two - wie ein Bruder

JULIET

Wir gingen ein paar Schritte, dann blieb Remus stehen.
,,Was ist nun mit morgen?", fragte er immernoch skeptisch.
,,Wir werden uns morgen auf der Party streiten. Und dann renne ich raus und du folgst mir..."
,,Und sie werden sich sicher nicht wundern, wenn wir uns die ganze Nacht streiten und verschwunden sind...", erwiderte er sarkastisch, offenbar nicht sehr überzeugt.
,,Hast du eine bessere Idee? Vielleicht wird ja deine Oma schon wieder krank?" Nun triefte auch meine Stimme vor Sarkasmus.
,,Jetzt sei nicht beleidigt!", meinte er beschwichtigend.
Ich drehte meinen Kopf weg.
,,Awww..., soll ich dich wieder in den Arm nehmen, so wie früher, wenn du traurig warst?", fragte er neckend.
Ich schluchzte gespielt auf und er umarmte mich und drückte mir einen brüderlichen Kuss auf den braunen Scheitel.
Ich genoss es, denn er war wie ein Bruder für mich.
Ich liebte ihn.
Er war meine Familie

Er drückte mich noch kurz an sich ,,So, und jetzt gehen wir zu Lily."

REMUS

Ich hatte sie so unendlich lieb, meine Juls.
Sie war schon immer wie eine Schwester für mich. Sie war immer da und stand mir zur Seite.
Mit ihr war es anders als mit den Jungs, sie waren immer... einfach die Jungs eben.
Juls war irgendwie ein Teil von mir.
Klar... Sirius, James und Peter waren auch ein Teil von mir, aber ein ganz anderer.

Ich drückte sie noch einmal fest an mich
,,So, und jetzt gehen wir zu Lily."

,,Remus, Juls! Schön euch zu sehen."
Erfreut blickte Lily Evans uns entgegen, als wir in ihr Abteil traten.
Hier saß sie mit Alice Prewett und Marlene McKinnon.
,,Schöne Ferien gehabt, Juls?", fragte Alice fröhlich.
,,Joa, ging so. War ein bisschen langweilig."
Ich wusste, dass ihre Ferien nicht nur langweilig sondern auch sehr einsam waren, denn ich war diese Sommerferien nicht in unserem gemeinsamen Wohnörtchen in der Nähe Londons, sondern mit meinen Eltern in Spanien, weshalb sie ziemlich lange allein war. Das Haus ihrer toten Eltern, in dem sie inzwischen allein wohnte, war direkt neben unserem.
Meine Eltern hatten ihr zwar ein mal angeboten, dass sie zu uns ziehen könnte, aber sie hatte dankend abgelehnt.
Wie sie mir später gestanden hatte, wollte sie meinen Eltern nicht zur Last fallen.

Seit sie mit etwa zehn Jahren schon praktisch allein hatte wohnen müssen, hatte sie sich eine feste Schutzhülle zugelegt, durch welche kaum jemand wirklich eindringen konnte.

Doch sie war auch glücklich so...
Das hatte sie mir mal in einem unserer ruhigen, zweisamen Momente erzählt.
Damals sagte sie: ,,Ich weiß, was mir passiert ist, ist schrecklich und ich sollte nicht so darüber reden, aber ohne den Tot meiner Familie, wäre ich heute ein anderer Mensch. Ich wäre nicht so frei und unabhängig, wie jetzt..." Diese weisen Worte kamen aus ihrem Mund, im zarten Alter von 13 Jahren, was mir den wahren Kern der Aussage verdeutlichte. Ihre Verluste hatten sie innerlich reifen lassen...
Und doch war sie niemals gerne allein.
Sonst war immer irgendjemand bei ihr...
So weit ich wusste, war sie in der dritten Woche der vergangenen Sommerferien ein paar Tage bei James, aber nicht lange, denn auch der war im Urlaub gewesen.

Seit dem Todesser-Überfall auf ihre Eltern vor gut sechs Jahren, war sie in den Ferien die meiste Zeit bei mir und meiner Familie, übernachtete aber immer nebenan.
Trotz ihres Verlustes steckte sie ihre Trauer immer weg und vergrub ihren Frust unter einer Ladung Herzlichkeit tief in ihrem Herzen.
Nur mir war es von Zeit zu Zeit möglich, in ihren hübschen Augen einen Funken Trauer zu erkennen.
Doch dann war er wieder verschwunden und das fröhliche Mädchen mit dem hübschen Gesicht, den langen dunkelbraunen Locken und dem attraktiven Körper schien wieder frei von jeglichen Sorgen.

,,Und bei dir Remus, wie war es in Spanien?" richtete Lily sich plötzlich an mich.
,,Ja, cool eigentlich. Wir waren surfen, oder wenigstens mein Dad war es, ich habe es nur versucht."
Juls kicherte. ,,Wie lange kannst du denn auf einem schwimmenden Brett stehen bleiben?"
,,Hey, traust du mir das etwa nicht zu?", fragte ich gespielt empört.
,,Nein!" antwortete sie wie erwartet.
,,Ich empfinde dies als eine Verletzung meines Stolzes!"
,,Du klingst wie James!" wir alle lachten los.
,,Apropos, Lily, stimmt was James sagt, und du hättest vorhin fast 'Ja' gesagt, als er dich nach einem Date gefragt hat?,, Lily lief leicht rot an und
Marlene kreischte. ,,Awwww! Endlich wird sie erwachsen...,,
Wir andern brachen erneut in Gelächter aus, nur Lily war es offenbar nicht recht, dass James das einfach weiter erzählt hatte.
,,Ach haltet doch eure frechen Klappen. Das war bloß kurz... kann ja sein, dass er gut aussieht, aber er besitzt leider kein Gehirn, weshalb er auch nicht begreifen will, dass es hoffnungslos ist...", meint sie grimmig, grinste dann aber auch.

JULIET

Remus und ich blieben den Rest der Fahrt im Abteil der Mädels.
Wir hatten uns still darauf geeinigt, den anderen Jungs wegen der Party unauffällig aus dem Weg zu gehen, so wie immer vor Vollmond.
,,Wir sind gleich da!", warf Lily irgendwann ins Gespräch.
Und tatsächlich, nach knapp zehn Minuten trafen wir in Hogsmeade ein.
,,Juls, Remus kommt ihr bitte mit zu uns in die Kutsche?", bettelte die quirlige Alice.
,,Klar, wir kommen gerne mit... Teddy?" Ich sah ihn fragend an.
,,Ja, klar, warum auch nicht, die Jungs werden sicher auch ohne uns den Weg finden."
Ich kicherte ,,Ich wäre mir da nicht so sicher, hoffentlich verlaufen sie sich nicht."
,,Mach dir da mal keine Sorgen, und zur Not, können sie ja jemanden nach dem Weg fragen."
,,Stimmt, aber ich finde wir sollten trotzdem mal ein Wörtchen mit Dumbledore reden. Vielleicht könnte man ja Wegweiser in Hogsmeade aufstellen?" Daraufhin lachte er und gab mir einen freundlichen Klaps auf den Kopf. ,,Wie redest du denn über deine Freunde?"
,,Oh stimmt!" Ich schlug mir mit der flachen Hand gegen die Stirn ,,Sie sind ja meine Freunde."
,,Ich hoffe mich vergisst du nicht so schnell!,,
Ich lächlte hinterhältig und setzte dann einen unschuldigen Gesichtsausdruck auf.
,,Sorry, kennen wir uns?", fragte ich dann gespielt verwirrt.
,,Hey!", rief er empört.
Ich rannte voraus zu den Kutschen und er jagte mir hinterher.

So lief das bei uns beiden.
Es hieß immer 'was sich liebt, das neckt sich'. So ähnlich war das bei mir und Remus. Bloß, dass wir eben kein Paar waren, sondern nur beste Freunde!

Bei den Kutschen angekommen, begrüßte ich mit zwiespaltigen Gefühlen die Thestrale.
Einerseits liebte ich diese Geschöpfe, da sie äußerst interessant waren, andererseits erinnerten sie mich an jenen Tag vor sechs Jahren.
Seit diesem Tag konnte ich sie sehen.
Ich hatte noch genau vor Augen, wie an meinem 10. Geburtstag, der wie immer auf Silvester fiel, überall das Feuerwerk über den Himmel sprühte. Doch dann kamen die Todesser und hatten mein Leben zerstört.

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