Kapitel 15

Noch immer verharren wir in der Umarmung. Niemand will sich lösen. Es fühlt sich wie ein Traum für mich an. Der Jungkook, der mich doch so hasst, umarmt mich und dazu löst er sich noch nicht mal von mir. Ich schließe daraufhin meine Augen und vergrabe mein Kopf in seiner Halsbeuge, dazu lächle ich. Mein Herz schlägt so schnell, dass ich schon Angst habe, dass es der Jüngere merken könnte. Jedoch bleibt der Moment nicht lange so schön, denn Schuldgefühle entwickeln sich. Jungkook denkt bestimmt, dass ich immer noch der fröhliche und aufgeschlossene Taehyung von früher bin, doch das ist nicht wahr. Mein Ziel ist es zu sterben. Wie würde er reagieren, wenn er von meiner Depression erfuhr? Oder die frischen und alten Wunden und Narben an meinem Arm sehen würde? Es würde ihm nicht gefallen, wenn er es erfahren würde und er auch noch wüsste, dass der Grund er ist, wieso ich das mache. Wäre es ihm egal? Würde er sich die Schuld geben? Würde er sich wieder von mir abwenden? Sofort überkommt mir die Trauer und ich drücke ihn weg. Mein Blick ist zum Boden gerichtet. Ich möchte ihn nicht in die Augen sehen, ich möchte seinen bemitleidenden Blick nicht sehen. Ich weiß, was ich für Fehler gemacht habe und ich schäme mich so dafür. Aber ich kann es nicht mehr rückgängig machen, es ist nun mal passiert. Ich höre ein kleines Seufzen. Ist er etwa traurig, dass ich mich von ihm gelöst habe? Irgendwie kann ich mir gut seinen verwirrten und doch verständnisvollen Blick vorstellen, den er gehabt haben muss, als ich die Umarmung beendete. "Hey Taehyung?" Er hebt mit seinen zärtlichen Fingern meinen Kopf etwas an, sodass ich dazu gezwungen bin, ihn an zu gucken. "Guck doch nicht so bedrückt. Was hast du denn? Erzähl mir, was dich bedrückt." Ich kann es dir nicht sagen Jungkook. Zu enttäuscht wärst du von mir. Du wirst mich wieder meiden. Du würdest sagen, ich wäre krank, dass sowas wie ich den Tod verdient hätte. Das würde mich zerstören. Deswegen sage ich nichts dazu.

Wieder seufzt er. "Ich sehe doch, dass dich etwas belastet. Rede doch mit mir. Wie früher." Wie früher? Ach ja, wir waren immer für einen da. Wenn es dem einen schlecht ging, war der andere sofort bei ihm und versuchte ihn auf andere Gedanken zu bringen. Meistens endete dies in einer Katastrophe, was den Erwachsenen gar nicht gefiel. Doch wir dagegen lagen nur lachend auf dem Boden. Ein trauriges Lächeln überkommt meinen Lippen. "Taehyung bitte. Ich kenne dich doch sowie kein anderer." Das stimmt. Ich hab ihm alles erzählt, was mich damals bedrückt hat. Ich hab ihm mein Leben anvertraut. Ich würde es auch immer wieder tun, aber mein Leben ist nichts mehr Wert. "Ich möchte dir doch helfen." Er gibt nicht auf. Aber er war schon immer sehr Hilfsbereit was sich oft mit Neugier vermischte. "Wenn du mir helfen möchtest.", fange ich an und schaue ihm fest in die Augen. "Wieso hast du mich dann all die Zeit gemieden und verachtet?" Verwunderung macht sich in seinem Ausdruck breit, doch als er versteht was ich meine, wird er nervös. Der Jüngere beißt auf seiner Unterlippe und bewegt sich unruhig auf der Stelle, dazu spielt er mit seinen Fingern. Ich hebe eine Augenbraue. Was hat er jetzt? "Ich hab schon verstanden." Gerade als ich an ihm vorbei gehen wollte, hält er mich fest. "Ich war so traurig wegen diesem Unfall. Ich wollte nicht, dass er stirbt. Ich hab eine Zeit gebraucht um das zu verarbeiten und das funktionierte nur mit Hass. Ich hatte einen Hass auf dich. Ich hab es damals auf dich geschoben. Aber ich hab jetzt gemerkt, dass es nicht deine Schuld ist. Es tut mir alles so schrecklich leid.", erzählt er und in seinen Augen blitzen Tränen auf. "Es tut mir leid. Bitte verzeih mir. Lass uns das alles vergessen und wieder Freunde sein. Sei du wieder mein Hyung." Wie geblendet von seinen Worten nicke ich. Auch wenn dieses 'Hyung' nicht mehr aus meinem Kopf geht. Ich werde wieder in seiner Nähe sein können.

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Ich werde diese Geschichte nun in der Gegenwart schreiben, denn es ist so besser sich das vorzustellen und auch zum schreiben leichter.


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