five 🐺

***

Fiebrig wäre das richtige Wort gewesen, um zu umschreiben wie Taehyung sich in den nächsten Stunden fühlte. Sein Zustand wechselte immer wieder zwischen Wach sein und Dämmerzustand. Er konnte rückwirkend gar nicht mehr genau sagen wie oft sie es noch miteinander getrieben hatten aber es wäre noch eine untertreibung des Jahrhunderts zu sagen, sein Hintern würde nicht weh tun. Hell, er kam sich nahezu aufgerissen vor.

Sein Hals war voll mit dunklen violetten Flecken, nicht ganz so harmlosen Bisspuren und Handabdrücken an den Hüften und Taille. Selbst nachdem sie sich eigentlich nur abwaschen wollten, drückte Jungkook den jungen Koreaner in der nächstbesten Gelegenheit gegen die Duschkabine und nahm ihn erneut durch.

Wie er anschließend zurück ins Bett kam, daran erinnerte Taehyung sich überhaupt nicht mehr. Der erste klare Gedanke kam ihm erst am nächsten Morgen, als die seichten Sonnenstrahlen durch die bodenlosen Fenster schienen und nichts mehr an den gestrigen Sturm erinnerten.

Taehyung kämpfte mit sich selbst, mit den Gliedmaßen, die ihm nicht mehr richtig gehorchten und als er sich endlich aufrappelte, kam der Schmerz. In den Knochen, im Unterleib. Selbst seine Stimme klang krächzend und rau.

Er war verwirrt. Wusste überhaupt nicht wie er sich zurechtfinden sollte und sah sich suchend um.

War das alles nur ein Traum gewesen? Das konnte es unmöglich gewesen sein! Aber da saß ein merkwürdiges Gefühl in seinem Hals und in seiner Brust fest. Ganz besonders dort.

Taehyung versuchte aufzustehen aber es gelang ihm mehr schlecht als recht. Unwillkürlich ging er langsamer, begab sich wankend ins Badezimmer um anschließend einen Blick in den Spiegel zu werfen. Er zog zischend die Luft ein, als er seinen Hals betrachtete. Es sah tatsächlich so aus, als hätte ihn ein Raubtier angefallen. Die Haut war mehrmals mit den spitzen Zähnen aufgerissen worden. Ein Biss war besonders tief.

"Scheiße..." Taehyung fuhr sich durchs Haar, bemerkte die aufgesprungene Lippe und hätte er selbst es nicht am besten gewusst, dann hätte man denken können er wäre wirklich irgendeinem Tier zum Opfer gefallen.

Dabei hatte er Sex gehabt. Unglaublich intensiven Sex. Und das mehrmals hintereinander. "Taehyung du bist echt wahnsinnig..." die Erkenntnis landete wie eine Faust in seinem Magen. Die vergangen Stunden stürmten sein Gedächtnis und riefen die vergessenen Bilder hoch. Gott, was hatte er da alles überhaupt mitgemacht? War er denn völlig irre geworden?!

Sein Hintern dankte es ihm und machte sich mit jedem seiner Schritte durch einen zuckenden scharfkanntigen Schmerz bemerkbar. Waschen, sich anziehen, alles dauerte ewigkeiten aber die Gedanken gingen nur in eine Richtung. Jungkook.

Hatte er ihm überhaupt noch das Geld überreicht? Wann war er gegangen? Der junge Koreaner schloss erschöpft die Augen. Ihm war kalt und im nächsten Augenblick so warm, daß er sich am liebsten wieder ausgezogen hätte. Wurde er jetzt etwa auch noch krank?

Mit jeder Sekunde die verstrich wurde die Sehnsucht größer und wickelte Taehyung in einen Netz, das ihn zu ersticken drohte. Was war nur bloß los mit ihm? Da hatte er nun einmal wilden Sex und er bekam den Kerl nicht mehr aus dem Kopf? So funktionierte das Ganze nicht.

Wie konnte er sein Herz einfach so schnell vergeben? Jungkook war ein Fremder. Sie kannten sich doch überhaupt gar nicht! Trotzdem fühlte es sich gleich vertraut mit ihm an. Die Berührungsängste waren für seine Verhältnisse sehr schnell verflogen. Lag es vielleicht daran? Weil er sich in Jungkooks Nähe einfach so wohl gefühlt hatte?

Aber jetzt war er weg. Sollte er ihn vielleicht einfach noch einmal buchen? Die Vorstellung ließ sich gar nicht zu Ende denken, als Taehyung ein kleiner Zettel auf dem Nachtschränkchen auffiel. Er nahm es in die Hand und las sich die wenigen Zeilen aufmerksam durch.

- Guten Morgen, Welpe. Tut mir leid, das ich so früh abgehauen bin aber ich muss noch dringend einige wichtige Dinge erledigen aber sobald ich mit allem fertig bin, komme ich und werde ich dich holen.
Warte auf mich.

Jungkook -

Der junge Koreaner ließ sich das Gelesene nochmals durch den Kopf gehen. Er würde zu ihm zurückkehren und ihn holen? Obwohl das ja ziemlich utopisch klang, vollführte Taehyungs Herz regelrechte Luftsprünge.

Wie gerne würde er sich von hier wegholen lassen und sein altes Leben Adé sagen? Doch er war hier in keiner kitschigen Lovestory in der sich das einfach so umsetzen ließ. Dafür war Taehyung viel zu realistisch und auch wenn sich das wie ein Traum anhörte, musste Jungkook ja auch erst einmal zurückkehren und das würde er erst glauben, wenn er ihn tatsächlich vor sich stehen hatte. Vorher war es nur eine seiner phrasen Wunschvorstellungen.

Die Realität holte ihn auch ganz schnell ein, als der plötzliche Anruf seines Vaters bei ihm einging. Taehyung nahm sich das Handy in die Hand und seufzte, bevor er den Anruf annahm.

"Kim Taehyung, du bist zu deinem Meeting zu spät! Weißt du was das für Verluste für die Firma bedeutet?!" donnerte sein Vater sogleich los. "Über eine Stunde hab ich versucht dich anzurufen. Wie gedenkst du das wieder in Ordnung zu bringen, huh?! Willst du etwa das die Firma in die Insolvenz abrutscht? Wir brauchen einen starken Geschäftspartner und den bekommen wir nicht wenn der zukünftige Firmenleiter irgendwo faul zuhause rumliegt!"

"Ich hab niemals drum gebeten, eine Firma zu leiten, Dad." entgegnete Taehyung erstaunlich gefestigt.

"Taehyung!!" rief sein Vater hingegen laut. "Du kommst jetzt sofort hier her und bringst das gefälligst wieder in Ordnung!"

Sich immer dem Willen der Eltern beugen, das wurde ihm von Klein auf eingetrichtert und obwohl Taehyung diese Firma und die Arbeit dort aus tiefster Stelle verabscheute, widersprach er nicht.

"Ich bin gleich da..." kaum legte er das Gespräch wieder auf, hing die Stille beängstigend schwer in der Luft.

Der Graben zwischen ihm und seinen Eltern war bereits zu groß gewesen. Der junge Koreaner hatte ihn nicht mehr überwinden können. Seine Worte erreichten sie nicht, sie wollten sie nicht hören. Sie wollten die Probleme einfach ignorieren, als hätte es nie welche gegeben.

Taehyung presste die Lippen fest aufeinander. Er wollte genau dort wieder weitermachen, wo sie letzte Nacht aufgehört hatten, wo jedes von Jungkooks Küssen in seinem Bauch gekribbelt hatte. Aber er war nicht da, hatte nur eine mysteriöse Nachricht hinterlassen über die Taehyung nun Zeit hatte zu grübeln - und das tat er auch in den kommenden Tagen.

*

"Taehyung du musst dir unbedingt noch die Akten von Yokohama ansehen. Die Zahlen sind gut. In den letzten drei Jahre haben sich die Umsätze verdoppelt. Wenn wir also — Taehyung?"  Lisa presste sich ihr Klemmbrett an die Brust und wedelte mit einer Hand vor Taehyungs Augen. "Jemand da?"

"Huh... was?" Taehyung schreckte in seinem Bürostuhl auf. Er griff gezielt nach seiner Krawatte, die er lockerte und dann aus dem Kragen seines Hemdes zog. Er schnaufte dabei atemlos und schwer, als wäre er einen langstrecken Marathon gelaufen. Schweiß perlte von seiner Stirn aber auch so fühlte er sich richtig miserabel. Lag es an dem ganzen Stress der vergangenen Tage?

"Du solltest Nachhause und dich ausruhen, Tae... Du siehst echt scheiße aus." Lisa fasste an seine Stirn. Taehyung, der das viel zu spät hat kommen sehen, konnte ihrer Hand nicht mehr rechtzeitig ausweichen und verzog nur genervt das Gesicht. "Kim Taehyung du glühst! Du gehst sofort Nachhause oder ich trete dich dorthin!"

"Überaus nett von dir." brummte er und rieb sich über die müden Augen. Seit einigen Tagen war ihm schon so komisch. Nicht zu vergessen das er gewisse körperliche Reaktionen hatte, die er einfach Niemanden anvertrauen konnte. Nicht einmal Lisa.

"Im Ernst Tae, was ist los? Du stehst schon seit einigen Tagen neben dir. Ist alles in Ordnung, oder hast du wieder Stress mit deinen Eltern?"

"Nein— es hat nichts mit ihnen zu tun. Ich bin nur etwas... erschöpft."

"Erzähl das Obama aber mir kannst nichts vormachen. Irgendetwas anderes belastet dich auch, ich seh dir das an. Also hör auf um den heißen Brei zu reden und klär mich auf."

Taehyung seufzte erneut. "Kannst du dich noch an diese eine Begegnung erinnern, die im Café...?" und vielleicht erzählte Taehyung ja doch ein wenig mehr als er beabsichtigt hatte. Lisa warf auf halber Strecke ihr Klemmbrett weg und setzte sich auf den Schreibtisch des jungen Koreaners. Augen ganz groß, Ohren messerscharf gespitz." Scheiß auf die Milliarden von Yokohama. Erzähl weiter!"

Sie war ganz Ohr und Taehyung versuchte kein Detail auszulassen. Es klang so verrückt und je mehr er davon berichtete, desto idiotischer kam er sich vor.

"Ich weiß nicht woran das liegt aber ich fühle mich seitdem einfach... seltsam... Ich kann es dir nicht einmal beschreiben. Gott, das ist alles so verworren!" Taehyung warf den Kopf auf den Tisch, während Lisa minutenlang der Mund offen stand.

"Du hältst mich für Irre, oder?" brummte er aber Lisa schüttelte den Kopf. "Meinst du dieser Jungkook könnte so ein Wolfdings sein? Alpha.. Hitze.. das klingt wie in den ganzen Romanen die ich lese! Kannst du mir vielleicht auch mal diese Visitenkarte ausleihen?" Taehyung sah fassungslos auf und schüttelte mit gerunzelter Stirn den Kopf. "Hörst du dir eigentlich selbst zu? Das ist hier kein Film oder einer deiner Romane! Jungkook soll ein, was... ein Wolf sein?!"

Lisa nickte. "Kann doch sein, oder etwa nicht? Ich fand diesen Typen im Café schon die ganze Zeit so merkwürdig. Er war immer zur selben Zeit da wenn wir dort waren. Ob das Zufall war?"

Moment. Jetzt kam Taehyung überhaupt nicht mehr mit und das spiegelte sich in seinem Blick wieder. Lisa beugte sich zu ihm vor und meinte flüsternd, als könnte man sie ja vielleicht noch belauschen. "Vielleicht hat er dich ja schon länger beobachtet? Möglich wär's."

Das nahm jetzt eine völlig andere ziemlich unerwartete Wendung an und mit einem Male war der junge Koreaner sich mit gar nichts mehr sicher. Was wenn Lisa Recht hatte und er ein Wolfsmenschen zu sich hineingelassen hatte? Das würde zu den unzähligen Bissspuren an seinem Hals hindeuten. Das Rote aufleuchten von Jungkooks Augen, dass er immer als billige reflektierung abgetan hatte.

Oh Gott, was wenn Lisa wirklich Recht hatte?! Taehyung bekam Schweißausbrüche, Hitzewallungen das zu roten Flecken im Gesicht führte.

"Und wenn man deine Symptome richtig deutet, könnte man meinen du wärst geradewegs dabei in diese Hitze zu kommen." überlegte Lisa laut und sie klang dabei so unbedeutend. Wie konnte seine beste Freundin nur so verdammt ruhig dabei bleiben?

"Unmöglich! Wie soll das denn gehen? Ich bin menschlich und kein... kein.. Wolf!" Taehyung schlug mit der Faust auf den Tisch und stand dann so ruckartig auf, daß der Bürostuhl durch die wucht mehrere Meter wegrollte. Sein Atem ging stoßweise und unregelmäßig und er wurde immer blasser. Seine Hand verkrallte sich in seine Aktentasche. "Ich geh Nachhause. Kannst du für mich die Stellung halten? Ich melde mich später bei dir."

"A-aber Tae, meinst du, du kannst in diesem Zustand noch Auto fahren? Ich bring dich—" Lisa wollte schon aufspringen aber der junge Koreaner hielt sie davon ab.

"Nein. Schon gut. Ich komme klar. Du bleibst hier und das ist ausnahmsweise mal ein Befehl, als dein Chef." sagte er bestimmend, konnte das zittern in seiner Stimme aber nicht ganz verbergen. Um so besorgter folgte Lisa seinem wankenden Gang zur Tür.

"Taehyung—" versuchte sie noch ein letztes Mal aber ihr wurde kein Gehör mehr geschenkt. Nachdem er die Tür hinter sich geschlossen hatte, kniff er die Augen zusammen als sein Unterleib sich unter einem stechenden Krampf zusammenzog. Shit. Es fing wieder an.  Langsam aber sicher kämpfte er sich zu seinem Wagen. Diese seltsame Nässe, die seine Shorts füllte, war unangenehm und fremdartig und mit jeder Bewegung schien sie sich sogar zu verstärken.

Was geschah nur mit ihm?

***

Jaaa, was geschieht wohl mit Tae 🙃🙂





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