thirteen - wirklich nichts Ernstes
JULIET
,,Lass mich runter!"
,,Das kannst du vergessen, Juls!"
Sirius blieb hartnäckig, während er mich kopfüber durch Hogwarts trug.
Ich hatte es bereits aufgegeben, mich von ihm loszureißen, denn sein Griff um meine Fußknöchel war zu stark.
Des Weiteren musste ich mich auch gleichzeitig darauf konzentrieren, nicht andauernd mit meinem Kopf gegen seine Waden zu stoßen.
Ich spürte meine Haare über die Treppen schleifen und sämtliches Blut hatte sich bereits in meinem Kopf gesammelt.
Glücklicherweise trug ich an den Wochenenden nicht den üblichen Rock der Schuluniform, denn dieser wäre schon längst heruntergerutscht und hätte, meiner Meinung nach, definitiv zu viel preisgegeben.
In diese, eher unpraktische, Lage zu gelangen, war für mich wie immer ein leichtes gewesen.
Wie so oft, hatte ich an diesem Sonntag beschlossen, meine Freunde auf die liebliche Art zu wecken.
Sirius, der wie immer nicht besonders erfreut darüber war, hatte mir daraufhin bittere Rache geschworen.
Eine Drohung, die er nun offenbar wenige Stunden später verwirklichen wollte, weshalb ich jetzt an den Beinen über seinen Schultern hing und hilflos zu Remus blickte, welcher hinter 'uns' herlief und sich mal wieder ein amüsiertes Grinsen nicht verkneifen konnte.
,,Ich sollte dich wegen Verrats verklagen! Tu doch was, Remus!"
,,Nichts da! Sie gehört mir!", griff Sirius sofort ein.
,,Wie bitte?", erwiderte ich daraufhin empört, doch Sirius überging dies einfach und fuhr fort. ,,Das ist meine Rache! Du hast sie dir verdient, mit jedem Mal, das du mich aus meinem Schlaf gerissen hast!", rief er dramatisch.
So weit das in dieser Situation möglich war, sah ich mich suchend nach potentiellen Rettern um, doch James, der mir vermutlich sowieso nicht geholfen hätte, war bereits laut lachend an meinem Entführer und mir vorbei gestürmt.
So blieben also noch Peter und ein paar irritiert blinkende Zweitklässler.
,,Peter? Bitte! Ich werde dir bei deinen Hausaufgaben helfen... bitte!" Flehend blickte ich zu ihm und bemerkte gleichzeitig, dass wir die endlosen Treppen nun glücklicherweise hinter uns gelassen hatten.
Ergeben versuchte es nun auch Peter, doch noch bevor er überhaupt etwas herausbringen konnte, unterbrach ihn Sirius schon. ,,Er wird mich auch nicht davon abhalten können, und wenn du ihm endlose Stunden Nachhilfe versprichst! Wobei du das ja schon bei deinem Jackson tust..."
,,Also erstens, ist er nicht 'mein Jackson' und zweitens, dachte ich, du hättest ihn nun endlich akzeptiert!" An dieser Stelle schnaubte Sirius sarkastisch. ,,Und drittens?"
,,Und drittens, lass mich endlich runter!", rief ich nun immer genervter, denn wir waren inzwischen auf dem Gelände angekommen und, trotz des im September noch recht schönen Wetters, hatte ich nicht das Bedürfnis, noch länger kopfüber durch die Gegend geschleppt zu werden.
Ich warf Remus einen letzten verzweifelten Blick zu und schließlich seufzte er ergeben. ,,Sirius, meinst du nicht, dass das etwas übertrieben ist?"
,,Nein, Remus! Sie muss mit den Konsequenzen leben können!", erwiderte Sirius ernst.
,,Ach komm schon! Jetzt sei doch nicht immer so dramatisch! Der See muss doch nicht sein!"
,,Moment,... DER WAS?!?"
Meinen empörten Ausruf komplett ignorierend, marschierte Sirius einfach weiter und inzwischen konnte ich sogar kopfüber den Weg in Richtung See ausmachen.
,,Komm schon, Sirius! Bitte nicht schon wieder der See!", versuchte ich ihn nun weiterhin mit bloßen Worten davon abzuhalten, mich mitsamt meiner Kleidung im See zu 'ertränken'.
Meinen bisherigen Erfahrungen zufolge, würde es wohl wieder ziemlich nass werden.
Sirius jedoch stapfte weiterhin schnurstracks zu einem der am Ufer gelegenen Stege und ignorierte mein Gejammer.
Dort angekommen schritt er entschlossen zum Ende des Holzgestells, wo er schließlich stehen blieb, um mich dann umständlich zurück über seine Schulter zu heben.
Flehend blickte ich ihn an. ,,Komm schon, Sirius. Ich will da nicht rein! Es ist sicher kalt."
Er lachte. ,,Du hast Recht, es ist sicher kalt. Aber da wirst du wohl durch müssen! Das ist meine langersehnte Rache!"
,,Dir ist klar, dass Du mal wieder haltlos übertreibst?", fragte ich ihn schließlich ernst.
Erneut lachte er und blickte mir dann in die Augen. ,,Natürlich! Aber was wäre das Leben, ohne ein bisschen Spaß?"
,,Na gut, dann lass mir bitte noch kurz eine Minute, um mich mental auf dieses 'Bisschen Spaß' vorzubereiten."
,,Was immer die Dame wünscht."
Ich seufzte tief.
,,Was ist denn hier los?"
Das war eindeutig Theos Stimme.
Für ihn, sowie für sämtliche andere Schüler, die nach draußen gekommen waren, um das letzte sommerliche Wetter zu genießen, musste das Ganze etwas seltsam aussehen.
Sirius auf dem Steg, mit mir auf dem Arm und die anderen drei Rumtreiber, mehr oder weniger erwartungsvoll, hinter uns stehend.
Ich spürte, wie sich Sirius' Griff um mich kurz verstärkte, nur um sich dann wenige Sekunden später vollständig von mir zu lösen, sodass ich geradewegs in das kalte Wasser fiel.
Das letzte was ich noch sah, war ein lachender James und ein äußerst irritiert schauender Theo, dann tauchte ich unter.
SIRIUS
Ich sah ihr lachend hinterher, während sie unter die Oberfläche des Sees tauchte.
Um sie herum stiegen tausende kleiner silbriger Luftbläschen auf.
Neben meinem eigenen Schatten, auf der unter mir liegenden Wasserfläche, erschien noch ein zweiter.
Ein Blick zur Seite zeigte mir einen besorgt schauenden, dunkelbraun gelockten Jungen.
,,Du schon wieder!"
,,Ja, ich! Warum hast du das gemacht?" Er warf mir einen vorwurfsvollen Blick zu.
Ich war schon bereit, Jackson eine eher weniger freundliche Antwort zu geben, doch Remus hinderte mich daran, indem er meinen Arm packte und mich warnend ansah.
,,Keine Sorge, Sammy. Juliet geht nicht zum ersten Mal in diesem See baden.", beruhigte er Jackson freundlich.
Dieser sah noch immer skeptisch in das dunkle Wasser. ,,Und wo ist sie jetzt? Warum taucht sie nicht wieder auf?"
Auch James trat zu uns. ,,Ach kommt schon! Das ist Juliet, die taucht immer wieder auf. So leicht werden wir sie nicht los.", lachte er.
,,Sehr richtig!"
Juliet saß hinter uns auf dem Steg.
Sie hatte sich auf dem Holz ausgebreitet, ihre Kleidung tropfte vor Nässe.
Zugegeben, ich konnte mich nicht davon abhalten, ihre reizende Figur zu bewundern, welche durch den nassen Stoff extrem betont wurde.
Sie hatte sich auf dem Steg ausgestreckt, grinste uns im Schein der September-Sonne an.
,,Juliet, da bist du ja!"
Genervt stönte ich auf, als sich Jackson besorgt neben sie kniete.
Sie lachte über seinen, von Sorge erfüllten, Gesichtssusdruck, was mir eine gewisse Genugtuung verschaffte.
,,Keine Sorge, Sammylein. Mir geht es super."
...
Wir saßen gemeinsam auf den, von der Nachmittagssonne beschienenen, Wiesen Hogwarts' und genossen, genauso wie alle anderen auch, das letzte schöne Wetter diesen Jahres.
Auch wenn ich meine momentane Gefühlslage nicht unbedingt als zufrieden beschreiben würde.
Denn 'wir' waren nicht nur meine vier langjährigen Freunde, sondern auch Jackson mit seinen beiden Hufflepuff-Freunden.
Juliet unterhielt sich angeregt mit den dreien. Uns nahm sie augenscheinlich garnicht mehr wahr.
Wobei auch ich nicht wirklich unserem Gespräch lauschte.
Um genau zu sein, war es auch mehr ein ausführlicher Monolog von James, welcher uns dreien seine neuen Quidditch-Strategien für die kommende Saison erklärte.
Wirklich zuhören, tat ihm wohl nur Peter, welcher James interessiert jedes Wort von den Lippen saugte.
Ob Remus zuhörte, konnte ich nicht genau beurteilen. Zwar gab er ab und an ein zustimmendes Grummeln von sich, doch war sein Blick in den Himmel über uns gerichtet.
Er schien weder traurig, noch glücklich, wie er da so neben mir im Gras lag, doch glaubte ich von Zeit zu Zeit ein Lächeln auf seinen Lippen zu sehen.
Auch mein Blick war starr auf etwas gerichtet, doch war dies nicht etwa der Himmel, sondern die lachende Juliet.
Sie schien sich gut mit Jacksons beiden Freunden zu verstehen.
Besonders mit dem dunkelhäutigen Mädchen, welches ihren wuscheligen Lockenkopf an die Schulter des Blonden gelegt hatte.
Die zwei Mädchen lachten viel miteinander, wobei Juls jedes Mal ihren Kopf in den Nacken legte.
Eine Angewohnheit, die ich schon oft bei ihr bemerkt hatte.
Doch war es der glückliche Blick, mit dem sie ihren 'Nachhilfeschüler' immer wieder bedachte, der mich innerlich brodeln ließ.
Was war das nur zwischen den beiden?
Und was war das nur für eine unbändige Wut in mir?
Ich spürte eine Bewegung neben mir, doch ignorierte ich sie, meinen Blick weiterhin verbittert auf das kleine lachende Grüppchen neben uns gerichtet.
,,Findest du das richtig, Sirius?" Es war nur eine geflüsterte Frage und ich nahm sie nur ganz am Rande wahr.
,,Mh?", fragte ich abwesend.
Doch als daraufhin nichts erwidert wurde, richtete ich meinen Blick auf Remus, während er selbst noch immer die Wolken beobachtete.
,,Was meinst du, Remus?"
,,Glaubst du es ist wirklich so unauffällig?"
Irritiert sah ich ihn an. ,,Was soll unauffällig sein?"
,,Ach komm schon. Als ob ich sowas nicht bemerken würde!", empörte er sich, wenn auch noch immer flüsternd, um die Aufmerksamkeit der beiden anderen nicht auf uns zu ziehen.
,,Merlin, Remus, jetzt sag einfach, was du meinst, verdammt!", forderte ich ihn halblaut auf.
,,Du starrst Juls die ganze Zeit an, kannst garnicht die Augen von ihr lassen.
Und dann ist da noch dieser eifersüchtige Blick, mit dem du den Armen Samuel immer durchbohrst!" Herausfordernd hob er eine Augenbraue.
,,Das ist überhaupt kein eifersüchtiger Blick!", verteidigte ich mich.
,,Natürlich ist er das! Ich kenne dich lang genug! Aber auch lang genug, um zu wissen, dass du es bei Juliet bleiben lassen solltest!" Er sah mich ernst an.
,,Keine Sorge, ich werde Juls schon nicht das Herz brechen...
Weil ich überhaupt nichts von ihr will!", beharrte ich auf meinem Standpunkt, auch wenn ich mir nicht sicher war, ob das tatsächlich der Wahrheit entsprach.
Ich hatte Juliet bereits einige Male geküsst.
War ihr nah gewesen.
Und nie war es anders, als bei all den anderen Mädchen, denen ich ebenfalls meine Nähe geschenkt hatte.
Mit ihr war es nie in irgendeiner Weise wichtiger oder ernster gewesen.
Immer nur seltsame Launen, die im Rausch des Alkohols entstanden waren.
Und so war es auch noch immer.
Nur war da diese leise Stimme in meinem Inneren, die mir zuflüsterte, dass Juliet eben doch etwas besonders war.
Diese Stimme glaubte mir genauso wenig, wie Remus es tat.
Er sah mich noch immer wenig überzeugt an, dann setzte er sich auf.
,,Ich will einfach nicht, dass sie in irgendetwas hinein gerät, das ihr nicht gut tut! Das hat sie nicht verdient."
,,Du bist also der Meinung, dass ich ihr nicht gut tun würde?" Geschockt blickte ich ihn an.
,,Nein, Sirius. Ich glaube, dass das, was du vielleicht mit ihr tun würdest, nicht gut für sie sein wäre. Vielleicht nicht bewusst, aber es würde sie zerstören."
Daraufhin schwiegen wir beide.
Es war erschütternd, was er sagte, doch konnte ich es nicht wirklich abwenden.
Mir war durchaus bewusst, dass ich schon einigen Mädchen das Herz gebrochen hatte.
Auch wusste ich, dass Juliet für Remus das Wichtigste war, dass er es nicht ertragen konnte, sie so verletzt zu sehen.
Doch ich würde sie nicht verletzten.
Zum einen, weil ich ja garnicht erst etwas mit ihr anfangen wollte und zum anderen, weil ich ihr niemals wehtun könnte.
Zu groß wäre das Risiko, sie und damit wohl auch Remus als meine Freunde zu verlieren.
Ich schüttelte mich.
Es war frisch geworden.
Ich streckte meine steifen Glieder, ließ mich kurz zurück ins Gras fallen.
Dann wanderte mein Blick wieder zu Juliet.
Ich sah, wie sie fröstelte und man konnte schon an ihrer Körperhaltung erkennen, dass ihr kalt war.
Und das war wohl nicht nur mir aufgefallen, denn im nächsten Moment legte Jackson seinen Arm um ihre Schultern, was sie kurz zusammen zucken ließ, doch dann lehnte sie sich bereitwillig an ihn.
Ich ballte meine Hände zu Fäusten, wobei meine Finger sich um die Grashalme in meinen Händen schlossen.
Ich sprang auf. ,,Wollen wir nicht langsam zurück ins Schloss? Es gibt sicher bald Abendessen."
Hauptsache Jackson nahm endlich seine Finger von Juliet.
Ich zog James auf die Beine, welcher von der Idee des Abendessens offenbar sehr angetan war. Auch Remus war aufgestanden und schenkte mir noch einen vielsagenden Blick, was mich genervt die Augen verdrehen ließ, während Peter sich ebenfalls aufrappelte.
,,Na gut, kommt ihr auch mit?"
Ich hatte mein Ziel erreicht. Juls war aufgestanden und blickte dann fragend zu ihren neuen Freunden.
,,Klar, oder Thommy, Sam?", fragte das Mädchen, dessen Name mir genauso entfallen war, wie der des blonden Jungen an ihrer Seite.
So machten wir uns dann zu acht auf den Weg zurück zum Schlossportal.
Das mit dem erreichten Ziel musste ich allerdings wieder streichen, denn während des Gehens hatte Jackson seinen verdammten Arm erneut um Juliet gelegt.
In mir kochte es, doch anstatt dem Impuls nachzugeben, Jacksons Eingeweide an den Riesenkraken zu verfüttern, blieb ich betont ruhig.
Remus sollte nicht auf falsche Gedanken kommen.
...
Ich wusste nicht, warum ich das hier tat.
Vielleicht um Remus zu zeigen, dass ich nicht so schlecht für Juliet war, wie er behauptete.
Ich brauchte einfach diesen Beweis, dass Remus' absurde Theorie über mich und Juliet der reinste Unsinn war.
Vielleicht wollte ich mir auch einfach nur selbst beweisen, dass Juliet immer genauso bedeutungslos für mich gewesen war, wie all die anderen.
Abgesehen von unserer Freundschaft, war sie wie jedes andere Mädchen auch!
Das musst ich mir und dieser nervigen leisen Stimme nur irgendwie beweisen können.
Und genau das war dann wohl der Grund, weshalb ich spät abends noch vor Juliets Schlafsaaltür stand.
Nach einigem Ringen mit mir selbst, klopfte ich schließlich, woraufhin die leisen Stimmen aus dem Inneren kurz verstummten.
Wenige Sekunden später, öffnete sich die Tür vor mir und McKinnon streckte ihren Kopf durch den entstandenen Spalt.
,,Bei Merlins Bart! Was macht Sirius Black vor unserem Schlafsaal?"
Gute Frage, was tat ich hier eigentlich?
,,Kann ich bitte kurz mit Juls sprechen?", antwortete ich möglichst gelassen.
Sie zog ihre Augenbrauen zusammen. ,,Tjaaa... Warum eigentlich nicht?"
Sie drehte sich um und rief etwas, für mich Unverständliches, in den Raum hinter ihr.
Kurz darauf öffnete sich die Tür dann komplett und Juliet trat, wohlgemerkt in einem kurzen Top und Schlafshorts, heraus.
,,Was ist denn los?", fragte sie verwundert.
Ich blickte vielsagend zu McKinnon, welche mit dem Schultern zuckte und dann wieder in ihrem Schlafsaal verschwand.
Kaum war die Tür wieder geschlossen, zog ich Juls mit mir, nur um sie dann hinter der ersten Ecke gegen die Wand zu drücken.
Beide Arme neben ihrem Gesicht abgestüzt, sah ich ihr in die Augen, welche in dem dämmrigen Licht der Flurbeleuchtung nur als kleine Funken in der Dunkelheit wahrzunehmen waren.
Mein Gesicht war ihrem so nah.
Nur wenige Zentimeter trennten uns noch.
Dann drückte ich meine Lippen stürmisch auf die ihren.
Das übliche Feuer des Verlangens umloderte mich, wollte mir weismachen, sie wäre wirklich nichts Besonderes.
Wirklich nichts Ernstes.
Ganz Normal...
Anders konnte es doch garnicht sein...
Oder?
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