✧ 𝑓𝑜𝑢𝑟 ✧
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Jeongguk P.o.V.
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Die dunkle Stimme des Weißhaarigen hallte noch Sekunden, nachdem er sich mir vorgestellt hatte, durch meinen Kopf. Dass sie so tief sei, hätte ich wohl nicht erwartet, eher war sein Aussehen schmächtig, gar kränklich, was mich eine höhere Stimmfarbe erwarten ließ.
Doch täuschte mich der Schein seines Äußeren gewaltig, denn konnte man den Klang seiner Stimme beinahe mit einem Donnergrollen gleichsetzten, so rau war sie. Und tatsächlich verschlug es mir deswegen für eine kurze Zeit die Sprache, sodass ich mein Gegenüber nur stumm anblinzelte und wahrscheinlich wie der größte Vollidiot überhaupt aussah.
»Und du bist?«, hakte Namjoon schmunzelnd nach, rutschte dabei noch ein Stück näher an mich ran, weswegen ich mich etwas anspannte und mich in den samtigen Stoffbezug des Sitzes drückte, der starke Ähnlichkeiten mit Stühlen eines Kinosaals hatte.
»Jeongguk«, wisperte ich schnell, wusste zu diesem Zeitpunkt nicht, warum mich die Blicke des Anderen so sehr verunsicherten und ich mir schon beinahe schüchtern vorkam. Zugegeben war ich das im Prinzip tief in meinem Inneren ja auch, aber hatte ich zuvor nie sonderlich Probleme gehabt, was das Kontakteknüpfen mit gleichaltrigen Jungs anging.
»Jeongguk also. Du bist neu hier, stimmts?« Er zog seine schwarze Augenbraue in die Höhe, die der bleichenden Farbe ausgespart geblieben ist, mit welcher er womöglich selber seinen Haarschopf gefärbt hatte. Tatsächlich erinnerte mich diese Farbkombi sogar gerade eben etwas an mich selbst, immerhin waren meine eigenen Haare in weiß-schwarz gesplittet.
Erst nachdem ich mich von dieser Erkenntnis losreißen konnte, rief ich mir seine vorher gestellte Frage wieder in den Kopf.
»Ja, ich bin vorhin erst angekommen«, erwiderte ich hastig, versuchte mich an einem kleinen Lächeln, das wohl eher verkrampft aussah, als dass es einen entspannten Eindruck hinterließ. Natürlich schien der Weißhaarige das zu bemerken, lächelte mich diesmal ehrlich an. Kleine Grübchen zeichneten sich an seinen Wangen ab, worauf wohl jedes Mädchen abgefahren wäre, wenn das hier nicht eine Jungs Schule gewesen wäre.
»Jeonggukie, alles gut, kein Grund, um nervös zu werden. Du findest dich hier bestimmt bald zurecht, auch wenn man sich anfangs wie in einem riesigen Labyrinth vorkommt. Aber das bekommen wir schon hin, du hast ja jetzt schließlich mich«, meinte er und blinzelte mich aus seinen mit Kajal umrandeten Augen an.
Ein zartes Rot schoss in meine Wangen, als er mir einfach einen Spitznamen gab und mir seine Hilfe anbot. Insgeheim fiel mir ein kleiner Stein vom Herzen, war froh, dass ich neben Taehyung noch einen weiteren Kontakt knüpfen konnte, auch wenn ich Taehyung natürlich nie als potentiellen Freund in Betracht ziehen würde.
»Danke Joonie«, bedankte ich mich bei ihm, gab ihm schließlich auch einen Spitznamen, so wie er es bei mir getan hatte, was ihm ein breites Grinsen ins Gesicht zauberte.
»Keine große Sache. Weißt du schon, wer dein Zimmerpartner ist?«, fragte er mich letztendlich. Gerade, als ich ihm darauf antworten wollte und meine Augen unbewusste den Saal nach meinem blauhaarigen Mitbewohner absuchten, wurde ich durch das Knacksen und durch ein hohes Quietschen eines Mikrofons unterbrochen. Natürlich ging sofort ein entsetztes »AHHH« durch die Reihen der Schüler, die sich allesamt die Ohren zuhielten und das Gesicht verzogen, mir inklusive.
»Ups, sorry Kiddos, hoffe ihr seid jetzt alle wach«, kam es auch schon monoton, aber mit einem amüsierten Unterton von dem Mann, der das Mikro gerade eben in der Hand hielt. Anscheinend gehörte er zur Lehrerschaft, denn trug er einen feinen Anzug, der sich von der normalen Alltagskleidung der Schüler deutlich abhob.
»Yoongles!«, hörte man keine Millisekunde später auch schon ein Zischen eines weiteren Lehrers, der auf der rechten Seite stand und die Hände in die Seiten gestemmt hatte.
Anscheinend waren die Lehrer schon mal cool drauf, zumindest hatte ich noch nie welche getroffen, die mit dem Satz »sorry Kiddos« einen Vortrag gestartet hatten.
»Haha Herr Min ist einfach zu witzig«, amüsierte sich auch schon mein Nebenmann über den schwarzhaarigen Lehrer, der gerade eben dabei war, seinen Blick durch die Schüler schweifen zu lassen.
Und tatsächlich bildete ich mir kurz ein, dass sein Augenmerk an mir haften blieb, doch wurde ich eines Besseren belehrt, als ich Namjoon von der Seite anschielte, der ein provokantes Grinsen auf den Lippen hatte und frech zwinkerte. Anscheinend schaute Herr Min den Weißhaarigen an, der offensichtlich mit ihm flirtete.
Wegen der Erkenntnis schoss mir tatsächlich die Hitze in die Wangen, weswegen ich schnell meinen Kopf senkte. Das fühlte sich schon viel zu Fanfiction like an. Erst wurde Taehyung von einem gewissen Herrn Kim in der Bibliothek erwartet und nun wechselte Joonie auch noch verbotene Blicke mit Herrn Min!
»Wie Viele von euch letztes Jahr schon erfahren haben, sind dieses Schuljahr einige neue Gesichter zu unserer 'Familie' dazugestoßen. Ich bitte euch inständig, diese gut in unserer Gemeinschaft aufzunehmen und zu integrieren. Das bedeutet auch, dass ihr, wenn ihr einen Schüler sieht, der vollkommen lost - mal in eurer Sprache ausgedrückt - vor einem Saal stehen seht, bitteschön eure Hilfe anbietet.«
Ein leises Kichern erklang von Namjoon und ebenfalls von einigen anderen Jungs hinter uns.
»Die Pläne zum Küchendienst und anderen Verpflichtungen hängen ab morgen am schwarzen Brett aus. Alle zwei Wochenenden könnt ihr eure Familie, Freunde, whatever treffen. Wer bei uns im Internat bleibt, der meldet sich wie immer bei Herr Kim an, der wie immer die Betreuung übernimmt.«
Besagter Herr Kim winkte einmal in die Runde und strahlte uns mit weißen Zähnen an, sodass ich schon glaubte, ich bräuchte eine Sonnenbrille. Tatsächlich war er der Lehrer, der vorhin seinen Kollegen 'Yoongles' genannt hatte.
»Das Wochenendprogramm hängt wie immer einige Tage zuvor ebenfalls am schwarzen Brett aus, wo ihr euch eintragen könnt. Es ist nicht immer verpflichtend, falls es das aber sein sollte, werdet ihr auch noch einmal darauf hingewiesen.«
Er legte eine kurze Pause ein, machte ein nachdenkliches Gesicht und gab ein überlegendes Brummen von sich, bis sich seine Gesichtszüge erhellten, als es ihm wahrscheinlich wieder eingefallen ist.
»Achja und eure Handys sammle ich direkt im Anschluss ein. Dieses bekommt ihr am Wochenende frei zur Verfügung, unter der Woche gelten aber Handyzeiten, die ich aber nochmal mit dem Direktor besprechen muss.«
Ein entsetztes Raunen der Neuankömmlinge fuhr durch den Saal, empörte Blicke wurden Herrn Min zugeworfen und weitere Proteste bekam er ebenfalls zu hören. Der Rest der Schüler war das anscheinend schon gewohnt, weswegen ihnen nur ein entnervtes Seufzen entkam. Der Schwarzhaarige klatschte nur in die Hände, gab ein »Ihr wisst wie das läuft« durch das Mikro und beendete somit seinen Vortrag.
Darauf stellten sich noch einige andere Lehrer vor - zum Glück nur kurz - und der Direktor hielt seine Abschlussrede. Und als wir endlich mit einem »So dann hätten wir das jetzt auch besprochen« entlassen wurden, verabschiedete ich mich mit einem weinerlichen »Bis irgendwann mal wieder« von meinem Handy, das ich in einen Korb legen musste.
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