10. SHOULD I STAY OR SHOULD I GO

1984 | HAWKINS, INDIANA — Auf der Fahrt zu Jonathan's Haus, dort wo die Byers wohnten, realisierte Neun, dass dieser Hopper, der Polizist war, von dem ihre Schwester erzählt hatte. Aber sie wusste nicht, ob sie ihren Mund aufmachen sollte, später vielleicht, aber nicht jetzt. Sie alle traten in das Haus, aber Neun blieb stets hinter Steve oder bei Max, weil sie beide die meisten kaum kannten. Als sie aber den kleinen Jungen, auf der Couch liegen sah, weiteten sich ihre Augen. „Spion." entfuhr es ihr. „Was?" fragte Steve, als er ihre leise Stimme hörte, die Kinder saßen um den Tisch in der Küche versammelt.

Der Junge mit den rabenschwarzen Haaren blickte zu ihr hoch. „Ich hab ihn gesehen. Ihn auch." erklärte Neun und zeigte auf den Jungen der neben Dustin saß. „Im Labor. Die Monster." Er zog ein verwirrtes Gesicht. „Du hast uns gesehen?" hakte der Junge nach, als sie ihm im nächsten Moment ihr Handgelenk zeigte – Nummer 009.

„Du bist Elfi's Schwester?" sie nickte leicht, als er verwirrt zu Dustin und Lucas schaute. „Jane ... Elf lebt. Ich hab sie gesehen." erklärte sie, als die anderen sie ungläubig anschauten. „Sie lebt?" Neun nickte erneut. „Wo ist sie, geht es ihr gut?" fragte der Junge besorgt. „Ja. Bei anderer Schwester. Kali. Acht." antwortete sie, während er sie mit weiteren Fragen durchlöcherte. Ab da war Neun klar, dass der Junge Mike war. „Sie hat nach dir gefragt. Nach Mike." ein trauriges Lächeln verzog sich auf seinen Lippen. Er war froh, dass sie in Sicherheit war, aber gleichzeitig vermisste er sie so sehr, dass es wehtat.

Von ihrem Platz aus, sah Neun zu dem Jungen, der auf der Couch lag, eingepackt in eine warme Decke. Ihr Herz schmerzte so sehr, als sie seinen Bruder und seine weinende Mutter hörte. „Hey Kleiner, ich bin's. Tut mir leid, dass ich nicht da war." flüsterte Jonathan und rieb seinem Bruder sanft über die Stirn. Neun wollte gerade auf sie zugehen, aber Steve stoppte sie: „Hey, was hast du vor?" fragte er sie, als er ihr Handgelenk festhielt. „Ich kann helfen." Versicherte sie ihm leise und zog ihre Hand aus seinem Griff, aber er ließ sie nie aus den Augen. Dann ging sie zu Jonathan's Mutter rüber. „Ich kann helfen." begann Neun, als Joyce und die anderen ihre Präsenz wahrnahmen. „Ich kann ihn träumen lassen. Schöne Träume. Dann muss er keine Angst haben." Jonathan's Kopf fuhr herum, aber er sah sie mit einem Funken von Hoffnung an, genau wie Nancy auch. „Ist sie wie Elfi?" fragte Nancy verwirrt. „Ihre Schwester." nickte Steve, der immer in ihrer Nähe war. „Oh, bitte hilf meinem kleinen Jungen." schluchzte Joyce, mit wässrigen Augen und huschte sie sofort zu ihrem Sohn rüber, als Jonathan ihr etwas Platz machte.

Neun kniete sich auf den Boden, neben Will. Sie war etwas nervös, weil alle sie beobachteten. Es erinnerte sie an die Zeit im Labor, wo sie sich keine Fehler erlauben durfte. Dann blickte sie ein letztes Mal zu Steve und fasste etwas Selbstbewusstsein, als er ihr ermutigend zunickte. Sie gab sich Mühe, Hoppers Geschrei am Telefon auszublenden und dann hob sie ihre Hände auf Will's Kopfhöhe. Und dann flüsterte sie ihm schnell noch ein paar Worte zu, bevor sie loslegte. „Hab keine Angst, Will. Deine Familie ist bei dir. Deine Freunde sind auch da. Du bist sehr mutig." sie atmete tief ein und aus und dann drang sie langsam in seinen Verstand ein – in seine Träume. Um ihre Finger bewegten sich rote Bänder aus Rauch und Energie, während die anderen mit großen Augen dabei zusahen, als sich hin und wieder Wolken formten, die über Will hinweg schwebten. „Wie- wie macht sie das?" fragte Nancy ungläubig, als sie mit ihren Fingern eine der roten Wolken berührte, die durch das Wohnzimmer zogen. „Sie ist eben besonders." Zuckte Steve nur mit seinen Schultern und mit einem winzigen Lächeln. Jonathan nickte, genau so wie seine Mutter auch. Sie waren einfach nur froh, dass jemand ihrem kleinen Jungen helfen konnte.

Eine heiße Träne lief Neun's Wange hinunter. Sie war zurück in der Dunkelheit, in Will's Träumen. „Will?" rief sie und suchte nach ihm, nur er war in der Lage sie zu hören. So you got to let me know, Neun folgte dem leisen Gesang. Sie rannte und rannte und rief seinen Namen. Und irgendwann erschien ihr eine Art Burg, Fort, ein Unterschlupf, dem sie sich langsam näherte. Sie warf einen Blick hinein und sah den kleinen Jungen zitternd am Boden, verängstigt und eingerollt. Should I stay or should I go? Neun's Herz versank in ihrer Brust, als sie seine zerbrechliche Stimme hörte. „Will?" Rief sie leiser, sanfter. Er drehte sich um, aber war wie eingefroren. „Wer bist du?" fragte er nur. „Elfi's Schwester. Nimm meine Hand, ich kann dir helfen. Dann musst du keine Angst mehr haben." Will war beinah am weinen, das Monster suchte ihn selbst in seinen Träumen. Er konnte es noch immer spüren. „Was wenn es uns findet?" fragte er zögernd, schmollend. „Dann beschütze ich dich. Und du beschützt mich." Versicherte sie ihm, als eine rote Flamme in ihrer Hand erschien. Endlich leuchtete eine Art Hoffnungsschimmer in Will's braunen Augen auf. Und dann ergriff er ihre Hand und ließ nie los.

„Wo laufen wir hin?" fragte er und sah zu dem Mädchen hoch. „Wohin du möchtest." begann sie und lächelte ihn ermutigend an. Jetzt wo sie mit ihm, hier in seiner Traumwelt war, Hand in Hand, hatte nämlich sie das Sagen. „Kannst du mich irgendwo hinbringen, wo es mich nicht findet?" bat er sie nur, als sie nickte und im nächsten Moment ein Pfad aus rubinroten Pflastersteinen in der Dunkelheit erstrahlte. Die beiden gingen den Weg entlang, als er etwas ausstieß das einem Lachen ähnelte. Es erinnerte ihn an einen alten Film, den er mal auf Kassette gesehen hatte – Der Zauberer von Oz. Nach ein paar Schritten kamen sie auf einer Wiese an. Die Finsternis bannte sich und auf dem Grün erschienen kleine rote Tupfer – wunderschöne Blumen.

Dann flatterte flatterte ein roter Schmetterling um ihn herum, als Neun endlich ein breites Lächeln auf seinem Gesicht erkennen konnte. „Es wird alles gut, Will." flüsterte sie in seine Richtung, damit er diese Worte verinnerlichte. Doch dann fielen seine Mundwinkel wieder hinunter: „Bitte lass mich nicht alleine. Was wenn es mich holen kommt?" Flehte er sie an. „Ich verrate dir etwas: Wenn du weißt, dass du nur träumst. Dann musst du ganz fest an eine Sache denken, damit sie zu dir findet." erklärte sie ihm. Und für sie mochte es zwar nicht immer klappen, aber es war das was Dr. Brenner ihr immer gesagt hatte, ihr und ihren Geschwistern. Sei es Illusionen, Telekinese oder Energie – wenn man etwas ruft, folgt ein Echo.

„Probier es aus." Ermutigte sie ihn und blickte durch die Gegend. Dann tat Will es ihr gleich und sogleich erschienen Bäume um sie herum, als Die Dunkelheit durch einen goldenen Sonnenuntergang ersetzt wurde. Jetzt war Neun diejenige die staunen musste. „Abgefahren!" hörte sie Will jubeln, als ein stolzes Lächeln auf ihrem Gesicht erschien. Er ließ ihre Hand los und blickte sich um, ohne jegliche Furcht. Dann schloss er seine Augen und konzentrierte sich erneut. Neun hatte nur ganz kurz geblinzelt und dann hielt Will eine Art hölzernerer Stab in seiner Hand, mit einem violetten Kristall darauf. Er lachte vor Freude. „Was ist das?" fragte sie neugierig und zeigte auf den Stab. „Ein Zauberstab." erklärte er und erzählte von dem Spiel, dass er immer mit seinen Freunden spielte. Er fing an zu erzählen und erzählen, aber leider verstand Neun gefühlt nur die Hälfte davon. Aber sie hörte ihm trotzdem aufmerksam zu, weil er so glücklich aussah. „Jetzt müssen die Monster Angst vor dir haben, Will." sagte Neun lachend, als er den Zauberstab benutzte. Die Worte kamen ihr bekannt vor, aber sie erinnerte sich nicht mehr so recht.

„Ich komme klar." hörte sie ihn irgendwann schließlich sagen. Er kam zu ihr zurück und blieb vor ihr stehen. „Danke." sagte er nur und umarmte sie, als ihre Augen sich vor Überraschung weiteten. Doch schnell verzog sich auch bei ihr ein Lächeln, als sie ihn zurückdrückte. Will löste sich von ihr und dann sah sie ihn an. „Ich hoffe, wir sehen uns irgendwann mal in Echt." sagte er und lief in den Wald, folgte dem roten Pfad. „Ich auch." rief sie ihm hinterher, als er mit einem spitzen Hut und einem violetten Umgang mit silbernen Sternen davonging.

Neun kehrte in die Realität zurück und öffnete die Augen – Will schlief friedlich auf dem Sofa vor ihr. Sie ließ erschöpft ihre Hände fallen, als sie sich zu den anderen umdrehte. „Ihm gehts gut." versicherte sie seiner Familie, als sie sich ein paar Tränen von der Wange wischte. Joyce konnte endlich ein wenig ausatmen. „Was- ... wie- Hast du ihn gesehen?" fragte Joyce und nahm ihre Hände in ihre. Neun sah so unfassbar müde aus, aber sie versuchte dennoch alles um zu helfen. „Er hatte Angst. Er hat sich vor den Monstern versteckt. Ich habe ihn gefunden und dann in Sicherheit gebracht. Schöner Traum." erklärte sie ihnen allen. „Er ist sehr mutig. Stark." fügte sie hinzu und starrte zu Will herüber. „Er wird das schaffen." Versicherte sie seiner Mutter. „Er träumt von einem Abenteuer." lächelte sie vor sich hin und blickte ein letztes Mal zu ihm, bevor sie sich wieder umdrehte.

Das hübsche Mädchen hielt Jonathan's Hand. Und auch wenn Neun sie kaum kannte, konnte sie sehen, dass die beiden einfach zusammen gehörten – wie sie sich ansahen, sich um den anderen kümmerten, wie allein die Anwesenheit des jeweiligen anderen sie beruhigte. Neun entspannte sich ein wenig, als Joyce über ihren Arm rieb und ihr dankte. In ihr breitete sich ein unbekanntes Gefühl aus. Eine Mutter hatte sie nie, das nächste das einem Elternteil kam war Papa gewesen. Als Kind hatte sie dieses Gefühl auch bei ihm gespürt, aber je älter sie wurde fürchtete sie ihn.

Dann fiel ihr Blick zu Steve. Er sah sie bereits an, während sie erschöpft gegen Joyce lehnte. Dann ging er auf sie zu und reichte ihr seine Hände, um ihr hoch zu helfen. „Komm, wir gehen lieber rüber, damit du dich ausruhen kannst." sagte er, als sie sich hochziehen ließ. Sie war etwas schwummerig, schloss ihre Augen und blieb abrupt stehen. Er hielt sie fest, aus Angst sie könnte stürzen. „Alles gut. Ich hab dich." sagte er und hielt eine Hand an ihre Wange. Neun nickte müde und ließ sich von ihm in die Küche führen, Arm in arm, so wie die zwei es immer machten. Dort angekommen, überließ Dustin ihr seinen Stuhl, während die anderen Kinder sie mit Begeisterung überhäuften. Vielleicht war sie doch nicht so "nutzlos", wie Papa sie immer nannte. Sie lächelte schwach, während sie den anderen am Tisch weiter zuhörte.

Steve kam mit einem nassen Lappen zu ihr zurück und wischte ihr vorsichtig das Blut unter ihrer Nase weg, nachdem er eine ihrer Haarsträhnen hinters Ohr klemmte. Seine Gedanken waren nur bei Neun. Sein Herzschlag wurde mit jedem Mal schneller, wenn er sie sah oder an sie dachte. Und irgendwie fühlte er sich schuldig, weil er noch immer manchmal an Nancy dachte. Aber bei Neun fühlte er sich so anders. Es fühlte sich so anders an, wenn sie in seiner Nähe war. Jedes Mal wenn Steve in ihre Augen sah, überkamen ihn tausende von Gefühlen auf einmal. Er wollte sie beschützen und bei ihr sein.

„Du solltest, deine Kräfte sparen." sagte Steve besorgt, als er ihre glühende Stirn berührte. „Ich schaff das schon." antwortete sie stur und schüttelte den Kopf. Doch Steve konnte sehen, wie schwer es ihr fiel anwesend zu bleiben. „Ach, ja?" Fragte Steve, als er seine Hände auf seine Hüften ablegte. „Ja." nickte sie nur. Die Kinder lauschten heimlich mit, als die zwei miteinander diskutierten. „Oh je, Dustin. Deine Eltern streiten sich." lachte Lucas leise, gemeinsam mit Max zusammen. „Ach, halt die Klappe." fauchte er zurück. „Okay, wie viele Finger halte ich hoch?" Steve hielt drei Finger hoch. „Elf?" scherzte Neun, bevor er mit seinen Augen rollte. Die anderen lachten. „Ha Ha, wie witzig." sagte er sarkastisch, als sie ein müdes Lachen ausstieß. „Ich bin zum Totlachen." grinste sie nur.

Steve ging weg von ihr und lehnte sich gegen die Arbeitsplatte hinter ihm, als er seine Arme verschränkte. Aber Neun stand wieder von ihrem Platz auf, egal wie geschwächt sie auch war. Sie ging trotzdem zu ihm. Er mied ihren Blick, aber dann nahm sie den Lappen der über seiner Schulter hing und wischte mit dem anderen Ende, etwas Dreck von seiner Stirn weg. Dann musste er sie sofort wieder ansehen. „Du solltest deine Kräfte sparen." begann sie leise, als sie seine Worte wiederholte. „Neun..." er war nicht mehr in der Stimmung, für Scherze, weil er es ernst meinte. „Herzschlag." sagte sie, bevor er weiterreden konnte. Er sah sie verwirrt an. „Ich kann deinen Herzschlag spüren." erklärte sie und tippte auf seine seine Brust. „Es rast." fügte sie hinzu, als er sie intensiv ansah. Und selbst wenn sie nicht diese Gabe besäße, sie würde es dennoch wissen. „Ich mache mir halt Sorgen." sagte er nur. „Ich weiß, ich auch." antwortete sie und sah ihn mit einem traurigen Lächeln an. „Aber du bist bei mir, also ist es ok." ihr Lächeln wurde breiter, fröhlicher, wärmer.

Steve's Kopf fuhr zu ihr herum und dann kehrte ein kleines Lächeln zurück auf sein Gesicht, als er eine Augenbraue hob. „Du rettest mich. Ich rette dich." sagte Neun selbstsicher. Steve nickte geschlagen. Und auf einmal sah er sie wieder mit diesem besonderen Blick an. „Was spürst du jetzt?" fragte er nur mit erhobenen Mundwinkeln. „Immer noch am rasen." lachte sie und schüttelte ihren Kopf.

AUTHORS NOTE! — Steve, Steve, Steve... mach dir keine Sorgen. Kapitel 10 war voll angsty, aber irgendwie gefällt es mir. Und hey, wir haben endlich etwas Neun x Will Content. Wattpad hat mich immer noch aus sämtlichen Rankings verbannt – und Leute, es hat mir echt meine Motivation genommen. Aber ich habe es endlich geschafft weiter zu schreiben. Und ich hoffe das chapter hat euch gefallen, wenn ja würde ich mich natürlich über Sternchen/Votes freuen!! 😅💕

Frage: Mögt ihr Will?
Antwort: YES! Er ist viel zu overhated, warum auch immer?! Viele vergessen, dass er mega unter dem Upside-Down Trauma leidet. "Er ist so eine Heulsuse, ständig am jammern." Hä? Würde ich auch, wenn ich das erlebt hätte wie er. Will >>>>

— Love you all, Janine💕

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