nineteen - ein sicherlich sehr reizendes Gespräch

JULIET

Ich lehnte mich an die Wand des Zuges und sah Sirius erwartungsvoll an, während er vor mir stehen blieb.

Er seufzte. ,,Hör zu... Was du am Samstag gesagt hast,... dass ich mir wie immer ein Mädchen geschnappt und ihr dann das Herz gebrochen hätte... Wen hast du gemeint?"

Sirius sah mich, für seine Verhältnisse, ungewohnt ernst an, doch irgendwo in seinen sturmgrauen Augen, konnte ich so etwas wie Hoffnung erkennen.
Zögerlich begann ich. ,,Ich glaube, das weißt du bereits..."
,,Und hast du es ernst gemeint? Also, dass du...?"
Wieder bestätigte ich seine Frage mit einem Nicken.
Ich konnte sehen, wie sich die Hoffnung in seinen Augen in Freude verwandelte.

Und doch schwieg Sirius weiterhin, was mich nur noch nervöser machte, als ich ohnehin schon war.
,,Sag doch etwas!", forderte ich ihn schließlich ungeduldig auf.

Bei meinen Worten bildete sich ein Lächeln auf Sirius' Gesicht, doch blickte er mich weiterhin nur an.
Ich konnte spüren, wie sein Blick über mein Gesicht wanderte und schließlich bei meinen Lippen stoppte.

Ein seltsames Glühen machte sich in mir breit und unruhig fuhr ich mir durch die Haare.
,,Ich hab es auch ernst gemeint,...", unterbrach Sirius schließlich unerwartet die Stille. ,,...,dass ich nur noch an dich denken kann.", fuhr er mit rauer kratziger Stimme, und inzwischen beinahe flüsternd, fort.

Überrascht sah ich ihn an, doch er war noch nicht fertig. ,,Ich bekomme dich einfach nicht mehr aus meinem Kopf..." Er lachte leicht verzweifelt. ,,Merlin, ich bin so schlecht in sowas!"
Auch auf meine Lippen stahl sich ein Lächeln. ,,Glaub mir, ich auch..."

,,Was ich sagen wollte... Ich haben auch... Gefühle für dich?", fuhr Sirius dann fort, was allerdings eher nach einer Frage klang, als nach einer Aussage.
,,Das... das ist äh, gut?", antwortete ich, dann entstand erneut eine peinlich berührte Stille.

,,Und jetzt?"
Frustriert fuhr Sirius sich durch seine schwarzen Haare. ,,Ich habe keine, Ahnung, wie es an dieser Stelle weitergeht... Ich bin bisher noch nie bis hierhin gekommen!"
Ich nickte.
,,Ja, ich auch nicht..."

Wieder Stille.

,,Also..., was ist das jetzt zwischen uns?", fragte ich schließlich.

Sirius zuckte mit den Schultern. ,,Remus sagt, dass du tabu bist... Er glaubt, ich wäre nicht gut für dich und so weiter.", seufzte er genervt, allerdings nicht besonders entschlossenen.

,,Das hat er gesagt?", fragte ich ungläubig, woraufhin Sirius nickte.
,,Er ist sich sicher, dass wir nicht ein mal einen Monat miteinander schaffen würden, dass ich dir dass Herz brechen würde.", seine Stimme war noch leiser geworden.

,,Wenn Remus das sagt, dann..."
Ich stoppte, denn Sirius Blick lag wieder auf meinen Lippen, was mich ungewohnt nervös machte. ,,...dann sollten wir das hier lieber beenden, oder?", fuhr ich fort, wobei meine Stimme zu Zittern begann.

Sirius war näher gekommen und mittlerweile flüsterten wir wirklich nur noch.

,,Ja, vielleicht sollten wir das..."
Er kam noch näher, bis uns schließlich nur noch wenige Zentimeter trennten.
,,Remus wäre sonst sehr enttäuscht von uns..." Wie gebannt starrte ich in den tiefgrauen Sturm, der Sirius' Augen füllte.

Er nickte langsam, machte aber keinerlei Anstalten, sich wieder von mir zu entfernen.
Und mir ging es nicht anders.
Selbst wenn ich hätte zurückweichen können, ich hätte es nicht getan, war zu sehr im Augenblick gefangen.

Statt mich also wieder von ihm zu entfernen, schlang ich meine Arme um seinen Hals und vergrub meine Hände in seinen dunklen Locken, um ihn noch näher zu mir zu ziehen.

,,Das ist eine ganz schlechte Idee...", flüsterte Sirius, inzwischen so nah, dass ich seinen Atem auf meinen Lippen spüren konnte.

,,Definitiv..." Das war das letzte, was ich noch heraus brachte, dann trafen sich unsere Lippen und verbanden sich zu einem leidenschaftlichen Kuss.

Es war anders, als die etlichen Male zuvor.
Es fühlte sich echter an.

Tief in mir spürte ich noch immer die Schuldgefühle Remus gegenüber, doch ich schob sie entschieden beiseite, konzentrierte mich ganz auf das Gefühl von Sirius' Lippen auf meinen.

Selbst wenn ich gewollt hätte, ich hätte nicht mehr aufhören können, hätte mich nicht mehr dem Sturm aus Emotionen entziehen können, der inzwischen in mir tobte.

Ich wollte einfach nur den Moment genießen. Sirius' Nähe.
Seine warmen Hände, die an meiner Taille lagen.
Sein unfassbar weiches Haar, in welchem ich meine Finger vergraben hatte.
Sein-

,,Ich unterbreche dieses - sicherlich sehr reizende - Gespräch ja nur ungern, aber wir sind in King's Cross angekommen und soweit ich weiß, fährt der Zug nicht weiter..."

Nie hatte ich meinen Bruder mehr verflucht, als in diesem Augenblick.

Auch Sirius gab ein unwilliges Knurren von sich, ließ dann aber von mir ab, um sich stattdessen vor Theo aufzubauen. ,,Du störst!"

Ich konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen, dann legte ich Sirius beruhigend eine Hand auf die Schulter. ,,Ist schon ok. Er hat recht, wir müssen wirklich los."

Sirius zog eine Augenbraue hoch, gab dann aber nach und wandte sich wieder mir zu. ,,Versteh das jetzt nicht falsch, aber bitte erzähl Remus erstmal nichts... hiervon...", begann er, wobei seine Stimme ungewöhnlich unsicher klang.
,,Er sieht zwar immer aus wie ein knuffiger, Schokolade liebender Teddybär, aber ich glaube, du kennst ihn gut genug... Ich möchte einfach noch ein bisschen weiterleben, bevor mich dein selbsternannter Schutzengel heimlich im Schlaf erdolcht... Wenn du verstehst, was ich meine.", fuhr Sirius dann fort, wobei das charmante Grinsen wieder auf sein Gesicht zurück gekehrt war.

Ich nickte nur und schließlich verschwand Sirius mit einem letzten Lächeln in meine Richtung und einem grimmigen Blick in Theos, um seinen Koffer aus dem Abteil der Rumtreiber zu holen und dann den Zug zu verlassen.

,,Du hast mir später noch einiges zu erklären!", meinte Theo, während er mir half, meinen Koffer aus meinem, inzwischen leeren Abteil, auf den Bahnsteig zu bringen.

,,Hab ich eine Wahl?", fragte ich grinsend, wobei sich das glühende Gefühl von vorhin immer weiter in meinem Körper verbreitete.
,,Natürlich nicht!", erwiderte Theo ebenfalls grinsend, dann wurden seine Gesichtszüge wieder ernster. ,,Dumbledore hat mir erlaubt, über die Ferien mit bei dir zu wohnen, aber er hat in seiner schriftlichen Nachricht nicht erwähnt, ob Remus' Eltern von mir wissen... Sie würden Verdacht schöpfen, oder?"

Ich nickte nur, noch immer von dem fremden Glücksgefühl erfüllt. ,,Wir werden es ja gleich erfahren. Da sind sie!"
Ich wies auf Hope und Lyall Lupin, die am Ende des Bahnsteigs auf uns zu warten schienen.

Ich sah mich nach Remus um und entdeckte ihn bei den anderen Rumtreibern, die sich gerade laut lachend bei James' Eltern voneinander verabschiedeten.

,,Warte kurz hier.", meinte ich an Theo gewandt und gesellte mich dann zu Remus und den anderen, wobei ich mich bemühen musste, nicht auffällig zu Sirius zu starren.

,,Ihr müsst unbedingt alle zum Weihnachtsfest meiner Eltern kommen. Ihr wisst schon... der übliche Tanz-Scheiß mit tausenden Verwandten und Bekannten, die niemand kennt..." meinte James gerade. ,,Ah, Juls, da bist du ja, du musst natürlich auch kommen! Und Lily kannst du auch gerne mitbringen." James zwinkerte mir zu und zog mich dann, genauso wie die anderen, zum Abschied in eine Umarmung.

Ich verabschiedete mich auch von Peter mit einer Umarmung und erst vor Sirius blieb ich unsicher stehen.
Wir waren uns ja einig gewesen, dass es eine äußerst schlechte Idee wäre, wenn Remus oder sonst irgendwer, etwas von uns mitbekommen würde...

Wäre es also auffällig, wenn ich Sirius jetzt ebenfalls umarmte, obwohl wir offiziell immer noch zerstritten waren?

Sirius löste die Spannung, indem er einfach grinsend verkündete ,,Wir haben uns vorhin wieder vertragen...", und mich dann in eine Umarmung zog.

,,Wir sehen uns...", flüsterte er an meinem Ohr, sodass nur ich es hören konnte, dann lösten er sich von mir.

,,Also dann... wir sehen uns Leute. Ich sehe da hinten meinen Bruder warten und ich freue mich schon den ganzen Tag darauf, ihm noch einmal richtig eine reinzuhauen..."
Mit diesen Worten und einem unschuldigen Grinsen verabschiedete er sich schließlich von uns und verschwand in der Scharr von Hogwartsschülern, die von ihren Eltern begrüßt wurden.

,,Also dann, Juls..."
Auch Remus und ich machten uns schließlich auf, um gemeinsam mit Theo zu Hope und Lyall zu gehen.

Unsicher traten wir zu ihnen.
Ich räusperte mich. ,,Hallo, das ist... äh... Samuel...-", begann ich bereits zu erklären, doch Hope unterbrach mich mit ihrer freundlichen Stimme.
,,Keine Sorge, Juliet-Schatz, Dumbledore hat uns alles erklärt." Sie nickte uns aufmunternd zu.
,,Alles?", fragte ich noch immer unsicher.

Lyall nickte. ,,Samuel, oder vielmehr Theodore, wird mit bei dir im Haus wohnen. Es ist bereits alles abgesprochen."

Erleichtert nickte ich.
,,Und jetzt, noch mal von vorne...", begann Hope dann strahlend an Theo gewandt. ,,Ich bin Hope und das ist mein Mann Lyall..."
,,Mum,", unterbrach Remus sie lächelnd. ,,er weiß, wer ihr seid. Nur wir haben ihn vergessen, Sammy selbst kennt uns alle noch."
Remus lächelte meinem Bruder ermutigend zu.

,,Na wie auch immer. Fühl dich bei uns wie zuhause, Samuel. Juliet war für uns immer wie unsere eigene Tochter, und jetzt bist du das auch..." Hope strahlte ihn noch immer an.

Lyall zwinkerte. ,,Ja genau, du bist jetzt auch unsere Tochter, Samuel..." Er lachte und legte Theo väterlich einen Arm auf die Schulter.
,,Danke...", flüsterte dieser, offenbar völlig überfordert von der geballten Ladung Herzlichkeit, die die Lupins ihm entgegen brachten.

Theo schien in diesem Augenblick so überwältigt von seinen Gefühlen, dass ich nicht anders konnte, als meinen Bruder in die Arme zu schließen.

Und so machten wir uns schließlich auf in das kleine Dorf, in dem das Haus der Lupins und das unserer Eltern standen.

Zum ersten Mal seit sieben Jahren zu fünft.

Und ich konnte nicht umhin, die Tränen zu sehen, die den ganzen Weg über Theos Wangen herunter liefen.

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