✓|2.1. Feuerwhisky-Fiasko
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James Potter
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Zusammen mit meinen Eltern und Tatze schlenderte ich, den großen Gepäckwagen, auf dem unsere Koffer lagen, vor mir herschiebend, über den großen Bahnsteig von Gleis 9¾.
Ich sog all die mir so vertrauten Eindrücke begierig auf und ließ mich von der Reizüberflutung berauschen.
"Und wie fühlt es sich an, Herr Schulsprecher?", scherzte Tatze lauthals und klopfte mir brüderlich auf die Schulter.
Ein breites Grinsen umspielte meine Lippen.
"Es fühlt sich toll an, zu wissen, dass ich dir wegen jedem Scheiß Punkte abziehen kann."
Sirius schnappte empört nach Luft und drehte auf dem Absatz um, um sich vor Mum und Dad aufzubauen.
"Habt ihr das gehört?!", rief er dramatisch und legte sich einen Arm über das Gesicht. "Mum! Tu doch was!"
Euphemia Potter, meine Mutter, schmunzelte bloß und fuhr ihrem Ältesten durch das schulterlange Haar. Sie war, was das anging, die Einzige, bei der er so eine Berührung auch nur im Entferntesten zuließ und das glich schon beinahe einem Ritterschlag von König Artus persönlich.
"Ihr Jungs benehmt euch dieses Jahr zur Abwechslung einmal", mahnte sie.
"Aber wer macht sonst die Schule unsicher?", warf ich dazwischen und Dad gluckste, woraufhin Mum uns einen strengen Blick schenkte.
"James Potter! Dir wurde eine ehrbare Aufgabe zu Teil, das solltest du nicht einfach so aufs Spiel setzen! Fleamont, wage es nicht, ihn auch noch zu ermutigen!"
Ich unterdrückte den nächsten blöden Kommentar und strahlte meiner Mutter bloß entgegen, die mich daraufhin in ihre warmen Arme schloss und an sich drückte.
"Mum! Isch krieg ke'ne Luft!", würgte ich erstickend hervor und wedelte mit den Armen.
Eingeschnappt schob sie mich von sich und zog an meiner Stelle Sirius an ihre Brust, dem die Aufmerksamkeit äußerst zu gefallen schien.
Ich lachte und wollte unsere Koffer weiter Richtung Zug schieben, als mein Dad mich beiseite nahm, in seinen Augen glitzerte der Schalk.
"Treib deine Partnerin nicht in den Wahnsinn, Jamesi", sagte er mit zuckenden Mundwinkeln und wuschelte mir durch das unruhige Haar.
"Oh", lachte Sirius, der sich wieder aus Mums Griff befreit hatte, "Dafür ist es zu spät - das tut er bereits seit sechs Jahren - ein Jahr mehr oder weniger sorgt da auch nicht mehr für zu viel Butter im Bier."
"Hey!", entgegnete ich, doch er hatte wohl Recht.
Lily Evans hatte mit Sicherheit genug von mir. Und wenn sie auch noch erfahren würde, dass ich Schulsprecher geworden war...
Dieses Schuljahr würde definitiv anders werden, als all die Jahre zuvor.
Nicht zu vergessen, die Tatsache, dass ich mich dieses Jahr zu benehmen hatte. Keine Streiche, keine Albernheiten - unsere Abschlussprüfungen standen vor der Tür.
Die Aurorenzentrale nahm schließlich keine Streichekönige in ihr Ausbildungsprogramm...
"So ihr beiden. Wir verabschieden uns dann hier", sagte Dad und nahm Mum bei den Schultern. Die Tränen schossen ihr in die Augen, bei dem Gedanken ihre zwei Jungs wieder fortgehen zu lassen.
"Ach Mum", sagte ich, "wir kommen doch Weihnachten schon wieder."
"Und wir schreiben euch - jede Woche", ergänzte Tatze. Um seinen Worten mehr Gewicht zu verleihen, nickte ich kräftig und nahm ihre Hände...
"Wir sind bald wieder da."
"Ich werde meine Söhne furchtbar vermissen!", gestand sie und drückte uns beide noch ein letztes Mal, ehe sie und Dad zusammen wieder in die Muggelwelt traten, um nach Hause zu apparieren.
"Ich werde ihre Kochkünste vermissen", senierte Tatze vor sich hin und warf den Kopf in den Nacken, wobei ihm die schwarzen, langen Haare schon beinahe bis zur Rückenmitte reichten.
"Das Essen in Hogwarts ist gut, aber Mums Lammbraten ist und bleibt der Beste."
Ich schnaubte. "Ich bin bloß froh, dass ich sie überzeugen konnte, keinen Hirsch mehr zu Weihnachten zu servieren..."
Sirius' bellendes Lachen schallte über den Bahnhof.
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"Moony!"
Glücklich schloss ich meinen besten Freund in die Arme, ehe ich ihn prüfend von mir schob, um den Stand seines pelzigen kleinen Problems einschätzen zu können.
Er wirkte ausgelassen und glücklich, wenn er doch etwas krumm da stand.
Meinen verkniffenen Ausdruck bemerkend, verschränkte er die Arme vor der Brust und korrigierte seine Haltung. "Es geht mir hervorragend, Mum!"
Sirius feixte. Ich rollte lachend mit den Augen und trat zurück, damit Sirius sich auf ihn stürzen konnte.
"Tatze, Tatze! Du bringst ihn noch um!", rief ich, als Moony unter dem Gewicht unseres Freundes beinahe zusammenklappte.
"Wie viel hast du diesen Sommer gefressen, du lausiger Köter?", fragte Remus grinsend. "Du bist schwerer, als letztes Jahr."
Empört reckte Sirius das Kinn in die Luft. "Hast du mich gerade fett genannt?!"
"Ja."
Wild nach Luft schnappend, echauffierte sich unsere selbsternannte Dramaqueen über Remus' "Intoleranz".
Ich sah mich währenddessen um, suchte die Menschenmasse nach einem ganz bestimmten Gesicht ab, doch ich konnte ihn nicht finden.
"Moony, wo ist Peter?", unterbrach ich Tatze, der sich mal wieder in Rage geredet hatte.
"Ich weiß nicht, dachte er wäre bei euch."
"Offensichtlich nicht", sagte Sirius und breitete überflüssigerweise die Arme zu beiden Seiten aus.
Remus wandte sich grinsend von ihm ab und deutete dann auf das kleine goldene Abzeichen, das schon längst an meiner Brust pinnte und im Schein der Laternen, die an jeder Mauersäule hafteten, fröhlich schimmerte. Wie aus Reflex nahm ich den Saum meines roten Gryffindorpullovers und polierte das Emblem erneut.
"Herzlichen Glückwunsch, übrigens auch noch einmal persönlich", sagte Remus mit einem breiten Lächeln auf den Lippen und legte einen Arm um meine Schulter.
"Schulsprecher Potter, klingt ziemlich groovy, wenn du mich fragst."
Gespielt genervt schob ich ihn von mir. "Halt den Mund, Moony!" Doch nicht lange konnte ich den ernsten Ausdruck aufrecht erhalten und brach lachend zusammen.
"Ich glaube ja, Dumbledore stand etwas zu sehr unter Feuerwhisky-Einfluss, um eine vernünftige Entscheidung zu treffen - ich sag euch, ich komme in Hogwarts an und sie nehmen mir das Ding hier sofort wieder weg..."
Ich konnte darüber lachen, auch wenn ich ehrlich gesagt, wirklich erwartete, dass jede Sekunde jemand auftauchen könnte, um mir mein Amt wieder zu entreißen, noch bevor ich überhaupt einen Finger gerührt hatte. Ich wollte meine Schulsprecherqualitäten zumindest unter Beweis stellen und versagen, bevor sie mir alles entziehen würden.
"Feuerwhisky?", Remus hob skeptisch eine Augenbraue, "Dumbledore scheint mir eher auf Lakritzschnaps abzufahren."
"Moony, deine Gossensprache scheint wieder durch - ich sag dir, zwei Monate zurück daheim sorgen bei dir für einen kompletten manierlichen Umsturz!", beschwerte sich Tatze und rümpfte die Nase.
Ich schob mir die Brille den Nasenrücken hoch, ehe ich einen roten Haarschopf in der Menge erblickte, der unverwechselbar der neuen Schulsprecherin gehören musste.
"Ähh", stotterte ich, "ihr sucht Peter, und geht dann ins Rumtreiberabteil, ich mache mich jetzt auf den Weg zu den Vertrauensschülern, damit ich vor ihr da bin, sollte einen guten Eindruck machen!"
Und ohne auf ein Wort meiner Freunde zu warten, sprintete ich schon auf den hinteren Teil des Zuges zu... hätte ich die Jungs doch bloß ausreden lassen.
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"Wo will Krone denn hin?", fragte Peter, der aus der Masse an Schülern getreten war und sich nun neben Remus platzierte, welcher stöhnend die Schultern fallen ließ.
"Vertrauensschülerabteil", sagte Sirius.
"Ist das nicht aber...", setzte Peter an, doch Remus schnitt ihm das Wort ab und nickte. "- die völlig falsche Richtung. Sehen wir mal, wie lange er braucht, bis er es selbst herausfindet."
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