50. Lilys verrückter Plan

*SPECIAL* aus James' Sicht:

"Hast du das verstanden?", fragte meine bezaubernde Freundin nun schon zum wiederholten Mal und wie auch zuvor nickte ich brav und lächelte sie an, was ihr immer so schön die Röte ins Gesicht trieb.
"James...", meckerte sie, doch ihre Mundwinkel zuckten belustigt, was mich nur noch mehr zum grinsen brachte.
"Das ist wirklich wichtig, James - meine Familie durchschaut unseren Plan sofort, wenn du dich nicht ausnahmslos an die Regeln hältst."
Ein Stöhnen entwich mir und ich schloss die Augen. Der Plan, dieser dämliche dämliche Plan. Das alles hatte vor etwa einer Woche angefangen, als Lily sich Sorgen machte, was ihre Familie wohl über meine Anwesenheit auf der Hochzeit ihrer Schwester sagen könnte. Von Glückwünschen, Umarmungen und Küssen bis hin zu Mord... es war alles dabei und ziemlich detailiert beschrieben, doch das schlimmste war, dass Lily befürchtete, Petunia könnte annehmen, sie wolle ihr die Show an ihrem ganz besonderen Tag stehlen, sollte sie in Begleitung eines so attraktiven, jungen Mannes wie meiner Wenigkeit erscheinen. Ich konnte ihre Bedenken verstehen, schließlich war ich wirklich zum dahinschmelzen, doch als sie begann zu spinnen und zu behaupten, ihre Schwester könnte versuchen mich zu vergiften oder schlimmer noch zu verführen, riss mir endgültig der Geduldsfaden. Ich meine, es war besser vergiftet als verführt zu werden? Sie wollte lieber, dass ich qualvoll dahinscheidete? Nein nein, hatte sie versucht sich herauszureden, doch da hatte ich ihr schon den Arm um die Schultern gelegt, sie an mich gezogen und in ihr Haar gemurmelt, dass alles gut werden würde, was auch gut funktioniert hatte... bis jetzt.

"Niemand darf merken, dass wir ein Paar sind - du und ich, wir sind bloß Freunde", wiederholte sie.
"Lily! Ich habe es verstanden, es ist immer noch ein dämlicher Plan, aber für dich werde ich mitspielen."
Glücklich fiel sie mir um den Hals und sofort war meine gereizte Stimmung verschwunden und ich sog den Duft ihres Shampoos ein.
Ich schloss meine Arme um ihren kleinen Körper und zog sie enger an mich, als wollte ich sie nie mehr loslassen - was auch eigentlich der Wahrheit entsprach. Merlin, ich hatte so ein Glück, mit diesem Mädchen Hand in Hand durch Hogwarts schlendern zu dürfen.
Ich hob mit meinen Fingern ihr Kinn an, um in ihre wunderschönen Augen zu blicken, das Grün leuchtete mir entgegen, so schön und hell, dass die Welt um mich herum verblasste. Es gab nur uns, nur sie und mich und diese Zweisamkeit schloss ich mit einem Kuss. Meine Hände fanden ihre Taille von ganz allein, während sich ihre kleinen Finger in meine Haare krallten. Sie zog mich zu ihr herunter, ich sie näher heran. Wir standen einige Zeit einfach so da, bis uns dann doch die Luft ausging.
Lily biss sich auf die geschwollene Lippe und lächelte mich schüchtern an. Bei Merlins Pfeife, ich liebte Lily Evans.
"Was?", fragte Lily, noch immer die Mundwinkel leicht nach oben gezogen und die Augenbrauen kritisch.
"Ich bin einfach glücklich", hauchte ich und küsste sie noch einmal leicht auf die Wange.
"Dann hoffe ich, hast du deinen Koffer schon fertig gepackt. In wenigen Stunden fahren wir zu einer Hochzeit."

Die Zugfahrt ging wesentlich schneller vorbei als gedacht, ich war überhaupt sehr überrascht gewesen, von Dumbledore die Erlaubnis zu bekommen, beide Schulsprecher für ganze vier Tage vom Unterricht und ihren Pflichten zu befreien, doch wieder einmal wurde ich von Lily Evans' Kampfgeist überrascht, genauso wie von der Gutmütigkeit unseres Direktors.
Bis kurz vor unserer Ankunft in London hatte ich recht entspannt gewirkt, es war ja keine lange Zeit und wir würden sowieso nicht als Paar auftreten und dennoch... immerhin lernte ich Lilys Eltern kennen und ihre Schwester und die ganze Verwandtschaft noch dazu. Meine Handflächen begannen zu schwitzen, ich fuhr mir häufiger als sonst durch die dichten, schwarzen Haare und zerquetschte beinahe Lilys Hand, die davon aber selbst nichts mitbekam, da auch sie in ihrer kleinen Panikblase steckte und stumm aus dem Fenster starrte, wild mit den Füßen gegen die Sitze trommelte und ungestüm ihre Unterlippe zerbiss.
Der Zug kam ins Rollen, er bremste ab und stand schließlich still.
"Lily? Wie war der Plan nochmal?"
"Überleben?"
"Das klingt gut."
Ich schnappte mir unsere kleinen Taschen, die wir für die Tage bei Lilys Familie gepackt hatten, ehe ich sie aus dem Abteil auf das Gleis hievte.
Als ich danach etwas außer Atem war, lachte Lily auf. "Potter, du stellst dich aber an - ich dachte durch das harte Quidditchtraining hättest du Muskeln und Kraft." Sie deutete auf meine Oberarme, die seit dem letzten Jahr tatsächlich noch muskulöser geworden waren, was mich sehr stolz machte.
"Lils, hör mir mal zu. Das alles wäre auch kein Problem, jedoch musstest du dir ja Marlenes ganzen Schminkkoffer aufschwatzen lassen und wir beide wissen, dass Marlene jeden Lippenstift und jedes Augencreme-Puder-buntes-zeug doppelt und dreifach besitzt und dir mitgegeben hat, sollte etwas leer gehen. Also Lily, wenn du das nächste Mal den ganzen Make-up Laden mitnehmen möchtest, ist der mit Sicherheit leichter, als Marlenes Köfferchen..."
Ich hatte wohl meine Stimme deutlich erhoben, viele der Bahnhofsarbeiter starrten mich kopfschüttelnd an, während Lily bloß grinste und mir einen letzten Kuss gab, ehe wir aus dem geborgenen Gleis 9 3/4 in das Schlachtfeld traten.

Es war wirklich nicht einfach, ihre Hand loszulassen, doch damit uns niemand als Paar identifizierte, musste ich mich jetzt zusammenreißen, sonst würde Lily mir das so schnell nicht verzeihen. Sie hoffte nach wie vor auf eine Versöhnung mit ihrer Schwester, von der ich bisher nur wusste, dass sie ein Alptraum auf Erden war.
Lilys rote Haare hatte sie zu einem hohen Zopf zusammengebunden, der ihr im Gehen immer wieder gegen den zarten Rücken schlug. Sie versuchte es überhaupt nicht, doch sie war einfach wunderschön bei jeder Bewegung - so anmutig, graziös und doch total normal, einfach ein kleiner Engel in Menschengestalt. Ich liebte sie verdammt nochmal und ich würde es ihr sagen...
"Lily, ich..."
Doch da ertönte ein lauter Ruf.
"Lily, Schatz!"
Zwei Personen näherten sich uns. Eine große Frau mit kurzen, roten Haaren und ein noch größerer Mann mit blond-braunem Haar und einem kleinem Schnurrbart. Lilys Eltern.
Fröhlich sprintete Lily auf die beiden zu und fiel ihnen in die Arme, sie entspannte sich sichtlich. Offenbar hatte sie befürchtet direkt mit ihrer Schwester oder der weiteren Verwandschaft belagert zu werden.
Der Blick ihres Vaters streifte den meinen und ich versuchte mir nichts anmerken zu lassen, egal wie schwer es war. Er sollte mich bloß mögen, dann gab es kein Problem, sollte er herausfinden, dass ich und seine jüngste Tochter...
"Und du bist?", grummelte er bedrohlich. Nun bemerkte mich auch Mrs. Evans.
"Lily, wolltest du nicht Marlene mitbringen?"
"Sie... ist leider krank geworden", krächzte Lily verlegen, die wohl komplett vergessen hatte, ihrer Familie mitzuteilen, dass ich sie begleiten würde.
"Deshalb hat James sich dann erbarmt, mich zu begleiten."
Ihre Eltern musterten mich von Kopf bis Fuß, während Mrs. Evans recht freundlich lächelte, schien Mr. Evans noch nicht entschieden zu haben, auf welche Weise er mich gern töten würde. Er ähnelte Lily definitiv, die hatte mit dem Gedanken, mir einen Fluch nach dem anderen hinterherzuhetzen, sicherlich auch gespielt.
"Sind Sie und meine Tochter", begann Mr. Evans, doch Lily unterbrach ihn.
"Wir sind bloß Freunde, Dad. James und ich, das wäre einfach nur... seltsam."
Auch wenn ich wusste, dass das nur gespielt war, tat es dennoch weh, da diese Antwort noch vor einigen Wochen ihre wirkliche Wahrheit gewesen war.
"Nun gut...", lächelte Mrs. Evans und ergriff die Hand ihres Gatten. "Dann begeben wir uns einmal nach Hause, die anderen sind schon alle da und bereiten alles für die Feier nach der Trauung vor."
Lily warf mir einen entschuldigen Blick zu und ich grinste, meine gedrückte Stimmung durfte sie nicht mitbekommen, die nächsten Tage ging es um sie und ihre Schwester, meine Gefühle würde ich für wenige Tage unter Kontrolle halten können. Das war ich Lily einfach schuldig, ich würde nicht derjenige sein, der Petunia und Lilys Beziehung endgültig zerstörte.

"Hier ist unser Auto."
Ich erstarrte, ich war in meinem ganzen Leben noch in keinem Auto gefahren und eigentlich hatte ich auch nicht wirklich große Lust dazu. Warum konnten wir nicht auf Besen fliegen? Oder durch einen Kamin reisen?
"Du schaffst das", flüsterte Lily mir zu und drückte mich auf einen der hinteren Sitze.
Wir würden diese vier Tage überleben. Was sollte schon großartig passieren? Es war doch bloß eine Hochzeit...

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