eleven - von heulenden Wölfen
JULIET
Schon in dem Moment, in dem ich am Samstag Morgen die Augen aufschlug, wusste ich, dass dieser Tag schön werden würde. Auch die Sonne, welche durch das Fenster unseres Schlafsaals schien und mich so geweckt hatte, trug zu meiner guten Laune bei.
Überflüssig zu erwähnen, dass aber vordergründig der Gedanke an die Versöhnung mit Theo meine Laune so sehr steigerte.
Auch wenn ich im Normalfall mein Bett nur höchst ungern verließ, so trieben mich besagte gute Laune und das reizende Wetter an, weshalb ich nur wenige Minuten später im Gemeinschaftsraum stand.
Lily war bereits vor mir aufgestanden, was mir ein Blick auf ihr leeres Bett verraten hatte und Marlene war von Natur aus Frühaufsteher.
Die beiden waren vermutlich schon beim Frühstück.
Nur Alice schlief noch seelenruhig in ihrem Bett, den Kopf unter ihrem Kissen versteckt und leise vor sich hin schnarchend. Wie ich sie kannte, würde sie das Frühstück komplett verschlafen und erst später zu uns stoßen.
So stand mein Beschluss also fest und ich machte mich auf zu den Schlafsälen der Jungen und klopfte kurz darauf an der Tür der Rumtreiber an.
Erfahrungsgemäß war Remus bereits munter und las, während James durch das Zimmer wirbelte und jede Menge Unordnung verursachte und Sirius und Peter noch schliefen, wobei ersterer meistens garnicht froh darüber war, aus dem Reich der Träume gerissen zu werden.
Doch genau daran hatte ich Gefallen gefunden, worunter er des öfteren zu leiden hatte.
Drum stürmte ich also, ohne eine Antwort auf mein Klopfen abzuwarten, in das Zimmer der vier Chaoten und fand mich wie erwartet in einem Haufen an Eindrücken wieder.
Überall auf dem Boden waren Sachen verteilt, von Kleidungsstücken über Verpackungen von Süßigkeiten, bis hin zu einigen leeren Flaschen, die sich halb versteckt unter dem Bett des schlafenden Sirius sammelten.
Außerdem war der Raum war gefüllt mit einem stechenden Geruch nach ungewaschenen Socken.
Nur die Region um das Bett, auf welchem mein bester Freund saß, war etwas aufgeräumt.
,,Guten Morgen!" Fröhlich grüßte ich Remus, bevor ich mich, mit einem diebischem Grinsen im Gesicht, Sirius' Bett näherte.
,,Morgen Juls! Ach und, versuch das Chaos bitte einfach zu ignorieren!"
Ich lachte auf... ,,Chaos! Hier sieht es sogar noch schlimmer aus, als unter Alices Bett, das kann man nicht mehr 'Chaos' nennen, Teddy-Schätzchen!"
Er verdrehte die Augen und wollte gerade zu einer Erwiderung ansetzen, doch in diesem Moment ging die Badtür auf und heraus kam James.
,,Juls!", rief er erfreut aus, was Peter aus dem Schlaf Schrecken ließ. Kurz sah er sich desorientiert um, entdeckte James und mich, sah dann zu Remus, der nur mit den Schultern zuckte und sich kopfschüttelnd wieder seinem Buch zu wandte, und ließ sich dann mit einem frustrierten Stöhnen wieder in die Kissen fallen.
Von Sirius war nur kurz ein Knurren zu hören und schnell drehte ich mich zu James, um ihn zum Schweigen zu bringen.
Ich erhaschte noch einen Blick auf den, vor Vorfreude grinsenden, James, bevor ich auf das Bett meines Opfers zu schlich.
Noch schläfst du ahnungslos...
Mit einem Ruck zog ich Sirius blitzschnell die Decke weg, nur um ihn danach gleich noch aus dem Bett zu stoßen.
,,JULIET!!!"
,,Ja?"
,,Ich bring dich um!"
,,Bitte nicht..."
Sirius rappelte sich schlaftrunken auf, reckte sich und stampfte dann hellwach auf mich zu.
Er trug nur eine Hose und sein vom Quidditch gestählter Oberkörper schien meinen Blick wie magnetisch anzuziehen.
,,Pure Schönheit, was?"
Ich riss meine Augen von seiner Brust los und lachte, meine Nervosität überspielend, spöttisch auf. ,,Nichts, was ich nicht schon gesehen hätte..."
Wütend blieb er dicht vor mir stehen und sah mir tief in die Augen.
Wir starrten einander an und nach und nach wich die Wut aus seinem Blick.
Ich konnte nicht deuten, was nun in seinen Augen lag, doch genau diese Emotion tobte auch in mir.
So standen wir da, beide gefesselt vom Blick des anderen, bis Remus sich räusperte. ,,Hier wird niemand umgebracht! Sirius, zieh dir was an und dann lasst uns endlich frühstücken gehen."
Der Moment war vorbei.
Sirius wich zurück, schien sich dann einen Ruck zu geben und begann in einem der Haufen zu kramen.
Noch immer verwirrt schüttelte ich den Kopf.
Ich wusste nicht, was das gerade war.
,,Genau...Frühstück und dann raus. Das Wetter ist reizend!" Ich hatte mich wieder komplett gefunden und blickte dann auf.
Remus sah mich an und sein Blick sagte mir schon, was er wollte. Egal was das gerade war, er würde drüber reden, ob ich wollte oder nicht.
,,Na das war ja mal... spannend."
James lachte, offenbar hatte er das ganze für ein Blickduell der klassischen Art gehalten.
Auch ich wollte diesen seltsamen Moment einfach vergessen, doch würde Remus wohl später noch mal darauf zurückkommen.
Auf dem Weg zum Frühstück gewann ich meine gute Laune wieder hundertprozentig zurück und verdrängte die Gedanken an das eben geschehene größtenteils.
,,Dir ist klar, dass wir darüber reden müssen?" Remus hattte zu mir aufgeholt und meinen Plan des gezielten Verdrängens erfolgreich zerstört.
,,Ich weiß nicht, wovon du sprichst..."
,,Natürlich nicht..." Die Ironie, die in seiner leicht gesenkten Stimme mitklang, war kaum zu überhören, weshalb ich schließlich einlenkte. ,,Einen Versuch war es wert. Trotzdem, Remus, es gibt nichts zu bereden, oder?"
Er sah mich mit hochgezogener Braue an. ,,Das sehe ich aber ganz anders! Was war denn das eben? Wie ihr euch angesehen habt..."
,,Wie haben wir uns denn angesehen?", fragte ich, in der Hoffnung, keine allzu unerwünschte Antwort zu bekommen.
Aber natürlich ließ mich mein Remus mit dieser Hoffnung im Stich. ,,Als ob ihr gleich übereinander herfallen. Also auf die Sirius-Weise..."
,,Bitte?" Nun hob ich meine Brauen.
,,Du weißt, wie ich das meine. Als würde er dir am liebsten die Kleider vom Leib reißen..."
,,Das liegt an meinem Charme!", meinte ich daraufhin nur, in der Hoffnung, er würde darauf eingehen.
Tat er nicht.
,,Ihr ähnelt euch manchmal echt sehr...", erwiderte er nachdenklich.
,,Wer jetzt?"
,,Bei Merlin, du und Sirius. Ihr seid euch manchmal so ähnlich. Ihr könntet gut zusammen passen...-"
Geschockt sah ich ihn an.
,,Na, nun geht es mir aber zu weit! Genug! Bist du des Wahnsinns, Remus?"
,,Ich nicht, aber du vielleicht!"
Empört stemmte ich die Hände in die Hüften. ,,Remus! Ich bin weder verrückt, noch passe ich zu diesem Affen!" Demonstrativ zeigte ich auf Sirius, welcher gemeinsam mit James die Treppe herunter hampelte.
Als ich wieder zu Remus blickte, grinste dieser über beide Ohren...
,,Nein...!" Fassungslos stemmte ich die Hände in die Hüften.
Noch immer grinsend nickte er.
,,Doch, Juls! Ein getroffener Wolf heult... Und ich hoffe, du erkennst diese Metapher! Du bist ein Wolf, Juliet!"
,,Steck dir deine Metapher dahin, wo nichtmal Merlin sie sehen kann!
Ich fasse es nicht, das war alles nur Taktik! Ich brauche dringend dümmere Freunde!", empörte ich mich.
Mein bester Freund kannte mich einfach zu gut.
Trotz allem startete ich einen letzten Versuch, mich zu verteidigen. ,,Trotzdem... das war sowieso einfach nur so ein klitzekleiner Ausrutscher!"
Er sah mich skeptisch an, beließ es aber fürs erste mit diesem Thema, denn wir waren bereits in der großen Halle am Tisch der Gryffindors angekommen.
Wir setzten uns diesmal nicht zu Lily und Marlene, denn ich wusste, erstere würde mich irgendwann im Schlaf erstechen, wenn ich ihren unerwünschten Verehrer, auch genannt 'POTTER!', mitsamt seiner Freumdesbande zu oft mit zu meinen Freundinnen schleppte.
So mussten sich die beiden mit einem Winken meinerseits und einem hinüber gerufenen 'Guten Morgen' zufrieden geben, während ich mich neben Sirius und Remus auf die Bank fallen ließ.
,,Nacher Quidditch?", fragte James, was allerdings schwer zu verstehen war, den er stopfte sich gerade sein Toast in den Mund.
,,Nichts da! Ich will euch nicht wieder stundenlang zusehen müssen, wie ihr auf den Besen herumturnt! Wir gehen zum See!", warf Remus sofort energisch ein.
,,Ist ja gut. Was immer du sagst, Remus. Aber was sollen wir denn am See?", brummte Sirius beschwichtigend.
,,Das reizende Wetter genießen! Oder..."
,,Tja, da hörts dann schon wieder auf, was Juls?", herausfordernd sah Sirius mich an und ich wollte gerade zu einer, zweifellos schlagfertigen, Antwort ansetzen, doch Remus stoppte mich, bevor auch nur ein Wort meinen Mund verlassen konnte. ,,Stop! Ihr fangt nicht wieder an zu streiten! Merlin, das hält ja niemand mehr aus..."
Ich sah zu ihm und er blickte eindringlich zurück, weshalb ich ergeben mit den Schultern zuckte.
,,Ist ja gut. Dann gehen wir eben zum See und 'genießen das reizende Wetter'!", lenkte auch Sirius ein, konnte sich den kleinen Seitenhieb jedoch trotzdem nicht verkneifen, weshalb ich die Augen verdrehte, ihn dann aber grinsend in die Seite stieß.
Wir frühstückten noch gemütlich zu Ende, dann machten wir uns wie geplant auf, um hinaus auf die Ländereien zu gelangen.
Als wir gerade die Eingangshalle erreicht hatten, stubbste Remus mich an. ,,Ich glaube, da will dich jemand sprechen... Habt ihr euch gestern noch mal drüber unterhalten?" Ich drehte mich in die Richtung, in die er wies und erblickte Theo, welcher auf uns zu steuerte.
,,Ja, wir sind erstmal Freunde... Ich zitiere: 'Geschwister werden können wir ja später auch noch'.", erklärte ich Remus, welcher natürlich noch nichts von meiner Versöhnung mit meinem Bruder gewusst hatte, da das Treffen mit Dumbledore, gleich dem ersten, erst spät geendet hatte und ich ihm deshalb gesagt hatte, er solle diesmal nicht noch ewig auf mich warten.
,,Scheint ein ganz anständiger Typ zu sein...", meinte mein bester Freund daraufhin.
Besagter anständiger Typ war inzwischen bei uns angekommen, denn während Sirius, James und Peter schon weiter gegangen waren, blieb ich mit meinem besten Freund am Eingansportal stehen, um auf meinen Bruder zu warten.
Dieser begrüßte uns heiter, wenn auch minimal verunsichert. ,,Guten Morgen Juls. Und äh... Morgen Remus!"
,,Hey, schön, dich jetzt endlich mal persönlich zu sprechen. Ich denke Montag zählte wohl nicht als wirkliche Begegnung, zumal ich da auch nicht hundertprozentig anwesend war..." Remus verzog bei der Erinnerung das Gesicht.
Ich grinste nur gerührt. Zwar waren sie noch etwas steif miteinander, doch im Grunde würden sie sich gut verstehen. Zumindest hoffte und vermutete ich das. ,,Ok, Sammy. Wir wollten gerade mal raus und ein bisschen an den See. Wenn du mitkommen willst, dann könnten wir gleich die Aktion 'wir lernen uns kennen' starten.", schlug ich dann vor.
,,Ähm... ja klar. Ich komme gerne mit." Theo drehte sich noch mal um und winkte einem Hufflepuff-Jungen, der scheinbar an einer der Treppen auf ihn gewartet hatte. Dieser musterte Remus und mich kurz, dann nickte er mit erhobenen Daumen und verschwand in Richtung des Gemeinschaftsraums der Hufflepuffs.
,,Und wer war das?", fragte ich einige Minuten später, als wir uns über die sonnenbeschienenen Wiesen zum See aufmachten.
,,Ein Freund, Thomas. Er ist echt nett, hat mich gleich am Montag im Schloss herrumgeführt. Generell sind alle, die ich bisher kennengelernt habe, sehr nett..."
Wir unterhielten uns weiter und kamen schließlich bei den anderen drei Rumtreibern an, welche sich unter einer Buche am Ufer des Sees niedergelassen hatten.
Es war perfekt. Ich hatte meine beiden 'Brüder' bei mir.
Nichts könnte mich gerade aus der Bahn werfen.
Diesen Gedanken verwarf ich allerdings wieder, als ich Sirius' Gesicht sah. Er schien nicht besonders begeistert davon zu sein, dass wir den Hufflepuff mitgebracht hatten.
Er öffnete schon dem Mund, vermutlich um einen unqualifizierten Kommentar über Theos Anwesenheit abzugeben, doch dann fing er meinen Blick auf.
Bittend sah ich ihn an. Kurz verhakten sich unsere Blicke, und ich musste an den unangenehmen Moment des Morgens denken.
Schließlich wies er ergeben neben sich.
Dankbar dafür, dass er nicht wieder über Theo hergefallen war, ließ ich neben ihn ins Gras fallen.
Und wieder war alles perfekt...
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