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𝓣𝓸𝓾𝓬𝓱 𝓶𝓮 𝓲𝓯 𝔂𝓸𝓾 𝓭𝓪𝓻𝓮 𝓽𝓸

Draußen lag Schnee. Das erzählte Yoongi, als er am nächsten Tag wieder vor Taehyung's Zelle saß. Dieses Mal hatte er eine große Schüssel mitgebracht, die mit Kartoffelbrei, Spinat und Spiegelei gefüllt war. Obwohl Taehyung von Natur aus Fleischfresser war, störte ihn die vegetarische Kost nicht und er stopfte sich das Essen hastig, wie immer in den Mund.

Da er kein Besteck hatte, veranstaltete der Junge mit dem Spinat eine riesige Sauerei, was jedoch keinen von beiden störte.

"Ich habe den Schnee gesehen, als ich klein war", nuschelte Taehyung. "Nur ein einziges Mal, ich war nicht oft draußen, weil meine Eltern sich ja vor den Forschern fürchten mussten." Schlussendlich hatten sie ihn ja trotzdem geholt und in eine Einrichtung gesteckt.

Zwischen ihnen war eine friedliche Stimmung. Taehyung hatte es schon längst aufgegeben Yoongi feindselig zu behandeln. Er hatte festgestellt, dass die regelmäßige Nahrungszufuhr seinen Aufenthalt in der Zelle doch ein ganzes Stück angenehmer machte und jetzt würde er sich hüten es sich mit Yoongi zu verscherzen. Das dachte er zumindest in diesem Moment, wo er sich verhältnismäßig seltsam friedlich fühlte.

"Irgendwann wirst du ihn wieder sehen, Taehyung", murmelte der Ältere traurig. Doch er wagte es nicht daraus ein Versprechen zu machen.

Die Schüssel war leer, der Magen des Hybrids voll. Zufrieden und satt schob er die Schüssel zur Klappe. "Danke." Es war das erste Mal, dass Yoongi dieses Wort aus dem Mund des Jungen hörte und er stockte. Dann schüttelte er den Kopf. "Nein. Eigentlich sollten die Dinge die ich dir gebe und noch viel mehr selbstverständlich für dich sein. Bedank dich also nicht dafür, das habe ich nicht verdient."

Denn so ähnlich hatten doch Taehyung's eigenen Worte gelautet, als er Yoongi wütend zusammengestaucht hatte.

Taehyung gähnte und kroch näher an die Gitterstäbe. So, dass sie sich gegenübersaßen.

Yoongi spürte, wie ein Anflug von Angst in ihm aufstieg, doch er blieb ruhig sitzen und wich nicht zurück. Taehyung lächelte und ringelte seinen Schwanz ein, ordentlich und um sich selbst.

"Ich kann deinen schnellen Herzschlag bis hier hin hören, genauso wie deine unregelmäßige Atmung. Und ich rieche den Angstschweiß auf dir, Yoongi. Warum sitzt du da noch? Ich bin mir sicher, dass dir jede Faser deines Körpers zuschreit, dass du wegrennen solltest. Wie ein Beutetier vor dem Jäger." Der Ältere schluckte. Natürlich. Dem Hybrid konnte man so leicht nichts vorspielen, dafür hatte er viel zu scharfe Sinne.

"Ich will aber nicht", erwiderte er trotzig. "Ich will bei dir bleiben, ist mir Schnurz welche Instinkte mein Körper da signalisiert. Ich mag dich, Taehyung."

Der Junge schmunzelte und dann hob er seine Hand und schob sie durch die Gitterstäbe. "Berühr mich." Yoongi blickte ihn verwirrt an. "Warum?" Sein Herz hämmerte und er spürte, wie ihm der kalte Schweiß über den Rücken lief bei dem Anblick der Krallen, die ihm so nah waren und so gefährlich glänzten.

"Na los. Ich tu dir nichts, versprochen." Das neckische Grinsen lag immer noch auf Taehyung's Lippen. Ja, er wollte Yoongi ärgern. "Du wolltest deinen Instinkten doch widerstehen."

Schwer schluckte Yoongi. Alles in ihm schrie danach zu fliehen. Sein Atem ging in zittrigen, unregelmäßigen Zügen, was Taehyung natürlich nicht entging. Doch der Junge sagte nichts dazu. Stattdessen wartete er. Auf eine Reaktion.

Das war gemein. Das war eine gemeine Falle, in die der Junge ihn da gelockt hatte. Der Blonde holte tief Luft. Er konnte nicht glauben, dass er das gerade wirklich tat, als er seine eigene Hand hob und sie auf der des Jüngeren platzierte.

"Raw", stieß Taehyung aus und Yoongi zuckte heftig zurück und suchte das Weite. Der Junge kicherte. "Von wegen du widerstehst deinen Instinkten. Ich hab mein Versprechen doch gehalten. Du bist unversehrt.

Yoongi begann zu schmollen. "Das war unfair." Doch der Hybrid schüttelte den Kopf. "Du musst mir wirklich nichts von Fairness sagen, mein ganzes Leben war unfair." Dagegen wusste der Blonde nichts mehr einzuwenden. Er seufzte und spürte, wie sich seine Muskeln langsam entspannten. Und erst jetzt realisierte er das Unglaubliche. Taehyung hatte sich freiwillig berühren lassen. War das wirklich derselbe Hybrid, der einen anfauchte, wenn man sich auch nur auf fünf Meter näherte.

Aber Taehyung verspürte nicht mehr wirklich die Angst gegenüber Yoongi. Dazu fürchtete der Butler ihn viel zu sehr.

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