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JUNGKOOK

Der restliche Schultag verlief ohne weitere Vorkommnisse, jedoch auch viel zu schnell für meinen Geschmack. In diesen acht Stunden war mir Angst und Bange geworden, Jin hatte erfahren, welches Schicksal meine Mutter sich für unsere Familie ausgedacht hatte, und meine Freunde hatte mich bestimmt mindestens fünf Mal davon abhalten müssen, mich nicht aus irgendeinem Fenster zu stürzen.

Zurück zuhause hatte ich sofort mein Zimmer aufgesucht, um zuvor Eomma, die erneut am Herd stand und das Abendessen vorbereitete, wie immer mitzuteilen, dass ich wieder zurück sei und Hausaufgaben machen würde.

So lenkte ich mich mit meinen Koreanischaufgaben ab, bei denen ich einen lange Analyse über ein Gedicht schreiben musste. Obwohl jenes Werk eigentlich keinen traurigen Inhalt aufwies, folgerte ich aus den kleinsten Wörtern gleich Weltuntergänge und Katastrophen.
Wie war das nochmal gewesen, als ich in allem nur das Gute sah und Pessimismus in meinem Wortschatz nicht existierte?

Als ich schließlich fertig war, und mir meinen Text noch einmal zur Kontrolle durchlas, musste ich feststellen, dass ich ziemlich weit ausgeholt und geschrieben hatte, als würde ich einer alten Liebe nachtrauern.

Doch wie sollte ich mich irgendwie gut bei dieser Sache fühlen? Mein einziger Lichtblick war, dass mein neuer Stiefbruder kein stinkender Gamer und auch kein grinsender Basketballspieler werden würde; sondern einfach ein normaler Teenager, der mich in meiner Ansicht verstand.
Dass meine Mutter Dong-wook am Ende ehelichte, war nämlich beschlossene Sache, so viel stand fest. Wenn sie etwas wollte, setzte sie es durch. Und ihr neuer Lebensgefährte schien ihr, was das anging, voll zuzustimmen.

Schließlich kramte ich mir, als sich der Zeiger auf meiner Uhr immer mehr der Zahl Sieben näherte, einige Klamotten aus dem Schrank, sodass ich einigermaßen gepflegt aussehen würde.
Wenn es sich auch nur um eine dunkle Hose und ein nettes, weißes Hemd, welches ich in meinem Unterteil trug und daraufhin mit einen Gürtel fixierte, handelte. Auf meine Sneakers verzichtete ich natürlich nicht – kam mir aber trotzdem komisch zurechtgemacht für unser Familientreffen vor.

Unten angekommen hatte Olga unser Esszimmer bereits in ein schönes Ambiente mit Kerzenschein, frischen Blumen auf dem Tisch, unserem besten Geschirr und angenehmer Hintergrundmusik verwandelt.

Das Ganze erinnerte mich stark an Weihnachten, das vor etwa neun Monaten stattgefunden hatte. Mit dem Unterschied, dass ich hier wohl keinen Bissen herunterbekommen und alles andere als Spaß haben würde.

„Jungkook, gut, dass du schon hier bist! Kannst du mir wohl helfen, noch schnell die Crème Brûlée zu karamellisieren?", meldete sich meine Mutter, nachdem sie mich entdeckt hatte, und hielt mir bereits den Handgasbrenner durch die Küchentür. „Klar."

Ich begab mich in ihr Reich und nahm das Gerät entgegen, bevor ich die fünf kleinen Schälchen aus dem Kühlschrank holte, sie mit braunem Zucker bestreute und den Brenner betätigte, um die Oberfläche der Cremes nach und nach mit diesem zu erhitzen, sodass sich die Schicht verkrustete.

Ein Klingeln unterbrach die für mich noch sehr unangenehme Stille, und augenblicklich stellte ich das Gerät aus. „Das müssen sie sein! Olga, macht du bitte 'mal auf?"

Fuck Fuck Fuck, ich will das nicht. Glücklicherweise hatte ich die Crème Brûlées schon zu Ende flambiert, da ich ansonsten wohl noch irgendetwas anderes mit dem Brenner in Flammen gesetzt hätte, so sehr wie meine Hände vor Aufregung zitterten.

„So, das wär's, denke ich", meinte meine Mutter fröhlich und stellte die selbstgemachte Soße für das Hauptgericht zurück in den Kühlschrank. „Olga muss uns nur noch alles nach und nach bringen... und wir können schonmal unsere Gäste begrüßen."

Mit einem drückenden Gefühl im Bauch folgte ich meine Mutter ins Esszimmer – jederzeit darauf gefasst, meinen zukünftigen Stiefbruder irgendwo entdecken zu können. Doch zu meiner Überraschung stand bloß Dongi in der Tür und begrüßte uns ebenso strahlend: „Guten Abend, Yeon, Jungkook. Taehyung ist noch eine... Kleinigkeit dazwischen gekommen. Er kommt etwas später."

Ohne sagen zu können, was ich jetzt genau bei dieser Bemerkung empfand, schüttelte ich die Hand des Freundes meiner Mutter, ehe wir uns schonmal zu Tisch begaben.

Wahrscheinlich wäre es mir lieber gewesen, wenn Taehyung genau jetzt aufgekreuzt wäre, damit ich mir sofort einen Eindruck machen und nicht allzu viel darüber grübeln konnte, mit was für einer Person ich noch einige Jahre zu tun haben musste.
Da ich nämlich eigentlich noch vor hatte, während meines Studiums in Seouls zuhause wohnen zu bleiben, und Dong-woon mit seinem Sohn zusammenlebte, obwohl dieser schon 18 Jahre alt war, vermutete ich, dass dieser auch noch länger hier leben wollen würde.

„Ihm ist doch nichts schlimmes passiert, nicht?", fragte Eomma etwas beunruhigt nach, und nahm einen Schluck von ihrem Wein.
Sie saß am Ende des Tisches, während ich meinen gewohnten Platz rechts neben ihr eingenommen hatte. Dong-wook saß gegenüber von mir, sodass Taehyung den Stuhl zwischen uns erhalten sollte.

„Ach, ich habe dir noch schon erzählt, wie er ist. Wahrscheinlich ist er gerade bei... seiner Freundin oder so."
Hm, dachte ich mir. Sonderlich erfreut klingt er aber nicht gerade über diese Tatsache.

(...)

Die Zeit verging und langsam begann mein Magen doch etwas leise zu knurren. Konnte dieser Typ sich bitte mal beeilen? Ich hatte Hunger und wollte nicht ewig auf die Vorspeise warten...

Dong-wook hatte inzwischen beschlossen, mich in ein Gespräch über die Schule zu verwickeln. Er fragte mich, wie es allgemein lief, was ich für Lieblingsfächer hatte und ob ich mit meinen Lehrern zurechtkam. Meine Antworten waren stets höflich und ehrlich, sodass ich einen guten Eindruck auf ihn machte. Zumindest lächelte er mich an, während ich erzählte.

Er war ja auch eine sympathische Person. Und es tat mir auch irgendwie leid, dass ich so eine Abneigung gegen ihn hegte, obwohl er ein netter Mann zu sein schien. Jedoch würde ich es wohl niemals schaffen, ihn vollends mögen zu können. Ich war mir im Klaren darüber, dass mein Verhalten normal und asozial zugleich war.
Zum Ende hin bildete sich jedoch ein etwas niedergeschlagener Ausdruck in seinem Gesicht, als ich ihn von meinen Studiumsplänen unterrichtete.

Es mussten inzwischen bestimmt schon über 30 Minuten vergangen sein, als sich meine Blase meldete. Nach wie vor genervt aufgrund der Verspätung meines baldigen Bruders entschuldigte ich mich und verschwand auf der Toilette.

Nachdem ich mein Geschäft verrichtet hatte, wusch ich mir die Hände, bevor ich wie schon heute Morgen mein Spiegelbild betrachtete. Irgendwie sah ich schon so aus, als hätte ich nicht richtig geschlafen.

Kopfschüttelnd stieß ich einen Seufzer aus, verließ das Klo und begab mich zurück zum Esszimmer. Ich sah, wie mir Eomma durch die offene Tür bereits zuwinkte. „Kookie, komm mal schnell!"

Nicht ganz so eilig und wenig interessiert, wie ich an diesem Abend war, schlurfte ich zurück ins Esszimmer, und ein freudiges Lächeln zierte meine Lippen, als ich erkannte, dass der erste Gang angerichtet worden war. Na endlich. Etwas Gutes.

Ohne groß auf meine Umgebung zu achten, begab ich mich wie ein Raubtier, das seit Wochen nichts mehr zu essen bekommen hatte, zu meinem Platz.

Gerade, als ich mich setzen wollte, räusperte meine Mutter sich, bevor sie in Richtung des anderen Eingangs, der an den Flur grenzte, nickte.
Etwas irritiert drehte ich mich – die Hand immer noch auf die Stuhllehne gelegt – um, bevor ich augenblicklich erstarrte.





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endlich wissen sie es yay...
— denkt ihr, dass die situation am tisch
ruhig verlaufen wird?

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