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Jungkook arbeitet und wie er arbeitet. Er macht die letzten drei Tage und Nächte durch, um irgendwie nochmals eine komplette Mappe fertigzustellen.
Dabei vergisst oder ignoriert er die Warnungen, die sein Körper gibt - die Symptome, die man hat, wenn man kurz vor der Überarbeitung steht.

Tief im Inneren ist er stink sauer auf Taehyung, ihm erschließt nicht, wieso der Ältere so reagiert hat. Fand er die Bilder wirklich so schlecht oder steckt da mehr dahinter?

Aber es bringt nichts, sich weiter darüber aufzuregen, denn schon übermorgen muss er sein überarbeitetes Werk vorlegen.

"Nur wäre nicht diese unerträgliche Übelkeit...", stößt er genervt aus und lehnt sich in den Stuhl zurück. Die letzten Tage hat er viel von Zuhause aus gearbeitet, weil der Weg in die Arbeit viel zu viel Zeit gekostet hat, die er dringend benötigt - ihm egal, ob Taehyung das möchte oder nicht.

"Wenn dir schlecht ist, solltest du aufhören, Kook. Du arbeitest doch schon genug.", kommt Yoongi rein, der Jungkooks Gemecker gehört hat. Der Jüngste muss verrückt geworden sein, so viel Mühe wie er in seinen Job steckt.
Yoongi hätte Taehyung die Bilder auf den Tisch geknallt und hätte gesagt:
Friss oder stirb.
Immerhin ist Taehyung in gewissermaßen abhängig von Jungkooks Bilder.

Aber so selbstbewusst ist der Fotograf noch nie gewesen.

Jungkook schüttelt daraufhin mit dem Kopf. "Ich muss das dieses Mal gut machen, Hyung, mir ist das wichtig.", erklärt er mir müder Stimme und trägen Augen. Yoongi seufzt nur. "Du überarbeitest dich wegen diesem eingebildeten Schnösel."

"Es ist Taehyung, kein eingebildeter Schnösel. Er ist unser Freund.", murmelt Jungkook und bearbeitet währenddessen ein Bild von Taehyung und Hoseok, dabei liegen seine Augen mehr auf dem Boss, der seiner Meinung nach überhaupt keine Bearbeitung nötig hat. Taehyung ist einfach perfekt.

"Sag mal...", setzt Yoongi an und mustert Jungkook ganz genau. Ihm ist schon lange aufgefallen, wie Jungkook Taehyung ständig verteidigt, anguckt - beinah mustert und allgemein sucht er ständig die Nähe des Älteren. Yoongi wollte es schon lange ansprechen, aber hat nie den passenden Moment erwischt, bis jetzt.
"Du hast was für Taehyung offen.", stellt er also fest, verpackt es mit Absicht nicht als Frage.

Augenblick verkrampft sich Jungkook, zu oft hat er versucht mit jemanden darüber zu sprechen, so oft wollte er einen Ratschlag von seinen Freunden haben, aber jedes Mal kam etwas dazwischen oder er wurde ungewollt durchschaut.
Wieder einmal hat Jungkook nicht mit solch einem Satz gerechnet.
Völlig unvorbereitet schluckt er, tippt hastiger auf die Tastatur, meidet absichtlich die Blicke seines Hyungs.

Yoongi lacht leise auf, keineswegs ist es belustigtend oder verurteilend, viel eher fühlt er sich bestätigt.

"Du bist schon der dritte, dem es auffällt. ", seufzt Jungkook nach langem Zögern.
"Ich wollte immer mit jemanden darüber reden, aber es hat nie funktioniert.", gibt er offen zu, genießt es, endlich offen sprechen zu können.

"Hoseok ist es schon vor längerem aufgefallen, er hat mich damals darauf angesprochen, ähnlich wie du. Er hat mich nicht gefragt, ob ich etwas für Taehyung empfinde, er hat es einfach gesehen.", zum ersten Mal schaut Jungkook Yoongi an, ein leichtes Lächeln ziert seine Lippen.

Der Ältere hört ihm stumm zu, nickt ab und zu. Jungkook hat die letzten Tage kaum gesprochen, so vertieft war in die Arbeit gewesen und er ist von Natur aus nicht der Typ, der direkt mit der Tür ins Haus fällt.

"Jungkook... Was läuft zwischen euch?", Yoongi stellt die Frage bedacht, vorsichtig und beobachtet, ob sich in Jungkooks Augen etwas regt und tatsächlich, sie zucken kräftig, ehe eisige Kälte in ihnen ausbricht.

"Nichts.", antwortet er viel zu schnell und arbeitet weiter.

"Gut, denn du solltest dir mit Taehyung nichts einbilden."

Nun lächelt Jungkook traurig. "Hoseok Hyung hat genau das Gegenteil gesagt."

Erneut seufzt Yoongi, ihm tut Jungkook natürlich leid. Auch er war mal hoffnungslos verliebt und es war wirklich schmerzhaft, aber bei Jungkook ist es etwas ganz anderes. "Kook, hör zu. Er ist dein Boss und-"

"Ich spiele nicht in seiner Liga, ich weiß schon. Du musst mich nicht auch noch belehren."

Stumm blickt Yoongi auf seinen besten Freund hinab, seit er sich weggedreht hat, hat er ihn nicht einmal mehr in die Augen geschaut, aber er erkennt die klitzekleine Krokodilsträne am Augenwinkel aufblitzen.

"Auch?", fragt Yoongi stattdessen.

"Ja, Namjoon kam letzte Woche auf mich zu und hat ähnliches gesagt.", murmelt Jungkook noch trauriger. Er weiß es doch, aber wieso kann ihm niemand eine Chance geben, um das Gegenteil zu beweisen? Um zu beweisen, dass Jungkook und Taehyung sehr wohl zusammen passen.

Yoongi schweigt einige Zeit, er kann es nicht sehen, wenn der Jüngste traurig und deprimiert dreinblickt. "Vielleicht solltest du mit Taehyung reden, dass nichts zwischen eurer Freundschaft steht.", sind seine letzten Worte, ehe er Jungkook allein weiterarbeiten lässt und selbst zur Arbeit fährt.

Er weiß, seine Worte waren verletzend, so hat er sie auch gar nicht gemeint.
Er hofft, dass Jungkook zwischen den Zeilen lesen kann und den wahren Hintergrund seiner Worte verstanden hat.
Nämlich, dass Jungkook mit Taehyung über seine Gefühle reden sollte, um sich zum einen von den Qualen seiner einseitigen Liebe zu befreien, aber vielleicht hat auch Taehyung etwas übrig für den Jüngeren.

Jungkook muss es ausprobieren, sonst wird er für eine ganze Weile ständig verletzt werden und die schmerzhafte Liebe wird ihn dauernd übernehmen.

Beides kann passieren und beides wird seinen ganz eigenen Vorteil haben, Jungkook muss ihn nur erkennen, auch so hat Yoongi seine erste große Liebe loslassen und sich auf Jimin einlassen können.

Yoongi hofft es so sehr, dass Jungkook seinen versteckten Rat verstanden hat.

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