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JUNGKOOK

„Das will ich sehen", murmelte er erneut, ohne mich anzusehen. Tatsächlich stimmte es, dass ich mir am liebsten diese Sonnenliege geschnappt und anschließend an einer Seite hochgehoben hätte, um ihn geradewegs in dieses schäbige Wasser zu katapultieren.

Wäre da nicht mein nicht-vorhandener Bizeps.
Ich hatte bereits eine spitze Bemerkung auf der Zunge, als ich das Auto anfahren hörte.

Toll, dachte ich mir. Spülmaschine nicht ausgeräumt und der Flur ebenso wenig gestaubsaugt. Und Eomma macht mich dafür verantwortlich, dass nichts gemacht wurde, weil ich Taehyung in die Hauswirtschaft einweisen soll... Das war doch wirklich alles zum Kotzen!

Lautes Stimmengewirr drang an mein Ohr. Ich sah aus dem Augenwinkel, wie sich nun auch Taehyung in Richtung des Lärms wandte und überraschenderweise aufsetzte.

Immer klarer konnte ich hören, worum es in der Konversation, oder wohl eher in der Auseinandersetzung ging.

„Sie streiten sich", stellte ich tonlos fest, ehe sich ein breites Lächeln auf meinen Lippen bildete und ich mich zu meinem baldigen Ex-Stiefbruder umwandte.
„Sie streiten sich." Tatsächlich strahlte ich ihn an, als hätte er mir gerade ein ernstgemeintes Kompliment gemacht oder mir eine Kiste an Marsriegeln zukommen lassen.

Taehyung schaute nicht glücklich drein. Seine Augen huschten von der Terrasse in mein Gesicht und wieder zurück. Ich war ganz irritiert, dass sich sogar ein etwas niedergeschlagener Ausdruck in seinem Blick fand. Dabei wäre diese Tatsache doch wirklich 'mal ein Grund zum Strahlen.

Glücklich biss ich mir auf die Unterlippe und drehte mich von ihm fort, um dem Streit zu lauschen, als sei dieser Musik in meinen Ohren. Könnte es wirklich sein, dass unser Plan geklappt hatte?

~*~

Das Gezoffe erstreckte sich nahezu über den ganzen restlichen Nachmittag bis zum späten Abend, als ich in die Küche trat, in welcher Taehyung tatsächlich die Spülmaschine ausräumte und Olga nachdenklich einige Gläser polierte.

Als sie mich entdeckte, zierten ihre Lippen ein freundliches Lächeln. „Mein Keks, was machst du denn um die Uhrzeit noch hier? Hast du etwa Hunger?"

„Du hast es erfasst...", erwiderte ich und musste ein zufriedenes Schmunzeln unterdrücken, während ich auf den Kühlschrank zusteuerte. „Eigentlich sollte ich ja keine Kohlenhydrate am Abend essen... aber ich hörte, dass Eomma Baguette und diesen leckeren Brotaufstrich gekauft hat..."

Mir machte es nichts aus, dass Taehyung unserem Gespräch lauschen konnte. Erneut bemühte ich mich um eine normale Miene, sodass Olga mir meine Freude nicht anmerken konnte. Ein vorwurfsvolles Schreien, welches sich ganz nach meiner Mutter anhörte, donnerte mal wieder durch das ganze Haus.

„Jaja...", bemerkte Olga und stellte seufzend ein fertiges Glas neben ihr auf der Kochinsel ab, bevor sie sich an das Nächste machen. „Erster Streit, ihr zwei."

„Und wahrscheinlich auch die letzte Konversation", flüsterte ich Taehyung zu, sodass Olga es ja nicht mitbekam. Der Dunkelblonde erwiderte daraufhin selbstverständlich nichts, da ich ja keine lustige Person war und er allgemein nie lachte. Er war wirklich ein Spielverderber.

Am liebsten hätte ich mir spitzbübisch aufgrund der Situation die Hände gerieben. Dass Streitereien im Haus mich einmal glücklich machen würden, hätte ich wohl niemals erwartet.
„So... ich gehe dann mal zurück in mein Zimmer", verabschiedete ich mich mit einigen Scheiben auf meinem Teller, schnappte mir noch ein Bonbon aus der Porzellanschale, die stets auf dem Küchentisch stand, und winkte Olga zur Nacht zu.

Auf dem Flur tanzte ich beinahe zur Treppe und stieg diese mit dem Geschrei in meinen Ohren hinauf, um mich danach in mein Zimmer zu begeben. Ach... war das alles wundervoll?


~*~

Als ich am nächsten Morgen die Treppe wiederum hinunterkam und mich an den Frühstückstisch begab, an welchem unsere Familie bereits Platz genommen hatte, herrschte überraschende Ruhe zwischen den Anwesenden. Kaum jemand sprach miteinander.

„Guten Morgen", begrüßte ich sie und erhielt von allen dreien ebenso eine Begrüßung, während sich Dongi und Eomma je ein gezwungenes Lächeln abgewinnen konnten, was ich von Taehyung selbstverständlich nicht erwarten konnte.

Eine wundervolle, entspannte Ruhe. Diese war nach der Auseinandersetzung am gestrigen Abend genau das, was mir den Beweis lieferte, dass unser Plan Feuer gefangen hatte und dieses auch auf Dauer behalten sollte. Ich musste wirklich aufpassen, nicht fröhlich loszusummen.

Taehyungs Blick war nach wie vor starr auf die Müslischale vor ihm gerichtet, während er in regelmäßigen Abständen den Löffel zu seinem Mund führte.

„Weshalb bist du eigentlich nicht glücklich, dass es so gut läuft?", fragte ich ihn, nachdem wir zusammen das Haus verlassen hatten und nun nebeneinander zur Bushaltestelle gingen. Wie gewohnt begaben wir uns gemeinsam dorthin; setzten uns aber später nicht zusammen.

„Noch ist nichts entschieden", sagte er bloß kühl und legte einen Gang zu, sodass ich Probleme hatte, mit ihm mitzuhalten. Am liebsten hätte ich eine aufgesetzt dramatische Miene verzogen und daraufhin gelacht, würde ich ihn nicht so nervig finden.

„Naja... ich bleib auf jeden Fall optimistisch. Manchmal kann es schneller gehen, als man glaubt..."
Ich hatte das Gefühl, dass heute sogar so ein Tag kommen würde, an dem selbst nicht Taehyung mir meine gute Laune verderben konnte.

(...)

Nachdem wir beide aus dem Bus gestiegen waren, trennten sich unsere Wege. Mit einem fröhlichen „Bis später!" verabschiedete ich mich von meinem noch-Stiefbruder und schritt zu Namjoon, der an einen Baum gelehnt auf Jin und mich zu warten schien.

Währenddessen drehte ich meinen Kopf zur Seite und sah zu, wie Jennie zu Taehyung ging. Hm... sie sehen nicht wie ein Paar aus, dachte ich mir. Vielleicht sind sie Freunde? Oder die beiden verbindet bloß FreundschaftPlus. Das würde zu Taehyung passen.

Ich wusste nicht, was für ein erdrückendes Gefühl in meiner Brust auftauchte, als ich die beiden zusammen erblickte. Wahrscheinlich war es bloßer Ekel, da ich Jennie immer weniger mochte und Taehyung allgemein nicht.

Namjoon blickte von seinem Handy auf, als ich ihn erreichte. „Hey", begrüßte er mich und gab mir einen Handschlag, ehe wir uns je auf die Schulter klopften. „Jin noch nicht da?"

„Der kommt gerade."
Er nickte mit dem Kopf in Richtung der Straße, sodass ich mich dorthin drehte, um zuzusehen, wie Jin, der von seinen Eltern gebracht wurde, aus deren Auto stieg. Seine Schwester Jisoo saß hinten drin.
„Oppa hat sich in die Hose gemacht", rief sie uns beiden zu, und hielt sich kichernd die Hand vor den Mund, ehe ihr Bruder die Tür hinter sich zuschlug und wir Jisoo nicht mehr sehen konnten.

„Sie hat ihre Flasche auf mich verschüttet", erklärte der Dunkelhaarige und sah entnervt zwischen uns beiden hin und her, während er sich eine rote Mappe vor den Schritt hielt. „Sieht gar nicht komisch aus", bemerkte ich und zog schmunzelnd eine Augenbraue in die Höhe.

„Dieses kleine Biest", fluchte er vor sich hin. „Zumindest ist es warm und das trocknet schnell."

„Ich finde sie niedlich", sagte Namjoon nachdenklich und drehte sein Handy in den Händen.

„Kannst sie gerne haben...", entgegnete Jin griesgrämig, woraufhin der Lockenkopf bloß mit den Schultern zuckte. „Kommt ihr Samstag zu der Hausparty von Lalisa?"

„Klar!" Jin schien augenblicklich wieder durch unseren Freund auf andere Gedanken gebracht worden zu sein. „Ich meine... hallo? Meine Cousine lädt Jennie ein! Vielleicht kann ich sie dort entjungfern."

„Eher entjungfert sie dich", sagte ich lachend und nickte hinüber zum Hauptgebäude der HighSchool. Ich bemerkte, dass Namjoon wieder wenig begeistert von Jins Plänen zu sein schien. Er war wirklich ein guter Freund und sorgte sich ständig um Jin. Aber ich hatte mit ihm bereits darüber geredet, dass er seine Erfahrungen machen musste. „Gehen wir?"

„Und auch wenn", winkte er ab, als wir uns zum Eingang aufmachten. „Von ihr gerne. Habt Ihr ihren Arsch gesehen?", wollte er neugierig wissen.
„Genug. Durch deine tausend Insta-Screens von ihrem Hinterteil, die jeden Abend bei mir eintrudeln", erläuterte ich und tippte mir an die Schläfe.

„Das wird sicher gut werden", schwärmte Jin. „Ich kann es kaum erwarten, Leute. Wir müssen dann nur noch eine nette Braut für Kookie finden und sind dann alle wunschlos glücklich!"

„Sicher", erwiderte Namjoon und wir wechselten vielsagende Blicke miteinander, ehe wir zusammen das Schulgebäude betraten.




✧ ✧ ✧

Warum ist Tae wohl etwas bedrückt durch den Streit von Yeon und Dongi?

Sollte ich mal ein Kapitel aus Taes Sicht machen?
Ich frage mich, ob das nicht zu viel spoilern würde hmmmm

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