51. Tod?

Kälte umgab meinen Körper, doch ich spürte keine Schmerzen mehr. Jetzt wenn ich so drüber nachdachte, spürte ich gar nichts. Was war denn bloß los mit mir? War ich gestorben? Meine Augenlieder fühlten sich so schwer an und ich wusste auch nicht so recht, ob ich sie überhaupt aufmachen wollte. Marcel war tot und ich verkraftete es einfach nicht um noch jemanden zu trauern. So viel Schmerz konnte doch niemand aushalten, oder? In diesem Moment wünschte ich einfach ein Vampir zu sein, nicht weil ich dann über viel Stärke verfügte, sondern weil ich dann einfach meine Gefühle ausschalten könnte. Es wäre so viel einfacher.

„Öffne deine Augen, mein Liebling." Hatte ich mich gerade verhört? Diese Stimme... Sie war so sanft und zärtlich, doch ich hatte sie vor Jahren das letzte mal gehört, hatte sie mittlerweile fast vergessen und doch war ich froh, dass ich sie endlich wieder hören durfte. Mit all meiner Kraft öffnete ich meine Augen, setzte mich aufrecht hin, wo ich mir geschockt die Hand vor meinen Mund hielt, denn vor mir stand meine Mutter. Meine liebevolle und wunderschöne Mutter.

„Ich bin tot, oder?", fragte ich mit zittriger Stimme, denn egal wie froh ich auch darüber war, dass ich sie wiedersehen durfte, so war ich auch geschockt. Ich konnte oder durfte meine Familie nicht zurücklassen. Niklaus würde vermutlich irgendwas dummes tun und das würde nur in einem Gemetzel enden, Elijah würde es vermutlich auch zerstören, da ich wie sein eigenes Kind für ihn war, Rebekah litt schon genug mit dem Tod von Marcel und wenn jetzt auch noch ihre beste Freundin tot war, dann würde sie vermutlich nie wieder glücklich werden. Der Einzige, der zurechtkommen würde, wäre Kol. Ich kannte ihn erst seit kurzem und auch, wenn ich ihn mochte, so war ich ihm vermutlich nicht wichtig.

„Es tut mir so leid. Du bist noch so jung und unschuldig.", antwortete sie und strich mir eine Träne aus meinem Gesicht, die sich einen Weg nach außen gebahnt hatte.

„Ihr wart doch genauso unschuldig.", sagte ich, guckte mich gleichzeitig etwas genauer im Raum um. Ich war in meinem alten Zimmer, welches genauso aussah, wie am letzten Tag, an dem ich hier war. Es roch noch nach Blumen und auf dem Regal lag auch noch mein Lieblingsbuch, was mir meine Mutter jeden Abend vorgelesen hatte.

„Die Vampire fanden es nicht gut, dass eine Werwölfin und ein Hexer ein Kind gezeugt hatten und deswegen haben sie uns umgebracht. Du bist so mächtig und vermutlich eine der stärksten Hexen der Welt.", meinte sie und meine Augen weiteten sich, denn seit wann war ich denn bitte mächtig? Ich hatte mich immer so nutzlos gefühlt, da ich nie den Jungs helfen konnte und nun?

„Und wo ist Vater?", fragte ich, denn ich würde ihn auch gerne wiedersehen. Ich vermisste ihn und seine witzige Art. Auch er war so ein guter Vater gewesen und ich hasste es, dass wir nicht noch mehr Zeit zusammen verbringen konnten.

„Er hat schon vor langer Zeit Frieden gefunden. Man kann hier seine Liebsten beobachten, jedoch nicht mit ihnen sprechen. Ich war die ganze Zeit bei dir und mein Herz brach immer und immer wieder, wenn du um deinen Vater und mich geweint hast. Du warst damals so jung und hattest uns gebraucht."

„Ja, aber zum Glück haben mich Niklaus und Elijah gefunden. Ich bin bei ihnen gut aufgehoben.", meinte ich und aus irgendeinem Grund wirkte sie verärgert.

„Anaria, sie sind nicht gut für dich. Das sind Mörder und sie würden dich jederzeit, ohne mit der Wimper zu zucken, umbringen." Geschockt von ihren Worten starrte ich sie an. Wie konnte sie sowas sagen? Sie würden mir niemals wehtun. Ich meine ich kannte die Mikaelsons mehr, als alle anderen. Sie waren eben meine Familie.

„Du kennst sie doch gar nicht. Wenn sie mich nicht damals im Wald gerettet hätten, dann wäre ich gestorben. Sie haben mich großgezogen und haben mir so vieles beigebracht.", verteidigte ich sie, denn es war echt nicht fair von ihr.

„Irgendwann wirst du es verstehen, aber ich möchte jetzt nicht mit dir streiten. Außerdem hast du bald keine Zeit mehr."

„Wie meinst du das?", fragte ich verwirrt, denn ich war doch schon tot. Was sollte denn noch passieren?

„Du musst zurück. Auch, wenn ich die Mikaelsons nicht mag, so änderst du sie ins Gute. Ich muss dir außerdem noch etwas wichtiges sagen.", meinte sie und ich guckte sie verwirrt an, denn wie sollte ich bitte zurück kommen und was wollte sie mir sagen?

„Du hast eine Schwester." Warte mal was?! Wie konnte das denn sein und warum erfuhr ich jetzt erst von ihr? Ich konnte mich an keine Schwester erinnern und sie wird sich ja nicht die ganze Zeit in meinem Schrank versteckt haben, oder?

„Sie ist 21 Jahre alt und nein, sie ist nicht von deinem Vater. Eines Tages hatten er und ich Streit und ich lebte für eine kurze Zeit bei Ivy. Dort lernte ich einen Mann Namens Levi Dean kennen. Er war, so wie ich, auch ein Werwolf und eins führte zum Anderen und so entstand Amelia. Ich hätte es dir erzählen sollen, hatte ich ja auch vor, doch du warst noch so jung und dann kam der Geburtstag deines Vaters und du weißt ja was dann passiert ist." Ich hatte wirklich eine große Schwester. Es lebte also doch noch jemand aus meiner leiblichen Familie.

„Wo ist sie jetzt?", fragte ich kühler als gewollt. Ich nahm es meiner Mutter schon ein wenig übel, dass sie es mir nicht erzählt hatte, aber andererseits war ich noch sehr jung gewesen und hätte es wahrscheinlich nicht verstanden.

„Ich habe keine Ahnung. Levi hatte ich nach der Geburt nie wieder gesehen und den Kontakt zu Amelia wollte ich nicht aufbauen. Ich musste mich zwischen den zwei Familien entscheiden und ich habe mich für dich und deinen Vater entschieden."

„Und wie glaubst du, ging es Amelia damit, dass sie ohne Mutter aufwachsen musste?", fragte ich sauer und stand auf.

„Ich...keine Ahnung. Es war eben einfach nicht einfach.", meinte sie und überrumpelt von all den Neuigkeiten rannte ich auch schon wie sie oft aus meinem Zimmer, aus der Haustüre raus und geradewegs in den Wald hinein, in dem mich damals Nik und Elijah gefunden hatte. Ich kannte den Weg zum Anwesen natürlich noch, weswegen ich dorthin ging. Bis jetzt hatte ich noch niemanden gesehen, doch es war dunkel und dadurch sah man sowieso nicht viel. Was würde mich jetzt eigentlich erwarten? So ganz verstand ich es nämlich immer noch nicht, wie das hier so ablief, denn wenn ich mich nicht irrte, war mein altes Haus abgebrannt. Elijah hatte es mir erzählt, als ich Heimweh hatte und ich hatte ihm natürlich geglaubt. Hatte er etwa gelogen?

„Marcellus?", rief plötzlich eine Stimme hinter mir und überrascht drehte ich mich um und sah geradewegs in Niklaus wunderschönes und gleichzeitig besorgtes Gesicht.

„Nik?", fragte ich, war froh, dass er hier war, doch er hatte mich anscheinend nicht gehört und ging geradewegs durch mich durch. Er konnte mich nicht sehen. Ich war tatsächlich tot. Auf einmal spürte ich ein stechen in meinem Herzen und mir ging die Luft zum Atmen aus.

„Ich bin hier, Klaus. Tut mir leid, dass ich weggelaufen bin.", hörte ich von rechts und sah schon einen jungen Marcel, der ganz schuldbewusst wirkte.

„Ist ja schon gut. Hauptsache ich habe dich gefunden.", meinte Niklaus liebevoll, klopfte ihm auf die Schulter und verschwand hinter den Bäumen.

„Niklaus!", schrie ich ihnen noch hinterher, doch sie hörten mich nicht. Ich schrie überraschend auf und viel auf den dreckigen Boden, denn mein Herz tat so weh, wie als würde es brennen und mittlerweile konnte ich so gut wie gar nicht mehr atmen. Was war bloß los mit mir? Ich dachte eigentlich immer, dass es einen Himmel gab und vielleicht gab es den auch und ich hoffte, dass dort mein Vater war, doch warum musste ich dann in dieser Hölle sein?

„Anaria! Was ist passiert?", fragte mich meine Mutter, die sich vor mich kniete und ganz besorgt wirkte.

„Keine Luft.", brachte ich heraus und hielt mir die Kehle.

„Du musst dich beruhigen, mein Engel. Schließe die Augen und gib mir deine Hand. Auch, wenn es mir nicht gefällt, dass du zu Urvampiren zurückgehst und dort lebst, so sind sie dir trotzdem wichtig. Tut mir leid, dass ich das nicht früher eingesehen habe.", meinte sie und ich schüttelte panisch den Kopf, denn nur daran zu denken, dass ich sie wieder verlassen müsste, es war furchtbar.

„Ich will dich nicht verlassen.", gab ich ehrlich zu, würde vermutlich gleich ohnmächtig werden, wenn ich nicht wieder normal atmete.

„Ist schon okay, ich passe von hier aus auf dich auf.", sagte sie und schließlich schloss ich meine Augen und meine Mutter nahm meine Hände in ihre. Es fühlte sich ganz sonderlich an, als sich plötzlich alles drehte, ich nicht mehr wusste, wo unten und oben war, als es wieder vorbei war und ich erleichtert ausatmete und direkt wusste, dass ich wieder im Reich der Lebenden war.

Hey :) Wie fandet ihr das Kapitel so? Ist auf jeden Fall ganz schön viel passiert. Das Kapitel kommt dieses Mal etwas früher. Seht es als Silvester Special xD Bis Bald!

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