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Es schockiert mich zugegeben sehr, dass der Alpha vor mir mein Mate sein soll.

Mate...

Mate.

Mate!

Je öfters ich es wiederhole umso suspekter hört es sich an, doch zugleich ist es ein unbeschreiblich schönes Gefühl. Aber was das nun genau zu bedeuten hat, weiß ich nicht. Nie wurde ich über diese Matesachen aufgeklärt - von wem auch?

Bedeutet das nun, dass Tae mein neues Zuhause ist?

"Kookie, komm schnell her! Tae ist gerade abgelenkt", ruft Jimin plötzlich von der Seite und winkt mich her. Verwirrt gucke ich zu Tae rüber, der tatsächlich Namjoon und Jin gegenüber steht und sie mit einem Todesblick durchlöchert.

Seit wann ist er nicht mehr über mir und beschützt mich...?

Ich drehe meinen Kopf wieder zu Jimin, der mich immernoch mit den Händen herwedelt und in diesem Augenblick als ich zu ihm springen wollte, huscht in einer unglaublich hohen Geschwindigkeit Taehyung an mir vorbei.

Zu Beginn erkenne ich nur sein schwarzes langes Fell, welches durch den Wind umherweht. Ein ebenso starker Windzug, der von dem Alpha ausgeht, bringt mich zum Stolpern.

Seine Geschwindigkeit ist immens. So bekommen wir alle erst zu spät mit, wie er mit seiner Pfote ausholt und die scharfen Krallen über Jimins Oberkörper gleiten lässt.

Frühestens der schrille, schmerzverzerrte Schrei des Betas reißt mich und vermutlich die anderen in die Realität zurück.

Blut spritzt aus den langen tiefen Kratzern, die quer über seinen Oberkörper gehen. Das Oberteil verfärbt sich innerhalb in Sekunden in ein dunkles rot. Hyungs Gesicht ist schmerzverzerrt, hat die Augen erschrocken aufgerissen und ist in der Bewegung verharrt. Doch plötzlich klappt er einfach auf den Boden und regt sich keinen Millimeter.

"Jimin!", brüllt Hoseok laut und rennt zu dem Verletzten, Yoongi hinterher.

Taehyung knurrt aggressiv - keine Spur von Schrecken oder Einsicht.
Nichts.
Rein gar nichts.

Im Gegenteil, Taehyung flescht erneut die Zähne und möchte seinen besten Freund wohl beißen, doch dieses Mal lasse ich es nicht soweit kommen. Tae hat keine Ahnung, was er gerade tut.

Morgen wird er seinen besten Freund verwundet im Bett vorfinden und sich vor Schuldgefühle nicht mehr retten können.

Ohrenbetäubend heule ich auf, verhindere so, dass mein Mate seinen besten Freund noch mehr verletzt, denn augenblicklich hält er inne. Erleichterung breitet sich in mir aus und als ich dazu noch winsel, so ihn zu mir rufe, lässt er tatsächlich von Jimin ab.

Ich springe auf Tae zu, der ebenfalls mir entgegen kommt, dabei scheint er sich absolut nicht für seinen Freund zu interessieren, der bewusstlos auf dem Boden liegt.

Verletzt.

Blutend.

Im Hintergrund bekomme ich mit, wie die Jungs sich um Jimin kümmern, doch meine Aufmerksamkeit liegt auf etwas ganz anderes. Taehyung.

Trotz seiner Größe wirkt er so grasziös. Gemeidig bewegt er seinen prächtigen Körper, bis er vor mir zum Stehen kommt. Dieses Mal ist keine Spur von Aggressivität oder Mordlust zu erkennen. Nein, er sieht mich an, als wenn ich sein größtes Geschenk wäre, seine Trophäe - sein Mate.

Langsam senkt er seinen Kopf zu mir runter und stupst mich sanft an der Seite an. Überrascht quietsche ich auf und gucke grimmig zu ihm hoch.

Er soll das lassen!

Wäre er in seiner Menschenform würde er jetzt auf jeden Fall grinsen, dieser Idiot.

Tae liegt sich auf den Boden und sofort lege ich mich zu ihm, kuschel mich eng an ihn. Seine Nähe tut mit unheimlich gut, seine Anwesenheit gibt mir das Gefühl von Sicherheit, Verbundenheit.

Ich habe meine zweite Hälfte endlich gefunden.

"Wir haben unsere zweite Hälfte endlich gefunden."

Zufrieden brumme ich, schmiege mich nur noch näher an den warmen Körper. Bis zum Sonnenaufgang ist es zum Glück nicht mehr lange, dann haben wir für vier Wochen wieder Ruhe.

Wie wird Tae morgen auf mich reagieren? Ob er dann immernoch unsere Mateverbindung spürt? Oder ist sie nur durch den Vollmond so stark?

Ich hoffe nur, dass es Jimin Hyung gut geht und Tae ihn nicht zu sehr erwischt hat. Besorgt hebe ich den Kopf an und gucke zu der Gruppe von Menschen, die noch immer um Jimin herumstehen.

Ich erkenne, dass sie sein bereits zerrissenes Oberteil vollständig aufgerissen haben und es fest auf die tiefen Kratzer drücken, sodass das Blut nicht noch mehr herausfließen kann.

Zum Glück haben wir Wölfe ein Heilungsprozess, wobei es bei Alphas am schnellsten geht. Betas brauchen noch etwas mehr Erholungszeit, sind aber in spätestens zwei Tagen wieder voll auf beiden Beinen. Und bei Omegas? Die Selbstheilung ist so schwach und gering, dass sie eigentlich unbrauchbar ist.

Plötzlich dreht sich Yoongi zu uns, eindringlich mustert er uns beide. Ein schlechtes Gewissen breitet sich in mir aus, denn eigentlich sollte ich Abstand von Taehyung nehmen, dabei bin genau ich der Grund, wieso er nun ruhig neben mir döst.

Yoongi seufzt, dreht sich wieder zu den anderen und flüstert den anderen etwas unverständliches. Und nun gucken mich alle vier an, was diesmal dann doch zu viel für mich ist.

Schnell vergrabe ich den Kopf in Taes pechschwarzes Fell.

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