13. Ein Date, ein Wolf und Potter
Rondy und ich saßen im drei Besen, tranken je ein Glas Butterbier und genossen die Stille. Jedenfalls einer von uns und das war nicht ich.
Den ganzen Weg hatte ich ihn ausgefragt, wollte wissen, was er damit meinte, er wisse, wer der Werwolf ist, wo wir noch nicht einmal sicher sein konnten, dass so einer überhaupt in Hogwarts existierte.
Marlenes Worte trafen das ganz passend: "Dumbledore stellt doch keinen Werwolf als Lehrer ein, so geisteskrank ist selbst der nicht."
Und ein Werwolf unter den Schülern, stellte ich mir als noch unvorstellbarer vor.
Doch anstatt mir zu antworten, wich er der Frage aus, redete über seine kleine Schwester und über den Aufsatz in Verteidigung gegen die dunklen Künste bei Professor LaRue, einer älteren Frau, die früher einmal als Aurorin tätig war.
"Also", sagte ich zwischen zwei Schlucken Butterbier, "wirst du mir jetzt verraten, was du weißt?"
Rondy stellte sein Glas beiseite, er suchte in seinem Rucksack nach einem Stapel Bücher, in die über einhundert kleine Zettel geklebt worden waren, während er darauf achtete, dass niemand uns bemerkte. Eine Person schien er aber nicht wahrzunehmen, da sie genau hinter ihm saß, James Potter, der aus unerfindlichen Gründen eine geschwollene Hand mit vielen blau-lilanen Flecken und eine Schramme unter dem linken Auge hatte. Mit seinen funkelnden, rehbraunen Augen starrte er durch den ganzen Raum zu mir und Rondy.
Unter seinem stetigen Blick fühlte ich mich unwohl und bedrängt... und schuldig. All die schlimmen Dinge, die ich gesagt hatte, es war nicht fair von mir gewesen, ihn mit Snape auf eine Ebene zu stellen. Er war besser, viel besser.
Rondy klappte eines der Bücher auf und schob es mir hin.
Ich las die unterstrichenen Zeilen:
"Die Peitschende Weide wurde 1971 am Rande des verbotenen Waldes auf dem Gelände von Hogwarts, der Schule für Hexerei und Zauberei, gepflanzt."
Ja und? Sie wurde in dem Jahr gepflanzt, als ich eingeschult wurde, was machte das für einen Unterschied? Was sollte mir das verraten?
Rondy schnappte sich das Buch und legte mir ein anderes vor die Nase. Auch hier waren einzelne Passagen unterstrichen.
"Die heulende Hütte steht seit über hundert Jahren am Rande des kleinen Städtchens Hogsmead. Zu Beginn der 70er Jahre wurden Fenster und Türen verbarrikadiert, da einheimische behaupten würden, dort würden Geister umherspuken. Seit dem Jahr 1971 sind regelmäßig Heulen und Jaulen zu hören."
Die Verbindung dieser zwei Gebilde war klein, doch sie war da und mit dem Gedanken an einen Werwolf in unserer Schule total plausibel.
Es müsste jemand in unserem Jahrgang sein, sonst hätte das Gejaule erst später begonnen, oder ein Lehrer der zusammen mit uns neu an die Schule gekommen war.
McGonagall konnten wir somit ausschließen.
"Ich fasse es nicht", murmelte ich bestürzt.
"Also, ich weiß nicht genau, wer es ist. Aber es ist einer aus unserem Jahrgang, sonst macht das keinen Sinn."
Ich nickte und schob das Buch von mir. Wer könnte nur so grausam sein? Ein Werwolf. Mein ganzer Körper zitterte.
"Es ist bestimmt ein Slytherin", sagte ich bestimmt. "Niemand anderem traue ich so eine Abscheulichkeit zu."
Rondy nickte zustimmend.
"Das denke ich auch, keiner aus den anderen Häusern wäre so selbstsüchtig, andere in Gefahr zu bringen."
Ein Klingeln ertönte und die Tür des Drei Besen öffnete sich. Snape und seine wiederlichen Freunde betraten das Lokal.
Severus hatte ein blaues Auge, seine Lippe war aufgeplatzt und er hinkte leicht. Sofort schnellte mein Blick zu James, der sein Opfer mit mörderischen Blicken inspizierte.
Ein warmes Gefühl stieg in meiner Magengegend auf, doch sogleich verschwand es, als ich mir die anderen Leute ansah, die an seinem Tisch saßen.
Es waren die Rumtreiber und diese Blondine, bei der mir sofort der Würgereiz kam, so wie sie James anhimmelte, als wäre er ein Star aus einem Film. Wäre er so einer, dann hätte ich ihn, anstatt ihn immer wieder abblitzen zu lassen, mit Popcorn beworfen. Der Gedanke brachte mich zum schmunzeln, doch auch das hielt nicht lange an.
Ich dachte an die Vollmond Nacht, an den netten Mädelsabend, den wir hatten, bis Peter uns unterbrochen hatte, um uns aus dem Schlafsaal zu lotsen, an James und Sirius, die am nächsten Morgen schwere Verletzungen davongetragen hatten und Remus, der nicht dagewesen war.
Er verschwand im Monat immer für mindestens einen Tag, früher hieß es, er besuche seine Familie, in der schlimme Krankheitsfälle vorlägen, doch mit der Zeit kümmerte sich keiner mehr darum. Er war normal, dass er verschwand. Einfach normal.
"Lily?" Rondy schnippte mit seinen Fingern vor meiner Nase, so dass ich ihm meine Aufmerksamkeit widmete.
"Ja, was?"
Er lachte und zeigte dabei seine schönen Zähne.
"Ich will herausfinden, wer es ist. Hilfst du mir?" Rondy wirkte so begeistert, doch auch Sorge schwang in seiner Stimme. Es hätte mich auch gewundert wenn nicht, immerhin hätte es beinahe seine kleine Schwester getroffen.
Ich atmete tief durch. Wir konnten nichts mit Sicherheit sagen, vielleicht waren das alles bloß verrückte Zufälle und das hoffte ich inständig, doch ich wusste Rondy würde nicht einfach aufhören, zu suchen. Wenn ich ihm meine Hilfe anbot, könnte ich ihn im Auge behalten und... dafür sorgen, dass er nicht hinter dieses Geheimnis kam.
Ich biss mir auf die Lippe. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass Remus ein Werwolf war, er war doch immerhin Remus und keine blutrünstige Kreatur. Er war mein bester Freund.
"Ich helfe dir, aber wir müssen damit rechnen, falsch zu liegen. Vielleicht ist das alles bloß..."
"Ein Zufall? Das bezweifle ich."
Rondy schüttelte den Kopf, doch er wirkte nicht mehr ganz so aufgekratzt wie bisher.
"Wir werden herausfinden, ob es ein Zufall oder die Wahrheit ist", sagte er, während er die Bücher wieder in seinem Rucksack verstaute.
Er lächelte mich warm an, während er die letzten Schlucke seines Butterbies leerte. Ich tat es ihm nach.
Mit seinem Daumen fuhr er mir über die Oberlippe und strich mir den Schaum fort.
"Wollen wir noch etwas spazieren gehen?", fragte ich schmunzelnd. Ich wollte die Gedanken an Remus loswerden und einfach etwas Zeit mit Rondy verbringen.
Er nickte und machte sich auf zur Kasse, um unsere Getränke zu bezahlen. Meine Einwände, ich könnte mein Butterbier auch selbst bezahlen, ignorierte er dabei völlig und ging mit 7 Sickeln zu Madame Rosmerta.
Ich starrte auf meine Hände, meine Nägel waren abgesplittert und dreckig. Ich würde nie so gut aussehen wie zum Beispiel Holly Prescott, das Mädchen an James' Seite. Ein Stich in meiner Magengegend ließ mich zusammenzucken, als plötzlich ein Glas zu Bruch ging.
Danach passierte alles ganz schnell.
Snape und seine Freunde lachten gehässig und standen um den Tisch der Rumtreiber herum.
Du könntest an Hollys Stelle sein, wenn du ihm je eine Chance gegeben hättest.
Musste mein Unterbewusstsein immer in den falschen Momenten zu Wort melden? Ja, wahrscheinlich.
"Schniefelus, verschwinde!", kleffte Sirius. Mit einer genervten Handbewegung winkte er Snape fort, doch dieser sah nur unsicher zwischen seinen "Freunden" hin und her, die ihn anstachelten, nicht nachzugeben.
"Potter, tut die Hand noch weh? Würde ich wohl meinen. Aber wenn du das Verlangen hattest, auf Eisen zu schlagen..."
Holly musterte James' Hand, als würde ihr erst jetzt auffallen, dass sie völlig wund und geschwollen war, von der unnatürlichen Farbe ganz zu schweigen.
"Sie dich erstmal im Spiegel an, Schniefelus. Dann reden wir nochmal darüber was hart wie Eisen ist", gab James teilnahmslos zurück.
Als wäre Snape nur eine lästige Fliege, die ihm um den Kopf schwirrte, welche er einfach nur loswerden wollte, ohne sich dabei große Mühe zu geben.
Goyle und Mulciber richteten sich zu voller Größe auf. Sie ließen ihre Finger knacken und reckten die Hälse. Sie hofften wohl das gäbe ihnen einen angsteinflößenden Ausdruck, aber es sah nur lächerlich aus.
"Dein Glück, dass deine Freunde hier sitzen, Potter, sonst wärst du schon längst nicht mehr am Leben", grinste Mulciber, doch Snape brachte ihn zum Schweigen.
Er war vorsichtiger als seine Freunde. Eine Morddrohung konnte schlimme Konsequenzen nach sich ziehen.
"Wolltest du uns gerade drohen?", fragte Sirius und hob eine Augenbraue.
"Das war nur eine Warnung, ihr Blutsverräter. Dein kleiner Bruder weiß was sich gehört, das solltest du langsam auch lernen, Black."
Die Anspielung auf Regulus reichte, um Sirius ausrasten zu lassen.
Er stürzte sich auf Mulciber und James knüpfte sich Snape vor. Goyle trat auf James und Sirius ein, während Remus versuchte sie auseinander zu zerren.
Er war so sanft, er war kein Werwolf.
Holly hatte sich an die Wand gepresst und Peter sprang auf Mulcibers Rücken, er zerkratzte ihm den Nacken und biss sogar ein paar Mal zu.
Bei dem Anblick stellten sich meine Armhaare auf.
Ich musste doch was tun. Madame Rosmerta versuchte sich durch die Massen zu drängen, die sich um die Kampfszene gebildet hatte, doch sie wurde immer und immer zurückgestoßen.
Ihr sonst so sicheres Auftreten wich einer überforderten Mimik, als hätte sie noch nie eine so große Schlägerei in ihrem Pub gehabt. Hatte sie vermutlich auch nicht.
Vor mir teilte sich die Masse für einen Moment, als ein Stuhl durch die Luft flog.
Ich nutzte meine Chance und rannte hindurch.
Das Bild, was sich mir bot, war schrecklich.
James und Sirius' Gesichter waren beide rot und geschwollen, aus James' linken Ohr tropfte Blut, was in keinster Weise gesund sein konnte. Remus hatte offenbar eine gebrochene Nase, sie stand vollkommen schief und Peter lag bewusstlos in einer Ecke.
Holly schrie und versuchte so weit wie möglich von ihnen wegzukommen, doch auch ihr versperrten die Menschen den Weg.
Ich sah mich um, irgendwo musste es etwas geben, womit ich das beenden könnte.
"Lily?!", rief Rondy verstört, als er mich entdeckte.
Durch seinen Schrei blickte James entsetzt auf, er musterte mich mit so einem Blick, von dem ich nicht sagen konnte, was er ausdrückte. Bewunderung, Wut, Entsetzen, Trauer, alles auf einmal?
Er passte nicht auf, was für ihn nicht gut endete. Snape nutzte die Gelegenheit um einen Bierkrug auf seinen Kopf zu zerschlagen.
"NEIN!" Ich schrie und eilte zu ihnen, mitten ins Schlachtfeld.
James lag bewusstlos auf dem verschmutzten Boden und rührte sich nicht.
Ich zückte meinen Zauberstab, schockte alle drei Slytherins und ließ ihnen Seile um die Beine winden, dass sie sich nicht mehr bewegen konnten.
"Bei Merlin, Evans, das war genial!", rief Black begeistert und ein Lächeln huschte mir über das Gesicht.
Mein Blick glitt zu Remus, dessen vernarbtes Gesicht einige weitere Schrammen dazuzählen durfte. Dann musterte ich James'.
Ich wollte mich gerade zu ihm runter beugen, da stürmte Holly Prescott an seine Seite, stieß mich weg, so dass ich gegen ein Tischbein stieß und legte ihre zarten Hände an seine Wangen.
"Oh, James, bitte komm zu dir", hauchte sie ihm zu.
Remus reichte mir seine Hand zum Aufstehen und betrachtete mich mitleiderregend.
Ich starrte seine ebenfalls vernarbte Hand an, wenn er ein Werwolf war... ich wollte nicht daran denken, doch der Hintergedanke blieb und fütterte meine Angst.
Das ist Remus, dein bester Freund - wieso stellst du dich so an?
Es stimmte, wieso? Änderte es was daran, wer er war, nur weil er sich einmal im Monat vielleicht - zu hundert Prozent wusste ich es ja nicht - , noch dazu unfreiwillig in ein Monster verwandelte? Er hatte sich das Leben doch nicht ausgesucht.
Ich ergriff seine helfende Hand und rappelte mich hoch.
"Lily, alles klar?!", rief Rondy, der auf uns zugestürzt kam.
Ich nickte. "Ja, alles gut."
Holly liebkoste James noch immer und der Würgereiz machte sich weiter breit.
"Holly Prescott?", fragte ich.
Sie blickte kurz auf und zuckte unter meinem Todesblick zusammen.
"Bevor du weiter mit ihm schmust, bring ihn mal besser in den Krankenflügel. Achso..."
Ich wandte mich noch an die Slytherins, die bisher ruhig geblieben waren.
"Ersteinmal 10 Punkte Abzug für jeden von euch und eine wütende Madame Rosmerta."
Die Besitzerin des Drei Besen kam endlich herangestürzt und machte Snape und seine Freunde zur Schnecke, die unter ihr immer mehr schrumpften.
Große Klappe, nichts dahinter.
Ich winkte Sirius zu mir.
"Für euch gibt es auch Punktabzug, ihr hab mit der Schlägerei angefangen."
"Aber...", protestierte er.
"Nein. 20 Punkte Abzug für Gryffindor, zehn weniger, weil James so übel verletzt wurde."
"James?", fragte Black und begann zu grinsen. Bei Merlin, ich war so doof.
Wieso musste ich ihn James nennen?
"Sei kein Kleinkind und bring ihn schnell zum Krankenflügel."
Er nickte betreten, doch das kleine Anzeichen eines Lachens zeigte sich immernoch.
"Lily, wollen wir gehen?", fragte Rondy verwirrt.
"Ja, wir gehen zurück ins Schloss. Ich werde McGonagall hiervon erzählen müssen, bevor es ein anderer Schüler ausplappert. Es sollten keine falschen Fakten zu ihr durchdringen, bevor sie nicht die ganze Geschichte gehört hat."
Mit einem letzten Blick auf James verließ ich das Lokal. Gerade nahmen Remus und Sirius je einer einen Arm und legten ihn sich um die Schultern.
"Jungs! Beschwört eine Trage herauf!", rief ich ihnen noch zu.
Diese Idioten, nichts als heiße Luft im Kopf. Vermutlich waren sie noch ganz durch den Wind.
"Auf zu McGonagall."
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Wow das Kapitel ist richtig lang geworden! Ca. 2130 Wörter
Hoffe euch hats gefallen!
Schönes Wochenende!!
<33
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