Kapitel 4
Spät Abend betratt ich meine kleine Wohnung. Sie ist nicht besonders, eine typische 2 Zimmer Wohnung. Aufräumen ist nicht besonders meine Lieblingsaufgabe und dementsprechend sieht es hier auch aus. Rüberall stehen leere Teller und Flaschen. Es wäre echt Mal wieder nötig die Wohnung wieder zum glänzen zu bringen, aber durch den Tod meiner Mutter hab ich die Lebensfreude verloren. Niemand kommt mich besuchen, also warum sollte ich dann aufräumen? Aber andererseits hab ich keine Lust, dass hier alles zum schimmeln anfängt. Also begann ich mühsam - seit Ewigkeiten - die kleine Wohnung wieder auf Vordermann zu bringen. Nach ganzen 3 Stunden, war das endlich geschafft. Alles glänzte wieder. Selbst mein Bett hab ich gemacht, auch meine Spülmaschine - wo ich echt stolz darauf bin, sie zu besitzen - läuft wieder auf Hochtouren. Erschöpft nach der langen Arbeit, nahm ich eine warme und angenehme Dusche. Als ich damit fertig war, schaute ich auf die Uhr und musste erstaunlicherweise feststellen, dass es schon 23 Uhr ist. Immernoch erschöpft ließ ich mich müde ins Bett fallen.
Erst jetzt fällt mir auf, dass ich heute eigentlich mit Jungkook's älterem Bruder telefonieren hätten sollen. Um ehrlich zu sein, bin ich froh, dass ich nicht weiß, was hinter meinem Rücken alles so vorgeht. Und ich bin mir auch jetzt sicher, dass ich es niemals erfahren möchte.
Wie jeden Abend, auch heute, ist mein letzter Gedanke mit dem ich einschlafe:
Wieder einen Tag ohne Selbstmord geschafft. Wann ich es ihm wohl sagen werde?
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"Hey Taehyung! Komm Mal her, ich möchte dich etwas fragen.", winkte Hoseok mich her, der mit den anderen 7 - ja sieben, dieses Miststück ist auch dabei - etwas abseits von mir standen. Man hörte sie leise kichern, weswegen ich darauf nicht reagierte. "Ignorier sie einfach.", tauchte plötzlich die Stimme von Jungkook's Bruder auf. Leicht erschrocken wich ich ein paar Schritte zurück und sah ihn verdutzt an. Von wo kommt er jetzt her?
"Hab ich dich gerade erschreckt? Tut mir leid, das wollte ich nicht.", ein kleines entschuldigendes Lächeln bildete sich auf seinen Lippen. "Schon okay.", nuschelte ich leise in meinen schwarzen, zu großen Pullover. "Junghyun, nimm es mir bitte nicht übel, aber ich möchte darüber nichts wissen, über die Gruppe." Verständlich nickte er und antwortete: "Ich verstehe, aber falls ich etwas für dich tuen kann, kannst immer zu mir kommen.", wieder lächelte er. Dankend nickte ich, aber ich weiß schon jetzt, dass ich seine Hilfe niemals annehmen werde. Ich möchte ihn nicht in meine Probleme mit reinziehen.
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Nach der Schule beschloss ich - wie meistens - noch etwas durch die Stadt zu laufen. Auch heute sind die Straßen sehr überladen. Die Leute drängen sich hektisch durch die Menschenmasse, manche laufen gemütlich mit vielen Tüten von irgendwelchen Geschäften in der Hand, andere wieder schauen nur durch die Schaufenster und betreten eventuell den Laden. So viele glückliche Leute laufen hier an mir vorbei, obwohl manche sehr gestresst wirken, sieht man ihnen an, dass sie glücklich sind.
Ab und zu hört man auch ein kleines Kind nach einem Eis fragen. Immer wenn ich die Familien beobachte muss ich daran denken, wie ich meine Mutter immer nach einem Eis gefragt hatte oder einfach nur stolz mit meiner Hand in ihrer spazieren gegangen sind. Diese Erinnerungen machen mich immer wieder traurig und manchmal kann ich das auch einfach nicht mit ansehen, aber andererseits macht mich das unbeschreiblich glücklich und mein Körper wird dann immer mit einem warmen Gefühl eingehüllt. Trotz allem kann ich nicht lächeln oder zeigen wie glücklich ich im Moment bin. Immer kämpfen sich die negativen Momente hervor und siegen gegen die positiven.
"Kookie, schau Mal. Dieses wunderschöne Kleid an.", riss mich eine viel zu helle und künstliche Stimme aus meinen Gedanken. Ruckartig blieb ich stehen und schaute in die Richtung aus der die Stimme kam. Ohne es zu merken verfinsterte sich mein Gesichtsausdruck und fixierte meinen Blick nur auf die beiden, der Rest blendete ich vollkommen aus.
Hat sie gerade Kookie gesagt?! Nur ich darf ihn so nennen! Er liebte es jedes Mal, wenn ich ihn so nannte. Und jetzt nennt dieses Weib ihn so?!
Ein Händchen haltendes, glückliches Paar stach mir ins Auge. Jungkook lächelte sie glücklich an und küsste sie, bevor sie das Geschäft betraten.
Ich glaube ich kotz gleich!
Andererseits hätte ich hier auf den Boden senken können und heulen können, aber wie gewohnt hielt ich es zurück und hielt es für zu Hause auf.
Um ehrlich zu sein ging ich gleich nach Hause, um alles raus zulassen. Es ist schwer auf Dauer die Tränen zurück zu halten. Sofort nach dem ich das Haus betrat, meine Schuhe und Jacke aufräumte, - ich versuche die Wohnung jetzt etwas aufgeräumter zu halten - lief ich ins Bad und ließ in die Wanne kaltes Wasser einlaufen.
Das Wasser lief schon über den Badewannenrand, mit voller Absicht. Mittlerweile war der komplette Boden mit dem kalten Wasser überdeckt. Ich kann mir gut vorstellen, dass der Flur auch schon überschwemmt ist. Meine Socken waren auch schon pitsch nass. Als ich es für genug Wasser auf dem Boden fand drehte ich den Hahn aus und ließ mich mitsamt den Klamotten - die ich noch an hatte - auf den Boden fallen.
Auf einmal kam so viel hoch. So viele schöne Momente mit ihm. Wie oft wir schon nebeneinander einschliefen oder uns einfach nur umarmt hatten oder unser Handschlag auf den wir sehr stolz waren. Wir waren die besten Freunde, unzutrennlich. Niemand hat es geschafft uns auseinander zu bringen. Aber das alles ist nun vorbei. Wegen diesem einen Tag. Dieser eine Tag ließ alles - was ich einmal geglaubt hatte - zerbrechen. Ab da wusste ich, dass jede Freundschaft einmal bricht. So etwas wie ein unzutrennlich gibt es nicht!
An diesem Tag hatte ich mich mit Baekhyun, ein alter Freund von Jungkook und mir, gestritten. Ich weiß nicht mehr was der Grund war, für diesen Streit, aber jetzt weiß ich, dass es der letzte war. Auf jeden Fall rannte er schreiend aus meiner alten Wohnung und lief nach Hause. Anscheinend war er an diesem Tag so wütend auf mich, dass er nicht beim Überqueren auf die Straße achtete und ein Auto erfasste ihn. Er war sofort tot. Die Ärzte waren sich sofort einig, dass sie nichts mehr für ihn tuen konnten. Als Jungkook das erfuhr schob er das auf mich, nur weil ich mich mit ihm gestritten hatte ist das passiert. Mittlerweile gab ich ihm Recht. Auch die anderen entfernten sich von mir, das war der zweite Schicksalsschlag.
Der erste: der Verlust eines besten Freundes.
Der zweite: der Verlust meiner besten Freunde und meiner großen Liebe.
Und der letzte Schicksalchlag: der Tod meiner Mutter. Sie hatte sich nur ein paar Wochen später erhängt, wegen meinem Vater, die sie sehr vermisste.
Und jetzt liege ich allein in meinem Bad und heule Wasserfälle. Und ich weiß, dass das bis zu meinem letzten Atemzug so weiter gehen wird.
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