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pov. Jungkook
Das es doch nicht so leicht werden würde, wurde mir erst so richtig bewusst als wir alle gemeinsam am Tisch saßen und niemand ein Wort sprach. Es herrschte eisige Stille. Taehyung hatte mich zwar noch nicht offiziell als seinen Freund vorgestellt aber seine Eltern waren nicht dumm und konnten sehr wohl eins plus eins zusammen zählen.
Während Taehyungs Mutter das ganze eher unangenehm erschien, war der Vater von einer unterkühlten Aura umgeben und der Ausdruck in seinem Gesicht glich hart und emotionslos. Nur in seinen Augen konnte man die unterdrückte Wut sehen, mit dem er die ganze Zeit seinen Sohn strafte.
Bei so einem Vater war es auch kein Wunder das Taehyung sich so stark zurückzog. Er versuchte sich nicht einmal zurückzuhalten und am liebsten wäre ich explodiert und hätte diesen ignoranten Menschen meine Meinung gegeigt. Aber Ich presste die Lippen aufeinander und verkniff mir die bissigen Kommentare, hielt mich nur Taehyung zuliebe zurück.
Seine Gesichtsmuskeln arbeiteten heftig, sein Mund bewegte sich aber er fand keine Worte. Nur schwer brachte er folgenden Satz über die Lippen. "W-wie findet ihr.. Die Wohnung? Jetzt wo ihr... das erste Mal hier seit...?"
Sein Vater sah ihn daraufhin durchdringend an. "In der du nicht wie vereinbart alleine wohnst?" fragte er scharf und die eindeutige Provokation in seiner Stimme versteckte er nicht einmal.
Schock ließ Taehyung erstarren. Entsetzt über dieses Verhalten, versuchte seine Mutter ihren Ehemann zurückzuhalten aber erntete dafür nur einen missbilligenden Blick. Gott, ich war so kurz davor durchzudrehen aber ich wusste auch, daß ich Taehyung damit keinen Gefallen tat.
"W-was?... n-nein.. Ich wohne alleine..." antwortete er kleinlaut und senkte sofort das Gesicht um dem stechenden Blick seines Vaters auszuweichen. "Jungkook ist mein Nachbar und..." er schluckte. Ich erkannte die Panik in seiner gesamten Haltung und egal wie sehr ich es mir wünschte, das Taehyung jetzt vor seinen Eltern zu uns stehen würde, wusste ich auch das es einfach noch zuviel verlangt war. Ich ergriff unauffällig nach seiner Hand und das so, das niemand verdacht schöpfen konnte.
Zärtlich strich ich mit dem Daumen über sein Handrücken, zeigte ihm somit, daß ich hinter ihm stand, egal ob er mich als Freund oder als einfachen Bekannten vorstellte. Ich würde jede Entscheidung akzeptieren.
"Und was?" fragte sein Vater grimmig nach und verengte die Augen zu schmalen Schlitzen. Insgeheim wussten er ja doch was sein Sohn ihnen versuchte mitzuteilen. Er warteten ledeglich darauf das er es laut benannte, nur um ihn dann in der Luft zerfetzt zu können.
Sekundenlang geschah nichts. Ich wollte meine Hand bereits wegziehen, als Taehyung seinen Griff plötzlich festigte. Ich sah ihn überrascht an. Auch sein Ausdruck wirkte nun standhafter, als hätte ihn sein innerer Beschluss irgendwie bestärkt. Im nächsten Moment holte er tief Luft und sah wieder auf, erwiderte den Blick seines Vaters beinahe trotzig.
"Jungkook ist mein Freund. Mein fester Freund. Ich liebe ihn und er liebt mich und das vorallem so wie ich bin." gestand er zu meiner Überraschung dann einfach so frei heraus. Meine Augen weiteten sich ungläubigen. Er hatte es doch tatsächlich gesagt und ich musste zugeben, das mich das verdammt stolz machte. Das sein Vater nach so einer distanzierten, abweisenden Begrüßung positiv reagierte war mir im Nachhinein schon klar gewesen. Doch das dieser Abend so heftig ausfallen würde, damit hatte ich nicht gerechnet.
Die Wut brodelte in dem Vater - kochte regelrecht über und wieder ignorierte er die schwachen versuche seiner Ehefrau ihn zur beruhigen. Er schlug einfach die Hand fort, die sich versuchte auf seinen Unterarm zu legen.
Jetzt fiel mir auch erst so richtig auf wie angespannt Taehyungs Mutter sich die ganze Zeit über verhielt. Hatte sie wirklich etwas gegen die Homosexualität ihres Sohnes oder ging das meiste doch eher nur von dem Vater aus?
Zeit blieb mir aber nicht darüber nachzudenken - denn die Situation drohte im nächsten Moment zu eskalieren.
"Wenn ich dich ansehe, dann schäme ich mich. Ich schäme mich das ich einen Sohn großgezogen habe, der nur an seinem eigenen, selbstsüchtigen Vergnügen interessiert ist. Du verschwendest keinen Gedanken an deine Eltern, die dein ekelhafte Neigung Familie und Freunde erklären muss! Weißt du wie erniedrigend das ist?!"
Ich zuckte erschrocken zusammen, als plötzlich etwas auf den Boden fiel und laut zersprang. "Ich schäme mich für dich. Ich schäme mich das ich dein Vater bin!" schrie der Vater und stützte sich nun am Tisch ab, von dem er ruckartig aufgestanden war. Taehyungs Mutter presste sich entsetzt eine Hand auf den Mund. Ich war auch für einen Moment in anbetracht dieser entsetzlich harten Worten, wie gelähmt.
Wie konnte er... wie konnte er so herzlos sein?!
"Es tut mir leid, das ich so eine Enttäuschung für dich bin Vater." im Gegensatz zu der Stimme seines Vaters, klang Taehyung krampfhaft kontrolliert. Er erhob sich auch von seinem Platz und stand seinem Vater zwischen dem Tisch gegenüber. Der Blickduell den sie sich gerade lieferten wirkte beängstigend.
"Ich werde mich aber nicht ändern können und das solltest du endlich einsehen. Eigentlich hab ich euch eingeladen weil-... weil ich euch vermisst habe aber so wie es aussieht, ging es nur mir so..." die Bitterkeit in seiner Stimme tat mir im Herzen weh. Selbst darauf erwiderte der Vater nichts herzliches. Der Keil zwischen Vater und Sohn schien einfach zu groß sein.
"Ich werde mir das hier nicht länger mit ansehen. Ich dachte du wärst endlich zur Vernunft gekommen." sprach der Vater gefährlich leise und wandte sich mit geballten Fäusten von Taehyung ab. "Komm wir gehen." sagte er zu seiner Frau, welche jedoch anstalten machte aufzustehen.
"Joohyuk.. lass uns doch.. bitte.. in Ruhe nochmal mit Taehyung reden..." bat sie leise und sah ihren Ehemann flehend an.
"Nein. Da gibt es nichts mehr zu reden! Wir werden gehen."
Taehyung senkte das Gesicht und als ich ihn von der Seite ansah, erkannte ich die stummen Tränen seine Wange hinab gleiten und da platze mir endgültig der kragen.
Nun erhob auch ich mich von meinem Platz, was mir überraschende Blicke einhandelte. Mein Kiefer spannte sich an. unbändige Wut loderte in meinen dunklen Augen auf. "Wissen Sie eigentlich was Taehyung alles hier alleine durchstehen musste?! Nein? Dann sag ich es ihnen!" zischte ich und ignorierte jegliche Höflichkeitsformen. Dieser Mann verdiente meinen Respekt nicht und auch der völlig entrüstete Ausdruck in seinen Augen hinderte mich nicht daran, ihm die schonungslose Meinung entgegen zu schmettern.
"Jungkook Nein! ... erzähl es bitte nicht!" Taehyung schüttelte energisch den Kopf. Mit beiden Händen umklammerte er meinen Oberarm und zog mich etwas zurück, merkte sofort das er dabei heftig zu zittern begann. Ich legte einfach nur meine Hand sanft auf seine und schenkte ihm ein aufmunterndes Lächeln, bevor ich wieder zu seinen Eltern sah und mein freundliches Lächeln augenblicklich erstarb. "Sorry Babe... aber deine Eltern sollten mal langsam aus ihrer alles-heile-Welt aufwache."
Taehyung biss sich auf die Lippe, schüttelte nur resigniert den Kopf und sagte nichts mehr. Er hielt mich einfach nur weiterhin fest, woraufhin ich den Druck auf seine Hände verstärkte.
"Ihr Sohn war hier vollkommen auf sich alleine gestellt. Von heut auf Morgen, ohne jemanden an seiner Seite zu haben der ihm etwas vertrauen und Zuversicht gab. Natürlich geriet er dadurch leicht in die falschen Hände, hat sich von netten Worten geschmeichelt und geliebt gefühlt. Etwas was ihm zuhause gefehlt hat. Doch der Typ, in wessen Hände er geriet, hatte Taehyung geschlagen, erniedrigt und bedrängt. Ihr Sohn hat daraufhin eine panische Angst entwickelt, die durch seine Einsamkeit verstärkt wurde. Er konnte keinen fremden Menschen in die Augen schauen, hat gestottert und ging beinahe jeden sozialen Kontakt aus dem Weg! Doch denken sie damit war es getan? Wäre ich nicht zur richtigen Zeit am richtigen Ort gewesen, wäre Taehyung vergewaltigt worden und sie hätten ihren Sohn psychisch gebrochen im Krankenhaus besuchen können. Wo waren sie die ganze Zeit als Eltern? Was haben sie dafür getan, das sowas nicht passieren kann?! Sie sind diejenigen die sich schämen sollten! Taehyung hatte Angst vor dem Treffen gehabt und doch wünschte er sich nichts sehnlicher als seine Eltern wieder zu sehen. Kaum sind sie hier, haben sie nichts besseres zu tun als ihrem einzigen Kind Vorwürfe zu machen. Mit wird schlecht bei solch einem Verhalten. Taehyung ist derjenige der sich für solche Eltern schämen sollte und doch hat er sich mühe gegeben... für was? Nur um erneut abgewiesen zu werden? Ihre Einstellung ist einfach nur primitiv und veraltet, aber wir sind hier nicht mehr im 18. Jahrhundert, das sollten sie inzwischen gemerkt haben!!"
Ich rang tief nach Luft und die beängstigende Stille die dann herrschte hieß ich gerade mehr als willkommen. Sie sollten meine Worte ruhig erst einmal sacken lassen und verinnerlichen.
Während Taehyungs Mutter, mit jedem Wort das ich gesprochen hatte, stetig an Farbe verlor, war die Miene des Vaters undurchdringbar. Es schien ihm einfach unmöglich zu sein, über seinen Schatten zu springen und das trotz der schrecklichen Dingen die seinem Sohn widerfahren waren. Ich war entsetzt. sprachlos. Ich konnte es einfach nicht fassen.
"Ist das-... ist das wahr Taehyung?" die Stimme seiner Mutter erhob sich zittrig und gebrochen. Ihr standen die Tränen in den Augen. Taehyung schluckte trocken, seine Mutter weinen zu sehen setzte ihm unheimlich zu, doch jetzt wo alles raus war, erschien ihm unsinnig es noch weiter zu leugnen. Daher nickte er nur schwach und das aufschluchzen, was die Stille daraufhin zeriss, war die erste wirklich "herzliche" Reaktion seiner Eltern.
Taehyungs Mutter stürzte sich von seinem Platz und stürmte zu ihrem Sohn um ihn an ihren zierlichen Körper zudrücken. Wie einem kleinem Kind strich sie ihm über den Kopf und weinte bitterliche Tränen.
"Oh Gott. Es tut mir so leid Taehyung... es tut mir so unendlich leid! Bitte vergib mir...!!" Taehyung zögerte keine einzige Sekunde und schlang seine Arme um den Körper seiner Mutter, schmiegte sein Gesicht an ihren Haaren und inhalierte den vertrauten Geruch ein, der ihm bereits so lange schmerzlich gefehlt hatte. "Mom..." brachte er nur wimmernd heraus und nun brach auch bei ihm der Damm und die Tränen flossen ihm unaufhörlich übers Gesicht.
Ich lächelte bei diesem verdammt rühenden Anblick, ignorierte dabei Taehyungs Vater komplett, der nach wie vor unverändert an Ort und Stelle stand und verbissen in die Leere starrte.
Nach einer kleinen gefühlten Ewigkeit, richtete sich Taehyungs Mutter auf, wischte sich die dicken Tränen von den Wangen, mühte sich um Fassung und Haltung. Sie tastete zittrig nach Taehyungs Händen, "Verzeih mir. Ich hätte dich schon viel eher um Verzeihung bitten sollen." stammelte sie gequält und hielt ihn fest, rang sich ein Lächeln ab, was Taehyung sofort erwiderte und mehr als erleichtert und glücklich auf ihre vereinten Händen herab sah. "Ich verzeih dir Mom." daraufhin fielen sich Mutter und Sohn wieder stürmisch in die Arme und hielten sich lange einfach nur fest.
"Jihyun was soll das? Du willst mir nicht sagen das du seine Neigung akzeptierst-?"
Kaum erhob ihr Ehemann das Wort, drehte sich Taehyungs Mutter um und versprüht giftige Funken in seine Richtung, was selbst den knallharten Vater schockte und zurückweichen ließ.
"Du wirst mich nicht länger von meinem Sohn fernhalten! Ja ich akzeptiere ihn so wie er ist. Ich hätte es schon viel eher tun sollen! Verdammt Joohyuk, du merkst gar nicht mehr was aus dir geworden ist. Ist dir bewusst was unserem eigenen Fleisch und Blut beinahe angetan wurde?! Nein und nochmals nein. Ich werde das nicht mehr zulassen. Ich will meinen Sohn zurück und dabei ist es mir egal ob er sich in der Zukunft an der Seite einer Frau oder Mann sieht!"
Es schien so als hätte Taehyungs Mutter das erste Mal die Stimme gegenüber ihren Ehemann erhob. Fassungslos starrte er sie an. An ihrem felsenfest Entschluss gab es nichts mehr zu rütteln und das musste auch er nun einsehen.
Gepeinigt, wie ein heimatloser Hund wich er immer weiter zurück, nun war er derjenige der sich extrem in die enge getrieben fühlte. "J-jihyun...w-was bedeutet das..."
"Das was ich schon lange zuvor hätte tun sollen. Ich lasse mich scheiden!"
Taehyung und ich zogen scharf die Luft ein. "Mom... nicht, du weißt gar nicht was du sagst..."
"Doch Taehyung, ich weiß es ganz genau. Zwischen mir und deinem Vater läuft es schon sehr lange nicht mehr gut. Seit er dich aus dem Haus vetrieben hatte, war etwas entgüldig zerstört worden. Doch ich glaubte, das ich eine gute Ehefrau sein sollte und hab zu sehr auf unser Umfeld geachtet als auf das wirklich wichtige. Und das warst nämlich du. Ich bereue meine Entscheidung, dich gehen gelassen zu haben und wenn ich könnte, hätte ich alles ganz anders gemacht. "
Diese Wendung hatte selbst ich nicht kommen sehen aber ich freute mich für Taehyung. Zumindestens seine Mutter hielt zu ihm, auch wenn das nun die Scheidung seiner Eltern bedeutete.
"Das kannst du unmöglich ernst meinen!! Du lässt dich von mir scheiden?! Weißt du was du da überhaupt sagst? I-ich glaub du bist nicht ganz bei Verstand!" herrschte der Vater seine Ehefrau an und nach dem anfänglichen Schock, fand er zu seinem gewohnten einfältigen Verhalten zurück.
Er wollte auf seine Frau stürmen und sie vermutlich rigoros mit sich ziehen aber das wusste ich noch vorher zu verhindern. Ich stellte mich Taehyungs Vater ohne mit der Wimper zu zucken und ohne jegliche Furcht entgegen. Er war zwar älter, doch ich war eindeutig in besserer Form und sollte er es wirklich drauf anlegen, würde ich Taehyung und seine Mutter mit meinen Händen verteidigen.
"Sie sollten jetzt gehen. Ich denke es wurde alles gesagt. Oder haben Sie Ihrem Sohn noch etwas zu sagen?"
Taehyungs Vater bemühte sich krampfhaft um Fassung und obwohl sein gesamter Körper vor Wut zitterte, erhob er mir gegenüber nicht die Hand. Ohne noch etwas zu sagen drehte er sich um und verließ die Wohnung. Die Tür fiel laut ins Schloss und dann war er entgüldig fort.
Die Stille um uns herum fühlte sich zwar seltsam an aber auch irgendwie... befreiend.
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2/3
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