33. Zickereien à la Vance
Frohe Ostern!
"Ich hasse Montage", nörgelte Marlene und schob sich ein großes Stück Pfannkuchen mit Ahornsirup in den Mund.
Dorcas pflichtete ihr bei, während ihr Kopf der hölzernen Tischplatte immer näher kam, bis sie sich schließlich darauf sinken ließ und die Augen schloss. Mary und Alice tuschelten leise, sie beugten sich über einen geheimnisvollen Brief, den die liebe Alice erhalten hatte, als die Eulenpost eingetroffen war.
Ich stocherte in meinem Müsli herum, den Kopf auf die Handfläche gestützt. Immer wieder warf ich flüchtige Blicke zum Tisch der Ravenclaws, an dem Rondy saß und traurig sein Brötchen aß.
"Ach Lils, irgendwann kommt er drüber weg", versuchte Dorcas mich aufzuheitern, doch es gelang ihr nicht.
Ich hatte mit Rondy Schluss gemacht, wegen seinen Aussagen über Remus, an die er sich nicht einmal erinnerte. Dumbledore hatte ganze Arbeit geleistet. Also musste ich Rondy eine Ausrede auftischen, weshalb ich nicht mehr seine Freundin sein wollte, allerdings war ich eine furchtbar miese Lügnerin.
"Hätte ich doch eine bessere Ausrede gefunden", murmelte ich betrübt.
Marlene schnaubte. "Verlassen werden ist scheiße, Lily. Egal wie."
Es hörte sich beinahe so an, als spreche sie aus Erfahrung, dabei war sie es doch, die die Typen der Reihe nach abschoss, naja... bis vor kurzem jedenfalls.
Marlene und Sirius - das neue Gesprächsthema aller Schüler. Seit ihrem Date vor zwei Wochen benahm sich meine beste Freundin mehr als eigenartig. Ihre sonst so quirlige Art und ihre Schlagfertigkeit waren seit dem Quidditchvorfall eigentlich verschwunden gewesen, doch seit Mr. Black -der Verursacher dieses Vorfalls- um sie herum turnte, verwandelte sie sich langsam wieder in die alte Marlene. Es war schön mit anzusehen, wie sie wieder aufblühte und jedem in den Hintern trat, der sich ihr in den Weg stellte.
"Da ist dein Traumprinz", raunte ich ihr ins Ohr und deutete zum Portal. Die Rumtreiber traten fröhlich plaudernd ein und setzten sich nicht weit von uns.
Marlenes Ohren färbten sich rot.
"Bin gleich wieder da, Lily." Sie erhob sich und lief zu ihm hinüber.
Mit seinem strahlenden Lächeln nahm er sie in Empfang und bat sie, sich zu setzen.
Mein Blick schweifte etwas nach links und traf den von dem schwarzhaarigen Jungen mit der Brille und den haselnussbraunen Augen. Er grinste mich schief an, was mir die Röte ins Gesicht steigen ließ. Schnell wandte ich mich ab.
"Es hat sie ja total erwischt", sagte Alice etwas zu schnippisch für meinen Geschmack.
Dorcas nahm sich ein Sirupbonbon aus der Schale und zuckte mit den Schultern. "Sie ist Marlene, sie weiß, was sie macht. Oder Lily?"
"Mhm", sagte ich abwesend.
Alice war über meine überschwängliche Anteilnahme an dem Gespräch nicht gerade erfreut und wechselte somit schnell das Thema in eine interessantere Richtung.
"Wie sieht es jetzt mit Halloween aus? Habt ihr ein Date für die 7.Klässler-Aftershowparty?"
"Für die was?!", riefen Dorcas und ich bestürzt.
Alice grinste triumphierend, da sie unsere ungeteilte Aufmerksamkeit auf sich gezogen hatte.
"Die Party nach der Party", erklärte sie.
Ich verstand nur noch Bahnhof. All die letzten Wochen hatten James und ich die Halloweenfeier vorbereitet, nicht einmal fiel das Wort über eine Feier danach. Wusste er überhaupt davon?
"Ach Lily, gerade du als Schulsprecherin müsstest doch Bescheid wissen, James weiß auch davon."
Er wusste davon? Unruhig rutschte ich auf der Bank hin und her.
"Aber die Lehrer wissen nichts und so soll es auch bleiben." Sie zwinkerte uns zu und verließ mit Mary die Halle Richtung Geschichte der Zauberei.
"Mit wem gehst du hin?", fragte Dorcas beklommen.
Ich zuckte mit den Schultern. Den Kerl, mit dem ich hätte gehen können, hatte ich vor etwa 11 Tagen abserviert und ansonsten gab es niemanden, mit dem ich dort hingehen wollen würde. Wieder schnellte mein Blick zu James, der sich gerade über Sirius' Essverhalten amüsierte, weil dieser sich zwei ganze Pfannkuchen in den Mund geschoben hatte und nun Probleme bekam, runterzuschlucken.
"Und du?"
Dorcas senkte den Kopf, sie hatte sich noch nie sonderlich wohl dabei gefühlt mit Jungs zu reden.
Marlene schien das alles ganz leicht zu fallen, wie sie ihr Haar über die Schulter warf, neckisch mit den Wimpern klimperte und Sirius ihr umwerfendes Lächeln schenkte. Es wirkte so simpel, doch wenn ich so etwas versuchen würde, sähe das bloß lächerlich aus.
"James!" Emmeline Vance trat fröhlich in die große Halle, lief auf James zu und legte ihm die Arme von hinten um den Hals.
"Ohje...", würgte ich hervor, "ich muss gleich kotzen."
Emmeline war mit Marlene wohl die einzige, die es zu Stande brachte, in ihrer Uniform gut auszusehen und nicht wie ein prüdes Schulmädchen.it zittrigen Fingern fuhr ich mir durch die Haare, die langweilig über meine Schultern hingen. Sollte ich vielleicht mal mehr Conditioner benutzen? Würden meine Haare dann weicher sein, mehr glänzen?
"Emmeline, was willst du?", fragte James und klang dabei ziemlich kühl.
Meine Mundwinkel zuckten leicht, als Emmeline einen Schmollmund zog.
Marlene warf mir einen belustigten Blick zu und zwinkerte. Oh nein. Was hatte sie vor?
"Ach Emmeline, hör doch mal auf dich so an ihn zu werfen oder bist du wirklich so verzweifelt?"
Beinahe spuckte ich meinen Kürbissaft über den Tisch. Marlene grinste boshaft, Emmeline kochte vor Wut.
"Was nörgelst du denn hier, McKinnon? Geh dich mit etwas Quidditchtraining abreagieren. Oh warte, das geht ja nicht. Ich habe deinen Platz!"
Das hätte sie nicht sagen sollen.
Marlene erhob sich quälend langsam, ihre Augen glühten vor Zorn, als würden in ihnen Flammen toben.
"Vance, ich spiele tausendmal besser als du und das weißt du auch, bist aber zu stolz es zuzugeben. Seltsam, denn offenbar bist du nicht zu stolz, dich an James zu schmeißen, als wäre er das letzte Stück Pizza und du am verhungern, wo doch alle wissen, dass diese Pizza nicht dir gehört!"
Das genügte Emmeline, um sich ihren Zauberstab zu schnappen und Marlene das Rührei ins Gesicht zu schmieren.
"Uäh!" Angeekelt griff meine beste Freundin nach Sirius Müslischüssel, doch bevor sie diese werfen konnte, eilte Professor Tousson, unser Lehrer in Verteidigung gegen die dunklen Künste, herbei, um das Spektakel zu unterbinden. Professor McGonagall stand keine zehn Sekunden später auch bei den beiden.
"Miss Vance, ich bin sehr enttäuscht von Ihnen. Sie wissen doch, dass Sie ihren Zauberstab nicht gegen andere richten dürfen. Fünf Punkte Abzug für Gryffindor, das wird nachsitzen geben."
Sie brausten davon, Marlene wirkte sehr zufrieden mit sich.
"Mhm lecker, Rührei."
Kichernd kam sie zu uns zurück, völlig beschmiert, aber von einem zum anderen Ohr grinsend.
"Marls, was war das?", fragte Dorcas, den leichten bewundernden Unterton konnte sie nicht verstecken.
"Das war Phase 1 meines wie-bringe-ich-Vance-auf-die-Palme-Plans. Effektiv oder?"
Lachend schüttelte ich mit dem Kopf.
"Du bist u n m ö g l i c h."
"So buchstabiert man nicht unglaublich, Lily. Ich dachte, du wärst so klug?"
Mit meinem Verwandlungsbuch schlug ich ihr auf den Kopf.
"Hey! Nicht so fest, meine Frisur!"
"Welche Frisur?"
"Wag' es nicht, Lily!"
Emmeline sah niedergeschlagen aus, sie hatte sich endlich von James getrennt, der nun deutlich entspannter da saß, sein Essen hinunter schlang und hin und wieder zu mir herüber spähte. Nervös tippelte ich mit dem Fuß hin und her. Ich dachte an Alice, ihre Worte, die Afterparty. Brauchte ich denn wirklich ein Date dafür oder reichte es, wenn ich mit meinen Freundinnen Spaß hatte?
Wen sollte ich denn fragen? Oder könnte ich nicht einfach abwarten, ob mich jemand einladen würde? Das wäre wohl besser, dann müsste ich mich nicht zum Affen machen.
"Marls?", schmatzte Dorcas, "gehst du mit Black auf die Halloweenparty?"
Einen kurzen Moment sagte sie nichts, ihre Denker-Miene trat zum Vorschein. Dann rief sie quer über den Tisch: "Hey Black, bist du mein Date für Halloween?"
Erschrocken rissen Dorcas und ich die Augen auf, damit hatten wir nun wirklich nicht gerechnet. Alle Schüler musterten Sirius, der ganz entspannt aufsah und leicht den Kopf schüttelte.
Marlene versteifte sich neben mir.
"McKinnon, wieso musst du mir meinen großen Auftritt ruinieren? Ich wollte dir frisch gepflückte Blumen schenken, aber wenn du mich so romantisch bittest, kann ich nicht nein sagen."
Er grinste und alle Gryffindors brachen in Beifall aus. Auch ein paar Hufflepuffs und Ravenclaws stimmten mit ein. James klopfte seinem besten Freund auf die Schulter, ehe sein Blick an mir hängen blieb. Sofort schoss mir das Blut in die Wangen und ich wandte mich ab.
Was war nur mit mir los?
Nächstes Kapitel: Halloweeeeeen
Noch ein paar Mal werde ich eure Herzen brechen müssen, damit wir dann endlich alle glücklich sind ;)
*es könnten heute etwas mehr Tippfehler dabei sein als sonst, da ich dieses Kapitel irgendwann um 3 Uhr nachts geschrieben habe und ehrlich gesagt, keine Lust hatte nochmal drüber zu schauen xD
Da ich es bisher noch nicht in einem Kapitel erwähnt habe, hole ich das jetzt nach (es steht zwar beim Klappentext dabei, aber doppelt hält besser)
Die liebe littleartemiz hat mir auch für diese Story ein Cover erstellt (sogar mehr als eins (: ) vielen Dank nochmal!
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top