64. Epilog

Die Sonne war gerade dabei unterzugehen, als Lily und James die spitze des kleinen Hügels erreichten, um ihre Picknickdecke auf dem saftig grünen Gras auszubreiten. Die letzten Lichtstrahlen bündelten sich zusammen, während der Himmel in glutrote Farbe getaucht war, ehe er dem schwarz der Nacht weichen würde.
Eine kühle Sommerbrise umwirbelte die beiden, so dass ihre Haare in der Luft tanzten.
Wie ein Gentleman reichte James seiner Liebsten die Hand, dass sie sich setzen konnte, ehe er selbst Platz nahm. Den Korb mit den vielen Leckereien, die seine Mutter für das Paar hergerichtet hatte, zwischen ihnen wissend, grinste er ihr keck zu, bevor er sich die Schuhe von den Füßen abstreifte und sich auf den Rücken legte, um den wolkenlosen Himmel zu betrachten. Lily tat es ihm gleich, doch nicht ohne eine kleine Erdbeere aus ihrem Proviant zu stibitzen.
Der Duft von tausenden Blumen lag in der Luft. Ein perfekter Sommerabend.

"Es ist wunderschön", schwärmte die rothaarige Hexe, deren Haare im Licht der ungergehenden Sonne in Flammen zu stehen schienen.

"Freut mich, dass es dir gefällt", erwiderte ihre Begleitung.

Arm in Arm lagen sie unter dem aufgehenden Sternenzelt. James sog Lilys betörenden Duft ein, doch seine Nervosität war nicht zu bändigen.

"Ich bin gespannt, was als nächstes passiert", sagte Lily.

Etwas überrumpelt von der Frage, sah James sie verwirrt und entsetzt zugleich an.
Lily lachte bei dem Anblick.

"Na wegen den Ausbildungsplätzen. Ich habe meine Bewerbungen schon vor einer gefühlten Ewigkeit abgeschickt, doch noch immer keine Antwort bekommen. Wie sieht es bei dir und Sirius aus? Habt ihr etwas von der Aurorenzentrale gehört?"

James entspannte sich wieder und schüttelte den Kopf.

"Nein, frühestens in zwei Wochen."

Die rothaarige Hexe kuschelte sich enger an ihren Freund und seufzte.

"Jetzt wird sich alles ändern."

"Wieso das?"

"Wir gehen arbeiten, sehen unsere Freunde kaum noch, überall im Land tobt ein Krieg im Untergrund und ich will nicht erwachsen werden. Ich hasse Veränderungen."

James schmunzelte bei ihren Worten, obwohl sein Herz immer schwerer wurde. Wie sehr er Lily doch liebte. Von Sirius hatte er immer gesagt bekommen, je länger man mit einer Person zusammen war, umso mehr verschwand dieses Gefühl von Verliebtheit, doch das konnte er nicht bestätigen. Für ihn war es, als wäre er sein Leben lang unheilbar krank gewesen und Lily war die Wundermedizin, die ihn gerettet hatte und ohne die er nicht mehr Leben konnte. Er brauchte sie, er verzehrte sich nach ihr und konnte sie einfach nicht verlieren. Immer wenn er schmerzlich an den Krieg erinnert wurde, dachte er daran, dass sie besonders gefährdet war. Wenn Lily starb... nein - daran durfte er nicht denken. Das würde er nicht überleben.

"Lils, so sehr ich mir wünsche, dass alles so bleibt, wie es ist... Veränderung gehört nunmal zum Leben und kann auch etwas Gutes sein."

"Nenn mir ein Beispiel", forderte sie.

Ein Grinsen bildete sich auf seinen Lippen.

"Du und ich."

Auch sie musste nun lächeln.

"Wir haben uns beide verändert und so zueinander gefunden, das ist doch wohl das beste, was uns je passiert ist."

"Meinst du?", feixte sie.

"Na aber sicher!"

Lachend stürzte er sich auf sie und begann Lily überall durchzukitzeln, bis sie beide keine Luft mehr bekamen.

"Ich liebe dich, James Potter."

"Ich liebe dich mehr, Lily Evans."

"Wenn du meinst..."

Auf einmal begann kleine Glühwürmchen die Nacht zu erhellen. Zu tausenden stiegen sie in die Luft, tanzten umher, zogen ihre Kreise und summten im Takt der Musik eines Streichquartetts, dass begonnen hatte zu spielen. Es war ein langsames Stück, das Lied, zu dem die beiden ehemaligen Schülersprecher auf ihrer Abschlussfeier getanzt hatten.

"Was-?"

Lily sah sich verwirrt und erstaunt zugleich um. Sie strahlte über beide Ohren, zumindest bis James sich erhob und vor ihr auf die Knie ging. Das Lächeln war verblasst und die pure Angst schien ihr ins Gesicht geschrieben, doch der schwarzhaarige Zauberer merkte das gar nicht, während er mit zitternden Fingern an der kleinen Samtbox in seinen Händen spielte.

"Lily Evans, du bist das Beste, das mir je passiert ist. Mein Leben lang war ich ein verwöhnter Idiot, der von zwei liebenden Eltern großgezogen wurde und dachte, ihm gehöre die Welt. Dass ich trotz all meinen Fehlern, dass Privileg besitze, dich als meine Freundin bezeichnen zu dürfen, erstaunt mich jeden Tag aufs Neue. Durch dich wurde meine kleine Welt zu einer Riesigen, sie wurde bunt und wunderschön. Du bist der Grund, wieso ich jeden Morgen aufstehen möchte, um in die Welt zu schreien, wie glücklich ich doch bin, weil du mein Glück bist. Das Einzige, was ich mir noch von dir erhoffen kann, ist dass du ja sagst, weil du mich auch nur halb so sehr liebst, wie ich dich."

Er öffnete das Samtkästchen und hervorlugte ein Diamantring in einer runden Fassung, der das Licht der Sterne und der Glühwürmchen in alle Richtungen reflektierte.

"Möchtest du meine Frau werden?", fragte er hoffnungsvoll und realisierte zum ersten Mal den hilfesuchenden Blick der Liebe seines Lebens.

Lily zog scharf die Luft ein.


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