8. Mädelsabend
"Ein Abend nur unter uns, ganz wie früher!", rief Marlene erfreut und hob ihr Glas Kürbissaft in die Luft. Wir taten es ihr gleich und stießen an. "Das alles wäre aber viel lustiger mit Alkohol", nörgelte Dorcas und Marls nickte zustimmend.
"Ich bin Schulsprecherin, ich kann das nicht gutheißen."
Genervt rollten meine besten Freunde mit den Augen.
"Blödsinn! Alkoholkonsum ist ein Initiationsritus, so wird man erwachsen."
"Das ist Blödsinn, Marls."
Wir lachten uns schmissen uns auf die Betten. Es fehlte mir so, nicht mehr bei ihnen zu sein. Mein Zimmer war so leer ohne sie, es fehlte etwas. Die Gespräche, die wir immer bis spät in die Nacht geführt hatten, die morgendlichen Weckaktionen, weil Marlene keinen Schritt aus dem Bett machen wollte oder unsere Diskussionen über die Rumtreiber. Als Marlene sich das erste Mal in Black verliebt hatte... oder das zweite oder dritte Mal. Es ging jeweils immer über mehrere Wochen und sie war dann wirklich unausstehlich.
Der Vollmond schien durchs Fenster und erleuchtete den rubinroten Teppich, der vor den Betten lag. Marls und ich lagen auf ihrem Bett, Alice lag mit bei Dorcas und Mary saß in ihrem Bett mit den ganzen Snacks. "Ich hab euch so vermisst", sagte ich laut. "Wir dich auch, Lily"
Mary stand auf, ihr traten Tränen in die Augen und sie schloss mich in die Arme. "Wir freuen uns so für dich, aber es ist auch furchtbar, dass du so weit weg bist."
"Du bist so süß, Mary."
"Zu Traurig!", rief Marlene, "Ich will jetzt was Essen und alles über deine gestrige Nachtexkursion mit Jamesi hören."
Sie hingen an meinen Lippen, während ich ihnen die ganze Geschichte erzählte- naja, das klitzekleine Detail über unseren Packt ließ ich aus, abgemacht war abgemacht.
Auch erzählte ich ihnen, dass mich James vor diesem Sturz bewahrt hatte, meine Gefühle, die ich dabei empfunden hatte, hielt ich jedoch bewusst zurück. Ich könnte es nicht gebrauchen, dass Marlene oder Dorcas zu viel hineininterpretieren würden.
Wir lagen mittlerweile auf dem Boden, giggelten vor uns her und dachten uns Kosenamen für Marlene und Sirius aus.
"Marus", schlug Mary vor.
"Doch nur, weil das zur Hälfte dein Name ist", lachte Dorcas.
"Ich kann nichts dafür, wie mein Name anfängt.
"Sirilene oder McBlack!", rief Alice.
"Nein, nein, nein... es muss BlackKinnon sein", forderte ich meine Freundinnen auf.
Marlene schien recht einverstanden und malte sich vermutlich schon aus, wie ihre Hochzeitsfotos aussehen würden, da klopfte es an der Tür.
Verwirrt runzelten wir die Stirn, es war beinahe Mitternacht, wer würde uns jetzt noch stören?
Das Klopfen wurde aufdringlicher.
"Ist ja gut, komm doch einfach rein."
Alice stand genervt auf und öffnete die Tür. Durch ihren Rücken wurde verdeckt, wer an der Tür stand, aber ich erkannte die Stimme.
"Was willst du hier, Peter?" Verstört machte sie ihm Platz und ließ ihn eintreten. "Wie bist du überhaupt die Treppe hochgekommen? Der Zauber..."
"... ich bin ein Rumtreiber", war seine schlichte Antwort.
Er sah krank aus, die blasse, gerötete Haut wies viele rote Flecken und trockene Hautstellen auf, er war verschwitzt und das Haar klebte ihm im Gesicht.
Die hervorstehenden Zähne und das runde Gesicht hoben den noch vorhandenen Babyspeck nur noch mehr hervor und irgendwie erweckte er so Mitleid in mir. Es war nichts gegen Blacks Hundeblick oder James, wie er mich manchmal versucht hatte zu überzeugen, doch mit ihm auszugehen... Aber es erweckte mein Mitgefühl.
"Was ist denn los?", fragte Mary und sprach aus, was wir die ganze Zeit wissen wollten. Doch ich wollte zumindest warten, bis er selbst mit der Sprache herausgerückt wäre, obwohl das vermutlich Jahre gedauert hätte.
"Du störst, Peter. Sag deinen Freunden, heute ist Mädelsabend und wir haben keine Lust auf euch." Marlene schob ihn zurück aus dem Zimmer und stellte sich in die Tür, um ihm den Weg zu versperren.
"Nein, es ist wichtig!", quiekte er.
Widerwillig ließ Marlene ihn wieder ins Zimmer. "Sprich!", forderte Mary. So hatte ich sie noch nie gesehen, sie hatte die Hände in die Hüfte gestemmt, trug ihr selbstsicheres Lächeln und in ihren Augen spiegelte sich ein Hauch Besorgnis wieder.
"Also... Professor McGonagall und Sprout müssen euch sprechen."
"Jetzt?!", fragten wir alle im Chor. Es war so spät, was sollten sie jetzt noch wollen?
"Ja, jetzt sofort. Es geht um... äh- ähm..." Er begann zu stottern. Hatte er den Grund ernsthaft vergessen?
"Wir gehen ja schon, egal weswegen", schaltete sich Dorcas wieder dazwischen.
Sie schnappte sich einen Morgenmantel und marschierte an Peter vorbei runter in den Gemeinschaftsraum. Ernsthaft? Sollten wir jetzt wirklich gehen? Auch Mary, Marlene und Alice sammelten ihre Morgenmäntel ein und machten sich auf den Weg hinunter.
"Gut." Ich schnaubte, während ich mir die Haare hochband, gleichzeitig die Treppe hinunterging, ohne dabei zu stolpern, was für meine Verhältnisse, sehr gut war. Jede einzelne Stufe knarzte bei meinen Schritten, was mir mahnende Blicke von meinen Freunden bescherte.
"Lily, du läufst wie ein Elefant", meinte Mary sachlich, doch das böse Grinsen auf ihren Lippen entging mir keineswegs.
Wir kletterten zusammen aus dem Portal und eilten die Treppen hinunter zu McGonagalls Büro.
"Wo ist Peter?", fragte Marlene irgendwann. Ratlos sahen wir uns in der Dunkelheit um, doch er war nirgends zu sehen.
"Vielleicht ist er ins Bett", meinte ich. Das allgemeine Schulterzucken zeigte, das sie mir zustimmten und wir gingen weiter.
Endlich standen wir vor ihrer Tür, es hatte eine halbe Ewigkeit gedauert.
"Wer klopft, wer spricht?"
Kindsköpfe.
"Ich klopfe, Lily spricht." Marlene war, wenn man es so nennen wollte, unser Oberhaupt, die treibende Kraft, das Glied, welches uns zusammenhielt. Sie war durch ihre verrückte Art und ihr unbändiges Selbstbewusstsein die perfekte Anführerin.
Das Klopfen von Knöchel auf Holz hallte im ganzen Schloss wieder, ziemlich beängstigend.
Niemand öffnete die Tür.
"Ist sie schon schlafen gegangen?", fragte Mary.
"Aber wenn sie uns sprechen wollte?"
"Nein, sie muss da sein. Klopf noch einmal, Marlene."
Wieder nichts.
"Was macht ihr so spät außerhalb der Betten?"
Eine tiefe Stimme ließ uns hochschrecken. Slughorn.
"Professor, wir suchen Professor McGonagall."
Der Mann runzelte die Stirn, fasste sich mit Daumen und Zeigefinger an die Nasenwurzel und kniff die Lippen zusammen.
"Es tut mir leid, sie dürfte nicht in ihrem Büro sein, sie hat andere Verpflichtungen heute Nach... ähm... momentan." Er räusperte sich lautstark und verschränkte die Arme. "Es wäre besser ihr geht ins Bett. Ich möchte euch keine Punkte abziehen müssen, besonders nicht Ihnen, Evans. Als Schulsprecherin haben sie eine besondere Verantwortung."
"Verzeihung, Professor, aber wir dachten wirklich, wir hätten ein Gespräch mit unserer Hauslehrerin. Ein Schüler hat uns gesagt..."
Er unterbrach mich sofort: "Welcher Schüler, Miss Evans?"
Ich stockte. Sollte ich Peter ausliefern? Vielleicht hatte er selbst nur falsche Informationen, war verwirrt? Aber ich war Schulsprecherin, ich durfte nicht lügen und Peter hatte bestimmt eine gute Ausrede... oder?
"Miss Evans, keine Sorge, ich werde ihn nicht ausliefern, es besteht ein Eigeninteresse. Das ist alles."
"Es war... Peter Pettigrew, Sir."
Er lachte. "Ahja, sehr schön. Vielen Dank und gute Nacht."
Mit mulmigem Gefühl stiegen wir die Stufen wieder nach oben, schlossen die Tür, legten uns in die Betten, wobei ich mein ehemaliges Bett dem von Marlene vorzog und schliefen irgendwann endlich ein. Doch die wesentlichen Fragen schossen immer noch in meinem Kopf herum.
Wieso hatte uns Peter zu McGonagall geschickt?
Was hatte sie heute Nacht vor?
Weshalb war Slughorn an dem Namen interessiert gewesen?
Was wurde uns verschwiegen, blieb unergründet?
Vielleicht würden wir morgen mehr wissen, vielleicht.
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