41. Eingeständnisse
"Lily, iss doch endlich mal etwas! Du starrst seit Tagen nur auf deine Teller, isst zwei Krümmel und verschwindest dann in die Bibliothek, so kann das nicht weitergehen! Du kippst noch um." Alice bereitete sich schon auf ihre große Rede vor, in der sie alle meine Fehltritte der letzten 7 Jahre aufzählen würde, nur um mich dazu zu bringen, etwas mehr als einen Happen zu essen, doch das würde alles nichts nützen. Ich hatte einfach keinen Hunger und das seit wir wieder hier in Hogwarts angekommen waren.
Meine Freundinnen vermuteten, es läge an den bevorstehenden Prüfungen, die in kaum mehr als vier Monaten zu absolvieren waren, doch der Grund für meine Bauchschmerzen saß keine 10 Meter weiter am Gryffindortisch und unterhielt sich mit seinen drei besten Freunden. Seine schwarzen Haare standen zu allen Seiten ab, er hatte sein übliches Rumtreibergrinsen aufgesetzt, wie immer, wenn er etwas ausfraß.
"Ich gehe in die Bibliothek, ich muss noch für den Test in Verwandlung lernen." Ich nickte meinen Freundinnen halbherzig zu, die alle genervt aufstöhnten, erhob mich vom Tisch und eilte durch die Halle, die Blicke meiner Freunde und von Mr. Potter persönlich bohrten sich mir in den Rücken.
Die Bibliothek war ein ruhiger Ort, ein Ort, an dem ich nachdenken und entspannen konnte. Hier gab es keinen Typ, der mir im Kopf umherspuken konnte, oder mir den Schlaf raubte. Hier gab es nur mich und die Bücher.
Und Remus. Mein bester Freund kam auf mich zu, er hielt ein Zaubertränke-Buch in den Händen und lächelte matt. Seit ich sein Geheimnis offiziell kannte, war er mir des öfteren aus dem Weg gegangen, er versteckte sich vor mir oder mied meinen Blick. Auch wenn ich ihm tausendfach versichert hatte, dass ich ihn in keinem anderen Licht sah, wirkte er in meiner Gegenwart nach wie vor nervös.
"Lily." Er nickte mir zu und setzte sich neben mich, schob meine Pergamentrollen beiseite und verschränkte die Arme vor der Brust, wie ein Vater, der gleich sein Kind ausschimpfen würde. Er erinnerte mich gruseligerweise etwas an meinen Dad, als dieser mich dabei ertappt hatte, wie ich Petunias Jacke mit Marmelade beschmiert hatte, nachdem sie mich zum ersten Mal als Freak beschimpfte und Severus mir geraten hatte, es ihr heimzuzahlen. Ich musste schmunzeln bei dem Gedanken, das waren noch so völlig unbeschwerte Zeiten...
"Remus, was gibt's?"
Mein bester Freund verzog das Gesicht und schüttelte genervt den Kopf. "Dass du dir das nicht denken kannst, lässt mich an dir und deiner Intelligenz zweifeln, Lily Evans."
"Ach weißt du, Remus Lupin, du bist auch nicht so eine Leuchte, wie du immer vorgibst zu sein."
"Oh und wie ich leuchte." Remus lachte.
"So hell wie der Mond?" Im selben Moment biss ich mir instinktiv auf die Zunge, das hätte ich nicht sagen sollen...
Doch zu meiner Überraschung grinste Remus bloß und hob die Augenbrauen leicht an. Ich stieg in sein Grinsen mit ein. Es war wieder wie früher, als wir uns gegenseitig aufgezogen hatten, ich wollte doch bloß eine gute Freundin für ihn sein, so wie er ein guter Freund für mich war.
Remus wurde recht schnell wieder ernst, er senkte die Stimme, als er sagte: "Ich muss mich noch einmal richtig bei dir bedanken Lily... für dein Verständnis."
Den letzten Part hängte er hinterher, als er mein verwirrtes Gesicht sah, was hatte ich den großartiges geleistet?
"Nein." Als mir schließlich aufging, worauf er hinaus wollte, schüttelte ich vehement den Kopf. "Remus, du bist mein bester Freund, was für eine Person wäre ich denn, wenn ich..."
"Doch Lily, das ist ein großes Ding und... Danke."
Ich lächelte ihn an und zog ihn dann an mich zu einer ordentlichen Umarmung.
Als ich ihn losließ, waren seine Wangen ganz gerötet. Natürlich musste ich ihm das gleich vorhalten, so vorlaut wie ich nunmal war.
"Das ist aber gar nicht der Grund wieso ich hier bin", schaltete er dazwischen, während ich noch dabei war, ihn aufzuziehen.
"Ach nein? Ich dachte, du lässt dich gerne von mir ärgern?"
"Oh und wie", erwiderte er ironisch. "Ich wollte mit dir über James reden."
Hatten sich die Jungs abgesprochen? Erst Sirius und jetzt Remus, die mich in der Bibliothek störten, um mir die positiven Eigenschaften des ach so tollen James Potter zu erzählen. So langsam hatte ich es satt, von allen zu hören, was für ein klasse Kerl er doch war. Ich wusste doch, dass er ein guter Mensch war, doch das alles konnte ich mir nicht mehr antun. Ich wollte ihn doch bloß aus meinem Gedächtnis streichen. Wir konnten keine Freunde sein, sonst würden diese Stürme in meinem Magen nie versiegen und ich könnte keine Nacht mehr durchschlafen und am schlimmsten: ich würde durch alle meine Prüfungen rasseln, nach all der harten Arbeit wäre das das größte Übel.
"Hat er dich jetzt auch geschickt? Er hat doch Amelia oder Holly oder all die anderen traurigen Geschöpfe, die seinem Charme erlagen. Ich dachte, ich hätte mich all die Jahre deutlich ausgedrückt: Ich. Will. Ihn. Nicht. Sehen!"
"Nein, Lily! Er hat nicht..."
Wütend schaufelte ich die Rollen Pergament in meine Tasche zusammen mit dem Federkiel und der Tinte und brauste an einer böse dreinblickenden Madame Pince vorbei in meinen Gemeinschaftsraum.
Das Portrait schwang beiseite und gab den Eingang zu meinen Schutzort frei, doch natürlich konnte ich nicht einfach meinen Frieden genießen, denn mein Problem saß ganz entspannt auf der Couch und durchblätterte einige seiner Zaubertranknotizen.
"Das glaub ich jetzt nicht, verschwinde hier!" Wie eine Furie zischte ich ihn an und warf ihm meine schwere Tasche ins Gesicht. James schreckte hoch und sah mich verstört an.
"Wer hat dir denn den falschen Zaubertrank gegeben?"
"Warum beauftragst du deine kleinen Freunde, ein gutes Wort für dich einzulegen? Hast du es echt so nötig?"
"Woah! Hör mal, Lily, ich hab keine Ahnung wovon du sprichst."
Jetzt log er mir auch noch dreist ins Gesicht.
Wie konnte er nur!
"Siehst du! Deswegen konnte das mit uns als Freunden, nie etwas werden! Du bist ein ignoranter, idiotischer, sexbesessener Lügner und ich... ich kann das alles nicht mit ansehen! Ich will dich nie wieder sehen! NIE WIEDER!"
"Evans was soll das alles?! Hasst du mich wirklich so sehr?" Seine Stimme zitterte und ich konnte sehen, wie kurz er davor war, völlig auszurasten.
"Ich hasse dich doch nicht!"
Genau das war ja das Problem, ich konnte ihn nicht hassen, nicht mehr... vielleicht hatte ich das ja auch nie. Ich hasste ihn nicht. Er ballte die Hand zu einer Faust.
"Du hast aber eine ziemlich beschissene Art, das zu zeigen."
James befreite sich aus den ganzen Zetteln und meiner Tasche und verließ den Gemeinschaftsraum, ohne sich umzudrehen und ohne etwas zu sagen. Die Ader an seiner Stirn pochte bedrohlich schnell. Ich sah ihm bloß nach, mit einem großen Kloß ihm Hals und hatte das Gefühl, ich würde gleich den Halt verlieren, Tränen stiegen mir in die Augen.
Das Portraitloch schwang erneut auf, James rannte beinahe Marlene um, die gerade eintreten wollte.
"Hey, pass doch auf!", lachte sie, doch er ignorierte Marls bloß und eilte an ihr vorbei.
"Was ist mit ihm denn los?", fragte sie mich, doch in diesem Moment, als sich unsere Blicke trafen, war es um mich geschehen und ich brach zusammen. Schluchzend warf ich mich um Marlenes Hals. Sie strich mir behutsam über den Rücken und flüsterte mir ins Ohr, dass alles wieder gut werden würde, doch ich wusste ganz genau, dass das so nicht stimmte. Ich hatte James grundlos angeschrien und wieso? Weil ich die Sturheit in Person war? Ich konnte mir einfach nicht eingestehen, dass das keine Wut war, sondern etwas ganz anderes und doch so ähnlich.
Ich musste es endlich zugeben, es zu leugnen tat doch nur noch viel mehr weh.
Irgendetwas war da zwischen James und mir, zumindest war es da gewesen, doch nach meiner letzten Aktion würde er wohl nicht sobald wieder mit mir sprechen...
Wieso hatte ich das bloß getan?
"Schhh, alles wird gut, aber..."
"Aber?" Meine Stimme hatte sich wieder etwas beruhigt.
Marlene schob mich etwas von ihr weg, um mir die Tränen aus dem Gesicht zu wischen.
"Wenn ihr euch gegenseitig wegstößt, tut ihr euch beiden doch bloß weh. Während ihr zwanghaft versucht voreinander zu fliehen, merkt ihr gar nicht, dass diese Anziehung viel stärker ist als ihr Beide."
Marlene strich mir die Haare aus dem Gesicht. "Sei dieses eine Mal nicht vernünftig, stürz dich ins Ungewisse und erlebe ein einziges mal, was es heißt, keine Ahnung zu haben, wohin dich diese Reise führt. Auf diese Weise lernst du vielleicht viel mehr, als wenn du bloß brav dem Weg folgst."
Ich konnte nicht länger vor dem Leben davonlaufen, es hatte mich eingeholt und völlig überrumpelt. Nun war es am der Zeit, wieder aufzuholen...
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Weise Worte wurden gesprochen, was passiert nun?
Als nächstes: Quidditch Gryffindor gegen Slytherin
Ob das wohl gut geht?
Eure Isa <33
Ich bin ja schon ziemlich dumm, normalerweise wird ja Sonntag geupdated, aber ich Schussel hab das verwechselt. Naja, ich hab Samstag gesagt: Dann ist es auch Samstag :D
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