✧ 𝑓𝑖𝑓𝑡𝑦𝑓𝑜𝑢𝑟✧
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Jeongguk P.o.V.
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»Wow, das sieht ja mal mega weich aus!« Jimins Augen leuchteten auf, als er das große Kingsize-Doppelbett in der Mitte des Hotelzimmers entdeckte. Dahinter befand sich ein großes Fenster, von dem man einen guten Ausblick auf die umliegenden Häuser hatte. Man konnte sogar einen kleinen Bereich des Freizeitparks erspähen, den wir nachher gemeinsam mit der Internatsgruppe unsicher machen würden.
Vor etwas mehr als zehn Minuten, waren wir nämlich hier im Hotel angekommen und hatten nun eine Stunde Zeit, um uns einzurichten, wie es Seokjin unten in der Lobby betitelt hatte. Mein Freund jedoch hatte etwas ganz anderes vor.
»Kommst du zu mir kuscheln?« Seine Augen schimmerten wieder so süß und seine Lippen hatte er schmollend gespitzt. »Na klar.« Wie konnte ich ihm denn jemals auch nur einen Wunsch abschlagen? Da wir uns sowieso ein Zimmer nur zu zweit teilten, musste ich das auch nicht.
Vorfreudig kam ich auf Jimin zu, der sich seesternförmig auf der fluffigen Bettdecke ausgestreckt hatte und mich unglaublich umwerfend anlächelte. Als ich zwischen seine Beine krabbelte und mich schließlich langsam auf seinem Körper sinken ließ, merkte ich, wie mir dabei ganz warm wurde und auch Jimin die Röte in die Wangen schoss. Meine Arme stützte ich links und rechts neben seinem Kopf ab und vergrub keinen Wimpernschlag später meine Nase in seiner Halsbeuge. Wie konnte er nur immer so gut nach Vanille duften?
»Jeonggukie, du quetscht mir die Luft ab!«, keuchte es nach einer Weile unter mir und ich musste leider wieder aus seiner Halsbeuge hervortauchen. Jimin schaute mich etwas außer Atem an und ich konnte nicht anders, als auf seine Lippen zu starren. Wie sehr ich ihn doch gerade küssen wollte...
Anscheinend schien er in diesem Moment denselben Gedanken zu haben, denn schloss er nun die Augen, verhakte seine Finger in meinen Haaren und näherte sich meinem Gesicht. Einen Bruchteil einer Sekunde später trafen unsere Lippen endlich aufeinander und ein Gefühl breitete sich in meinem Brustkorb aus, wie als würden tausend Lilien in ihm erblühen. Sanft schmiegten sich unsere Lippen aneinander, wie als hätten sie das schon immer getan und eine leichte Gänsehaut überkam mich, die sich über meinen Nacken hinabschlängelte.
In diesem Moment spürte ich alles. Jimins Finger, die sich haltsuchend immer verzweifelter in meine Haare krallten, seinen Herzschlag, der zu rasen schien, das Blut, das durch meinen Körper pumpte. Ich fühlte mich lebendig und das Feuer in mir begann Funken zu sprühen. Der Kuss wurde immer intensiver, immer länger und gieriger. Ich wollte alles von ihm.
»Jimin«, seufzte ich und ich wusste, dass ich es nicht mehr aufhalten konnte. Dieses Verlangen nach ihm.
»Jeongguk«, entfloh es auch ihm. Mit prickelnden Lippen entfernte ich mich etwas von seinen, mein Blick flackerte und ich ließ meine Hand unter sein Shirt gleiten. Für einen kurzen Augenblick schien er die Luft anzuhalten, doch amtete danach beschleunigt weiter. Kurz hatte ich innegehalten, um diesen Anblick in mich aufzusaugen, gab jedoch der Verführung nach und beugte mich wieder zu seinen Lippen hinab. Gerade, als ich meine Wimpern sinken ließ, klopfte es jedoch an unserer Tür.
»Eyyy Jikook!! Schluss mit dem Rummachen!«
Das war eindeutig Taes Stimme. Und schon war die Spannung zwischen Jimin und mir verflogen. Genervt rollte ich mit den Augen und löste mich schweren Herzens von Jimin. Dann rappelte ich mich auf, versuchte meine Haare zu bändigen, die nach einem kurzen Blick in den Spiegel beinahe wie Einsteins Haarpracht aussahen, und öffnete mit einem missmutigen Gesichtsausdruck die Tür.
»Wusste ich's doch!« Tae strahlte, wie als hätte er im Lotto gewonnen. »Ihr habt rumgemacht!«
»Taehyung!«
»Sorry.« Er zuckte gleichgültig mit den Schultern. »Es gab doch sowieso nur zwei Möglichkeiten. Entweder ihr richtet euch ein, wie mein Freund gesagt hat, oder ihr seid am Knutschen.«
Auf einmal tauchte ein roter Haarschopf hinter ihm auf, Hobi.
»Ist ja jetzt auch egal, aber in zehn Minuten treffen wir uns unten in der Lobby. Wir wollten euch eigentlich nur schnell abholen, damit ihr nicht zu spät kommt.«
Noch nie hatte sich fast eine Stunde wie fünf Minuten angefühlt...
Jimin, der unser Gespräch mitgehört hatte, setzte sich ruckartig auf und sprang dann schon förmlich vom Bett. Wie von einer Tarantel gestochen, kramte er einige Sachen zusammen, die er daraufhin in seinen Rucksack stopfte. Dann schlüpfte er in ein neues Outfit, das er aus seinem Koffer herauszog und stand binnen weniger Sekunden neben mir. »Ich bin ready!«
༺༻
Auf dem Freizeitpark angekommen, gaben unsere Lehrer noch letzte Anweisungen, bis sie uns für vier Stunden frei herumlaufen ließen. Unsere Gruppe hatte sich schnell zusammengefunden und in Windeseile einen Masterplan aufgestellt, wie wir es schafften, so viele Achterbahnen wie möglich in kürzester Zeit abzuklappern. Dabei wechselten Tae und ich immer wieder heimliche Blicke, da wir eigentlich mit einem ganz anderen Ziel hierhergekommen waren. Und zwar: Jimins Eltern einen Besuch abzustatten und zur Rede zu stellen.
Als wir bei der ersten Achterbahn angelangten, war es Jimin, der sich an meine Hand klammerte und mich mit großen Augen anblinzelte. »Du willst das riiiiiesen Teil doch auch nicht fahren, oder?«
Immer, wenn er mich so süß anschaute, dann konnte ich gar nicht anders, als ihm zu verfallen. »Nein, das ist mir auch viiiiel zu hoch.« Mein Freund lächelte. »Wollen wir stattdessen was anderes machen? Ich glaube die Achterbahnen sind hier irgendwie alle viiiiel zu gruselig.«
Das passte zwar nicht wirklich in Taes und meinen Plan, aber andererseits...
»Tae und ich sind auch eigentlich nicht wirklich hier, um Achterbahn zu fahren.«
Taehyung blickte mich alarmiert an, ich schüttelte jedoch nur beschwichtigend den Kopf.
»Wir wollen deine Eltern besuchen und sie zur Rede stellen...«
Jimin schien plötzlich wie eingefroren und sein Körper hatte sich merklich angespannt.
»Oh.. okay.. ich... ich weiß nicht, was ich jetzt sagen soll...«
»Ich hoffe, wir verletzen dich damit nicht, Jimin«, warf Tae schnell ein und suchte vorsichtig Jimins Blick, der ihn erwiderte. Dann schüttelte er aber zum Glück mit dem Kopf und verneinte. »Alles gut, es... überrascht mich nur...«
»Wir wollten der Sache nur auf den Grund gehen, weil wir gemerkt haben, wie sehr dich dieses Thema in letzter Zeit belastet...« Mein Freund nickte zaghaft und sein Griff um meine Hand verfestigte sich.
»Ja das stimmt...«
»Möchtest du mitkommen?«, fragte nun Taehyung. Jimin überlegte kurz, bis er einmal die Schultern straffte und bestimmt nickte. Mein Brustkorb wurde warm, als ich den Ausdruck in seinem Gesicht erkannte und irgendwie machte es mich stolz, ihn so entschlossen zu sehen.
»Okay, dann lasst uns jetzt gehen.«
༺༻
Als der Bus, in dem Jimin und ich uns damals zum ersten Mal gesehen hatten, an der Haltestelle zum Stehen kam, stiegen wir nach einer zwanzigminütigen Fahrt gemeinsam aus.
»Wir müssen noch zwei Straßen gehen, dann sind wir da«, meinte Jimin und nahm dann wieder meine Hand in seine. Wir liefen nun also in Richtung Jimins altes Zuhause los und mit jedem weiteren Schritt, den wir taten, wurde die Anspannung, die wie geladene Blitze in der Luft zischte, größer.
Schließlich bogen wir in den letzten Fußgängerweg ein und hielten abrupt nach wenigen Metern vor einem grauen Haus.
»Nicht im Ernst!« Tae biss den Kiefer zusammen, bis er einen Blick auf Jimin warf, der geschockt dreinschaute.
Vor dem Haus befand sich ein Schild, das in den Rasen gesteckt wurde und auf dem in Großbuchstaben 'zu verkaufen' stand. In kurzer Distanz dahinter lehnten ein Pärchen an der Haustür, die sich mit einem anderen Pärchen ausgelassen die Hände schüttelten. Satzfetzen wie 'neues Zuhause' und 'die Unterlagen liegen im Haus bereit' konnte ich zusammenreimen und ich wusste, dass Jimin es auch gehört haben muss. Sein Griff um meine Hand wurde nämlich auf einmal richtig steif und er sah so aus, als hätte man ihm mit einem heftigen Tritt in die Magengrube geschmettert.
»I-ich... ich kann das nicht...«, stammelte er und suchte aufgewühlt unsere Blicke. Gerade als ich ihn beruhigen wollte, schienen seine Eltern uns jedoch bemerkt zu haben. Ihre ausgelassenen Gespräche waren schlagartig verstummt und ihre Aufmerksamkeit war auf uns gerichtet. Sie musterten erst Tae, dann mich und zuletzt ihren Sohn und man konnte sehen, dass sie über unseren Besuch ganz und gar nicht erfreut waren.
»Was macht ihr denn hier?« Die Stimme von Jimins Vater war mit Verachtung getränkt und so rau wie sie war, konnte man meinen, er habe sein gesamtes Leben lang geraucht.
»Mum... Dad...« Jimins Unterlippe bebte leicht und ich konnte spüren, wie jegliche Willenskraft, seinen Eltern gegenüberzustehen, schwand. Seine Eltern lösten sich von dem anderen Pärchen und traten mit steifen Schritten auf uns zu. Die Absatzschuhe der Frau blieben dabei öfter im Gras stecken, bis sie es zu uns geschafft hatte. Sie richtete sich auf, wie eine Kobra vor ihrer Beute. Dann ließ sie ihren abwertenden Blick über uns gleiten, der mir eine unangenehme Gänsehaut über den Rücken jagen ließ.
»Was wird das hier?!« Jimins Mutter reckte abschätzig das Kinn in die Höhe. Den alarmierten Unterton in ihren Worten konnte sie aber nicht verstecken. Dennoch hatte ich mir ihre Stimme ganz anders vorgestellt, irgendwie dunkler. Jedoch war sie so hoch, dass ich kurz das Gesicht verzog, da der schrille Klang in meinen Ohren schmerzte.
»W-wir...wir...« Mein Freund war leichenblass im Gesicht und als eine Brise Wind durch seine Haare fuhr, wirkte er beinahe verloren.
»Wir sind hier, um zu erfahren, warum Sie den Kontakt zu Jimin abgebrochen haben?!«, rutschte es mir heraus. Überrascht darüber, dass ich dennoch so selbstbewusst klang, obwohl ich es in diesem Moment kein bisschen war, richtete ich mich auf und bot ihr die Stirn.
Die Miene der Eltern war undurchschaubar und zeitgleich so eiskalt, dass es mich nicht wundern würde, wenn es jetzt anfangen würde zu schneien. »Das geht dich gar nichts an!!«, gab sie bissig von sich und überkreuzte die Arme vor der Brust.
»Und ob es ihn was angeht! Er ist schließlich mein fester Freund!!«, fand Jimin auf einmal seine Sprache wieder. Er hatte die Augenbrauen zusammengezogen und seine andere Hand, die nicht mit meiner verschränkt war, zu einer Faust geballt.
»Wie ich sehe, bist du immer noch dieselbe Schwuchtel wie damals!« Jimins Vater hatte so viel Verachtung in sich, dass es mich bodenlos wütend machte. In mir begann es zu Brodeln und meine Kehle brannte, weil ich ihm so vieles an den Kopf werfen wollte.
»Wie könnt ihr nur so etwas zu eurem eigenen Sohn sagen?« Taehyung war schneller mit seiner Antwort und starrte die beiden fassungslos an.
»Er ist nicht länger unser Sohn, wenn er so bleibt!«, sagte die Frau bewusst kontrolliert und eine Ader begann auf ihrer Stirn zu pulsieren. »Er ist eine Enttäuschung für uns, das war er schon immer! Und wir haben ihm schon einmal gesagt, dass er sich ändern muss, wenn er von uns akzeptiert werden will. Kurz dachten wir, das Internat wäre die Lösung, um sich vor uns zu beweisen. Aber wie ich sehe, will er kein Teil dieser Familie sein!« Ihre Worte trafen tief, schnitten direkt in Jimins Herz. Ich wusste es, ich konnte schließlich sein Herz brechen hören. Es zerschmetterte laut und die Scherben klirrten, als sie am Boden auftrafen.
»Und von dir Taehyung können wir genau dasselbe sagen. Du bist mindestens ein genauso großer Abschaum, wie- wie er!« Die Frau deutete mit dem Finger auf Jimin, konnte nicht einmal mehr den Namen ihres Sohnes aussprechen.
»Wissen Sie was? Verrecken Sie doch in der Hölle!« Ich schrie ihnen die Worte entgegen, wäre am liebsten auf sie losgegangen, so sehr trieb mich der Schmerz in meiner Brust an. Nicht nur Jimins Herz war verletzt, meines hatte auch einen Riss abbekommen. Und ich konnte dennoch nichts dagegen tun. All die Wut und Frustration loderten in mir und, wenn ich jetzt eine Superkraft hätte, dann wäre es Flammen aus meinen Augen zu schießen. Dann kehrte ich auf dem Absatz um.
Jimin drehte sich genauso abrupt um, wie ich.
»Ihr seht mich nie wieder!«
»Schönes Leben noch!« Taehyung hob im Gehen seinen Mittelfinger.
Zu dritt ließen wir sie zurück und auch, wenn tausend Tränen über Jimins Gesicht rannen, wusste ich, dass er diese Klarheit gebraucht hatte, um irgendwann damit abschließen zu können.
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