39. Silvester

*Das ist erstmal das letzte Kapitel in Lilys Heimatstadt, wir waren dann lange genug hier und müssen wieder zurück zu unserem Jamesilein *-* - Aber wir kommen noch einmal her, bevor dieses Buch endet, ich hatte nämlich furchtbar viel Spaß bei diesen Kapiteln :)
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"Marlene, ich bin so froh, dass du hier bist. Länger hätte ich es alleine mit meiner Familie nicht mehr ausgehalten." Ich fiel meiner besten Freundin um den Hals, noch ehe sie überhaupt durch die Tür getreten war.
"Lils, ich hab' dich ja auch vermisst, aber du musst mich nicht gleich erwürgen, dann hast du nicht lange was von mir und meiner Abwesenheit."
Mein Vater erschien hinter mir und legte einen Arm um meine Schultern. "Lily, du führst dich ja auf, als wären wir alle grausame Monster."
Ich streckte ihm eine Zunge raus, schnappte Marlenes Hand und führte sie durch das Haus in unseren Garten.
"Aber Lily, es ist kalt!"
"Genau, Petunia und der Rest meiner Familie sitzen drinnen am Kamin. So können wir ihnen entkommen."
Lachend ließen wir uns an der Wand des Schuppens nieder bis wir auf den kühlen Steinfliesen saßen. Vermutlich bekamen wir eine Blasenentzündung, doch dieser Moment war es wert. Während kleine Schneeflocken durch die Luft tanzten, das Licht durch graue Wolken behindert wurde, wodurch alles bloß trüb wirkte, spürte ich zum ersten Mal wieder ein heimeliges Gefühl. Das lag weder an diesem Ort, noch der Umgebung. Es lag an Marlene, weil sie mich an Hogwarts erinnerte, mein wahres zu Hause, in dem auch Störenfriede lebten, die mich und die ich nicht leiden konnte, doch hinter diesen Mauern fühlte ich mich geborgen und wohl, sicher.
Während man dabei war, für seine Prüfungen zu lernen, vergaß man den Alltag, den Krieg, der zurzeit tobte, doch hier draußen wurde man wieder an alles erinnert. Wie Mary sich wohl fühlen musste? Zusammen mit ihren Eltern hatte sie Weihnachten in trauriger Stille verbracht, nachdem ihr Bruder doch erst vor wenigen Monaten verstorben war. Mary benahm sich in der Schule wieder wie sonst, doch der Glanz in ihren Augen war nicht mehr zu finden.
"Lils?"
"Ja?"
"Ich friere mir den Hintern ab, wenn wir nicht gleich reingehen und ohne Hintern werde ich Sirius nicht lange bei der Stange halten können."
Sie sah mich ernst an, brach dann jedoch in eine Art kreischendes Gelächter aus, in das ich schließlich auch mit einstieg.
"Dann lass uns reingehen, aber ich habe dich gewarnt, meine Familie ist grausam", presste ich zwischen zwei Lachanfällen hervor.
"Ach, wie schlimm kann es schon werden..."

"Schlimmer!"
Der Tag neigte sich dem Ende zu, die Sonne war schon beinahe untergegangen und Mitternacht kam immer näher. Marlene schmiss sich nach ihrem Ausruf auf mein Bett und drückte sich mein Kopfkissen in ihr Gesicht, um einen erstickten Schrei loszulassen.
Grinsend setzte ich mich neben sie, sprang aber sofort auf, als eine Eule gegen mein Fenster schlug und zu Boden segelte.
"Oh Merlin! Das ist meiner!", schrie Marlene entsetzt. Wir zögerten keine Sekunde, sondern eilten bloß die Treppen hinab, vorbei an Großmutter Olivia und Tante Magnolia, die in ein heikles Gespräch über die Politik unseres Landes vertieft waren. Wenn sie wüssten, dass die Zauberergesellschaft Einfluss auf wesentliche Entscheidungen hatte, könnten sie sich die ganzen Vorwürfe sparen.
"Lily, rennt doch nicht so!"
Doch da waren wir auch schon aus dem Haus und eilten zu den Büschen, die unter meinem Fenster wucherten.
"Wenigstens ist er nicht auf der Erde gelandet...", murmelte ich, doch Marlene strafte mich mit einem eisigen Blick.
"Mr. Buckingham! Was führt dich denn hier her?" Sie nahm den großen Vogel und bewegte sich langsam auf unsere Haustür zu.
"Marls, was wird das?"
"Er muss ins Haus, er braucht Wasser und Futter."
"Meine Familie ist da drinnen! Die wissen nicht, dass ich... dass wir..."
Wütend stampfte meine beste Freundin auf. Ihre Augen schienen Blitze abzuschießen.
"Na schön!" Ich gab auf, eine Ausrede konnte ich mir später einfallen lassen.
"Du bringst ihn hoch, ich hole Wasser und etwas zu Essen."
Das klang doch nach einem Plan. Meine Eltern würden mich umbringen, wenn sie wüssten, dass eine Eule im Haus war, während unsere ganze Verwandschaft gemütlich beisammen saß und Kaffe und Kuchen verdrücke.

"Hier sind Kekse und da ist eine Schüssel mit Wasser. Wieso ist er überhaupt abgestürzt?"
Marlene saß auf meinem Bett, in ihrer Hand hielt sie einen Brief, der geschlagene fünf Seiten lang war, wobei jeweils Vorder- und Rückseite beschrieben worden waren. In ihrem Schoß lagen zwei kleine Päckchen. Vermutlich war Mr. Buckingham an dem ganzem Gewicht zusammengebrochen.
"Hier." Ohne mehr zu sagen, reichte Marlene mir den Brief, doch ein breites Grinsen umspielte ihre Lippen.
Verwirrt blätterte ich erst einmal durch, es waren viele verschiedene Briefe von all unseren Freunden - Mary, Alice, Dorcas, Remus, Peter, Sirius und... James.
"Die Rumtreiber veranstalten eine Silvesterparty und wir sind herzlich eingeladen!", platzte Marls dann doch schon mit der Antwort auf meine unausgesprochene Frage heraus.
Das hätte ich mir ja denken können, in nicht einmal sechs Stunden war Mitternacht und erst jetzt entschieden sie sich dazu eine Party zu veranstalten...
"Wie ist deine Eule denn bei den anderen gelandet?", fragte ich, um vom eigentlichen Thema etwas abzulenken.
"Er ist einfach bei Alice aufgetaucht, macht er oft, bei ihr gibt es immer Vollkornkekse und nicht...", sie musterte die staubtrockenen Kekse, die ich aus der hintersten Ecke in unserem Schrank gefunden hatte, da nach Petunias Hysterieanfall vor einem Jahr, alle leckeren Backwaren aus unserer Küche verschwunden waren - Mum hatte das meiste wegschmeißen müssen, sonst wäre Petunia ausgezogen... ich hätte mich in dieser Debatte wohl für meine geliebten Schoko-Nuss-Kekse entschieden. Die Kekse hatten zumindest keine Schreikrämpfe...
"Naja, egal", fuhr Marls fort, "Auf jeden Fall sind das alles Briefe von unseren Freunden, um dich zu überreden zu kommen."
"Was? Wieso? Ich..."
"Lily! Die anderen sind doch nicht blöd, sie wissen, dass du jegliche Ausreden erfinden würdest, um dort nicht aufzukreuzen."
Dabei brauchte ich dieses Mal keinerlei Ausreden zu erfinden. Meine eigene Familie feierte eine Silvesterparty, auch wenn Eddie kommen würde und Petunia schon da war, war es dennoch meine Familie, mit der ich ins neue Jahr starten wollte und nicht mit... Potter. Mit James.
Während ich Marlene erklärte, wie es zu diesem Zeitpunkt nun einmal stand, verzog sie keine Miene, einzig und allein ihr stetes Trommeln mit der Fußspitze gegen meinen Bettpfosten, zeigte, wie kurz sie vor einer Explosion stand.
"...deswegen können wir nicht ins Potter Manor flohen oder apparieren."
"Lily! Du willst doch einfach nur James aus dem Weg gehen."
"Vedammt! Ich kann ihn und Amelia nicht zusammen sehen, okay?!"

Verhext, das wollte ich doch überhaupt nicht sagen...
Marlene räusperte sich und antwortete: "Normalerweise werfe ich dir ja immer nur kleine Bröckchen meiner unendlichen Weisheit hin, um dich auf den richtigen Weg zu führen, dann musst du nämlich selbst auf die Lösung kommen, aber es ist Silvester, es sind Ferien und ich bin müde. Deshalb: DU HAST DICH IN JAMES POTTER VERKNALLT!"
Erschrocken fuhr ich zurück, hatte sie das gerade wirklich gesagt?
"Was? Igitt, nein!"
Meine beste Freundin schüttelte sich vor Lachen und schlug die Hände laut zusammen.
"Ach Schätzchen, sei ein Mann und steh zu deinen Gefühlen - äh Frau, t'schuldige, sonst bin ich immer dabei Männer aufzubauen."
Marlene erhob sich von meinem Bett und begann hin und her zu tigern, als wäre ich ihre Beute und sie könnte sich nicht entscheiden, ob sie mich in Stücke reißen oder doch lieber frittieren sollte.
"Ich werde mich niemals in Potter verlieben", erwiderte ich entschlossen. Das durfte einfach nicht passieren, abgesehen davon, war es doch einfach bloß lächerlich. Ich und James? Nein, nein, nein, nein... nein?
"Süße, das hast du dich doch schon längst!"

Ich weigerte mich, das zu glauben. Natürlich war James gutaussehend, ein toller Quidditchspieler, warmherzig, jemand mit dem man super reden konnte, der mich jeden Tag aufs neue herausforderte und bei dem ich mich sicher fühlte, doch ich würde mich nicht in ihn verlieben. Das war einfach... Nein!
"Geh zu ihrer Party, Marls. Ich feiere mit meiner Familie!"
Trotzig stolzierte ich aus meinem Zimmer, schlug die Tür zu und eilte die Treppen hinunter. Gerade dann, als die Tür aufschwang und Eddie ins Haus trat, in seinen Armen trug er einen großen Topf mit irgendeinem Eintopf.
"Warte, ich helfe dir", bot ich ihm an, doch Eddie schüttelte bloß den Kopf.
"Der ist zu schwer für dich."
Zusammen gingen wir hinaus in den Garten, wo schon die Tische gestellt worden waren und Dad am Grill stand, um Würstchen zu grillen.
"Ist es nicht zu kalt für eine Party im Freien?"
"Blödsinn, Lily! Zieh dir eine dicke Jacke an und hilf mir mit den Steaks."
Ohne groß zu überlegen, ging ich wieder ins Haus, um mir meinen Wintermantel zu holen, da lief ich sofort in Marlene hinein.
"Du bist ja noch da...", murmelte ich.
"Ich lass dich doch nicht mit deiner Schwester allein!"
Sie grinste mich an, strich sich eine braun-rote Haarsträhne hinters Ohr und reichte mir meinen Mantel.
"Du bist einfach..."
"Ich weiß." Marlene lachte. "Die BESTE BESTE BESTE BESTE BESTE BESTE BESTE Freundin auf der großen, weiten Welt!"
Lachend gingen wir Arm in Arm zurück in den Garten.
Auf in ein neues Jahr...

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