twenty one - nicht das, wonach es aussieht
SIRIUS
Der Regen rann über mein Gesicht und meinen vor Kälte starren Körper hinab.
Die Tropfen vermischten sich mit dem Blut, das noch immer aus den schmerzenden Wunden quoll...
Und ja, vielleicht traten auch vereinzelt Tränen in das eisige Gemisch aus Schmerz und Kälte.
Seit zehn Minuten stand ich nun schon hier und starrte auf die beiden Häuser vor mir.
Wobei... Seit längerem eigentlich nur noch auf das eine.
Durch die Fenster, die von innen hell erleuchtet wurden, beobachtete ich Juliet, wie sie durch die dahinter liegenden Zimmer wirbelte und scheinbar die Überbleibsel des Weihnachtsessens aufräumte.
Zu Anfang, als ich in dem kleinen Vorort Londons angekommen war, in dem Juliet und Remus lebten, hatte ich nur entscheiden wollen, ob ich an Remus' oder am Juliets Tür klopfen sollte, oder ob sie gar zusammen Heiligabend feierten. Doch als ich die dunklehaarige Gryffindor dann so in ihr Tun vertieft beobachtete, war plötzlich all die Zeit vergessen und meine Augen folgten nur noch dem schönen Mädchen, das sich mit einer ergreifenden Beschwingtheit durch die hell erleuchteten Räume ihres Hauses bewegte.
Wie hatte ich nur all die Jahre, die ich sie nun schon kannte, nicht merken können, wie schön Juliet Parker eigentlich war?
Meine Gedanken wanderten zurück zu jenem Gespräch im Hogwartsexpress, dass ich vor einigen Tagen mit Juliet geführt hatte.
Es war verwirrend gewesen und doch hatte ich mich in diesem Moment so glücklich und vollkommen gefühlt, wie nur selten.
Ich wusste nicht wirklich, was wir nun nach diesem Gespräch tun würden... was wir sein würden.
Juliet hatte gesagt, dass sie Gefühle für mich hatte, richtig? Und ich auch... Was bedeutete das?
Nichts eigentlich...
Wir empfanden etwas für den jeweils anderen, aber das war kein Schritt in eine bestimmte Richtung...
Was sollte sich schon ändern?
Würde ich überhaupt wollen, dass sich etwas änderte?
Noch immer in Gedanken versunken schritt ich schließlich tatsächlich auf das kleine Haus zu, dessen Inneres ich bis eben noch gebannt beobachtet hatte.
Doch als ich ich schließlich vor der dunkel gestrichenen Tür stehen blieb, packte mich plötzlich der Zweifel.
Wollte ich dort wirklich hinein? Wollte ich all die schwierigen Gespräche mit Juliet jetzt schon führen?
Ich könnte einfach eine Tür weiter gehen. Es mir leicht machen und einfach zu Remus flüchten.
Aber dort würden auch seine Eltern sein...
Auch sie würden Fragen stellen und vor allem... würde ich sie dort vermutlich nur behindern.
Würde ihnen nur zur Last fallen...
Also doch lieber zu Juliet...
Ich wusste nicht viel über ihr Leben außerhalb von Hogwarts. Ihre Eltern waren tot, weshalb die Lupins sie mehr oder weniger komplett aufgenommen hatten und doch lebte sie allein in diesem Haus, oder?
Juliet hatte immer deutlich gemacht, dass die nicht über ihre familiäre Lage reden wollte und deshalb wusste ich folglich nicht mehr über ihre Lebensverhältnisse.
Unsicher hob ich schließlich die Hand und klopfte dann mit all der Kraft, die ich trotz der Kälte und der Schmerzen noch aufbringen konnte, gegen Juliets Tür.
Sekunden vergingen... bis ich schließlich vorsichtige Schritte hinter der Tür hörte, sie sich langsam öffnete und zwei dunkelbraune Augen mich überrascht ansahen...
...
JULIET
Ich wusste nicht was es war, das mir als erstes durch den Kopf schoss, als ich die Tür unseres kleinen Hauses öffnete und vor mir im Regen das das bleiche und gleichzeitig blutüberströhmte Gesicht Sirius Blacks vor mir sah.
Sekunden lang starrte ich ihn einfach nur an. Sah zu, wie der unermüdliche Regen ihn noch weiter durchnässte.
Er stand leicht geknickt da, als ob er eines seiner Beine nicht richtig belasten könnte und ich sah, wie sein gesamter Körper immer wieder unter dem heftigen Regen und der beißenden Kälte erzitterte.
Sirius war der letzte, den ich an diesem Heiligabend vor meiner Tür erwartet hatte.
Schließlich war der gesamte Abend schon so seltsam normal verlaufen.
Und doch war es so anders als die Jahre zuvor... die Jahre, die ich ohne meinen Bruder verbracht hatte.
Normalerweise feierte ich Heiligabend und auch Weihnachten insgesamt immer mit den Lupins.
An Heiligabend aßen wir gemeinsam und dann blieb ich auch noch über Nacht bei meinem besten Freund.
Auch dieses Jahr hatten wir gemeinsam gegessen. Mit dem kleinen Unterschied, dass dieses Mal auch Theo dabei gewesen war, wir statt bei den Lupins bei uns gegessen hatten und nach dem Essen schließlich zu dritt in unserem kleinen Haus verblieben waren, um noch gemeinsam mit Remus am Kamin im Wohnzimmer zu sitzen und die schöne Zeit zu genießen.
Mein bester Freund hatte sich schließlich vor knapp einer Stunde verabschiedet und war zu seinen Eltern in sein eigenes Haus zurück gekehrt.
Gemeinsam mit Theo hatte ich mich den ganzen Tag über in der Küche versucht, was katastrophal schief gegangen war.
Kochen schien eines der wenigen Dinge zu sein, die mein Bruder nicht von Natur aus meisterhaft beherrschte.
Irgendwann hatten wir aufgegeben und Hope um Hilfe gebeten, die, wie der Engel der sie war, sofort ein Festmahl gezaubert hatte, sodass wir alle schließlich doch dem schwarz verkohlten Gericht entgehen konnten, dass ürsprünglich als 'Weihnachtsbraten' gedacht war.
Alles in allem war es doch der schönste Weihnachtsabend seit Jahren gewesen...
Wer hätte also ahnen können, dass der Abend noch so eine überraschende Wendung nehmen würde?
Vor mir räusperte sich Sirius und riss mich aus meiner Schockstarre, sodass mir leider klar wurde, dass ich bereits seit einigen Minuten gedankenverloren ins Leere starrte.
,,Hey...", murmelte Sirius unschlüssig. ,,Ich weiß, das kommt jetzt vielleicht etwas überraschend, aber... kann ich über Nacht hier bleiben?"
Er sah mich unsicher an, während ich immer noch kein Wort über die Lippen brachte.
,,Tut mir leid... ich..."
,,Oh, bei Merlins Bart! Sirius! Was ist passiert?", sprudelte es schließlich doch aus mir heraus, bevor er weiter vor sich hin stammeln konnte. ,,Oder nein, komm erstmal rein! Geht es dir gut? Du bist voller Blut!"
Sirius' Mundwinkel zuckten bei meinen Worten. ,,Ging mir schon besser..."
Völlig von der Situation überfordert, zog ich ihn mit ins Haus.
Theo war vor einer Weile duschen gegangen, sodass wir ihm wohl glücklicherweise nicht zufällig über den Weg laufen würden, den vermutlich würde Sirius nicht besonders erfreut reagieren, wenn er Jackson in meinem Haus fand.
Ich verfrachtete Sirius auf ein Sofa und verschwand dann eilig in der Küche, um irgendwas für seine Wunden zu finden. Schließlich kehrte ich mit einigen feuchten Tüchern und einem behelfsmäßigen Verband zurück.
Sirius lag auf dem Sofa, die Augen nur noch halb geöffnet. Ich kniete mich neben ihn und berührte vorsichtig seine Schulter. ,,Sirius...? Sirius, wir müssen irgendwas mit diesen Wunden machen. Ich kenn mich da nicht aus, aber wenn sie weiter so bluten... Vielleicht solltest du ins St. Mungos..."
Der dunklehaarige schüttelte den Kopf. ,,Unsinn. Es geht schon, ist gar nicht schlimm, ehrlich."
Ungläubig zog ich eine Braue hoch, dann nahm ich eines der Tücher und begann vorsichtig das Blut aus seinem Gesicht zu tupfen, was Sirius zischend die Luft einziehen ließ. ,,Lass das! Das tut weh, verdammt!"
Ich verdrehte die Augen. ,,Halt einfach still."
Ich fuhr fort sein schmerzverzerrtes Gesicht zu säubern.
Ein seltsames Schweigen füllte den Raum und erst nach einigen Minuten bemerkte ich, dass Sirius mich mit seinen sturmgrauen Augen still beobachtete.
Es war ein seltsames Gefühl, seinen Blick so auf mir zu spüren und eilig wandte ich mich ab, um ihm zu entgehen und ein neues sauberes Tuch zu nehmen.
,,Hast du... hast du noch andere Wunden?", fragte ich schließlich zögernd.
Ein zweideutiges Grinsen stahl sich trotz seiner Schmerzen auf Sirius' Gesicht. ,,Ja... aber dafür müsste ich mich ausziehen..."
Erneut verdrehte ich die Augen. ,,Ja. Ja, ich fürchte das ist unausweichlich."
Vorsichtig setzte sich der Junge vor ihr auf und knöpfte langsam sein, wie mir jetzt auffiel, blutbeflecktes Hemd auf.
Als schließlich sein nackter Oberkörper zum Vorschein kam, zog ich überrascht die Luft ein.
Sirius' Brust war mit Rissen und Wunden übersät.
,,Sirius, was in Merlins Namen ist mit dir passiert?"
,,Du kennst doch meine Mutter! Meine Eltern wollten mich mit irgendeiner Todesser-Tochter verheiraten... Und das wollte wiederum ich nicht! Wir waren bei den Lestranges, wie jedes Jahr zu Weihnachten." Er verdrehte die Augen. ,,Als wir wieder 'zuhause' waren, musste ich dann natürlich dafür bezahlen... Meine Mutter war unglaublich wütend, ich glaube dieses Mal... hätte sie nichts stoppen können, sie hat eine Grenze überschritten."
Er seufzte und legte den Kopf auf die Lehne des Sofas, während ich vorsichtig begann, auch die Wunden auf seinem Oberkörper zu reinigen.
,,Wieso bist du jetzt hier?", fragte ich schließlich beinahe flüsternd.
Sirius' Blick wanderte in die Ferne. ,,Mein Bruder... Regulus, er hat mir geholfen. Er hat sie aufgehalten, bevor sie... Er hat mich gerettet und sie hat ihn dafür bestraft, hat ihn gefoltert. Oh, bei Merlin, und ich hab ihn dort einfach zurück gelassen! Er wollte es... er... Ich hätte nicht einfach gehen dürfen, ich-"
Sirius' Körper begann unkontrolliert zu zittern.
,,Sirius? Sirius! Es war nicht deine Schuld, hörst du? Regulus ist schon viel zu weit in dieser ganzen Sache! Du konntest ihn da nicht mehr heraus holen. Du musstest dich selbst in Sicherheit bringen, daran ist nichts verwerflich!", versuchte ich ihn irgendwie zu beruhigen und langsam schien sein Puls auch wieder runter zugehen und er saß wieder still auf dem Sofa.
Als ich sicher war, dass er sich wieder vollständig beruhigt hatte, begann ich erneut vorsichtig mit dem Tuch über seinen Oberkörper zu fahren.
Den Oberkörper, der mich vor Wochen schon so sehr in den Bann gezogen hatte.
Was er zugegeben auch jetzt tat, doch ich versuchte das ganze zu ignorieren.
Das war wirklich nicht der richtige Zeitpunkt für diese Gedanken.
Allerdings-
,,Ahhh, verdammt Juls, das tat weh!"
,,Sorry... hab nicht aufgepasst..."
Sirius grinste. ,,Ich weiß, ich habs bemerkt." Beiläufig ließ er seinen Blick über meinen Körper wandern. ,,Du kannst mir einfach nicht widerstehen..."
Kurz sah ich ihm ertappt in die Augen, dann senkte ich verlegen meinen Blick wieder.
Auf einmal spürte ich Sirius' Finger an meinem Kinn, die mich sanft dazu zwangen, ihm in die Augen zu schauen.
Vorsichtig zog er mich an den Schultern auf seinen Schoß, wobei er den Blick immernoch nicht von mir nahm.
Und wieder waren wir uns so unglaublich nah.
Ich hatte das Gefühl, dass dies in den vergangenen Monaten viel zu oft vorgenommen war... und immer unschöne Gespräche und Ereignisse mit sich gebracht hatte.
Also wäre es tatsächlich besser, würden wie das hier lassen, anstatt schon wieder dem Verlangen nachzugeben... Und gleichzeitig unseren besten Freund zu hinterlegen.
Und doch sträubte sich mein Inneres dagegen, Sirius von sich zu stoßen.
Er hatte einfach recht, ich konnte ihm nicht widerstehen...
Also überbrückten wir wie jedes Mal die Distanz zwischen uns und ließen unsere Lippen aufeinander treffen.
Anders als unser Kuss im Zug war dieser gefüllt mit Leidenschaft.
Ich hatte meine Hände in seinen Haaren vergraben, während seine über meinen Körper wanderte, mich so nah an seinen Körper presste, dass kein Blatt mehr zwischen uns gepasst hätte.
Nie war ich ihm so nahe gewesen, ich-
,,Scheiße!"
Bei Theos Ausruf fuhr ich erschrocken auf Sirius' Schoß zusammen.
Dass mein Bruder auch noch im Haus war, hatte ich längst vergessen...
Nun aber wurde ich eisern zurück auf den Boden der Tatsachen geworfen.
Geschockt stand ich auf und entfernte mich eilig einige Schritte von Sirius.
Dieser sah völlig erstarrt auf meinen Bruder, der ebenfalls in Schockstarre und nur mit einem Handtuch um die Hüften in Tür des Wohnzimmers stand.
Ich beobachtete, wie sich etwas in Sirius' Augen wandelte und eine spürbare Wut in ihm aufstieg.
,,Was macht er hier?", fragte er schließlich mit zusammengebissenen Zähnen.
Ich konnte mir gut vorstellen, was der Anblick des halbnackten Jungen in meinem Haus in Sirius auslösen musste.
,,Sirius, hör zu! Das ist-"
,,...wirklich nicht das, wonach es aussieht? Natürlich nicht... Was willst du mir hier eigentlich vormachen, Juliet?"
Energisch schüttelte er den Kopf. ,,Weißt du was, es war eine Scheiß-Idee her zukommen! Vergiss das hier einfach..." Er wollte aufstehen, offenbar in der Absicht, das Haus zu verlassen, doch dieser Versuch scheiterte schon an der Tatsache, dass er sich nicht nicht einmal richtig auf den Beinen halten konnte.
Ich eilte wieder zu Sirius und half ihm, sich zurück auf das Sofa zu setzten. ,,Hör zu, ich kann das erklären..." Hilfesuchend sah ich zu meinem Bruder, der immer noch unentschlossen im Türrahmen stand und mir einen Blick der Sorte 'Was-ist-überhaupt-passiert?' zuwarf.
Erneut wandte ich mich an Sirius. ,,...oder... vielleicht auch nicht. Ich weiß es einfach nicht!"
Er wandte den Blick von mir ab, sah aus dem Fenster... überall hin... Nur nicht zu mir. ,,Lass es einfach, Juls! Lass es bleiben..."
Unsicher sah ich erneut zu Theo, der nur hilflos mit den Schultern zuckte und dann ein letztes Mal zu dem Jungen vor mir.
,,Bleib hier, ok? Wenigstens bis morgen früh..."
...
Zur Feier des Tages ein etwas [nicht viel] längeres Kapitel...
...denn dieses Buch ist heute auf den Tag genau ein Jahr alt...
Ich hoffe das Buch hat euch bisher gefallen.
Ich weiß, es gibt sehr viele Lücken und Logikfehler und mir ist auch bewusst, dass gerade meine ersten Kapitel trotz Bearbeitung nicht sehr gut sind, aber trotzdem liebe ich diese Geschichte irgendwie.
Es steckt halt schon eine Menge Arbeit und vor allem Herzblut darin und deshalb möchte ich euch nun auch noch mal fürs Lesen danken und euch bitten, dass ihr mir vllt auch mal ein paar Votes dalasst.
Sowas motiviert mich immer sehr und ist einfach eine kleine Anerkennung an meine Arbeit xD
Danke <33
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