5. Zaubertränke und Humor
Mein Wecker klingelte viel zu früh. Merlin, die Ferien waren viel zu kurz gewesen. Ich rappelte mich auf und blickte mich in meinem Zimmer um. Gestern Abend hatte ich mich überhaupt nicht umgesehen, auch dem Gemeinschaftsraum hatte ich keine Beachtung geschenkt. Potter hatte mich zur Weißglut gebracht und ich könnte ihm immer noch einen ordentlichen Tritt verpassen, dahin wo die Sonne nicht scheint...
Ich schnappte mir eine frische Jeans, ein Tshirt und frische Unterwäsche und machte mich auf den Weg ins Badezimmer. Ich konnte mir das Zimmer auch später noch genau ansehen.
Frisch geduscht und umgezogen setzte ich mich zurück auf mein Bett und starrte den Raum um mich herum an. Die Wände waren in einem warmen rot gestrichen, dass an die Gryffindorfarbe erinnerte. Kleine Goldverzierungen schimmerten über der Leiste hervor. Überall standen Regale voller Bücher und der Boden war aus wundervollem Eichenholz.
Der Gemeinschaftsraum sah eigentlich genauso aus wie unserer im Gryffindorturm. Vermutlich wurden die Farben immer auf die derzeitigen Schulsprecher angepasst.
Ich schnappte mir mein Buch und begann gerade zu lesen, als es klopfte. Ich hatte meine Tür magisch verhext, dass sie wie die Eingänge der Häuser funktionierten. Mein Passwort war zwar nicht gerade originell und einfallsreich, doch Hauptsache es hielt Potter von mir fern.
"Geh weg!", rief ich ihm durch die geschlossene Tür zu. "Evans, wir müssen zum Frühstück, sonst bekommst du nichts mehr." "Kann dir doch egal sein!" Ich hatte keine Lust auf seine Nettigkeitstour. Das Geschehnis von gestern Abend nagte noch an mir und so schnell würde ich es nicht vergessen.
Ich vernahm ein Stöhnen seinerseits und hörte wie das Portrait auf und wieder zu klappte. Ich hatte Hunger... verdammt. Ich wollte ihm nicht begegnen, ich war ihm viel zu Nahe kommen- Viel. Zu. Nahe.
Mein Magen grummelte, widerwillig schwang ich mich erneut aus dem Bett und ging hinunter zum Frühstück.
Ich trat in die große Halle und erblickte sogleich Marlene, Alice, Mary und Dorcas. Als Marlene mich sah sprang sie auf, stürmte auf mich zu und fiel mir um den Hals. "Ich hatte total vergessen, dass du nicht mehr bei uns schläfst!", schrie sie und drückte mich enger an sich. "Ich auch, ich auch." Es war seltsam nicht mehr bei ihnen zu sein, es fühlte sich nicht an wie Hogwarts, wenn ich alleine in einem Zimmer war. Das Gefühl wieder da zu sein, verspürte ich nicht richtig. Ich klammerte mich an ihr fest, vernahm ihren Duft nach Honig mit Milch. Nachdem ich und Sev uns gestritten haben, ist mein Verhältnis zu Marlene noch enger geworden, sie hatte ihm nie über den Weg getraut... hätte ich mal auf sie gehört.
"Du kommst uns besuchen, jeden zweiten Abend!", beschloss sie und ich grinste. "Mach ich. Und wir verbringen jede Pause zusammen!" Tränen glitzerten in ihren Augen. "Meinst du das ernst?" Marlenes Stimme bebte und ich drückte sie noch enger an mich, flüsterte ihr ins Ohr: "Mich könnten keine 100 Hippogreife davon abhalten."
"Evans, du bist ja doch da!", rief Potter. Ich warf ihm einen bösen Blick zu und setzte mich zu meinen Freundinnen.
"Lily, jetzt erzähl doch mal, wie ist es mit James Potter unter einem Dach zu wohnen?", sprudelte Dorcas los und blickte mich gespannt an. Potter saß keine vier Plätze weiter, ich spürte regelrecht, wie er den Kopf hob, darauf lauschend was ich wohl antworten würde. "Es ist wie mit Schimmel zu wohnen. Wenn er erstmal da ist, gibt es kein entkommen", grummelte ich und warf ihm einen verächtlichen Blick zu. Eingeschnappt wandte er sich zurück zu seinen Freunden, die ihm auf die Schulter tätschelten. Man könnte dem Schauspiel fast glauben schenken.
Auf dem Weg zu den ersten zwei Stunden Zaubertränke wurde ich von zwei Slytherins angerempelt, die der Meinung waren ich würde ihnen keine Punkte dafür abziehen. Blöd, dass ich das als Schulsprecherin nun durfte. "5 Punkte Abzug für Slytherin, wegen Missachtung der Höflichkeit!", flötete ich ihnen nach und grinste die beiden an, welche wütend ihre Finger knacken ließen. Als würde mir das Angst machen. Pff.
Marlene drückte die Tür auf und wir huschten rein. Professor Slughorn lächelte mich an und begrüßte uns: "Ah Miss Evans, herzlichen Glückwunsch zum neuen Posten! Das haben sie sich auf jeden Fall verdient. Miss McKinnon, sie haben da etwas grünes zwischen den Zähnen, trotzdem heiße ich sie auch willkommen." Ich konnte mir ein Lachen nicht verkneifen, Marlene hingegen wurde knallrot und funkelte Sluggy an. Er war immer freundlich zu ihr, naja er gab sich Mühe, aber insgeheim konnte er Marls nicht ausstehen. Wir setzten uns in die erste Reihe an unseren Stammtisch ehe wir uns wieder unserem Gespräch widmeten. "Aber das mit den Kröten ist doch schon ewig her", sagte Marlene vorwurfsvoll. Ich rollte mit den Augen, doch sie blieb hart. "Vielleicht wollte er etwas total nettes sagen." "Als ob, Marls."
Ich hatte ihr von gestern Abend erzählt, obwohl ich mir fest vorgenommen hatte, genau das nicht zu tun. Vor ihr konnte ich einfach nichts geheim halten.
Potter, Black, Remus und Peter traten ein, ließen sich in die letzte Reihe plumpsen, aber nicht ehe sie mir noch einen vielsagenden Blick zugeworfen hatten. Marlene kicherte, woraufhin sie einen Stoß in ihre Rippen kassierte. "Autsch!", rief sie aus woraufhin ich lächelte. "Verdient", rechtfertigte ich mich und kassierte ein Lachen ihrerseits.
"Hallo liebe Schüler, willkommen im neuen Schuljahr auch von mir. Dieses Jahr werden wir erstmal wiederholen, was die letzten Jahre gemacht wurde, um euch auf die UTZs gut vorzubereiten." Slughorn lächelte in die Klasse und klatschte dann die Hände zusammen. "In der ersten Woche werden wir uns mit dem Trank der lebenden Toten beschäftigen und die Wochen danach werden Felix Felicis, Amortentia, Blutbildener Trank, Murtlap-Essenz und Veritaserum behandeln." Etwas erschlagen von den ganzen Informationen, bemerkte ich gar nicht wie er ein Säckchen hervorholte und begann kleine Lose auszuschneiden. Wieso er das ohne Magie machte, war jedem ein Rätsel. "Damit hier mal Schwung in die Bude kommt, werden wir neue Partner auslosen!", verkündete er und lächelte glücklich. "Scheiße!", rief Black und wurde von Sluggy mahnend gemustert. "Ziehen Sie einen Namen, los los!"
Ich spannte mich sichtlich an, als ich einen Namen aus dem Beutel zog und wagte nicht, zu lesen wer es nun sein würde. Statt zu warten, nahm Marlene mir die Entscheidung ab und schnappte sich meinen Zettel. Sie war mir einen neidischen Blick zu und murmelte: "Du und Sirius." Ich wollte meinen Ohren nicht trauen. Bitte nicht, bitte nicht. Hoffnungslos starrte ich den Zettel in meiner Hand an, in Gedanken versuchte ich den Namen darauf zu ändern, doch es half nichts. Ich und Black würden für die nächsten Wochen zusammenarbeiten müssen. Ist ja ekelhaft.
"Also, Evans, was machen wir jetzt?", fragte Black und grinste blöd. "Schlag mal dein Buch auf, wäre bestimmt ein guter Anfang", gab ich zurück und sah hilfesuchend zu Marls, die mit irgendeinem Slytherin zusammen saß und sich von ihm erklären ließ, wie genau man Kräuter mörsern muss. Potter und Dorcas mussten zusammenarbeiten und Remus und Alice. Peter hatte sich wohl krank gemeldet und die arme Mary musste zusammen mit Snape arbeiten. Ich war mir zu hundert Prozent sicher, dass Sluggy das geplant hatte, mit meinen Freundinnen und den Rumtreibern. Seit der ersten Klasse hat er immer erzählt, wie perfekt Mary und Remus als Paar wären und dass es uns nur gut tun würde, wenn sich unser beider Gruppen zusammenschließen würden. Dummerweise hatten weder Mary noch Remus Interesse an einer Beziehung miteinander, dem kam hinzu, dass ich alles dafür machen würde, um zu verhindern, dass sich unsere beiden Freundeskreise überschneiden würden. Selbst Marlene, die in Black vernarrt war, hielt sich mir zu Liebe zurück. Natürlich war das nicht fair von mir, aber irgendwo wollte ich sie ja auch beschützen. Immerhin waren Potter und Black Aufreißer. Die beiden hatten mehr Betthässchen als alle Promis von England zusammen. War natürlich auch nicht schwer, bei Potters Aussehen, den verwuschelten schwarzen Haaren, den wunderschönen rehbraunen Augen, der rauen Stimme... bei Merlin, ich musste Madame Pomfrey fragen, ob man durch zu viel Lesen einen Gehirnschaden davontragen kann.
"Alles okay, Evans?" Ich schreckte hoch, Black lachte. "Du warst gerade weggetreten, hast du an wen bestimmtes gedacht?", fragte er neckisch. "An Madame Pomfrey", sagte ich trocken und musste mich bei dem Gesichtsausdruck von Black wirklich zusammenreißen, nicht loszulachen.
"Also der Trank der lebenden Toten... Hier hol mal was wir dafür brauchen, ich stell den Kessel schonmal auf und mache Feuer." Black war immer noch leicht verdattert von meinem Witz und stand ohne Widerworte auf, um die Zutaten zu holen. Das konnte ja lustig werden.
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