𝟎𝟐 | 𝐮𝐧𝐠𝐫𝐚𝐭𝐞𝐟𝐮𝐥 𝐛𝐫𝐚𝐭

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DIE WOHNUNG, IN DIE sie geführt wurde, war wohl der sauberste Ort, den die Frau hier im Untergrund je zu sehen bekommen würde. Nicht einmal auf dem Boden lag ein einziges Staubkorn, als Levi und Farlan sie auf diesem absetzten.

Sie hielt ihre Augen geschlossen, versuchte den beiden dadurch vorzuspielen noch immer bewusstlos zu sein. Obwohl sie dadurch zwar ihre Gespräche belauschen konnte, wünschte sie sich in diesem Moment fast noch lieber nicht aufgewacht zu sein.

Fuck, die noch offene Wunde brannte höllisch und das getrocknete Blut klebte in ihren Haaren.. davon abgesehen, dass ihr Kopf verdammt schmerzte. Dieser kleine Bastard hatte echt 'n ordentlichen Schwung drauf gehabt.

Levi beugte sich zu ihr herunter, zog ihr die Arme hinter den Rücken und band ihr die Handgelenkte zusammen. Der Strick war eng, rieb unangenehm an ihrer Haut.

,,.. und was jetzt?", sprach Levi zu seinem Freund, beäugte die Frau dabei genau. Auch wenn sie vielleicht gefesselt und nicht ansatzweise stärker als er selbst war, schien sie dafür ziemlich unberechenbarer zu sein. Der Dunkelhaarige war sich sogar fast sicher, dass sie ihnen gerade zuhörte.

Farlan atmete tief aus, schien nachzudenken als er sich durch die blonden Haare fuhr. Auch sein Blick lag dabei misstrauisch auf der Frau.

,,Mhm.. wir sollten am Besten warten bis sie aufgewacht ist und dann hoffen, dass wir genug Informationen von ihr bekommen", schlug er unsicher vor, wusste nun selbst nicht so ganz was ihr nächster Schritt sein sollte.

Auch dem Mann kam diese ganze Sache komisch vor. Fast die gesamte Unterwelt wusste wie gefährlich Levi sein konnte, deshalb war es umso ungewöhnlicher, dass eine einzelne Person versuchte ihn zu töten.. vorallem wenn diese Person eine zierliche, junge Frau war. Keine Ahnung was sie drauf hatte, aber wie eine gefährliche Auftragsmörderin sah sie nicht gerade aus. Ob da vielleicht doch mehr dahinter steckte?

,,Wir haben keine Zeit dafür um die Göre ausschlafen zu lassen..", hisste Levi genervt, ging daraufhin an Farlan vorbei, hockte sich auf den Boden und griff nach dem Kinn der jungen Frau, damit sie direkt in seine Gesicht sehen musste. Erst zaghaft öffnete sie ihre Augen, musste sich an die Helligkeit gewöhnen, bis sich ihr Blick auf Levi fixierte.

,,F-Fick dich", hauchte sie gefährlich, wollte sich daraufhin von den Fesseln lösen, um ihm noch ein weiteres Mal uns Gesicht zu schlagen, doch sie konnte sich nicht befreien. Levi verdrehte nur seine Augen, der Griff um ihr Kinn wurde fester.

,,Hör mir jetzt gut zu, du hast zwei Möglichkeiten. Entweder du sagst uns wer dich geschickt hat und eventuell lassen wir dich frei oder ich töte dich hier und jetzt. Also entscheide Weise", sprach er emotionslos, sein Blick brannte sich dabei fast durch die Frau. Diese schnaubte jedoch nur belustigt aus, ihre Mundwinkel zogen sich dabei nach oben.

,,Dann tu es doch, Wichser", entgegnete sie ihm und kaum einen Moment später hatte Levi sein Messer schon gezogen, hielt es ihr an die Kehle. Nicht eine Miene verzog die Frau, ihr Blick noch immer spöttisch auf den Dunkelhaarigen gerichtet. Farlan hingegen wurde unruhig, beinahe panisch, als er ein paar Schritte auf die beiden zuging, seine Hand dabei auf Levis Schulter legte.

,,H-Hey.. komm schon. Es bringt doch nichts sie jetzt zu töten. V-Vielleicht sollten wir ersteinmal durchatmen und überlegen was das Beste für uns alle wäre..", versuchte er die Situation irgendwie zu entschärfen.

Farlan kannte seinen Freund wie keinen Zweiten, deshalb wusste er auch wie schnell die Situation eskalieren könnte.. vor allem wenn er provoziert wurde. Levi war kein Mann der großen Worte, eher jemand, der schnell Taten sprechen ließ.

Der Griff um ihr Kinn ließ etwas nach, bis Levi seine Hand ganz von ihr abließ. Der Mann vor ihr seufzte, nahm auch das Messer wieder von ihrer Kehle und steckte es daraufhin zurück. Mhm, dieser Typ schien ein echter Dickschädel zu sein.. aber sein Freund schafft es trotzdem zu ihm durchzudringen, genauso wie vorhin, als er ihn davon überzeugt hatte sie hierher zu holen.

Dieser Farlan könnte ihre Trumpfkarte sein um doch noch lebend hier rauszukommen. Aber dafür müsste sie mitspielen.. oder zumindest so tun.

,,Komm schon Levi sie ist verletzt.. und wahrscheinlich verängstigt. Wir sollten ihr etwas Zeit geben.. zumindest das hat sie verdient", versuchte der Blondhaarige ihn zu überzeugen, sah dabei mit einem warmen Lächeln zu der Gefangenen herunter.

Doch irgendwas stimmte hier nicht.. für einen Kriminellen im Untergrund wirkte er einfach zu naiv. Vielleicht war er nicht so ein Arschloch wie Levi, aber so wie er sich ihr zeigte konnte er auch nicht sein. Sie hatte seinen Freund fast getötet und trotzdem sorgte er sich um sie, wollte mit ihr symphatisieren? Das war viel zu unwahrscheinlich.

Was, wenn sie vorhin doch nicht ihr ganzes Gespräch mitanhören konnte? War das nur eine Strategie der beiden, um an Informationen zu kommen?

Die Augen der Frau wanderten zu dem des Blondhaarigen, dann wieder zu dem Mann vor ihr. Okay, jetzt verstand sie, was die beiden hier versuchten.. warum war sie da nicht schon früher drauf gekommen?

,,Was zur Hölle spielt ihr hier? Guter und böser Militärpolizist? Um ehrlich zu sein fände ich es lustiger, wenn ihr mal die Rollen tauschen würdet", sagte sie belustigt, stolz auf sich, ihr Spiel durchschaut zu haben. Levis Miene wirkte noch immer kalt und unbeeindruckt, doch die seines Freundes hatte sich geändert.. er fühlte sich ertappt.

Nachdem keiner der beiden für einen Moment etwas sagte, verdrehte sie die Augen, versuchte ihr Selbstbewusstsein nicht durch die noch immer präsenten Schmerzen zu verlieren.

,,Hört mir mal genau zu. Ihr glaubt doch nicht wirklich, dass ich euch einfach so alles erzähle? Was garantiert mir denn, dass ihr mich nicht direkt tötet wenn ihr eure Informationen habt?", sprach sie trocken, wartete daraufhin auf eine Antwort, die schon kurze Zeit später folgte. Levi hockte sich ihr wieder gegenüber, seine Augen blitzten dabei gefährlich auf.

,,Jetzt hör mir mal gut zu, du scheiß Göre. Wir wissen beide genau, dass du mich nicht töten kannst, nicht einmal wenn du aus dem Hinterhalt auf mich zustürmst. Also red' dir ruhig weiter ein, dass dich deine beschissenes Benehmen hier wieder rausholt, aber das wird nicht passieren. Wenn du nicht mit uns kooperierst bring ich dich um, mit den Wichsern die dir folgen werd ich schon fertig. Letzendlich geht es hier nur darum, dass ich mir ne Menge Stress erspare und du vielleicht noch dein mickriges Leben retten kannst. Also, entscheide dich am Besten schnell", drohte Levi ihr.

Verdammt, der Typ konnte einem ja fast Angst einjagen. Mhm, scheinbar kam sie hier wohl doch nicht so einfach wie gedacht raus. Nicht einmal mehr Farlan schien sich einzumischen.

,,Pff.. Gott seid ihr Beiden nervig..", murmelte die Frau, senkte dabei den Kopf ein wenig. Okay, dann blieb ihr wohl wirklich nur noch Plan C. Der war zwar um einiges riskanter, würde ihr aber zumindest die Flucht ermöglichen. Naja, dann eben so.. Hauptsache sie müsste diese Arschlöcher nicht weiter ertragen müssen.

,,Unter drei Bedingungen..", sprach sie, nach dem in dem Raum für einen Moment Stille eingekehrt war. Levi legte den Kopf schief, glaubte zuerst sich verhört zu haben. Aber nein, die Göre stellte jetzt wirklich noch Bedingungen?

,,Willst du mich verarschen? Wer denkst du-", doch Levis Worte verstummten, als Farlan seine Hand ein weiteres Mal auf seine Schulter legte. ,,Lass sie ersteinmal ausreden", sagte er ruhig, woraufhin der Dunkelhaarige seine Augen verdrehte. Auf welcher verdammten Seite stand Farlan hier eigentlich?

Die junge Frau musste sich ein Schmunzeln unterdrücken. ,,Lustig, wie die Beiden sich schon um mich streiten", dachte sie sich, fuhr daraufhin fort.

,,Bevor ich euch erzähle warum ich den Trottel da umbringen wollte.. will ich, dass ihr mir drei klitzekleine Wünsche erfüllt", sagte sie beinahe spöttisch.

Irgendwie witzig, sie war diejenige gefesselt am Boden und trotzdem schien es fast so, als hätte sie die Oberhand. Allein das sie ihr zuhörten war doch schon Beweis genug, dass ihre Informationen wichtiger waren als sie zugeben wollten. Levi schnaufte auf, musste einem Moment von ihrem Grinsen wegsehen, um nicht die Fassung zu verlieren. Die Stille der beiden nahm die Frau als Zeichen dafür, dass sie weiterreden sollte.

,,Die erste Bedingung ist, dass ihr mir dieses scheiß Seil von den Handgelenken abnimmt, dass ist nämlich viel zu eng", sprach sie, doch sofort entgegnete ihr Levi.

,,Das kannst du vergessen", hisste er und auch Farlan schien damit weniger einverstanden zu sein. ,,Ach komm schon Levi, ich dachte ich wäre keine Bedrohung für dich, was soll ich unbewaffnet und verletzt schon groß anrichten?", fragte sie ihn gespielt mit großen Augen, bekam jedoch keine Reaktion zurück. ,,Hör zu, ich will einfach nur 'ne Chance haben von hier abzuhauen, falls ihr die Bedingungen nicht einhaltet und mich doch tötet, wenn ihr eure Informationen habt", sprach sie ehrlich.

Vor ihnen zu flüchten wäre Plan D, aber den wollte sie nun wirklich nicht einsetzten. Levi seufzte kaum hörbar, sah herauf zu Farlan, tauschte ein paar Blicke mit ihm aus, bevor er sich wieder auf die Frau konzentrierte.

,,Okay.. einverstanden", sagte Levi ihr widerwillig zu, was sie beinahe zum Lächeln brachte. Perfekt, es schien also zu funktionieren.

,,Sehr schön. Meine zweite Bedingung ist, dass wenn ich euch den Ort zeige, der bei dieser Sache ein wichtiger Bestandteil ist.. nur er da mitkommen darf", sagte sie, deutete dabei mit ihren Augen auf den Mann vor ihr. ,,Wie? Nur Levi? Warum?", fragte Farlan entgeistert, doch die Frau schüttelte nur mit dem Kopf.

,,Das ist die Bedingung, keine Fragen. Entweder kommt er allein mit oder wir blasen die Sache sofort ab", antwortete sie ihm schnippisch. Mit hoher Wahrscheinlichkeit wussten die Beiden genau warum sie nur Levi dabeihaben wollte, aber das war der jungen Frau um ehrlich zu sein ziemlich egal. Farlan war nicht ihr Ziel gewesen, also sollte er auch nicht mit in den Plan involviert werden. Zudem nervte er sie ziemlich mit seiner Art, deshalb war es umso besser, wenn sich ihre Wege so früh wie möglich trennen würden. Obwohl Farlan scheinbar überhaupt nicht mit dieser Bedingung einverstanden war, sagte Levi auch dieses Mal zu.

,,W-Was? Nein das lasse ich nicht zu, wir gehen zusammen oder gar nicht. Verdammt, dass ist eine Falle Levi..", begann Farlan seinen Freund panisch zu überzeugen, doch dieser ließ keine Widerrede zu. ,,Genau, deshalb solltest du auch hier bleiben, es wäre zu gefährlich", antwortete er ihm unbeeindruckt. Farlan wollte weiter dagegen anreden, doch Levi sprach schon weiter.

,,Sag schon, was ist deine letzte Bedingung?", sprach er genervt, mittlerweile erwartete er alles von der undankbaren Göre. Doch auf ihrem Gesicht bildete sich ein breites Grinsen.

,,Ich will eigentlich nur, dass ihr mich bei euch duschen lässt", sagte sie, woraufhin die beiden Männer sie ansahen, als hätten sie sich verhört. ,,Du willst duschen..?", fragte Levi sie daraufhin ein wenig entgeistert. Okay, damit hätte er wirklich nicht gerechnet.

,,Wieso, ist das so abwegig? Der ganze scheiße Dreck klebt noch von unserem Kampf an meinem Körper, zudem sind meine Haare noch voller trockenem Blut", antwortete sie ihm selbstverständlich. Die Frau hätte schwören können, dass sich für den Bruchteil einer Sekunde ein winziges Grinsen auf seinen Lippen abgezeichnet hatte, doch sofort setzte er wieder seine kalte Miene auf.

,,Okay, meinetwegen. Bist du jetzt endlich fertig?", fragte er sie genervt und auch Farlan schien mehr oder weniger mit ihren Bitten einverstanden zu sein. ,,Ohja, nehmt mir einfach die Fesseln ab und ich rede wie ein Wasserfall. Auf die Dusche kann ich ja noch einen Moment verzichten", sprach sie, begutachtete die beiden genau.

Sie waren noch immer mehr als misstrauisch ihr gegenüber, aber irgendwie war das ja auch verständlich. Aber sie würde schon nicht abhauen, zumindest erst, falls sie wirklich auf die Idee kommen würden sie zu töten. Durch den Kampf und ihre Verletzung war sie noch viel zu geschwächt um es mit den Beiden aufnehmen zu können. Farlan wirkte zwar nicht so stark wie Levi, aber auch ihn sollte sie nicht so einfach unterschätzen.

Der Dunkelhaarige stand nun wieder aufrecht, ging ein paar Schritte um die am Boden sitzende Frau und begann das Seil von ihren Handgelenken zu lösen. Die Haut an der Stelle war etwas gerötet und ein befreiend Gefühl breitete sich in ihr aus, als sie ihre Arme endlich wieder bewegen konnte.

Levi beobachtete sie genau, war bereit dazu sie wieder zu fixieren, falls sie etwas versuchen würde, doch die Frau blieb still. Nur langsam änderte sie ihre Position, legte ihre Hände ruhig auf ihren Schoß. Sie atmete tief aus, konzentrierte sich dann auf die Männer vor sich.

,,Okay, jetzt bin ich gern dazu bereit um mit euch zu reden"

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