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Er würdigt mir keines Blickes mehr und das verletzt mich mehr, als es sollte. Ob ihm das so bewusst ist, weiß ich nicht, aber nach der Schule muss ich dringend mit ihm darüber sprechen.

Plötzlich hallt ein lautes Klopfen durch die Stille aufgrund der Einzelarbeit. Leicht zucke ich zusammen und spähe interessiert zur Tür wie jeder andere Schüler auch. Taehyung fordert mit einem lauten "Herein" die Person auf, einzutreten, was sie auch kurz drauf tut.

Unerwartet kommt der Rekor der Schule herein und lässt für einen kurzen Augenblick die Augen durch das Klassenzimmer schweifen. Jeden Schüler mustert er für nur eine Sekunde. Doch als er mich anguckt, hält er deutlich länger den Blickkontakt aufrecht. Unwohl rutsche ich auf meinem Stuhl hin und her und umschlinge die Babykugel etwas fester.

"Was kann ich für Sie tun?", fragt Taehyung höflich und scheint genauso wenig, mit seinem Besuch gerechnet zu haben. Der Rektor kommt wirklich selten in die Klassenzimmer, nur wenn es einen triftigen Grund gibt. "Kann ich kurz mit ihnen vor der Tür sprechen, Herr Kim?"

Er stimmt sofort zu und verlassen das Klassenzimmer. Kaum fällt die Tür in das Schloss geht ein neugieriges Raunen durch den Raum. Über was der Rektor mit Tae reden möchte?

Es war schon sehr seltsam, dass der etwas ältere Mann in dem eleganten Anzug so lange angeguckt hat. Ob er etwas herausgefunden hat? Unbewusst verfestige in den Griff. Ich hoffe er bekommt keinen Ärger...

Auf einmal geht die Tür wieder auf, das Getuschel verstummt im selben Moment. Diesmal schauen mich beide an, wobei Taes Augen eher Ruhe und Wärme ausstrahlen, guckt der Rektor besorgt. "Herr Jeon, darf ich sie kurz mit in mein Büro nehmen? Ich habe etwas mit ihnen zu besprechen.", wendet sich der Mann an mich.

Völlig verwirrt und ahnungslos nicke ich, sehe vorher jedoch nochmal zu Tae, der mir nur ein unauffälliges, tröstendes Lächeln schenkt. Langsam erhebe ich mich von meinem Platz und laufe unsicher an den Tischen vorbei. Dabei klebt jedes einzelnes Augenpaar an mir, nebenzu wieder ein Raunen. Kurz wage ich einen Blick auf meine ehemals besten Freunde, die genauso drein blicken, wie der Rest.
Wie unwohl ich mich gerade fühle, muss ich wohl nicht erläutern.

Vorne angekommen, stelle ich mich neben den Rektor. "Danke vielmals. Ich bringe ihn nach dem Gespräch wieder zurück.", verabschiedet er sich und zusammen laufen wir in sein Büro - zwischen uns herrscht eiserne Stille.

"Nehmen Sie Platz.", ich gehe seiner Bitte nach und wieder kommt ein Schweigen auf. Ich weiß nicht so recht, was ich nun sagen soll. Er hat mich zu sich gebeten, also warte ich auf seinen Gesprächsbeginn. "Also Herr Jeon, wieso ich sie zu mit gebeten habe-", ich zucke erschreckt über seine unerwarteten Worte zusammen.

"...ich habe mitbekommen, wie sie in ihrer Klasse ausgeschlossen werden und regelrecht Mobbing zwischen ihnen und ihren Mitschüler herrscht. Ich möchte wissen, was der genaue Grund ist." Baff reiße ich die Augen auf. Er hat das bemerkt? Aber wie? Klar bin ich in Pausen und im Unterricht immer allein, aber ich hätte nicht damit gerechnet, dass es dem Rektor auffallen würde.

Ich schweige jedoch.

"Herr Jeon, ich muss das wissen, damit wir handeln können.", setzt er fort. "Selbst den Lehrern ist das bereits aufgefallen. Was geht in ihrer Klasse vor?" Ich senke den Kopf, um ihm nicht mehr in die Augen sehen zu müssen. Ich möchte nicht reden, immerhin hängt auch Taes Job davon ab. Außerdem ist es eine private Sache.

Er seufzt. "Bitte sprechen Sie mit mir. Ich möchte ihnen helfen." Ich beiße mir auf die Unterlippe. "Wenn sie nicht mit mir sprechen, dann bin ich gezwungen, ihren Vater anzurufen."

Panisch raffe ich mich mit durch gestreckten Rücken auf. "Bitte nicht mein Vater!", flehe ich, doch er hört nicht auf mich und so betretet eine gewisse Zeit später mein Vater das Büro. Die Erwachsenen begrüßen sich höflich, ehe er sich neben mich setzt.

Ich spüre seinen Blick deutlich auf mir, aber traue mich nicht, ihn in die Augen zu sehen. Zu sehr schäme ich mich für das, was alles passiert ist. Ist nun der Moment gekommen, wo die ganze Wahrheit auf den Tisch gelegt wird?

"Was ist passiert, mein Junge? Wieso muss ich in die Schule kommen?" Seine raue Stimme hängt schwer in der Luft, doch auch ihm antworte ich nicht, sondern schlucke angespannt. "Jungkook?"

Meine Hände werden schwitzig aufgrund der Angst, beginnen zu zittern. Erneut schlinge ich die Arme um meinen Babybauch, der nun deutlich sichtbarer ist, weil der Hoodie ihn nicht mehr bedecken kann. Auch Appa scheint das aufzufallen, denn er hebt skeptisch eine Augenbraue.

"Antworte mir endlich!"

Ich beiße mir fest auf die Unterlippe, schmecke kurz darauf einen metallischen Geschmack. Ich habe Angst, aber ich muss es tun. Es tut mir leid, Tae...

"Ich bin schwanger...", lasse ich den Ballon platzen und drücke fest gegen meinen Bauch, dabei kneife ich Angst überlaufen die Augen zu. Ich möchte seine Reaktion nicht sehen.

"... Du bist was?!"

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