Taekook

•just thirteen•

Jungkook

Nervös stand ich mit vollen Händen in dem Aufzug, welcher mich geradewegs in meine neue Wohnung brachte. Ich drückte mich leicht in die Ecke, während der ältere Mann diagonal von mir in der anderen Ecke stand und einige Tüten in der Hand hatte. Ich hatte nur einen Teddy und einige Bücher in meinen Armen, welche ich in meinen Körper drückte und förmlich umarmte. Ich brauchte diesen Halt im Moment mehr als alles andere. Ich fühlte mich unwohl und wollte einfach nur noch in mein Bett und zwar in das, welches bei mir zu Hause stand und nicht in dieser Wohnung, welche sich nun als mein neues Zuhause beschrieb.

Ich mochte es nicht. Ich wollte es nicht und doch musste ich.

Als der Aufzug sich öffnete, stieg ich sofort aus diesem heraus und zog mir die Schuhe aus. Ich konnte nicht länger in seiner Nähe sein. Ich wollte in mein Zimmer und mich da erst einmal ausheulen. Ich wusste, dass dieser Tag kommen würde. Dass er jedoch so schnell kam, hatte ich nicht erwartet. Ich war doch erst dreizehn. Wie konnten meine Eltern mir das antun? Liebten sie mich nicht? War ich ein schlechtes Kind? Verdammt, ich war doch noch ein Kind. Wieso musste ich dadurch? Ich hab doch nie etwas schlechtes in meinem Leben getan. Ich hatte das doch gar nicht verdient.

Schnell huschte ich in mein Zimmer, achtete gar nicht auf den anderen, dessen Namen ich erst vor ein paar Stunden erfahren hatte. Ich hatte ihn davor nicht einmal gesehen. Ich wusste nichts über ihn. Ich kannte ihn nicht. Er war mir fremd, was anders rum wahrscheinlich komplett anders war. Er musste mich kennen. Er wusste alles über mich, was meine Eltern ihm und seinen Eltern erzählt hatten. Immerhin hatten sie für mich bezahlt. Da wollten sie schon wissen für was.

Nur mit einer Boxer und einem T-Shirt kuschelte ich mich in mein neues Bett. Ich wollte heute nichts anderes mehr machen. Ich war so kaputt von diesem Tag und hatte keine Lust mehr, heute irgendwas zu machen oder die nächsten Tagen. Durch diese Hochzeit durfte ich nicht mehr zur Schule gehen. Nun war ich eine „Hausfrau", so hatte es meine Mutter zumindest gesagt. Ich blieb von nun an zu Hause und musste die Hausarbeiten machen und mein Ehemann verdiente das Geld. So wie es sich gehöre, hatte meine Mutter gesagt. Sie liebte Traditionen und wollte unbedingt ein Leben wie damals für mich. Seit Jahren bereitete sie mich darauf vor- lehrte mich die Hausarbeiten, erklärte mir, wie es ist, ein guter Ehemann zu sein und erzählte mir die Pflichten.

Doch das alles machte mir nur Angst. Ich wollte das nicht. Ich wollte so ein Leben nicht haben. Ich verstand nicht einmal, warum meine Mutter mich in die Rolle der „Frau" schob. Früher war nie ein Mann in so einer Position wie ich. Sie hatte mir nie auf diese Frage geantwortet. Ich war nicht einmal Schwul. Vielleicht hätte sie mich nicht verkaufen können, wäre ich in der anderen Rolle. Für sie zählte nur das Geld. Mein Vater hatte uns schon während der Schwangerschaft verlassen und meine Mutter verdiente nicht gut. Ich hatte einmal ein Telefonat von ihr mitbekommen. Ich war nur da, damit sie Geld bekam.

Nach langen Stunden hatte ich mich endlich in den Schlaf geweint und musste nicht mehr über irgendwas nachdenken.

[...]

„Jungkook?", weckte eine Stimme mich aus meinem nicht sonderlich erholsamen Schlaf. Ich öffnete langsam meine Augen und erblickte Taehyung, welcher an meiner Zimmertür stand und mich sanft anlächelte. Ich starrte ihn verwirrt mit großen Augen an und fummelte an der Decke herum. „Guten Morgen, Jungkook. Ich habe Frühstück gemacht. Möchtest du kommen und was essen?", fragte er lächelnd, blieb im Türrahmen stehen, was mich etwas beruhigte.

„Okay.... Ich ziehe mich eben um", murmelte ich leise, hatte Angst, dass Taehyung das nicht hörte und ich es wiederholen musste. Doch er nickte und schloss die Tür wieder, ließ mich allein. Ich stand auf und suchte mir Klamotten aus meinem Schrank, welche meine Mutter schon längst hier her gebrachte hatte. Ich zog mir nur schnell eine Leggings und einen großen, weißen Hoodie mit einem Nike Aufdruck an. Dazu trug ich weiße Nike Socken.

Ich sah noch einmal kurz in den Spiegel und verließ mein Zimmer, um in die Küche zu gehen, wo ich schon das Essen roch. Ich entdeckte Taehyung, wie er die Insel deckte. Ich kam langsam in die Küche und schlich schon beinahe zu dieser. Taehyung stand mit dem Rücken zu mir und bemerkte mich erst, als er sich umdrehte und ich schon an der Küchen-Insel saß. Er lächelte mich an und stellte eine Schüssel mit Rührei vor mich hin.

„Wie hast du geschlafen?", fragte er mich liebevoll, während er sich neben mich setzte und sich Essen auf seinen Teller tat, was ich ihm mit Vorsicht gleich tat. „Ganz okay", flüsterte ich und nahm Reis in den Mund, damit ich nicht mehr reden musste. Taehyung nickte, was ich im Augenwinkel noch erkennen konnte. Er stocherte noch kurz in seinem Essen herum, ehe er sich zu mir drehte und mich ernster ansah.

„Jungkook, ich wollte mit dir reden und ich weiß, dass du dich unwohl fühlst und das hier alles eigentlich nicht möchtest und ich weiß, was einem alles über solche Ehen erzählt wird, aber du musst dir wirklich keine Sorgen machen. Ich erwarte nichts von dir und mache nichts, was dir nicht gefällt. Du kannst mit mir über alles reden. Von Problemen bis zu belanglosen Dingen. Ich möchte, dass wir uns verstehen und dass du ein angenehmes Leben hast. Zumindest so weit es dir hier möglich ist. Du brauchst keine Angst haben, mich nach irgendwas zu fragen, ob es was ist, was ich für dich tuen oder was ich für dich kaufen soll und wenn du wieder zur Schule gehen möchtest, dann kann ich dir das auch ermöglichen. Du musst nicht zu Hause bleiben und die „Hausfrau" spielen, wenn du das nicht willst. Ich zwinge dich zu nichts", sagte Taehyung und blickte mich beruhigend an.

Ich sah ihn mit großen Augen an und musste das Gesagte erst einmal verarbeiten. Taehyung schien das zu wissen und ließ mir Zeit, fing zwischendurch an, zu essen. Was ich ihm nicht übel nahm, immerhin würde das Essen sonst kalt werden. „Danke, Taehyung. Meine Mutter hat mir vieles erzählt, was mir ehrlich Angst gemacht hat und dann haben mir meine Freunde auch noch so Geschichten von irgendwelchen Leuten erzählt und das hat das alles auch noch einmal schlimmer gemacht. Ich war so unsicher", gestand ich und nahm wieder etwas zu Essen in den Mund und sah Taehyung dabei an, welcher seine Stäbchen beiseite gelegt hatte.

„Ich weiß. Die meisten landen bei sowas in einer schlimmen Ehe. Missbrauch ist häufig und schon fast gängig. Doch ich bin nicht so. Du musst mich nicht einmal als dein Ehemann sehen, wir können auch ganz normale Freunde sein. Diese Ehe existiert nur auf Papier, wenn du so möchtest. Ich will, dass du das Leben hast, welches du möchtest. Ich bin sozusagen dein Erziehungsberechtigter, also kann ich alles für dich regeln und deine Eltern haben keinen Einfluss mehr darauf", antworte Taehyung und hielt mir seine Hand hin, welche ich anstarrte, ehe ich langsam meine Hand in seine legte. Er streichelte sanft mit seinem Daumen darüber und setzte einen kleinen Kuss darauf.

„Ich tue alles für dich und versuche, alles für dich zu sein", flüsterte er leise und ließ meine Hand los, welche ich jedoch sofort wieder ergriff und mich förmlich an dieser fest klammerte. Taehyung lächelte und legte unsere Hände auf seinen Oberschenkel ab. Ich fühlte mich tatsächlich wohl in seiner Nähe und freute mich auf die Zukunft mit Taehyung. Anscheinend war mein Leben doch nicht so gegen mich gerichtet.

Ende

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