Vor Namjoons Haustür krame ich den Haustürschlüssel aus Taes Hosentasche und sperre sie leise auf. Mit der Hand gebe ich Taemin ein Zeichen, dass er lautlos die Treppen hoch gehen und ihn in sein Zimmer tragen soll.

Ich hätte ihn viel lieber mit zu mir nach Hause genommen, aber dort wartet eine neugierige Mutter und ein strenger Vater. In meinen Augen keine gute Kombination, wenn ich plötzlich mit einem bewusstlosen - für sie fremden - Mann das Haus betrete. Sie sind nicht blöd, sie würde sofort den Braten riechen.

"Leg ihn einfach aufs Bett.", weise ich ihn leise an, was er auch tut. "Danke für deine Hilfe, Taemin. Ohne dich würde ich noch immer draußen nach ihm suchen.", bedanke ich mich ehrlich, aber er winkt ab. "Kein Problem. Er wird noch eine Weile schlafen, aber er wird wieder aufwachen. Gib ihm einfach Zeit und eine Schnerztablette. Nachdem Kick kommt die schlimmste Phase."

Wieder bedanke ich mich und Taemin verabschiedet sich, ehe er das Haus verlässt. Seufzend wende ich mich zu Taehyung, setze mich an die Bettkante und streiche sanft eine Haarsträhne aus seinem Gesicht. "Ich kann nicht glauben, dass du das wirklich gemacht hast.", pure Enttäuschung spiegelt sich in meiner Stimme wider.

"So kann es nicht weitergehen, vor allem wenn das Baby da ist, Tae. Drogen und Baby geht nicht. Du wirst dich entscheiden müssen..."

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Ich muss eingeschlafen sein, denn als ich wieder die Augen öffne liege ich halb auf Tae, der quälende Stöhngeräusche von sich gibt. Sofort raffe ich mich auf und gucke ihn erwartungsvoll an. Und tatsächlich, er scheint aufzuwachen, aber starke Schmerzen zu haben.

Wie Taemin mit befohlen hat, hole ich schnell ein Glas Wasser und eine extra starke Schmerztablette. "Tae?", frage ich ruhig, doch da reißt er die Augen auf und will sich abrupt aufsetzen. "Hey, mach lieber langsamer."

Brummend legt er sich zurück ins Kissen und schließt wieder die Augen. Wehmütig fasst er sich an den Kopf und stöhnt schmerzvoll. "Ich hab dir eine Tablette und Wasser gebracht.", halte ich ihm beides hin und sehe dabei zu, wie er es einschmeißt. Ich kann mir nicht vorstellen, wie grauenvoll es ihm gerade gehen muss. Heroin ist wirklich kein Spaß.

Aber ich bin sehr froh, dass er überhaupt noch lebt. Heroin nennt man nicht umsonst die härteste Droge. "Wie gehts dir?"

"Beschissen..."
Langsam nicke ich. "Das Runterkommen ist das schlimmste mach einen Trip. Ich will wieder eine Spritze..." Er setzt sich auf und guckt mich kurz an, ehe er den Kopf schnell wieder sinkt. "Guck mich bitte nicht so an... Ich kann dagegen doch nichts machen..."
Ich seufze. Doch das kannst du, Tae.

"Wie soll ich dich sonst angucken? Soll ich dir fröhlich um den Hals fallen, Taehyung?", frage ich etwas zu harsch. "Ich bin ehrlich gesagt sehr enttäuscht von dir..."

"Es tut mir leid, Kookie. Aber in diesem Moment war mir einfach alles zu viel. Ich bin auch nur ein Mensch...", raunt er, dabei sichtlich seine Schuldgefühle zu erkennen.

"Das habe ich auch nicht vergessen, Tae. Ich bin dir nicht böse, dass du aus dem Zimmer musstest, es war okay. Aber, dass du dann gleich zu Heroin greifst... Weißt du was für eine scheiß Angst ich um dich hatte?! Du hättest so gut auch tot sein können!", werde ich lauter, bereue es aber sofort, als er sich wimmernd an den Kopf fasst.

"Tut mir leid... Ich bin nur fast vor Sorge gestorben... dich da bewusstlos vorzufinden, mit der Spritze... ich...-" Meine Stimme bricht ab. Ich kann einfach nicht mehr sprechen, denn da holen mich wieder die Tränen ein. "Nein, mir tut es leid, Baby... Ich hätte das nicht machen dürfen... Verzeihst du mir...?"

Seine müden Augen, seine kratzige Stimme und seine blasse Haut lassen wieder sämtliche Sorgen in mir aufkommen. Er sieht so fertig aus, so krank und einfach... hilflos. Traurig, was Drogen mit einem Menschen machen. Sie ruinieren einen doch nur. Was finden Leute nur so attraktiv an diesem Zeug?

Das werde ich wohl niemals verstehen.

Ich nicke langsam, aber zögere. Werde ich es wieder bereuen? Wird Tae es wieder machen?
"Ich verzeihe dir- unter einer Bedingung."