48. Üben macht den Meister
Gestern war nicht mehr wirklich viel etwas passiert. Ich hatte den Jungs alles erklären müssen und wie schon erwartet fanden sie es überhaupt nicht gut zu hören, dass ihr Bruder mir Unterricht geben müsste, doch letztendlich hatten sie ihn frei gelassen, so dass er jetzt mit hier im Anwesen wohnt. Wir hatten gestern sogar noch mit den Üben angefangen, doch ich hatte so gut wie nichts hinbekommen. Es war doch schwerer als Gedacht und Kol war ganz schön streng. Ich war vermutlich ein hoffnungsloser Fall. Traurig seufzte ich deswegen, war gerade auf dem Weg nach draußen, wollte die Natur genießen, als ich jedoch mit jemandem zusammenprallte und auf den Boden plumpste. Na toll!
„Wo willst du hin? Wir müssen üben oder hast du das schon vergessen?" Beschämt sah ich zu Kol, hatte gehofft ihm zu entkommen, doch ich war gescheitert.
„Wie könnte ich das vergessen?", fragte ich unschuldig nach. „Ich wollte nur kurz nach draußen. Wir können doch bestimmt auch da üben oder?", fragte ich, hatte Hoffnung doch noch raus zu dürfen.
„Na gut, vielleicht bist du da mehr fokussiert.", sagte er und reichte mir seine Hand, die ich zögerlich nahm. Aus irgendeinem Grund war ich nun doch optimistisch, dass ich es schaffen könnte. Die Natur hatte schon immer auf mich eine besondere Wirkung gehabt, ob es daran lag, dass ich Hexe war oder in meinen Adern der Werwolffluch war, wusste ich nicht. Das sich das Jahr so entwickeln würde, hätte ich nie gedacht!
„Konzentrier dich, Ana.", meckerte mich Kol das gefühlt Hundertste mal an. Wir saßen nun seit knapp zwei Stunden auf meiner Lieblingswiese und ich probierte eine Blume wachsen zu lassen. Jedoch hatte ich es nicht mal annähernd hinbekommen, weswegen meine Geduld so gut wie am Ende war.
„Mach ich ja. Das bringt nur alles nichts.", meinte ich nun und öffnete wieder meine Augen. Kol wirkte verbittert und genervt. Der Blick erinnerte mich ein wenig an Elijahs, wenn ich mich mal wieder beim Klavierspielen verspielte.
„Denk einfach an jemanden, den du liebst. Jemand der dir alles bedeutet.", fing er nun an und genervt schloss ich meine Augen. Natürlich dachte ich an Niklaus, an seine Stimme, seinen Geruch, seine Augen, seine Lippen, an seinen herrlichen Körper und an all die schönen Momente, die wir schon verbracht hatten. Ich dachte daran, wie er mich immer zum Lachen bringen konnte und wie er mich Nächte lang beruhigt hatte, als ich Alpträume gehabt hatte. Ich dachte an unsere Ausritte und an unseren ersten Kuss. Ich verspürte einfach so viel Liebe für diesen Mann.
„An wen denkst du denn bitte?", fragte Kol ungläubig. Ich öffnete also wieder meine Augen, als ich es selber sah. Um uns herum wuchsen nun wunderschöne Blumen. Die ganze Wiese war mit ihnen übersehen. Ich hatte es tatsächlich geschafft! Ich war ja doch noch für etwas gut.
„An die Liebe meines Lebens.", meinte ich nun und musste lächeln. Ich meine ich war erst 17 Jahre alt, aber ich wusste einfach, dass er der Richtige war. Ich würde ihn vermutlich mein ganzes Leben lang lieben. Wie könnte man ihn denn bitte nicht lieben? Ihn und sein dümmliches Grinsen, was meine Beine immer wackelig werden lässt.
„Wenn du meinst, Kleine. Du hast dir erstmal eine Pause verdient, doch später üben wir weiter. Du sollst dich ja morgen verteidigen können.", sagte Kol, stand nun auf und ging wieder hinein. Ein paar Minuten genoss ich noch den herrlichen Geruch der Blumen, als ich ebenso aufstand und reingehen wollte, doch plötzlich hörte ich ein Rascheln im Gebüsch direkt hinter mir. Ängstlich drehte ich mich also um, suchte nach irgendetwas, das so aussah wie eine Waffe, doch hier war weit und breit nichts. Nur ein paar abgebrochene Zweige, doch die waren Morsch und unstabil.
„Ist da irgendjemand?", fragte ich nun mit zitternder Stimme nach. Vermutlich sollte ich einfach wegrennen, denn es könnten wieder Vampire sein und alleine würde ich es nicht mit ihnen aufnehmen können.
„Ich zähle bis drei und wenn bis dahin niemand hier ist dann sieht es sehr schlecht für dich aus! Eins, Zwei,", überrascht sah ich nun die vertraute Gestalt, die hinter dem Busch hervorgetreten kam.
„Brian! Was machst du hier?", fragte ich, umarmte ihn jedoch. Wir hatten uns nun bestimmt über ein halbes Jahr nicht mehr gesehen. Schade eigentlich, denn er war mal mein bester Freund gewesen. Wir kannten uns vermutlich gar nicht mehr.
„Ich dachte ich besuche dich mal, doch dann hatte ich doch ein bisschen Angst. Ich meine deine Familie ist ein bisschen... speziell.", meinte er nun und ich musste leicht lächeln, denn sie war wirklich recht anders.
„Es ist echt schön dich zu sehen."
„Ja, finde ich auch. Wie ist es dir so ergangen?", fragte er mich neugierig und kurz war ich irritiert, denn unwillkürlich dachte ich wieder an Ivy.
„Naja, eher nicht so gut. Wie geht es dir und deinen Eltern?", fragte ich nun im Gegenzug, wollte nicht wirklich über mich sprechen.
„Uns geht es super. Die Kühe haben gerade Kälbchen und die sind echt süß. Du musst unbedingt mal vorbeikommen. Meine Eltern fragen immer nach dir.", sagte er nun lächelnd.
„Gerne", meinte ich, obwohl ich genau wusste, dass ich in nächster Zeit nicht kommen würde. Morgen würden die Vampire angreifen und was danach passieren wird, war unklar. Ich müsste es vermutlich erstmal überleben.
Brian und ich hatten uns noch ein bisschen unterhalten, doch irgendwann hatte ich mich von ihm verabschiedet, denn ich musste langsam los. Ich wollte noch etwas lesen und später müsste ich noch mit Kol üben.
„Hast du Kol gesehen?", fragte ich Rebekah, die mich anlächelte. Wir hatten in letzter Zeit kaum geredet. Bei ihr und Marcel lief es aber mittlerweile ganz schön gut, denn Nik hatte sich mehr auf mich und die Vampire konzentriert.
„Keine Ahnung. Das du es überhaupt mit ihm aushältst ist ein Wunder. Er ist schlimmer also Niklaus und das heißt schon eine Menge.", meinte sie und wir mussten beide lachen. Beide waren echt explosiv und konnten anstrengend sein, doch ich kam gut mit ihnen klar.
Ängstlich starrte ich an meine Zimmerdecke. Ich konnte einfach keinen Schlaf finden. Ich hatte letztendlich noch Kol gefunden und wir hatten bis eben geübt. Ich war wirklich gut gewesen und das meinte er sogar auch! Ich konnte nun Vampiren Kopfschmerzen bereiten und sie von mir stoßen und das nur mit meinem Verstand. Es war aber auch echt anstrengend gewesen, doch trotzdem konnte ich jetzt nicht schlafen. Ich machte mir viel zu viele Sorgen vor morgen. Vor allem um die Jungs und natürlich Rebekah. Marcel war ein Mensch und die Vampire hatten einen Weißeichenpfahl, so dass jeder sterblich war und es gefiel mir ganz und gar nicht. Tränen brannten in meinen Augen, denn nur daran zu denken, dass sie alle sterben könnten, es brach mir einfach mein Herz.
„Hey, alles okay?" Erschrocken schaute ich auf. Nik stand gegen die Wand gelehnt da. Wie lange war er denn schon hier? War ich so in Gedanken gewesen? Er kam auf mich zu und sofort rutschte ich rüber, sodass er sich neben mich ins Bett legte und ich mich an ihn kuschelte. Er strich mir sanft meine Tränen weg und gab mir einen Kuss auf den Scheitel. Zufrieden legte ich nun meinen Kopf auf seine Brust und lauschte seinem Herzschlag. Beruhigt, dass es ihm gut ging, doch dennoch besorgt und aufgeregt auf morgen, schlief ich ein und träumte von Leid und Zerstörung.
Hey :) Ein etwas nicht so spannendes Kapitel, aber nächstes wird definitiv interessanter. Wie findet ihr es, dass Kol nun auch da ist? Über einen Vote und Kommi würde ich mich wie immer sehr freuen. Bis Bald!
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