04
"Komm schon, Miyeon. Gib es einfach zu", nervte sie mich pausenlos, "Du stehst auf ihn." Wieder mal streitete ich es ab, "Aish, Hara. Wie oft noch? Ich kenne ihn seit einem Tag und er machte mich nervös nicht gerade", ich stockte. Ich hatte keine Ahnung wie sich Verliebtsein anfühlen sollte.
Abwartend gaffte mich meine angeblich beste Freundin mit hochgezogener Augenbraue an. "Du weißt schon", beendete ich schließlich und streifte den Träger des Kleides über meine Schulter.
"Anstatt so einen Schwachsinn zu reden, solltest du mir lieber mit diesem bescheuerten Kleid helfen." Ächzend raffte sie sich auf, um mich bei dieser Entscheidung zu unterstützen.
Mein Vater hatte anscheinend seinen ersten potenziellen Geschäftspartner gefunden. Es stand ein Abendessen mit ihm an, um das ich selbstverständlich nicht herumkam.
"Gott hat wirklich seine Lieblinge", nuschelte sie, während sie eine Schleife band, weshalb ich die Augen verdrehte. Sicher hatte er das, doch ich zählte hundertprozentig nicht dazu, ansonsten wäre ich nämlich nicht in diese Familie geboren.
Als ich den Essenssaal betrat, saßen bereits alle. "Guten Abend", verbeugte ich mich lächelnd, was erstaunlich freundlich erwidert wurde. "Die Verspätung tut mir leid. Es gab Probleme mit dem Kleid", entschuldigte ich mich und ließ mich zwischen Appa und dem freien Platz nieder. "Damit bist du immerhin nicht die einzige", seufzte die Dame mir gegenüber und schaute sich um. Verwirrt zog ich die Brauen zusammen. Wer fehlte denn noch?
"Verzeihung. Das Schiff ist groß, man verläuft sich schnell", tauchte Park Jimin plötzlich bei uns auf, setzte sich auf den einzig unbesetzten Stuhl. Na super.
Wir wurden einander vorgestellt, doch er hielt es wohl für angemessen allen mitzuteilen, dass wir einander bereits kannten. "Ach wirklich?", ging meine geliebte Stiefmutter natürlich direkt darauf ein, "Davon hast du uns gar nichts erzählt." Ich zuckte nur mit den Schultern und vergrub mein Gesicht förmlich im Weinglas.
Das einzige positive an der Sache war, dass ich nun wusste, woher ich seinen Namen kannte. Mein Vater plante schon lange einen Deal mit Herrn Park. Irgendwann musste die Bezeichnung seines Sohnes wohl mal gefallen sein.
Der Abend wurde später und der Saal leerte sich langsam. Mittlerweile handelten die Gespräche an unserem Tisch nur noch von belanglosen Themen, die mich langweilte. In der Hoffnung etwas spannenderes, als den Marktanstieg von irgendwelchen Ölgewerben zu finden ließ ich meinen Blick durch den Raum schweifen, was meinem Sitznachbarn nicht entging. "Ziemlich öde, huh?" Ein paar Mal blinzelte ich ihn beirrt an.
"Miyeon scheint müde zu sein. Ich werde sie auf ihr Zimmer begleiten", verkündete er, sprang auf beide Füße und schleifte mich mit sich mit.
Außerhalb der Sichtweite angekommen kam er schließlich zum Halt, fragte mich wozu ich Lust hätte. "Wie du bereits sagtest, ich bin müde", entgegnete ich und strebte den Aufzug an. Ruckartig setzte er sich in Bewegung, um mit in den viel zu kleinen Raum zu huschen. Ich stieß Luft aus, wendete mich ihm mit verschränkten Armen zu.
"Was willst du eigentlich von mir?" Als ob er darauf gewartete hätte, schoss er los, "Mehr Zeit mit dir, dich besser kennenlernen, aber jedes Mal, wenn ich auch nur in Sichtweite bin, ergreifst du buchstäblich die Flucht."
Vor Verblüffung schlackerten meine Ohren beinahe und ich spürte, wie mein Körper verkrampfte. Er wollte mehr Zeit mit mir? Mich besser kennenlernen? "Tschuldigung", war das einzige, was ich zusammenbrachte bevor ich den Kopf senkte. Es war die Wahrheit, doch ich wusste selbst nicht, was mit mir los war. Seine Gegenwart machte mich kurzerhand immer so nervös. Dem wollte ich aus dem Weg gehen. Nicht ihm.
"Ich bin nehme dir das nicht übel", platzierte er seine Hand auf meinem Oberarm, strich vorsichtig mit seinem Daumen über meine Haut. Ich spürte, wie die Hitze in meine Wangen stieg und ich dennoch den Kopf hob. Ein unaufdringliches Schmunzeln schmückte seine Lippen. "Lass uns das einfach ändern, ja?" Es war, als sähe er in mein tiefstes Inneres. Benommen nickte ich einfach nur, woraufhin seine Mundwinkel ein weiteres Stück in die Höhe zuckten.
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