42. Die Lügen, die wir leben

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Die Zeit vergeht so schnell, sie rennt Taehyung regelrecht davon. Mit jedem weiteren vergangenen Tag packt ihn die Panik noch ein kleines bisschen mehr. Seine Verlobte ist ständig um ihn herum, ist super anhänglich und spielt eine Person, die selbst Taehyung fremd ist.
Momentan ist ihm wirklich vieles fremd geworden, denkt er erschöpft, während er den Kopf in seine Hände sinken lässt, über seinen Schreibtisch gebeugt.
Keine Ahnung wie es jetzt weiter geht.
Denn was er gerade liest, stellt tatsächlich alles auf den Kopf.

"Taeby, was siehst du dir denn gerade an. Du siehst so grüblerisch aus. Das schadet deinem hübschen Gesicht und wird zu Falten führen", flötet Youjung süß.
Viel zu süß, als dass es echt sein könnte.

Er blickt von seinen Papieren auf, kneift die Augen zusammen und antwortet auf den Punkt:
"Ich sehe mir die Bilanzen deiner Firma an, die ich mir habe zukommen lassen und ich muss sagen...", er pausiert, befeuchtet seine Lippen und sagt:
"...Wie konntest du mir das verschweigen?!
Ist das der Grund warum du auf einmal so zuckersüß bist?! Rede mit mir!"

Youjung zuckt zusammen, der Schock steht ihr ins Gesicht geschrieben. Sie traut Taehyungs Worten nicht, krallt sich aggressiv die Dokumente und wirft einen genauen Blick darauf.

"Von wem hast du das?!", sie blättert durch den vollen Ordner, in dem Kontoauszüge, Bilanzen, sowie bezahlte und vorallem unglaublich viele unbezahlte Rechnungen abgeheftet sind. Taehyung hat unzensierten Blick auf das ganze Unternehmen.

"Das tut nicht zur Sache. Ich will wissen, wieso du mir nie etwas gesagt hast!" Taehyung kann seinen Zorn kaum in Schacht halten.
"Wie lange verheimlichst du uns diese Zahlen? Seit wann ist deine Firma bankrott?!"
Sein Gedultsfaden hängt nur noch an einem einzigen hauchdünnen Faden, als Youjung auch weiterhin nichts sagt. Sie schaut Taehyung nicht einmal in die Augen, schmeißt den Ordner sauer auf den Schreibtisch, was einen lauten Knall erzeugt.

Sie schnalzt mit der Zunge, verschränkt ihre Arme vor der Brust und gibt kleinlaut zu: "Vor dem Vertrag-"

Taehyung lässt sie nicht aussprechen, für ihn ist das Antwort genug, lacht verzweifelt, ehe ihm die blanke Wut erneut packt:
"Aber natürlich!", noch ein unglaubwürdiges Lachen. "Der Vertrag ist nur dafür da, um euch vor der Insolvenz zu schützen! Ist dir überhaupt bewusst, was das für uns hätte bedeuten können?!"

Tief holt er Luft, befeuchtet erneut seine Lippen, plötzlich fühlen sie sich rissig und trocken an, nur hat es scheinbar ihr die Sprache verschlagen, denn sie beantwortet Taehyungs Frage nicht.
Vielleicht ist sie ja rhetorisch gemeint, aber eigentlich möchte er eine Antwort von ihr haben, um zu sehen, ob ihr das Ausmaß überhaupt bewusst ist.

"Du hättest meine Firma mit deinem amateurhaften Egoismus in den Ruin stürzten können!", schreit er sauer, manchmal laufen bei ihm die Emotionen über, vorallem wenn es um Dinge gehen, die ihm wichtig sind. Youjung kann froh sein, dass Taehyungs Hand noch nicht abgerutscht ist, so sehr brodelt es in ihm.

Mit geduckter Haltung steht sie da, vor Taehyungs Schreibtisch, kein Wort hat sie mehr gesagt, nur noch mit jedem weiteren Wort ängstlich zusammen gezuckt. Sie wurde durchschaut, sie kann nicht mehr länger eine heile Welt vorspielen, Taehyung mit unzähligen Lügen stumm machen, nein, diese Zeiten sind vorbei.

Taehyung läuft mit langsamen Schritten um seinen Arbeitsplatz, schmeißt am vorbei gehen den fetten Ordner auf den Boden, prallt mit einem lauten Knall auf, springt auf und unzählige Kontoauszüge verteilen sich quer.
Erst jetzt wird einem das Ausmaß wirklich bewusst. Kontostände, im Millionen Bereich im Minus.
Auf der Bilanz ist deutlich zu sehen, dass ihre Verbindlichkeiten weit über ihrem Vermögen stehen.
Youjungs Firma ist simpel gesagt überschuldet und zahlungsunfähig.

"Die Hochzeit wäre hiermit abgeblasen.", knirscht er mit zusammen gebissenen Zähnen, als er nahe vor der deutlich kleineren Frau zum Stehen kommt.

"Das kannst du nicht machen, Taehyung!"

"Und wie ich das kann.", gibt er ruhig von sich, wirkt plötzlich so bedrohlich, weil er weiß, dass er gewonnen hat. Er hat es endlich geschafft, hat einen Beweis gefunden, um aus diesen verrückten Vertrag herauszukommen und endlich eine öffentliche Beziehung mit Jungkook führen zu können.

"Du hast gewisse Punkte...", er deutet auf das Chaos am Boden: "...vor der Vertragsschließung verheimlich, von denen ich ganz klar hätte informiert werden müssen. Außerdem bist du zahlungsunfähig, du hättes einen Insolvenzantrag stellen müssen. Dein Vertrag verliert hiermit seine Wirkung und somit wird es keine Hochzeit geben."
Triumphierend grinst er seine Noch-Verlobte an, die gestresst ihre schönen Nägel abkaut.

Aber schlagartig ändert sich die Stimmung, Youjungs Nervosität verblasst mit einem Mal und auf ihren Lippen ziert nun ein unschuldiges Lächeln.
"Ach ja?", raunt sie und schmeißt Taehyung damit aus der Bahn.
Woher nimmt sie auf einmal das Selbstbewusstsein?

"Wenn du es darauf ankommen lässt, dann möchte ich auf der Stelle und unverzüglich wissen, wer der Vater von Jungkooks Kind ist.", sie lehnt sich vor und klimpert Taehyung mit ihren langen, dichten Wimpern an.

Nun hat sie es geschafft, alles zu wenden. Seine Lunge wird plötzlich staubtrocken und irritiert sieht er ihr in die Augen. Allerdings darf er sich nicht aus der Bahn werfen lassen, er hat doch schon gewonnen. Youjung spielt nur noch mit ihm, weil sie genau weiß, dass sie verloren hat.

"Das tut hier nicht zur Sache!", tut er ihre Aufforderung ab. Er fragt sich ja schon lange, wieso sie so besessen nach Jungkook ist.

"Ich denke ja schon. Ich glaube nämlich, dass Jungkook eine viel wichtigere Rolle, als zu Beginn vermutet, spielt.", sie grinst.

Und Taehyung weiß, dass sie etwas ahnt. Ob sie nun Verdacht von seinem Doppelleben schöpft, oder, ob sie sich etwas ganz anderes vorstellt, weiß er nicht. Er wird auch sicherheitshalber nicht weiter nachfragen, das hier läuft sowieso in eine ganz falsche Richtung.

"Hör mir zu, Taehyung, das ist hier ist noch nicht vorbei. Solltest du etwas von meiner Firma nach draußen tragen, dann wird dein kleiner Freund wünschen, niemals sich hier beworben zu haben.", droht sie und Taehyung nimmt jedes ihrer Worte ernst.
Er muss, ihm bleibt nichts anderes übrig.

"Was hast du vor?", fragt er stattdessen, zeigt gezwungenermaßen Einsicht.

"Du wirst es herausfinden, wenn du dich gegen die Hochzeit entscheidest.", trällert sie.

Die Seiten haben sich gewechselt und Taehyung hat verloren...

"Der Vertrag ist gebrochen, aber das ändert nichts. Du wirst mich heiraten und dafür sorgen, dass du meine Firma wieder aufbaust!"

Taehyung schließt für einen Moment die Augen, atmet durch, versucht die nächsten passenden Worte zu finden, die es nicht gibt.
Egal, was er sagen wird, es ist vorbei.
Alles ist vorbei.

"Wenn unsere Firmen fusionieren, wird auch meine sich nur schwer über Wasser halten können, Youjung. Deine hat viel zu viele Schulden!", versucht er es ein letztes Mal, lässt es diplomatischer klingen, aber er hat keine Chance. Youjung lässt nicht mehr mit sich reden.

"Du und Namjoon seid doch erfolgreiche Geschäftsmänner. Ihr kriegt das schon hin.", singt sie und tretet auf eines der Kontoauszüge, die unter ihren hohen Schuhen ekelhaft rascheln.

"Dann steht es ja fest.", klatscht sie in die Hände und lächelt Taehyung zuckersüß an.

"Ich hoffe du hast nicht vergessen, dass unsere Hochzeit schon in einer Woche ist, Taebyyy."

Wie soll er das nur Namjoon erklären?

Sie sind ruiniert...

Jetzt kann wohl nur noch ein Wunder alles retten...

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