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𝓟𝓪𝓲𝓷. 𝓔𝓿𝓮𝓻𝔂𝔀𝓱𝓮𝓻𝓮.

Stille. Die Stille war Taehyung's ständiger Begleiter. Sie war sein bester Freund und gleichzeitig sein schlimmster Feind. Stille bedeutete, dass er alleine war. Und das war einerseits gut, weil das hieß, dass Herr Lee nicht bei ihm war. Aber andererseits hieß es auch, dass absolut niemand hier war, der ihn von diesen unendlichen Schmerzen und der Langeweile ablenken konnte.

Er war einsam. In manchen Momenten wünschte er sich sogar, dass der komische Butler zurückkommen, und ihm Gesellschaft leisten würde. Aber es kam niemand.

Er hatte Durst. Bestimmt waren nun schon zwei Tage vergangen, in denen er hier gelegen hatte, ohne, dass jemand kam. Er wurde schlimmer gehalten, als ein Tier. Wenn sie ihn schon als eins ansahen, dann sollten sie ihn doch zumindest oft genug füttern und tränken.

Immerhin verhinderte die Decke, die seinen Körper bedeckte, dass er fror. Aber die Pritsche, auf der er lag, war unangenehm hart und machte die Schmerzen nicht erträglicher.

Taehyung hasste sein Leben. Er hasste die Tatsache, dass er als Fuchshybrid geboren war, noch dazu mit einer seltenen Fellfarbe.

Lieber wäre er einer dieser, ihm verhassten Menschen.

Die Tür, die in den Gang mit Zellen führte, wurde mit einem heftigen Ruck aufgerissen. Mit einem lauten Knall stieß sie gegen die Wand und es war ein Wunder, dass das Holz von dieser Heftigkeit nicht zerbrach.

Herr Lee trat ein. Sein wutentbrannter Blick lag auf dem Hybriden und Taehyung fragte sich, was jetzt schon wieder geschehen war, dass Herr Lee seine Wut an ihm auslassen musste.

"Weißt du eigentlich wie viel Geld du mich gekostet hast? Ach wenn ich das Vermögen doch lieber investiert hätte." Er fummelte mit bebenden Händen einen Schlüsselbund aus seiner Hosentasche und schloss die Zelltür auf.

Sofort waren Taehyung's Ohren flach angelegt, ein drohender Laut entkam seiner Kehle und er fletschte die Zähne. Auch, wenn er geschwächt war, sah er noch immer unglaublich gefährlich aus, wenn er sich von dieser Seite zeigte. Doch das schien Herrn Lee nicht zu beeindrucken. Wie denn auch, wenn Taehyung angekettet war und sich kaum rühren konnte.

"Halt deine verdammte Schnute", fuhr er den Jungen an. Und dann rief er nach Yoongi.

Der Butler erschien binnen weniger Sekunden. "Ja, Sir?" Herr Lee spuckte aus und verdrehte die Augen. "Schau nicht so dumm, du weißt doch, was ich will." Yoongi reichte ihm die Peitsche.

Wo war der Mann, der sich von nichts aus der Ruhe hatte bringen lassen? Der Herr Lee, der hier stand, dachte überhaupt nicht mehr daran sein Gesicht zu wahren. Er wollte einfach nur seine gewalttätigen Triebe ausleben und seine Macht an Schwächeren demonstrieren.

Als der Mann an ihn heran trat, holte Taehyung so gut es ging aus und dann schnellte seine Hand blitzschnell vor und die Krallen vergruben sich in Herrn Lee's Bein.

Dieser schrie wütend auf und dann fing Taehyung sich eine. Mit der Faust. Direkt auf die Nase. Und es knackte hässlich, beinahe sofort rann ihm rotes Blut über das Gesicht. Die Schmerzen brachten ihn zur Weißglut.

Und an diesem Punkt nahm das Adrenalin die Überhand. Er konnte nicht mehr klar denken. Biss, fauchte, kratzte, schlug wie wild um sich. Es war als seien seine Kräfte um das Dreifache gewachsen.

Er riss sich los.

Kurz saß er da, vollkommen verblüfft, starrte auf die Ketten, die ihm von den Händen baumelten, lose, nirgends mehr befestigt.

Mit zwei kräftigen Tritten waren auch die Beinfesseln gelöst. Auf einmal war es so leicht. Und er machte einen Satz auf Herrn Lee zu. Dieser wich zurück, blanke Panik machte sich auf seinem Gesicht breit. "Yoongi! Yoongi!", schrie er. Und der Butler kam herbeigehastet und zog seinen Herrn am Kragen aus der Zelle. Mit einem scheppernden Geräusch fiel die Zellentür ins Schloss.

Taehyung griff durch die Gitterstäbe. Wütende Laute entkamen ihm. Die Beiden stolperten außer Reichweite.

Und dann flohen sie.

Und Taehyung saß da in seiner Zelle, schwer atmen, an allen möglichen Stellen blutend, in seiner Raserei hatte er sich selber Verletzungen zugefügt.

Aber zumindest konnte er sich wieder bewegen. Seine Arme und Beine waren frei.

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