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Die letzten Tage waren die reinste Katastrophe. Wir hatten täglich mehrmals Sex. Vor der Schule, nach der Schule, früh morgens, spät abends. Manchmal musste ich ihn wirklich mitternachts wecken, weil ich ihn so dringend gebraucht habe. Ganz ehrlich? Mir graust es bereits vor der nächsten Heat, denn diese war sehr anstrengend, obwohl ich sogar noch die Tabletten nehmen konnte.

Hoffentlich ist es nur so, weil es das erste Mal war. Vielleicht werden die nächsten Male nicht ganz so extrem?

Eines muss ich aber wirklich sagen. Ohne Tae hätte ich das niemals geschafft. Er war immer für mich da und selbst, wenn er zu müde war oder keine Lust hatte, gab er mir zumindest einen Blowjob.

Ich möchte ehrlich gesagt, nicht nochmal solch eine Woche erleben ganz nach dem Motto: "Wenn Sie nicht gestorben sind, dann vögeln sie noch heute".

Gerade dämmert es, die Nacht bricht ein und setzt den Wald in ein dunkles Erschrecken - zumindest für die Menschen. Für uns Wölfe beginnt der Tag erst richtig, weshalb ich nach der vergangen Woche die Chance sofort genutzt habe, endlich wieder allein einen Rundgang in den Wäldern zu drehen. Ja, es ist auch für eine kurze Zeit schön, von meinem Mate getrennt zu sein. Tae und ich hatten jetzt erstmal genug Zweisamkeit. 

Frei und sorglos springe ich mit meinen Pfoten über den feuchten Waldboden - es hat in letztes Zeit viel geregnet - nehme fremde Geräusche kaum bis überhaupt nicht wahr. Ich koste den Moment in vollen Zügen aus, bis vor mir ein altbekanntes Mädchen auftaucht. 

Ruckartig lege ich die Bremse ein und halte dicht vor inne, ehe ich sicherheitshalber fünf Schritte zurück stolpere und mich zurück verwandle. "Was willst du hier?!", knurre ich mutig die schwarzhaarige Frau an. "Was willst du von mir?!"

"Komm runter, Omega. Ich hab dich gesucht, um mit dir zu reden.". spricht sie ruhig und mustert mich seltsamerweise freundlich. 

"Reden?! Bestimmt kommst du wieder mit einer deiner dummen Aussagen!" Ich spiele auf den Satz an "Ich bin deine große Schwester, Jungkook". Bis heute, weiß ich nicht, wie ich damit umgehen soll. Es wurde mir einfach so vor die Füße geschmissen, ohne dass ich mich darauf vorbereiten konnte.

"Darüber wollte ich mit dir reden. Es tut mir leid für diese Aussage. Sie war gelogen.", redet sie weiter, ihre Stimme plötzlich ungewöhnlich tief. "Gelogen? Was willst du mir damit sagen?! Was meinst du genau damit?!", rufe ich außer mir. Was bildet die sich eigentlich ein?

"Ich bin nicht deine Schwester." Sie lacht kurz auf. "Wir sind nicht mal verwandt. Ich habe das gesagt, um dir näher zu kommen - um dir und Taehyung Antworten zu geben.", erklärt Jennie weiter und ich glaube, ich träume. 

Sie hat das nur ausgedacht, um näheren Kontakt zu mir aufzunehmen? Warum?

"Wieso?", spreche ich meinen Gedanken verwundert und verwirrt aus.

"Na, um euch über den Moon Wolf aufzuklären und um dich, kleiner Omega, zu deinen Eltern zu bringen. Sie warten auch schon sehnsüchtig auf dich." Jetzt bin ich endgültig raus.

Meine Eltern? Sprach sie gerade von meinen Eltern? Ich verstehe nichts mehr. "Meine Eltern? Du lügst schon wieder! Sie leben schon lange nicht mehr!", rufe ich hektisch und versuche mich selbst irgendwie zu beruhigen, doch Jennie schüttelt nur den Kopf. Und vergesse dabei, dass ich mir ihren Tod selbst eingetrichtert habe.

"Es ist die Wahrheit. Sie leben und  ich kann dich zu ihnen bringen." Ich drehe den Kopf weg und beiße mir stark auf die Unterlippe. Mein Kopf rattert, versucht die eben bekommenen Informationen zu verarbeiten, aber für mich klang das mehr nach einer komplexen Matheformel. 

"Eure Ketten", beginnt sie plötzlich, wie automatisch fasse ich sie an und mustere sie stolz. "Taehyung besitzt eine Ähnliche, oder?" Ich nicke und hebe langsam den Blick zu ihr hoch.
"Eure Seelenverwandtschaft ist so viel mehr als nur Schicksal. Ihr wurdet auserwählt, von der ersten Sekunde, als ihr gezeugt wurdet und diese Ketten-" Sie macht kurz eine Pause, um ihre Worte besser verarbeiten können. "-ist der Schlüssel zum Frieden."

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Das waren Jennies letzte Worte, ehe sie einfach verschwunden ist und mich mit einem noch größeres Fragezeichen stehen gelassen hat.

An diesem Tag habe ich angefangen, ihr zu glauben, aber stark zu hinterfragen. 

Denn ich wollte Antworten. Ich wollte meine Eltern endlich kennenlernen. Aber Jennie und die drei Mädchen haben sich seitdem nicht mehr blicken lassen.

Nein, sie haben mir ein Buch dagelassen, das ich nun lesen werde, um endlich die endgültige Wahrheit zu erfahren und das mit Tae zusammen. 

Und vielleicht bringt mich dieses Buch ja zu meiner Familie.

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