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𝓐𝓵𝓻𝓲𝓰𝓱𝓽 𝓷𝓸𝔀 𝓼𝓽𝓸𝓹 𝓹𝓻𝓮𝓽𝓮𝓷𝓭𝓲𝓷𝓰

Die erste Woche verging. In der kleinen Zelle fühlte sie sich an, wie ein ganzer Monat. Taehyung langweilte sich fürchterlich, wenn er alleine war. Er war ununterbrochen angekettet und konnte sich kaum bewegen. Noch dazu wurde ihm täglich Gewalt angetan. Ihm tat alles weh, was einem nur wehtun konnte.

Heute kam Herr Lee nicht zu ihm. Taehyung wusste nicht warum. Er wunderte sich, als der Mann nicht zur gewohnten Zeit erschien und stattdessen Yoongi spät am Abend die Zelltür aufschloss.

"Möchtest du etwas essen?" Taehyung hatte ihn nicht mehr gesehen, nachdem er ihn so vehement abgewiesen hatte. Die Angst, die der Blonde gezeigt hatte, konnte man ihm auch heute ansehen. Seine Hände zitterten und er wagte es nur mit zögerlichen Schritten in die Zelle. Das war doch zum Lachen! Amüsiert zuckte der Hybrid mit der Schwanzspitze und stellte die Ohren in Yoongi's Richtung auf.

"I-ich habe dir e-etwas mitgebracht." Und warum? Es war Taehyung spätestens zu diesem Zeitpunkt bewusst geworden, dass Yoongi das heimlich machte. So, wie er in die Zelle geschlichen kam, nervös und vorher hatte Taehyung beobachtet, wie der Blonde die Kamera ausgeschaltet hatte. Was war hier im Busch? Hatte Yoongi etwa Mitleid mit ihm?

Doch Taehyung schwieg und beobachtete mit Argusaugen, wie der Butler näher trat. In seinen Händen hielt Yoongi einen Teller und auf dem Teller lag ein köstlich duftendes gebratenes Steak. Wie lange hatte Taehyung schon nichts mehr gegessen? Sein Magen knurrte und das Wasser lief ihm im Mund zusammen. Sein Schwanz peitschte hin und her und nervös zuckten die Ohren, während die Krallen leicht an der Pritsche scharrten. Ja. Taehyung hatte Hunger. Er wollte es nicht zugeben, aber sein Körper handelte schon von ganz alleine.

"D-du hast jetzt schon mehrere Tage kein Essen mehr gehabt. Deswegen dachte ich..." Yoongi verstummte. Er sah Taehyung ängstlich an. Der Hybrid hatte gar keine Augen mehr für den Butler, seine Augen waren wie festgeklebt an dem Fleisch, welches wohl frisch gebraten war, denn es dampfte noch immer.

"Jetzt gib es mir schon." Die Worte waren ihm aus dem Mund gerutscht, bevor er sie zurückhalten konnte. Sein Bauch schmerzte schon die ganze Zeit vor Hunger. Auch vor Mr Lee hatte er nicht viel zu essen bekommen.

Yoongi zuckte zusammen. Er schien den Klang von Taehyung's Stimme nicht erwartet zu haben, ja, vielleicht hatte er bisher nicht einmal gewusst, dass der Hybrid sprechen konnte. Mit eiligen Schritten hastete er an Taehyung's Seite und hob mit seinen behandschuhten Händen das Steak an Taehyung's Mund. Und da hatte der Junge auch schon die Zähne in dem saftigen Fleisch vergraben, beinahe wäre der Blonde zurückgezuckten denn Taehyung schlang das Steak mit so einer Wildheit hinunter, wie nur ein Raubtier sie besitzen konnte.

Sobald der Junge fertig war, stolperte Yoongi hastig ein paar Schritte zurück und brachte sich in Sicherheit.

Und nun? Warum war er immer noch hier? Er hatte das Fleisch gebracht, warum verschwand er jetzt nicht einfach wieder? Doch Yoongi griff stattdessen in die Innenseite seiner Weste und holte eine Flasche Wasser hervor. Taehyung war so hungrig gewesen, dass ihm die Ausbuchtung in der Weste gar nicht aufgefallen war.

Es war erniedrigend. Sich füttern und tränken zu lassen. Aber es war besser als zu verhungern oder zu verdursten. Also fügte Taehyung sich seinem Schicksal und ließ zu, dass der Blonde ihm die Flasche an seine Lippen setzte.

Als sie leer war, trat Yoongi zurück und verließ die Zelle, schloss die Tür und dann setzte er sich davor auf den Boden und starrte den Hybriden durch die Gitterstäbe an. Was machte er da? Was war das nur für ein komischer Kerl! Taehyung fand ihn lächerlich und schwach. Dass er so einem Herrn diente, obwohl er nicht mit den Methoden seines Herrn einverstanden war. Er hintergang Mr Lee. Und das war erbärmlich.

Menschen waren erbärmlich. Sie gaben ihre Abneigung nie offen zu, öffneten nie den Mund, wenn ihnen etwas gegen den Strich ging, sondern zogen Heimlichtuerei vor. Taehyung hasste sie wirklich. Diese Menschen.

Er seufzte und drehte den Kopf weg. Hoffentlich würde dieser seltsame Butler bald gehen. Er ging ihm wirklich auf die Nerven. So ein dummer, blöder Mensch.

Und Taehyung hasste die Wärme in seinem Bauch. Das Gefühl der Sättigung und die Tatsache, dass seine Glieder etwas weniger wehtaten. Denn das war der Beweis dafür, dass Menschen nicht nur puren Schmerz bedeuteten. Ja. Taehyung hasste es. Er hasste Yoongi.

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