˹21˼ silent love

˻ LUNA ˺

Ich kenne keinen Menschen auf dieser Welt, der dümmere Ideen hat als Matteo.

Aufgrund des aufziehenden Gewitters, das ich draußen schon grummeln hörte, haben wir uns schnell daran gemacht nach Hause zu kommen und sind zu unserem Glück nur wenig nass geworden. Jetzt liegen wir auf Matteos breitem Bett in der Zimmermitte und lachen, weil ich einfach nicht glauben kann, dass er Wiederholungstäter ist, was den Einbruch in seine Schule angeht.

Matteo: Das ist wirklich so gewesen! Du kannst Gastón und Ámbar fragen.

Luna: Darauf kannst du dich verlassen.

Ich grinse, auch wenn ich bei der Erwähnung von Gastóns Namen an unser Gespräch am Strand denken muss und daran, dass ich das, was er mir erzählt hat gar nicht wissen sollte, weil es etwas privates ist, dass Matteo mir hätte selbst anvertrauen sollen, wenn er bereit dazu ist. Als mein Handy in meiner Hand ein weiteres Mal vibriert, senke ich wieder den Blick auf unser offenes Chatfenster.

Matteo: Du siehst plötzlich so traurig aus? Was ist los?

Ich seufze und schüttel nur den Kopf, während ich das Handy beiseite lege und durch seine dunklen Locken streiche, was ihm ein sanftes Lächeln auf die Lippen bringt. „Alles ist gut.", lüge ich, weil ich auch einfach keine komplikationen zwischen uns bringen möchte. Es könnte unter umständen noch komplizierter genug werden, wenn wir am Ende meines Aufenthaltes wohl oder übel dazu gezwungen werden über das zu reden, was zwischen uns auch immer ist,a ber eine Sache ist mir dabei klar. Ich werde nicht diejenige sein, die wieder alles kaputt machen will.

Immer noch verträumt fahre ich ihm durch das dichte Haar, lasse die Hand dann aber sinken. „Spielst du mir was vor?", frage ich mit dem Blick zwischen im und seiner Gitarre hin und her wandernd. Sie steht seit Tagen unbenutzt an seinen Schreibtisch gelehnt da und es brennt wir unter den Fingern ihn ein weiteres Mal spielen zu hören.

Er nickt, steht auf und holt sie bevor er sich anschließend wieder an die Bettkante setzt. Ich richte mich etwas mehr auf und schaue unverhohlen zu ihm hinüber, wie er erst ein paarmal unkontrolliert über die Seiten streicht und dann anfängt ein Lied zu spielen, dass ich schon einmal gehört habe. Ich habe es so oft gehört, dass ich es inzwischen auswendig kennen müsste, wenn er in dieser Nacht einen Liedtext dazu gesungen hätte. Es musste etwa zwei Uhr Nachts sein, als Matteos Stiefmutter ihn gebeten hat endlich aufzuhören, obwohl ich ihm hätte die ganze Nacht zuhören könnte, wie ich es schon beim ersten Mal getan hätte, als er für mich gespielt hat, obwohl er mir zu diesem Zeitpunkt noch fast fremd war.

Genüsslich schließe ich die Augen und lausche den Klängen der langsamen und emotionalen Melodie, sodass mir bereits nach wenigen Augenblicken eine Gänsehaut über den Körper jagt. Als ich die Augen wieder öffne, wirkt er so konzentriert, dass ich allein bei seinem Anblick tausend Tode sterbe und wahrscheinlich noch einen weiteren, als er dann schließlich selbst die Augen schließt, um die letzen Töne zu spielen. „Ich liebe dich". sage ich dann plötzlich laut, schlage mir dann aber im nächsten Moment die Hand auf den Mund, obwohl er durch seine geschlossenen Augen meine Lippen eh nicht lesen kann. Auch wenn ich mir fast sicher bin, dass das, was ich sage wahr ist, bin ich trotzdem nicht dazu bereit ihm das mitzuteilen. Nicht jetzt und ich habe keine Ahnung, ob überhaupt. Als er dann aber doch wieder zu mir hochsieht, schlägt mein Herz noch immer viel zu schnell und ich nehme langsam die Hand von meinem Mund. „Unglaublich" Das ist das einzige, was ich hervorbringen kann, um seine außergewöhnliche musikalische Leistung zu kommentieren. Er lächelt ehrlich und nimmt sich sein Handy, während er die Gitarre zwischen uns aufs Bett legt.

Matteo: Gastón hat das Lied eingesungen und hochgeladen. Wenn du magst, kannst du es dir gerne nochmal mit Ton anhören.

Ich nicke ich noch während ich die Nachricht lese, sodass er mir kurz später einen Link zu einem YouTube Kanal schickt. Ich klicke ihn an und ein Profil mit dem Namen „two silent" wird aufgelistet. Fragend sehe ich kurz hoch und er sieht mich erwartungsvoll an. Das Profilbild des Kanals zeigt Matteo und Gastón und es ist genau das selbe Foto, dass in der Schule von ihnen ausgehangen ist. Ein Blick auf die Zahl der Abonnenten lässt mich andächtig nicken. „23.200 Abonnenten? Ihr seid ja berühmt. Wieso sagst du mir sowas nicht früher?" Unschuldig zuckt er mit den Schultern, obwohl ich genauso sehe, dass er gleichzeitig breit in sich hinein grinst. Er muss unfassbar stolz sein. Ich klicke auf den Reiter Videos und scrolle bis nach ganz unten, wobei ich feststelle, dass die beiden schon ein paar Sachen veröffentlicht haben. Anschließend scrolle ich wieder nach oben und klicke das oberste Video an. Sehen tut man aber nicht sonderlich viel. Ein professionelles Mikrofon füllt beinahe den ganzen Bildschirm und man sieht lediglich einen Teil der Brust von der Person dahinter. Das muss Gastón sein. Ich mache den Lautstärkeregler etwas höher, während ich mir ein weiteres Mal das Gitarrenstück von grade anhöre, nur diesmal mit Gastóns Stimme, dessen emotionale mich total verblüfft, aber nicht das ist es, was mir den Atem raubt, sondern die Zeilen, die er singt.

But even if you don't want me, I want you.
And even if I can't touch you, I want to.
All I want is your silent love, because your silent love is all that matters to me.

„Hast du das geschrieben?", will ich wissen und sehe im dabei so tief in die Augen, dass ich schlucken muss, um nicht zu weinen. Er nickt und greift nach meiner Hand, währen ich nichts dagegen tun kann, dass mir eine Träne aus dem Augenwinkel läuft, die ich lachend wegwische, während ein weiteres Mal der Refrain gesungen wird.

Einen kurzen Moment lang muss ich an das Lied denken, dass Simón für mich geschrieben hat, aber aus irgendeinem Grund ist mir dieser nie so nahe, nie so persönlich, nie so intim vorgekommen, wie dir Worte, die Matteo für mich geschrieben hat kurz nachdem ich nicht besseres tun konnte, als ihm das Herz zu brechen. Ich lege das Handy neben mich, streich mir nochmal über die Augen und lächle so breit, wie ich es vermutlich noch nie getan habe, währen mir Tränen der Freunde aus den Augen strömen. „Und du Idiot hast nichts besseres zu tun, als das mit tausenden von Menschen zu teilen.", schluchzte ich, auch wenn ich bezweifle, dass er jedes Wort von meinen Lippen ablesen kann. Dennoch schlingt er seine Arme um mich und zieht mich auf seinen Schoß, während er die Gitarre zur Seite legt, die jetzt nur noch unnötig im Weg rumliegen würde. Ich lege meine Hände um seinen Nacken und wir drücken uns so heftig aneinander, dass kein Blatt mehr dazwischen passen würde, aber ich kann mir grade nichts schlimmeres vorstellen, als ihn nicht ganz nah an mir zu haben. Als Matteo mir einen Kuss ins Haar drückt, weiß ich, dass er genauso denkt, was mich erneut zum schluchzen bringt.

* * * * * * * * * *

Oh mein Gott. Ich hoffe ich konnte die Emotionen so rüberbringen, wie ich mir das ganze Vorgestellt habe. Und ja ich habe diese drei creepy Zeilen von Matteos Lied „Silent Love" selbst geschrieben.

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