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JUNGKOOK

Zufrieden klappte ich am nächsten Abend mein Geschichtsbuch und meinen Collegeblock zu, sortierte meine Stifte zurück in meine Federmappe ein und schob meinen Schreibtischstuhl an den dazugehörigen Tisch zurück. Meine Hausaufgaben waren erledigt – sogar die Liste für Taehyung.

Alle schlechten Eigenschaften meiner Mutter aufzuschreiben war mir erst etwas schwer gefallen, da ich nach wie vor ein schlechtes Gewissen aufgrund der Tatsache, dass ich ihr Liebesleben zerstörte, hatte. Erst später waren mir einige Dinge eingefallen.

Es war nun Punkt 18 Uhr und ich konnte mich bereitmachen, endlich wieder aus dem Haus zu gehen. Ich zog mir 'was Nettes an, putzte mir die Zähne und kontrollierte zuletzt meine Frisur, ehe ich mir mein Portmonee und mein Handy schnappte, um die Treppe hinunter in dem Eingangsbereich zu joggen.

„Wo willst du denn hin?", unterbrach die Stimme meiner Mutter meine Vorfreude auf den kommenden Abend.

„Uhm, zu Namjoon und Jin. Treffen."
Oder eher Saufen, dachte ich mir und drehte mich lächelnd zu ihr um. Neben ihr stand Dong-wook mit einem Arm an die Türzage gelehnt.

„Du bleibst hier", bestimmte sie einfach so, dass ich glaubte, mich verhört zu haben. So streng sie auch sein konnte, verbot sie mir nie, meine Freunde zu treffen. „Das ist unser erstes richtiges Wochenende zusammen. Das wird gefeiert."

„Äh, aber ich habe es den beiden versprochen", meinte ich ausweichend und nickte hinüber zu Tür. „Das wäre doch sehr unhöflich, einfach abzusagen, nicht?"

Diesen Trick hatte ich aus der Liste über meine Mutter entnommen. Ihre Schwäche war, dass sie allen Menschen höflich entgegenkommen wollte – so wie ich auch, zumindest meistens.

„Ich lasse euch das mal alleine klären", verabschiedete sich Taehyungs Vater vor uns und schloss die Tür zum Wohnzimmer hinter sich, sodass Eomma auf mich zukam.

„Die beiden werden das sicherlich verstehen, Kookie", versuchte sie mich weiter dazu zu überzeugen, hier zu bleiben, um an unserer Feier teilzunehmen.
„Außerdem wollen Namjoon und Seokjin doch sicherlich auch mal Zeit alleine miteinander verbringen? Krebs und Skorpion passen schließlich sooo gut zusammen!"

Sie zwinkerte mir zu, sodass ich nur verstört den Mund verziehen konnte.

„Eomma, hör auf, die zwei zu shippen. Die beiden haben je eine Freundin."
Das stimmte zwar – was Jin betraf – noch nicht; jedoch wollte ich, dass meine Mutter aufhörte, mich irgendwie dazu zu bringen, mich nicht schlecht fühlen zu müssen, meine besten Freunde einfach sitzen zu lassen.

„Bitte, Jungkook. Es ist doch nur dieses eine Mal." Innerlich fluchte ich auf. Bei dieser Ausrede gab ich so gut wie jedes Mal nach. Schließlich nickte ich. „Nun gut. Ich schreibe ihnen kurz eine WhatsApp."

„Ich danke dir." Sie drückte mir einen Kuss auf die Wange, woraufhin ich nur gezwungen lächelte, ehe sie ihrem Freund nachging und ich mein Handy zückte, um mich bei meinen Freunden zu entschuldigen, dass ich nicht mit zur Saufparty kommen konnte.

(...)

Nun saßen wir alle zusammen am Tisch. Unsere neue, ach-so-tolle Patchworkfamilie bestehend aus meiner Mutter und Eduardo, die eng zusammen saßen, während Taehyung und mich LKWs am Tisch trennten. Man konnte schon an unserer Sitzordnung sehen, wie es um die Stimmung in der Familie stand.

Olga brachte ab und zu einige Speisen an unseren Tisch, woraufhin ich mich immer herzlichst bei ihr bedankte und darauf achtete, wie die anderen reagierten. Eomma und Dongi fielen ihr jedes Mal nahezu um den Hals, wenn sie nur eine neue Flasche Wasser brachte, während Taehyungs Dank immer etwas sparsam ausfiel. 

„Ich bin dafür, dass wir auf uns trinken sollten", schlug der 45-jährige Autor vor und hob sein Glas in die Höhe.

„Oh ja", stimmte Eomma ihm euphorisch, zu und ich zwang mich ebenso zu einem Schmunzeln. „Auf uns!"
Ich wollte bereits mein Glas in die Luft heben, um den ekeligen Sekt hinunter zu kippen, als Taehyung das erste Mal etwas zur Konversation beisteuerte: „Und darauf, dass wir uns besser verstehen."

Sein Blick verband sich mit dem Meinen, und ich sah seinen Mundwinkel zucken. Der Anflug eines Lächelns. Wie besonders. Während ich es etwas unangenehm fand, dass er von einer besseren Geschwisterbeziehung sprach, wenn wir diese eigentlich vollständig auflösen wollten, spürte ich, wie dieses leichte Lächeln (wenn es denn eins war) etwas in mir auslöste. Beziehungsweise in meiner Hose.

Aber... Moment... Ich erstarrte. Es konnte doch nicht sein, dass ich gerade hart wurde, weil dieser Penner einen Hinweis auf einen freundlichen Charakter preisgab.

Sicherlich bekam ich wegen meiner Vorfreude auf ein Leben ohne ihn einen Steifen. Das mochte zwar dumm, wenn nicht verstörend klingen, aber vielleicht war ich ja so... ja, genau! Außerdem hatte ich es mir seit einer halben Ewigkeit nicht mehr gemacht, da konnte das schonmal vorkommen!

Ich blinzelte kurz und konzentrierte mich wieder auf das Geschehen vor meinen Augen, als wir unsere Gläser in die Höhe hoben. Wie ein Idiot kam ich mir vor, als wir miteinander anstießen.

Alles wirkte wie eine Illusion, wenn ich im Hinterkopf behielt, wie schnell und überraschend alles entstanden war und wie bald es – so wie diese Latte zwischen meinen Beinen hoffentlich – enden würde.

Aus dem Augenwinkel beobachtete ich Taehyung, der sein Glas ebenso in einem Zug leerte, und ich bemerkte, während er trank, was er für einen ausgeprägten Adamsapfel besaß. Gut, bei dieser tiefen Stimme war dies eigentlich auch kein Wunder... aber weshalb spürte ich dann, wie es trotzdem immer enger in meiner Hose wurde?

Der Alkohol war mir aber schnell zu Kopf gestiegen.

(...)

„Kommst du mit hoch?" Irritiert drehte ich meinen Kopf zu Taehyung, der mich direkt ansah. Überfordert, dass er mich gerade wirklich ansprach, brauchte ich etwas, ehe ich langsam nickte. „Okay?"

Wir schoben unsere Designerstühle zurück, bevor er mir den Vortritt gewährte, sodass erst ich und anschließend er den Raum durch die Tür verlassen konnte. Meine Latte wurde zum Glück durch meinen überlangen, schwarzen Hoodie verdeckt, sodass diese hoffentlich niemand entdeckte.

Ich hörte noch meine Mutter „Sie scheinen sich wirklich Mühe zu geben." sagen, als ich schon die Hälfte der Treppe hinter mir hatte und Taehyung die Tür behutsam schloss. Jaja, nur keine Fassade. Dieser idiotische Schleimer von Stiefbruder und ich werden nun zu besten Freunden.

Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, schleppte ich mich in mein Zimmer. Zwar hatte ich nicht wirklich erwartet, dass der Ältere mir noch Gesellschaft leisten würde – also so, wie es unsere Eltern jetzt wahrscheinlich erwarteten – doch war ich schon etwas verdutzt, als er geradewegs auf sein Zimmer zuging und darin verschwand.

Ich schüttelte mit dem Kopf. Mir machte es doch eh nichts aus, wenn er mich in Ruhe ließ – ja, ich war froh darüber! Dieses Problemchen in meiner Hose galt es nämlich noch zu beseitigen!

Somit drückte ich die Türklinke hinunter und betrat meinen nach wie vor ordentlichen und hellen Raum. Hier ließ ich noch nicht einmal Jin oder Namjoon übernachten, da ich es hasste, wenn man mir nachts auf die Pelle rückte oder ich Geräusche hörte, die nicht von mir stammten.

Mein Atem verlief flach, als ich mich zuerst aus meiner Hose befreite und diese daraufhin in irgendeine Ecke beförderte. Scheiße, das tat ja fast schon weh. Ich hasste es, dass es immer schlimmer wurde, wenn man es unterdrückte.

Meine Hände zitterten leicht, als ich schließlich meine Boxer hinunterzog und sie ebenso in eine Ecke feuerte. Gerade wollte ich mich auf meinem Bett niederlassen und meine Hand anlegen, als es klopfte, und ich augenblicklich panisch aufsprang.

Hatte ich irgendetwas unten vergessen? „Fuck", murmelte ich augenblicklich. Wieso war heute alles so komisch?

„Äh... nein?", rief ich als Antwort und sah zu, dass mein überlanger Hoodie auch bloß alles überdeckte, als ich mich zu der Person in der Tür drehte.

Zu meiner Überraschung war es nicht Eomma oder Olga, sondern Taehyung. Scheiße, fluchte ich in Gedanken auf. Ich stand hier halbnackt und mit einer – wenn auch verdeckten – Latte und er trudelte ausgerechnet jetzt hier ein.

Bevor ich etwas Empörtes erwidern konnte, hielt er mir ein Blatt Papier hin. Unwillkürlich blinzelte ich, ohne auf den Gegenstand in seiner Hand zu achten.

„Jetzt sind sie alle unten", sagte er kühl und drückte mit seiner anderen Hand die Tür hinter sich zu. „Uns kann nun niemand hören."




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