3. Mein neuer 'Bruder'

Verwirrt ging ich aus meinem Zimmer.
Warum hatte mich denn Mami nicht geweckt?
Ich lief in das Zimmer von meinen Eltern, doch da war auch keiner. „Mami?", rief ich, doch niemand hörte mich. Tränen bildeten sich in meinen Augen, denn hatten sie mich denn verlassen? Sie würden mich doch niemals verlassen oder? Ich war doch ihre Tochter.
Sie hatten mich doch lieb oder nicht?
Ein letztes Mal schrie ich die Namen meiner Eltern, als ich schweißgebadet aufwachte.
Panisch richtete ich mich auf, hoffte, dass
meine Eltern wenigstens hier wären, als es mich schon mit voller Wucht traf, dass ich Mühe hatte meine Tränen Rückhalten zu können. „Sie sind Tod.", hauchte ich komplett fertig. „Das sind sie.", erschrocken zuckte ich zusammen, als ich Elijah sah, welcher in einem Sessel gelehnt mich in einer Art Mitleid und Besorgnis musterte. Seit wann saß er denn da schon?

Elegant stand er vom Sessel auf und lief auf mich zu. „Wo bin ich?", fragte ich kaum hörbar. „In deinem neuen Zimmer.", antwortete er mir und neugierig guckte ich mich um. Es hatte einen großen weißen Balkon, mit dem man eine wunderschöne Aussicht auf das Land hatte, einen riesigen Schrank, ein Bücherregal und einen großen Kronenleuchter an der Decke.

„Anscheinend gefällt es dir.", sagte er und musste schmunzeln. „Es ist wunderschön.", antwortete ich verblüfft, dass es ab jetzt mir gehörte. „Wie bin ich überhaupt hier her gekommen?", fragte ich verwirrt nach, denn das letzte an was ich mich erinnern konnte, war wie meine Wunde am Bauch fürchterlich gebrannt hatte und dann wurde alles schwarz.
„Niklaus und ich haben deine Wunde versorgt und dann dich hier her gebracht. Das war vor zwei Tagen.", erklärte er mir.
„Ich habe zwei Tage geschlafen?", fragte ich geschockt nach. Als Antwort nickte er, was mir genügte.

„Ist sie wach?", rief eine kindliche Stimme aufgeregt, als auch schon ein Junge in meinem Alter ins Zimmer gestürmt kam und sich neben mich aufs Bett setzte. „Marcellus sei bitte nett.", sagte Elijah mahnend an den Jungen gerichtet, der ignorierte es einfach und stellte sich vor. „Hey, ich bin Marcellus, aber du kannst mich Marcel nennen.
Ich habe soooooo lange darauf gewartet, dass du aufwachst. Klaus hat mir erzählt, dass ich nun eine Schwester hätte und-", plapperte Marcel aufgeregt vor sich hin, doch Klaus unterbrach ihn. Seit wann war er denn jetzt auf Einmal da? „Marcellus, lass erstmal Ana bei uns ankommen. Sei so nett und geh runter, wir kommen gleich ok?" „Ok", antwortete der Junge traurig und ging auch schon wieder.

„Schwester", murmelte ich. Ich hatte keine Geschwister, aber hatte mir immer einen großen Bruder gewünscht. Nun würde ich anscheinend einen haben, doch das einzigste was ich gerade wirklich wollte, waren meine Eltern. Ich vermisste sie so unglaublich.
Gerne hätte ich ihnen dieses gigantische Haus gezeigt, hätte mit meiner Mutter gesprochen, wollte meinen Vater ein letztes Mal umarmen, doch das ging alles nicht mehr.
Es war selbstverständlich gewesen, damals, doch wenn ich heute daran dachte, spürte ich nur schmerzen. Schmerzen in meinem Herz, sie verloren zu haben und schmerzen sie niemals mehr wieder sehen zu können.


Nach ein paar Minuten gingen die zwei Brüder wieder, damit ich mich fertig machen konnte.
Ich zog mir ein frisches Kleid an, da meins ja voll geblutet war und ging die hölzernen Treppenstufen hinunter, wo ich mal wieder auf Marcel traf. „Hallo, ich bin Ana.", stellte ich mich schüchtern vor. „Ich weiß. Wollen wir zusammen etwas Frühstücken? Es gibt Toast mit Eiern und Speck.", sagte Marcel.
In dem Moment knurrte mein Magen, da
ich wirklich Hunger hatte.

Ich folgte Marcel in die Küche, wo ich auch Elijah und Klaus traf, die an einem Esstisch saßen. „Setz dich schonmal, ich hole dir das Essen.", hilfesuchend sah ich Marcel hinterher, als ich mich auch schon neben Elijah setzte und somit die Aufmerksamkeit auf mich viel.
Verlegen sah ich auf meine Hände, als auch schon ein Teller mit lecker duftender Frühstück vor meiner Nase auftauchte.
„Danke", sagte ich an Marcel gerichtet,
der sich neben Klaus niederließ und genüsslich sein Frühstück aß. Auch ich aß mein Frühstück und seufzte zufrieden auf, denn das war eines der leckersten Dinge, die ich je gegessen hatte.


Nachdem wir beide aufgegessen hatten, gingen wir in den Garten, wo Marcel mir alles zeigte, von den Kaninchen bis über zu den Pferden. Hinter der riesigen Grünfläche begab sich nämlich ein Pferdestall mit mindestens fünf Pferden darin.

„Pferde sind meine Lieblingstiere. Sie sind so majestätisch und elegant und total loyal, weißt du? Ich habe sogar ein eigenes und wenn ich groß bin, dann dürfte ich sogar mit ihm ausreiten, ist das nicht toll?", fragte er mich aufgeregt wie immer. Ich nickte nur und streichelte ein schwarzes Pferd mit grünen Augen.

„Ich finde dieses ziemlich schön. Wem gehört es?", fragte ich neugierig nach. „Bis jetzt noch keinem, aber wenn du willst kann ich ja Klaus fragen, er würde es bestimmt erlauben, wenn du es nehmen würdest." Verdattert sah ich ihn an, denn bekam ich jetzt auch noch ein Pferd? „Danke", hauchte ich mit Tränen in den Augen und umarmte meinen neuen Bruder, denn das war das schönste Geschenk, was mir je jemand gemacht hatte. Verwirrt von meinen Gefühlen erwiderte er die Umarmung.

Kapitel 3 und der kleine Marcel ist da!
Ist er nicht cute so ganz klein?
Die arme Ana wird wohl nie ganz über ihre Eltern hinwegkommen, aber ist das nicht auch verständlich? Im nächsten Kapitel ist ein 'kleiner' Zeitsprung.
Bis Bald (:

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