Kapitel 12

"Halbbrüder sagst du?", ich lachte. Das ist doch alles nur ein schlechter Scherz. Aber zur meiner Enttäuschung nickte er. "Ich freu mich auf die Zeit mit dir Taehyung." Er lächelte mich an und zwinkerte Jungkook zu, bevor er mein Zimmer verließ. Etwas überfordert stand ich in dem Zimmer und starrte auf die geschlossene Tür. Ich drehte mich zu Jungkook, der mich fragend musterte. Mit einem verunsicherten Lächeln setzte ich mich aufs Bett.

Bitte tötet mich doch einfach.

Ich mag den Minho nicht. Er ist total unsympathisch. Außerdem ist er mit Jungkook und den anderen befreundet. Wie oft will mich mein Leben noch quälen? Hab ich, denn nicht schon oft genug gelitten?
Komischerweise stört es mich überhaupt nicht, dass Jungkook neben mir sitzt. Ganz im Gegenteil, auch mein Herz rastet Mal nicht aus. Ich bin gerade echt froh darüber. Es tut mir auch verdammt gut mit jemanden zu reden. Einfach Mal wieder lachen und nicht in Selbstzweiflungen ersticken. Ich ließ mich nach hinten fallen und starrte an die Decke.

"Alles gut? Soll ich gehen?", ertönte Jungkook's Stimme. Ich schüttelte mit dem Kopf. "Geh nicht." Er legte sich neben mir und guckte mich an. Zögernd erwiderte ich seinen Blick, weswegen sofort die Hitze in mir stieg. Auch das altbekannte Herzklopfen kam zurück. Wie so oft musterte ich sein Gesicht. Diese wunderschönen vollen Lippen, die ich am liebsten täglich küssen würde. Natürlich weiß ich, dass dieser Wunsch nie in Erfüllung geht, aber nur die Vorstellung macht mich irgendwie für eine kurze Zeit glücklich. Mein Blick wanderte zu seinen kleinen dunkel braunen, fast schwarzen, Augen. Diese langen klaren Wimpern. Sein dezentes Make Up, welches die Augen noch mehr betont. Dazu noch seine braunen Haare, die in sein Gesicht fallen. Sie sehen so weich aus. Wie gerne würde ich durch ihnen wuscheln. Aber ich denke, das kommt schon schwul rüber und jeder weiß, dass Jungkook hetero ist. Ein unbeschreibliches Ziehen durchfuhr meinen Körper. Ich schluckte leer.

Ich ließ mir von dem allen nichts anmerken und guckte wieder in seine klaren Augen. Sofort fiel mir seinen intensiven Blick auf. Vielleicht bilde ich mir das auch nur ein, aber das ist mir gerade vollkommen egal. Ich schloss die Augen, um den Moment auf mich wirken zu lassen. Als ich sie wieder öffnete, war Jungkook unnormal nah. Ich hatte das Gefühl, seine Nasenspitze berührt meine.

Ich schreckte hoch. Schlagartig wurde es mir heiß und ich wusste, ich war rot. Sehr rot. Jungkook setzte sich hin und guckte mich verwirrt an, doch ich konnte ihn nicht anschauen.
Wieso verunsichert mich dieser Junge ständig?

"Wieso bist du so rot?" Ich hörte ein kleines Schmunzeln. Also macht er sich auch noch lustig über mich. Enttäuscht starrte ich auf meine Hände. "Aniyo. Ich bin nicht rot.." Ich drehte meinen Kopf weg, damit er mich nicht anschauen kann. Wieder schmunzelte er. "Ach Taehyung. Du bist seltsam geworden." Seltsam? Wie meint er das jetzt schon wieder? Ich seufzte leise. "Ist gut."

"Ich meinte das jetzt nicht böse. Aber du bist so ruhig und eingeschüchtert. Und du trägst sogar im Hochsommer diese Pullis." Er zufpte an meinem Ärmel. Ich zuckte zusammen und zog meinen Arm weg. "Erstens nennt man das Style. Zweitens Menschen verändern sich Jungkook." Ich guckte zu ihm. Wieder hatte er diesen undefinierbaren Blick drauf. "Ich denke es wäre besser, dass du gehst."
Er nickte leicht und stand auf. Er verabschiedete sich noch von mir, bevor er aus der Tür verschwand.
Sobald die Tür ins Schloß fiel, fielen die Tränen. Es war zu viel.
Er hätte das nicht sagen dürfen.
Er lacht über mich.
Er findet mich seltsam.

Ich tat meine Hände vors Gesicht und weinte in ihnen. Viele Schluchzer hielt ich mir zurück.

Am Abend wagte ich einen Blick zu meiner neuen Familie. Sie saßen alle gemeinsam am Tisch und lachten. Sowas nennt man also Familie. Langsam setzte ich mich dazu. Natürlich hatte ich keine Ahnung über was sie redeten und lachten. Ich spürte die Blicke von meinem Vater und ihrer Frau auf mir, auch den von Minho. Ich lächelte verunsichert, was die drei erwiderten. Eigentlich hatte ich keinen hunger, aber ich möchte unangenehme Fragen ausweichen, weswegen ich eine Kleinigkeit aß.

Wieder wurde ich ausgefragt. Wie war das nochmal mit unangenehme Fragen? Auf die meisten Fragen ging ich gar nicht ein. Mein Leben geht niemanden etwas an. Ich half noch kurz beim Abräumen und verschwand in mein Zimmer. Ich erledigte noch schnell die Hausaufgaben für Morgen und ließ mich dann erschöpft ins Bett fallen. Ich kuschelte mich in die Decke und schlief relativ schnell ein.

Aber wer hätte schon wissen können, dass diese Nacht meine Schlimmste wird?

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top