26. Wut, Zorn und Hass
"Ich kratz' dir die Augen aus, Black"
Die ganze angestaute Wut, alle unausgesprochenen Gefühle, jeder Nerv in meinem Körper... all das sprudelte in mir hoch. Dieser Zorn gegen Emmeline Vance, die sich einfach Marlenes Platz im Team geschnappt hatte, Potter, der bloß da stand und mit offenem Mund seinen besten Freund musterte. Black, das größte, mieseste und ekelhafteste Schwein von allen.
Voller Wut sprang ich nach vorne, beide Arme ausgestreckt, die Zähne gebleckt.
"Du bist ein erbärmliches Stück Dreck!"
"Lily!", schrien meine Freundinnen und James gleichzeitig.
Potter, der Idiot, packte meine Arme und hielt mich zurück, während Alice und Dorcas auf mich einzureden versuchten. Marlene starrte zwischen mir und Black hin und her, ihre Augen waren glasig, sie war furchtbar verletzt.
Ich wehrte mich so gut ich konnte, trat nach James, warf Beleidigungen in die Runde und funkelte Black mit den besten Todesblicken an, die sogar McGonagall Angst gemacht hätten.
Die anderen Spieler tuschelten leise, Emmeline Vance lachte laut auf. Ihre ganze Aura leuchtete ja beinahe vor Stolz.
"Danke Sirius", sagte sie und legte ihm ihre Hand auf den Arm, "ich wusste, ich schaffe es wieder ins Team."
"Und dich, dich fahre ich über den Haufen, Vance!", keifte ich und befreite mich aus den Griffen der anderen.
Belustigt sah sie mich an, ihre Augenbrauen hob sie auf skeptische Weise und verschränkte ihre Arme. Ich zückte meinen Zauberstab, doch eben in dieser Sekunde flog er mir einfach aus der Hand. Ich fuhr herum, James hielt nun meinen und seinen Zauberstab in die Höhe, so dass ich nicht mehr an sie dran kam.
"Lily", flüsterte Marlene, "lass es gut sein."
"Du bist nun völlig übergeschnappt, Evans, wie ich sehe." Emmeline warf ihre Haare über die Schulter. Sie sah James verständnislos an. "Ich weiß beim besten Willen nicht, was du an dieser Irren findest."
Ein weiteres Mal wollte ich mich auf sie und Sirius stürzen, doch Alice und Dorcas zogen mich zurück.
Mit Tränen in den Augen verließ Marlene das Spielfeld, dicht gefolgt von der Zimtzicke, die noch die Frechheit besaß, James eine Kusshand zuzuwerfen.
Auch die anderen Spieler verabschiedeten sich und machten sich auf den Weg zurück in die Umkleide. Alle gingen, bis nur noch die Rumtreiber, Alice, Dorcas und ich da blieben.
"Ihr könnt mich loslassen", fuhr ich meine Freundinnen an.
Stille kehrte ein, wir alle blickten stumm in die Runde, keiner sagte ein Wort, bis...
"Tatze, was sollte das denn?" James klang vorwurfsvoll und gekränkt, die Augen niedergeschlagen biss er sich auf die Lippe.
"Ich bin der Kapitän, das ist meine Entscheidung. Emmeline war eben besser."
"Eulendreck!" Ich spuckte ihm beinahe vor die Füße, so wütend war ich mittlerweile.
"Hast du etwa nicht gesehen, was sie da abgezogen hat? Anstatt James punkten zu lassen, hat sie den Ball behalten und dann verloren. So spielt man nicht Quidditch und das sollte sie wissen."
Tränen stiegen nun auch mir in die Augen. Ich schüttelte den Kopf und warf James einen hilfesuchenden Blick zu, wenn einer Sirius Black zu etwas überzeugen konnte, dann war es James Potter. Er nickte leicht und deutete an, ich, Alice und Dorcas sollten gehen.
"Wir sehen mal nach Marlene", murmelte ich und verließ mit meinen besten Freundinnen das Spielfeld.
Noch im Gehen hörte ich, wie die Jungen allesamt begannen auf Sirius einzureden, doch egal was sie auch sagen würden, Sirius Black hatte noch nie seine Meinung geändert und ich war mir sicher, dass er heute nicht damit anfangen würde.
Wir betraten zu viert den Schlafsaal der Mädchen im siebten Jahr, Marlene kauerte auf ihrem Bett, die Knie an die Brust gezogen, das Gesicht in den Händen vergraben. Die Poster von den Holyhead Harpies, die bisher immer an der Wand über ihrem Himmelbett gehangen hatten, lagen nun zerrissen auf den Boden.
Marlenes Quidditchuniform hatte sie durch eine alte, schwarze Joghinghose und ein rosa-grün gestreiftes Tshirt getauscht. Ihre Ausrüstung lag am Fuße ihres Bettes, so als hätte sie sie einfach hingeworfen, wo Marlene sonst doch immer so vorsichtig mit ihr umging.
Mary setzte sich neben Marlene und legte einen Arm um sie, Alice übernahm die andere Seite. Dorcas begann die Schnipsel der Poster aufzusammeln und in einen Papierkorb zu werfen, doch ich hielt sie auf. Das konnte jetzt nicht einfach so ausgehen, das durfte nicht sein.
Ich schüttelte frustriert den Kopf und warf die Arme in die Luft.
"Das ist doch alles scheiße!", rief ich.
"Lily!" Alice ermahnte mich zornig, nicht zu fluchen.
"Das ist aber scheiße. Marlene hat es nicht verdient, was Sirius da gemacht hat, aber jetzt den Kopf in den Sand zu stecken und alles hinzunehmen, wird dir auch nicht weiterhelfen!"
Marlene hob den Kopf. Ihre Augen waren völlig rot und geschwollen, sie sah so schwach aus. Ganz anders als die starke, selbstbewusste Marlene, die ich kannte und liebte. Sie war die Art Mädchen, die den Raum betrat und sofort alle Augen auf sich zog, die unbeschwert den Tag genoss, sich nie an Regeln hielt und trotzdem damit durchkam. Marlene war ein Mädchen, dass in allen das Beste zum Vorschein brachte, die manchmal etwas beschränkt in ihrer Sichtweise war, sich nicht für Bildung interessierte, aber total klug war, wenn es darum ging, was im Leben etwas zählte und wie man zu leben hatte. Sie konnte einem Ratschläge zu Dingen geben, von denen man nicht einmal wusste, dass sie einen belasteten, sie wusste wie man eine wunderbare Freundin war.
"Sirius Black ist ein Idiot, wenn er glaubt, Emmeline Vance könnte dir auch nur im geringsten das Wasser reichen. Du bist unglaublich Marlene, du hast mein Leben komplett verändert, du hast mich verändert! Dein Traum ist es einmal eine hervorragende Quidditchspielerin zu werden, aber das bist du doch bereits! Jeder Talentscount wird das erkennen, denn du hast das Feuer in dir. Du bretterst auf deinem Besen dahin, als gäbe es kein Morgen mehr und deswegen darfst du jetzt nicht klein bei geben!
Ja, es ist unfassbar, was Black getan hat, aber nimm das nicht einfach hin, kämpfe für dein Recht, deinen Platz im Team. Denn Alice, Mary, Dorcas, Remus, Peter, James und ich wissen, dass es niemand mehr verdient hat!"
Ich atmete tief durch. Meine Freundinnen betrachteten mich mit offenen Mündern, dann... ohne wirklich erkennbaren Grund, begann Marlene zu lachen. Sie schüttelte sich und grinste: "Ist es nicht eigentlich Alices Aufgabe Motivationsreden zu halten?" Nun brachte sie mich zum lachen.
Marlene kämpfte sich aus ihrem Bett und kam auf mich zugelaufen, die Arme weit ausgestreckt. "Ach Lily, du bist die beste Freundin, die man sich vorstellen kann."
Ich schloss sie in eine große Umarmung. "Dann gehst du jetzt zu Mr. Siridiot Black und erklärst ihm, was er da für einen Mist fabriziert hat?" Ich lachte, doch meine beste Freundin blickte nur betreten zu Boden.
"Marlene?", hakte ich nach.
"Ich denke nicht, dass ich..."
"Marlene, du gehörst ins Team, dein Traum..."
"Ist bloß ein Traum unter vielen!"
Das durfte doch alles nicht wahr sein, sie hatte ihren ganzen Kampfgeist, den Willen verloren. Black hatte ihr jeglichen Mut genommen.
"Ich fasse das nicht... bist du nicht sauer auf Black?"
"Nein, er hat entschieden wie ein Kapitän, es war richtig, ich war nicht gut genug, ich..."
"Bei Merlins Bart, Marlene, das ist totaler Müll, den du da von dir gibst! Du warst klasse! Gut, diese letzte Minute..."
"Ich habe mich wie eine Vollidiotin verhalten. Das alles war meine Schuld."
Ich konnte mir das nicht länger anhören, ohne sie ausreden zu lassen, stürmte ich aus dem Schlafsaal, die Treppen hinunter, vorbei an Emmeline Vance und diesem anderen neuen Jäger, die gerade gefeiert wurden, wie wahre Helden. Ich stieß das Portrait der fetten Dame zur Seite und stolperte direkt in James Potters Arme. Eine Situation, die nicht gerade zu meiner Freude beitrug.
"Woah, immer langsam mit den jungen Hippogreifen. Wohin des Weges, Miss Evans?" Er grinste schief und seine Augen blitzten, da platzte mir endgültig der Kragen.
"Du bist so ein Heuchler! Ein Idiot! Ein niederträchtiger, gemeiner Mistkerl! Wie kannst du mit so einem Menschen befreundet sein? Wie kannst du nur zusehen, wie er Marlene so behandelt und nichts dagegen unternehmen?"
"Lily-"
Ich ließ ihn nicht zu Wort kommen, die Tränen rannen mir schon in Sturzbächen die Wangen hinunter, doch mittlerweile war mir alles egal.
"Emmeline Vance, ist sie das wert? Diese Schlange krallt sich einfach Marlenes Platz im Team und was tust du? Du gehst auch noch mit ihr aus oder was sonst noch! Du bist bloß ein Heuchler und widerlich!"
Ich schlug mit meiner Faust so kräftig ich konnte gegen seine Brust, ich wollte ihn zurückstoßen, doch er trat nicht einmal einen Schritt zurück. Seine braunen Reh-Augen musterten mich traurig, während ich so laut brüllte, dass mich nun wahrscheinlich jeder im Schloss gehört hatte.
"Du hättest ihm drohen müssen, sagen, du verlässt das Team, wenn er Marlene nicht nimmt, aber nein..."
Ich wollte mich an ihm vorbeidrängen, Black finden - er war mein eigentliches Ziel gewesen - doch James hielt mich am Arm fest, die Lippen aufeinander gepresst.
"Nur zu deiner Information, ich habe soeben meinen Platz an Marlene weitergegeben."
---------------------------------------------------------
Ähm, joa - das ist doch mal eine Neuigkeit. :D
Was haltet ihr von James' Tat? Was glaubt ihr, folgt darauf? Alle Theorien in die Kommentare ->
Bis nächsten Sonntag! Einen wundervollen Tag euch allen!
Eure Isa
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top