pov. Jungkook

Seit dem Gespräch mit Taehyung, gingen mir so einige Sachen durch den Kopf, die ich unbedingt mit Lisa bequatschen musste. Sie war in einer langjährigen Beziehung, hatte ein gutes Gespür für Menschen und wusste auf emotionaler Basis immer was zu tun war.

Am Telefon berichtete ich ihr von dem Gespräch und den Dingen die Taehyung widerfahren waren, worüber auch sie mehr als geschockt und wütend war. Der Teil, der mir jedoch am meisten Sorgen bereitete war die negative Erfahrung mit seinem Ex Freund.

Taehyung war einfach zu gut für diese Welt und hatte so eine Behandlung nicht verdient. Niemand hatte das aber der Gedanke das er von diesem Wichser unterdrückt und geschlagen wurde, trieb mir die Galle hoch.

"Außerdem... er... er ist noch Jungfrau." seufzte ich lippenbeißend und fuhr mir ratlos durchs Haar. Die leichten Locken fielen mir dabei nachlässig ins Gesicht. Ich musste auf allen Ebenen vorsichtig mit ihm sein. Sein erster Freund war ein Arsch und ich hatte Angst es ebenso zu versauen.

Lisa kicherte entzückt," Omo.. das ist so süß. Du bist wie der strahlende Ritter, der auf seinem endlen Ross daher geritten kommt um die holde Maid zu retten!"

"Witzig- nur bin ich nicht der strahlende Ritter, für den mich Taehyung womöglich hält..." seufzte ich niedergeschlagen. Ich war das erste Mal in meinem Leben auf mein bisherigen Lebensstil nicht wirklich stolz.

Ständige One Night stands waren nicht gerade das vorzeige Argument für eine konstante Beziehung.

"Du machst doch bisher alles super. Lass ihm und auch vorallem dir Zeit. Überschütte ihn einfach mit ganz viel Liebe und dann dürfte auch nichts schief gehen. Du schaffst das schon Kookie." versuchte sie mich aufzumuntern und ich brummte nur in den Hörer hinein. "Ich weiß nicht.. und was wenn ich es doch verkacke?"

"Sei doch nicht immer so pessimistisch. Meine liebe Herren, so kenne ich dich ja gar nicht! Du wirst dir heute einen schönen Abend mit Taehyung machen. Macht euch etwas leckeres zu essen, schaut euch einen Film an. Kuschelt, küsst euch und irgendwann verabschiedet ihr euch voneinander und trefft euch das nächste Mal wieder. Alles ganz easy."

Ja, alles ganz easy. Na wenn Lisa das sagte.

Ich wollte gerade noch etwas dazu sagen als ich plötzlich Yeontans bellen hörte. Zwar ganz schwach und sehr leise aber er bellte und das bereits zum wiederholten Male.

"Was los?" Lisa bemerkte mein stocken und ich wusste selbst nicht wieso aber es kam mir seltsam vor. Es war das erste Mal das ich ihn so oft bellen hörte.

"Mh ich weiß nicht genau.." meinte ich nachdenklich und drehte meinen Kopf in die Richtung in der Taehyungs Wohnung lag und wieder bellte Yeontan.

"Taehyungs Hund bellt die ganze Zeit..."

"Und ist das ungewöhnlich? Ist Taehyung zuhause?"

"Nein-... also ich weiß nicht genau. Er war vorhin noch bei einem Freund zu Besuch." antwortete ich mit dem Blick auf die Wand gerichtet, darauf wartend das Yeontan mit dem bellen endlich aufhörte - doch er tat es nicht.

"Vielleicht wartet er einfach nur sehnsüchtig auf sein Herrchen?"

"Aber Yeontan bellt für gewöhnlich nicht wenn Taehyung nicht da ist. Da stimmt irgendetwas nicht.", unerklärlicherweise begann ich mir Sorgen zu machen, die Lisa nicht nachvollziehen konnte. Für sie bellte einfach nur ein Hund und ja normalerweise war daran auch nichts ungewöhnliches... und doch fühlte es sich falsch an.

Mit einem ziemlich mulmigen Gefühl in der Bauchgegend, beendete ich vorerst das Telefonat und schrieb Taehyung eine Nachricht. Eine Minute verging, zwei, fünf.. dann zehn, doch ich erhielt keine Antwort. Irgendwann ertrug ich diese Warterei nicht länger und erhob ich mich von meiner Couch.

Ich würde einfach einmal kurz vorbei schauen, um mich zu vergewissern ob auch wirklich alles okay war. War doch nichts dabei, oder? Gerade als ich mich auf den Weg zur Tür machen wollte, kam es mir so vor als hätte Jemand meinen Namen gerufen. Vielleicht war es auch nur eine Einbildung aber irgendetwas sagte in mir, das ich das ernst nehmen sollte.

War das Taehyung gewesen? War ihm vielleicht etwas zugestoßen?

Diese negativen Gedanken ließen sich nicht mehr abschütteln, also stürmte ich aus meiner Tür und steuerte mit schnellen schritten Taehyungs Wohnung an. Der Flur kam mir auf einmal so unendlich lang vor aber kaum erreichte ich das Ziel, fiel mir prompt die angelehnte Wohnungstür auf. Das ungute Gefühl was mich umgab wurde stärker. Taehyung würde doch nicht einfach so seine Wohnung auflassen. Außerdem kam mir auch kein kleiner Flauscheball entgegen. "Taehyung...?" rief ich vorsichtig hinein aber die gewünschte Antwort blieb aus.

Es herrschte eine gespenstische Stille, die nur hin und wieder von Yeontans bellen unterbrochen wurde. Kein Anzeichen von Taehyung.

Mit diesem extrem mulmigen Gefühl, ging ich also weiter hinein. "Taehyung?" wiederholte ich erneut und durchschritt das Wohnzimmer. Yeontans bellen kam aus der Küche. Ich drehte mich bereits dahin um, als ich ein leises rascheln aus dem Schlafzimmer vernahm.

"Taehyung, bist du hier drin?", ich änderte meiner Richtung und ging dann langsam auf das Schlafzimmer zu.

Ich steckte meine Hand bereits aus und gerade als ich durch die Tür treten wollte, stürzte sich plötzlich Jemand von der Seite auf mich zu. Ich wusste gar nicht wie mir geschah, als ich sogleich zur Seite gerissen wurde und mit dem Kopf an die Türzeile stieß.

Mir wurde schwindelig und ich handelte nur noch aus Reflex heraus, als ich mich mit Ellenbogenstößen versuchte zu befreien. Aber der Griff in dem ich mich befand war stark und ich hatte keinen Millimeter Bewegungsfreiheit.

"Was... was zum-! Wer bist du?!", ich erhielt keine Antwort. Auch blieb mir keine Zeit, die ganze Situation richtig zu erfassen. Ich sah nur aus dem Augenwinkel heraus, wie Taehyung mit zugebundenen Mund und Kabelbinder am Bett fixiert worden war und es brachte mein Herz für eine Sekunde zum vollkommenen stillstand. Er sah mich aus weit aufgerissenen, verschreckten Augen an. Ich sah die Angst in ihnen, die Sorge und die Zerbrochenheit.

Eine so unbändige, kalte Wut erfasste mich, das ich selbst zu zittern begann. Meine ganze Haltung versteifte sich und mein Blick blieb starr, voller entsetzt auf ihn gerichtet. Das nutze mein Angreifer natürlich aus, als er mich im nächsten Moment losließ und ohne jegliche Vorankündigung eine Faust in meinen Magen rammte. Stöhnend klappte ich auf der Stelle zusammen, hörte nur noch die panisch gedämpften rufe von Taehyung. Er zappelte wie wild, doch konnte er sich nicht befreien.

Ich japste nach Luft, der Schmerz schnürrte mir die Luft zum atmen weg.

"Taehyung gehört mir, Ist das klar? Oder soll ich es dir noch deutlicher erklären?!", schrie der Typ mir giftig entgegen und zog fest an meinen Haaren. Ich schrie auf und presste die Augen stark zusammen. Fuck. Der nächste Schlag traf mich dann mitten ins Gesicht und riss meinen Kopf brutal zur Seite. Meine Lippe platze auf und meine Wange färbte sich sogleich in ein dunkles rot.

Es dröhnte in meinem Kopf und ich torkelte benommen zurück. Er baute sich wiederholt vor mir auf, ließ mir keine Verschnaufspause, als er direkt auf mich zu stierte und zu einem weiteren Schlag ansetze - aber diesmal nicht mit mir.

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