✓|1.2. Morgenstunden
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Lily Evans
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3...2... und ich glitt durch die Absperrung auf das Gleis 9¾, wo sich schon eine große, rote Dampflok vor mir erstreckte, die kleine weiße Wolken hinauf in die Luft stieß.
Über den ganzen Bahnsteig tummelten sich Schüler und ihre Familien, verabschiedeten und küssten sich - in einer der Ecken konnte ich meine Freundin Alice entdecken, die ihren Freund Frank Longbottom im Schutz der Dunkelheit aufzufressen versuchte.
Kichernd wandte ich mich wieder der Lok zu, als jemand mit ausgebreiteten Armen gegen mich rannte und mich mit zu Boden riss.
Wumms!
"Lilyyyyy!" Marlenes Stimme würde ich unter tausenden wiedererkennen und so einen Auftritt konnte auch nur sie hinlegen und danach noch immer aussehen wie eines der Supermodels aus Tunias Modemagazinen.
"Da bist du ja endlich!", rief meine beste Freundin und rappelte sich wieder auf.
"Man könnte meinen, wir hätten uns seit Jahren nicht gesehen... aber du warst mich letzte Woche besuchen!", entgegnete ich anklagend und deutete auf mich und den Umstand, dass ich inmitten des Inhalts meines aufgesprungenen Koffers saß. Ich packte einige meiner Sachen und warf sie zurück in meine Reisetasche, die Lippen zusammengekniffen.
Marlene zuckte mit den Schultern und bückte sich, um mir zu helfen. "Stell dich nicht so an - der Sturz sah bestimmt bühnenreif aus... schade bloß, dass keiner ein Foto gemacht hat."
"Sagt wer, McKinnon?", bellte auf einmal jemand über den Bahnsteig - eine Stimme, die ich nur allzu gut kannte... und verabscheute.
"Black, was willst du hier?" Marlene zog mich wieder auf die Beine und ich verschränkte meine Arme vor der Brust. Zweifelnd sah ich dem Nachfahren der Blacks entgegen und runzelte die Stirn, als ich bloß Remus Lupin und Peter Pettigrew an seiner Seite erblickte.
Bkack wedelte mit einer Muggel-Polaroidkamera vor Marlenes Nase herum und hielt ihr ein Bild hin.
"Genial!", rief Marlene und warf Black ein aufreizendes Augenzwinkern zu. "Du scheinst doch zu etwas zu gebrauchen zu sein - Vielleicht stelle ich dich als meinen persönlichen Fotografen an."
"Hey!" Black musterte sie entrüstet. "Ich bin zu mehr nütze als bloß zum Fotografen..."
Marlene zuckte erneut mit den Schultern. "Ich brauch aber sonst nichts anderes... seit meine Kamera verschwunden ist... es war genau so eine", sie deutete auf das weiße Ding in Blacks Händen, "Auf einmal war sie weg... hab sie nie wieder gesehen."
Den schuldbewussten Ausdruck überspielte Sirius gekonnt mit einem kecken Grinsen. Marlene mochte er mit dieser Augenklimperei vielleicht etwas vortäuschen können - immerhin war sie in seine grauen Augen vernarrt, seit sie vierzehn geworden war und er ihr einen Kuss auf die Wange geschenkt hatte - doch ich rümpfte die Nase und riss ihm die Kamera aus den Händen.
Auf der Unterseite prangte in Marlenes feinsäuberlicher Handschrift ein M.M.
"Hier", ich drückte sie ihr in die Arme, "hab deine Kamera gefunden."
Remus und Peter grinsten hinter Sirius' Rücken, der nach Luft schnappend nach Worten suchte, um sich aus dieser Situation mit seinem Charme herauszureden.
"Ich habe wochenlang danach gesucht!", rief Marlene und deutete anklagend auf Blacks Brust. "Du bist mir was schuldig!"
"Alles was du willst." Anzüglich wackelte er mit den Augenbrauen, was mir nur ein Schnauben entlockte und Marlene zum Kichern brachte.
"Oh Black, das hättest du nicht versprechen sollen", lachte meine beste Freundin, "bei meinen nächsten Shoppingtrip in Hogsmead brauche ich unbedingt jemanden, der meine Tüten tragen kann."
"Du besitzt einen Zauberstab...", gab Remus zu bedenken, doch sogleich unterbrach meine beste Freundin ihn auch schon. "Shh! Wo bliebe da denn der Spaß - auf Muggelart natürlich..."
Ich konnte mich nicht mehr zurückhalten und räusperte mich. "Wo ist... äh... euer viertes Musketiermitglied?"
"Vermisst' ihn schon, Evans?", grinste Sirius.
"Ganz sicher nicht", spuckte ich zurück und fuhr ruhiger fort, "Es ist bloß seltsam euch bloß zu dritt anzutreffen - oder besser gesagt dich, Black, ohne deinen Ehemann."
Sirius blinzelte. "Willst du damit sagen, ich wäre die Frau in unserer Beziehung?" Er hob eine Augenbraue empor. "Das wäre nämlich total falsch! Er ist das Mädchen! Heult immer rum, wie unfair es doch ist, dass du ihn nicht liebst und wenn er einen Splitter sieht - oder Käfer - oder wie toll es doch wäre in weiß zu heiraten!"
Remus grunzte. "Also das mit dem Splitter und dem Käfer..."
"Halt die Klappe, Moony!", fuhr ihm Sirius dazwischen.
"Du hast geschrien wie ein kleines Mädchen", lachte Peter, "bist auf das Bett gesprungen und nicht wieder runtergekommen, bis Krone ihn aus dem Fenster getragen hat."
Ein Grinsen legte sich nun auch auf meine Lippen bei der Vorstellung eines Sirius' Black, der sich vor einem kleinen Marienkäfer fürchtete.
"Die Viecher haben sechs Beine - das ist unnormal!", versuchte er seinen Standpunkt wieder aufzubauen, doch er scheiterte bloß.
"Wo ist er jetzt?", kam ich wieder auf meine ursprüngliche Frage zu sprechen.
"Ähh...", Sirius sah sich um. "Tja... keine Ahnung - du wirst ihm wohl früher oder später über den Weg laufen Evans, keine Sorge."
"Was habt ihr jetzt wieder angesellt?"
"Nichts! Rumtreiberehrenwort!" Sirius erhob die rechte Hand und legte die linke auf seine Brust.
Ich musste nicht erwähnen, dass ich ihm kein Wort glaubte. Skeptisch sah ich zu Remus, einem meiner besten Freunde, und dem einzigen vertrauenswürdigen unter den vier Freunden.
"James stellt im Augenblick nichts illegales an -... soweit wir wissen", versicherte er mir, doch er kleine Nachsatz beruhigte mich kein Stück.
Ich seufzte und der Schaffner stieß einen gellenden Pfiff über den Bahnsteig, gleich würde es losgehen. Resigniert griff ich nach dem Griff meines Koffers, den ich schnell wieder zuklappte und drückte Marlene einmal kurz an mich. Sie lächelte. "Ich nehm den Koffer, Lils, dann kannst du dich auf den Weg zum Vertrauensschülerabteil machen und deinen Pflichten nachkommen." Sie zwinkerte mir zu und ich lachte.
"Oh stimmt!", rief Peter. "Herzlichen Glückwunsch, Lily, es war klar, dass du es werden würdest."
Meine Wangen färbten sich rosa. "Danke, Peter." Ich sah zu Remus. "Darf ich dir auch gratulieren?"
Er zog ein kleines silbernes V aus seiner Hosentasche, seltsamerweise schimmerte das Silber nicht wie es sollte, wo Remus doch wie ich dafür bekannt war, all sein Hab und Gut zu pollieren... enttäuscht runzelte ich die Stirn.
"Nur Vertrauensschüler? Also ist es doch Rondy Hillow geworden..."
Remus grinste. "Ich glaube nicht, dass es der Hillow-Junge aus Ravenclaw ist."
"Wer dann?"
"Wirst schon sehen."
"Was weißt du?" Ich stemmte die Hände in die Hüfte, da ließ der Schaffner einen weiteren Pfiff los und die Lok stieß weiteren Dampf empor.
Wir stiegen zügig ein, ein goldenes S prangte an meiner Brust und nach einer Verabschiedung machte ich mich zusammen mit Remus zu dem Vertrauensschülerabteil auf, nur um dort schon eine versammelte Mannschaft zu erblicken.
"Da sind ja die Schulsprecher!", lächelte Mary MacDonald, eine meiner besten Freundinnen. Sie war beinahe so klein wie ich und hatte langes blondes Haar, doch zu ihrer Überraschung gesellte sich Remus an ihre Seite und deutete erneut auf das Abzeichen an seiner Brust.
Remus schien Recht zu behalten, denn als ich den Blick über all die bekannten und neuen Gesichter schweifen ließ, konnte ich Rondy Hillow als einen der Ravenclaw-Vertrauensschüler ausmachen. Ich stutzte... wer denn dann? Ein Schauder zog mir über den Rücken, als mich die Vorstellung überkam, Dumbledore hätte einem Slytherin den Schulsprecherposten übertragen.
So sehr ich auch den Häuserkrieg für absolut idiotisch hielt... meine Erfahrung mit Slytherins lehrte mich, dass selbst die einst Netten auf die falsche Seite überliefen...
Zu meinem Glück stand Sev- Snape ebenfalls bei den Vertrauensschülern... eine Sorge weniger.
Unsicher sah ich zwischen all den Gesichtern umher, um zu erahnen, wer noch von unserem Jahrgang übrig blieb, der als Schulsprecher geeignet wäre.
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Die Minuten verstrichen und niemand tauchte auf, selbst dann nicht als sich der Zug ruckelnd in Bewegung setzte und wir den Bahnhof King's Cross hinter uns ließen.
Ich warf einen verzweifelten Blick auf die Uhr und stöhnte. Wo blieb der Schulsprecher bloß? Die anderen wurden zunehmend unruhiger. Jetzt oder nie.
"So", setzte ich etwas unsicher an, "Da sich der werte Schulsprecher wohl verspätet, weise ich euch erstmal alleine ein."
Ich zog ein großes Stück Pergament aus meiner Tasche, welches ich bereits in den Ferien zusammengestellt hatte, weil ich so nervös war, dass ich alles hatte perfekt machen wollen.
"Erst einmal Herzlichen Glückwunsch euch allen! Es ist ein wahres Privileg, dass euch diese Ehre zu Teil wurde. An alle von euch aus dem Fünften Jahr - eure Aufgabe wird es heute sein, die Erstklässler zu Hagrid zu geleiten, der mit ihnen dann in den Boten zum Schloss fährt, und ihnen später am Abend den Weg in den Gemeinschaftsraum zu zeigen."
Ich lächelte den Fünftklässlern zu, die sich nun alle aus dem Abteil entfernten, was den anderen und mir wiederum mehr Platz zum Atmen verschaffte.
"Die Sechstklässler von euch werden jetzt erstmal im Zug Patroullieren und dafür sorgen, dass keiner der Schüler irgendwelchen Unfug anstellt. Tagsüber ist es eure Pflicht, in den Pausen den Schulhof zu beaufsichtigen und dafür zu sorgen, dass beim Essen stets alles friedlich zugeht."
Als auch der sechste Jahrgang das Abteil verlassen hatte, konnte man sich endlich wieder frei bewegen. Ein zufriedenes Lächeln trat in mein Gesicht, als ich realisierte, dass ich meine Aufgabe bisher recht ordentlich gemeistert hatte - auch ohne einen Partner.
Ich räusperte mich verlegen. "Nun kommen wir zu den Nachtpatroullien, die für die Vertrauensschüler des siebten Jahres und die Schulsprecher vorbehalten sind."
Auf einmal schob sich die Abteiltür quietschend auf und herein stolperte ein Junge mit rabenschwarzem Haar und haselnussbraunen Augen. Ich blinzelte, während er leicht keuchend mit einer Hand nach dem Türrahmen griff.
"Merlin, ich war am falschen Ende des Zuges - Sorry, Evans, hab ich was verpasst?"
Er grinste mir zu - dieses typische Rumtreibergrinsen. Mir stockte der Atem.
Oh bei Merlins pinkem Schirmständer... Bitte, lass das einen Scherz sein.
"Evans? Atmest du noch oder hat dich mein atemberaubendes Aussehen in Trance versetzt?", scherzte er belustigt.
Ich konnte bloß den Kopf schütteln.
"James Potter..., was tust du hier?"
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*dieses Buch befindet sich zur Zeit in Bearbeitung: alle Kapitel, die mit einem Haken gekennzeichnet sind, sind überarbeitet und könnten somit chronologisch und storytechnisch vom ursprünglichen Plot abweichen, was zu Ungereimheiten führen könnte. Jedwede Unannehmlichkeit bitte ich ganz herzlich zu entschuldigen!
*Da einige Kapitel große Ausmaße angenommen haben, werden diese in mehrere Parts aufgeteilt
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