu Dongi gehörte. Er war hinter Eomma aufgetaucht. „Taehyung kann dich in seinem Auto mitnehmen. Eure Freundin wohnt doch am anderen Ende der Stadt."

Aufmunternd lächelte meine Mutter mir weiterhin zu. Ich sollte mit ihm fahren? Keine zehn Pferde bekamen mich in seine Karre. Sicherlich war das so eine alte Kiste... und wer garantierte mir, dass Taehyung überhaupt einen Führerschein besaß, geschweige denn über eine Fahrerlaubnis verfügte? Genau! Niemand.

„Ich kann ihn mitnehmen", bemerkte der Ältere tonlos, sodass sich unsere Blicke trafen. „Es ist auch schon ziemlich kühl draußen."

Aha, kam es mir augenblicklich in den Sinn. Jetzt macht er wieder einen auf ,verständnisvollen, besorgten, älteren Bruder'... als wenn ihn es juckt, ob mir kalt ist oder nicht!

Dabei blickte er mich tatsächlich so an, als würde er diese Bemerkung ernst meinen. Für einen kurzen Moment war ich etwas gefangen in seinem Blick und kein Wort kam mir über die Lippen, bevor mir bewusst wurde, dass dies sicherlich zu seinen Schauspielleistungen gehören musste, die er ja bekanntlich überall und nirgends anwandte.

„Ähm... okay?", stimmte ich schließlich zu und brach den Blickkontakt mit ihm ab.
Weshalb schaffte er es immer, meinen Blick an ihm kleben zu lassen? Und weshalb wurde mir zeitgleich in diesen Momenten warm? Das war einfach komisch.

Aber all diese Dinge sollten mich nicht verunsichern. Nun gut, dann fuhr ich eben mit ihm mit. Was hatte ich gesagt? Nichts sollte mich von meiner guten Laune abbringen.

(...)

Möglicherweise war ich etwas zu voreilig gewesen. Vielleicht auch etwas sehr voreilig. Denn die Schrottkarre, wie ich sie mir vorgestellt hatte, entpuppte sich als schicker BMW, der aber nicht allzu neu war. Und der Ledenjacken-tragende, faule, rauchende Fahrer dieses Autos stellte sich als überraschend ruhiger Verkehrsteilnehmer heraus, der auf die Geschwindigkeit achtete und mich vorausschauend bis zu Lalisas Zuhause kutschierte.

Dies war ein weiterer wirklich eigenartiger Punkt an Taehyung. Sein Vater sprach stets von einem aggressiven, müden Faulpelz am Steuer, wenn er von den Fahrkünsten seines Sohnes erzählte. Ich hatte mich allgemein gewundert, dass er überhaupt zugelassen hatte, dass ich einstieg. Möglicherweise wollte er mich ja umbringen – man wusste es nicht.

Während der ersten Hälfte der Fahrt sprachen wir kein Wort nebeneinander. Mein Blick wanderte durch die Inneneinrichtung des Autos und blieb schließlich an meiner Hand hängen, die ich zufällig sehr nah neben seiner Linken platziert hatte.

Wie damals am Tisch, als mir sein ausgeprägter Adamsapfel aufgefallen war oder auf dem Flur, als ich sein breites Kreuz zu Gesicht bekommen hatte, bemerkte ich, wie groß seine Hand eigentlich war. Die Haut war etwas gebräunter als meine Blasse, seine Adern traten leicht hervor und allgemein verwies sie auf einen athletischen Besitzer. „Hast du es gesehen?"

„Was?" Obwohl ich nicht erwartet hätte, dass er mich darauf ansprach, hatte ich irgendwie kurzzeitig Angst verspürt, dass er bemerkt haben könnte, wie ich gestarrt hatte.

„Sie verstehen sich wieder besser", entgegnete er kühl und betätigte den Blinker, um in eine Seitenstraße einzubiegen. „Schwachsinn", antwortete ich augenblicklich, ohne groß nachzudenken und schluckte schwer, ehe ich aus dem Fenster blickte.

„Willst du damit sagen, es wäre zu schön, um wahr zu sein?", wollte er von mir wissen, woraufhin ich gluckste: „Sie haben sich drei Tage lang gestritten und tun es immer noch. Sie haben sich nur für uns zusammengerissen. Vielleicht solltest du einfach mal nicht so pessimistisch sein. Denn solche Menschen kann niemand gebrauchen..."

„Sei du lieber froh, dass ich dich nicht herauswerfe", erwiderte er mit ernster Stimme, während ich ihm ansah, dass er Mühe hatte, sich zusammenzureißen. Wenn ich nicht sein Stiefbruder wäre, würde ich wahrscheinlich schon ein blaues Auge haben – das stand fest.

„Du gönnst es mir doch bloß nicht, dass ich mich 'mal amüsiere", meinte ich vorwurfsvoll und zog eine Augenbraue in die Höhe.
„Deshalb verbreitest du gleich wieder schlechte Stimmung. Aber mir ist es egal, wenn du idiotischer Bastard wieder irgendetwas erzählst, um mich runterzuziehen. Ich will Spaß haben, und mich nicht mit Leuten wie dir rumschlagen müssen."

Wir waren da.
Ich betätigte den Gurt und atmete tief durch, bevor ich ihn noch ein letztes Mal von der Seite betrachtete. Seine Hände hatte er nach wie vor auf dem Lenkrad platziert und er schaute starr nach vorne, als wolle der Dunkleblonde sitzen bleiben. Ich fragte nicht, ob er mitkommen würde, ehe ich die Beifahrertür öffnete und ausstieg.

Auf dem Weg zur Haustür dröhnte bereits die laute Musik in meinen Ohren. Etwas schlecht kam ich mir tatsächlich aber doch vor.

Erneut hatte ich recht abfällig geklungen und war mir erst im Nachhinein darüber bewusst geworden. Er hatte mich normal angesprochen, und schon wurde ich aggressiv. Dies musste mich doch eigentlich auf meine Schwäche und meine Angst hinweisen. Aber vor was sollte ich denn Angst haben? Das machte alles doch keinen Sinn!

Möglicherweise hatte ich wirklich übertrieben und ihn ziemlich unnötig beleidigt... Aber auch wenn. Er war asozial, faul und unhöflich. Was sollte ich also mit ihm? Er machte sich über meine Freunde und mich lustig.

„Bald bist ich ihn sowieso los", murmelte ich zu mir selbst, als ich die letzten Schritte, ohne mich noch einmal umzudrehen, bis zur Klingel auf mich nahm. Der Satz hallte in meinem Kopf wieder.

Doch egal, wie ich es drehte und wendete: Es machte mich nicht glücklich.





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— hat kookie eurer meinung nach übertrieben?

und omg wir steuern auf einige meiner fav kapitel zu hehe

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