eighteen - ein Sirius Black mit Liebeskummer

SIRIUS

Du hast diese Freundschaft zerstört!

Wie immer hast du dir einfach das nächstbeste Mädchen geschnappt, nur um ihr dann das Herz zu brechen, sobald du es einmal gewonnen hattest!

Aber dieses Mal bist du zu weit gegangen!

Es war doch frustrierend!
Ich bekam diese Gedanken nicht mehr aus meinem Kopf.

Ich lag auf meinem Bett im Jungenschlafsaal, den Kopf über der Kante hängend und starrte kopfüber die Wand an, während James seit einer Stunde damit beschäftigen war, seine Sachen aus den verschiedensten Verstecken zu suchen, um seinen Koffer für die Ferien zu packen.

Ich selbst hatte noch nicht einmal mit dem Packen angefangen, obwohl der Hogwartsexpress in wenigen Stunden abfahren würde.

Die Aussicht auf ein paar grausame Ferientage im Haus meiner noch grausameren Eltern war einfach nicht besonders verlockend gewesen.

Stattdessen lag ich hier und versuchte nicht an Juliet zu denken.

Das klappte bloß leider nicht besonders gut.

Seit dem vergangenen Samstag ließen mir Juliets Worte keine Ruhe mehr, spielten sich in Dauerschleife in meinem Kopf ab und ließen mich, Sekunde für Sekunde, mehr an mir selbst und meinen Gefühlen zweifeln.

Wie immer hast du dir einfach das nächstbeste Mädchen geschnappt, nur um ihr dann das Herz zu brechen, sobald du es einmal gewonnen hattest!

Was, in Merlins Namen, hatte sie damit gemeint?
Oder vielmehr wen?

Ein Teil in mir, diese lästige Stimme, die mich seit Monaten immer wieder Dinge tun ließ, an die ich früher niemals auch nur gedacht hätte, wünschte sich nichts sehnlicher, als dass Juliet sich selbst gemeint hatte.

Aber dieses Mal bist du zu weit gegangen. Diesmal war es deine Freundin!

Das sprach doch eindeutig dafür, dass sie über sich gesprochen hatte, oder?

Andererseits, warum sollte Juliet sich ausgerechnet in mich verliebt haben? Und das erst nach den beinahe sechs Jahren, die wir uns inzwischen kannten...

War es, weil wir uns in den letzten Monaten zumindest körperlich näher gekommen waren?
Hatte sie deshalb Gefühle entwickelt, die uns beiden nichts als Ärger einbringen würden?

Ich kriege diese verdammten Gedanken an dich nicht mehr aus meinem Kopf!

Das hatte ich gesagt...
Und es entsprach der Wahrheit, oder?
Ich hatte sehr viel an Juliet denken müssen.

An ihr Lachen, ihren wunderbaren Körper, ihre Stimme, die mich, zu meinem Bedauern, in den letzten Monaten mehr als nur einmal verflucht hatte.

Wenn Juliet wirklich von sich selbst gesprochen hatte, dann hieß das, dass sie etwas für mich empfand, richtig?
Und wenn es so war, was bedeutete das dann für uns beide?

Wenn ich meiner inneren Stimme glauben konnte, würde das bedeuten, dass wir zwei das Potential hätten, eine Beziehung aufzubauen.

Aber mal ehrlich, Sirius Black und Beziehungen? Das passte definitiv nicht zusammen und wenn man Remus Glauben schenkte, dann würde eine Beziehung mit mir sowieso nur eine Gefährdung für die gesamte Menschheit sein.

Damals, in unserem Gespräch am See, hatte er deutlich klar gemacht, dass er nicht zulassen würde, dass Juliet und ich uns in irgendeiner Weise näher kommen.

Seiner Meinung nach, tat ich Juliet nicht gut.
Ich würde ihr das Herz brechen... Das hatte er gesagt.

Und wenn ich ganz ehrlich war, musste ich zugeben, dass ich in meiner Vergangenheit, was meine Kontakte zum weiblichen Geschlecht anging, nicht besonders positiv aufgefallen war.

Aber das war doch nicht meine Schuld!
Ich hatte keines dieser Mädchen darum gebeten, sich unsterblich in mich zu verlieben.
Ich hatte sie nie dazu gezwungen!

Wer konnte also mich dafür verantwortlich machen, dass diese Mädchen glaubten, sie hätten irgendeinen einen Anspruch auf mich, nur weil ich sie vielleicht ein Mal geküsst hatte?

Aber bei Juliet war es anders...
Zum ersten Mal in meinem Leben hatte auch ich das Gefühl, mein Herz würde jedes Mal in einen Scherbenhaufen zusammen fallen, wenn ich sie mit einem anderen Jungen sah.

Das war doch noch nicht immer so, oder?
Jahrelang war Juliet immer nur einer meiner besten Freunde gewesen, warum also hatte sich dies so drastisch geändert?
Ich wusste es ehrlich nicht.

Was ich aber wusste, war, dass ich diese Tatsache gerne noch weiter verändern würde.
Ich würde gerne mehr in Juliet sehen können, als nur eine langjährige Freundin.
Woher diese Sicherheit kam, wusste ich allerdings ebenfalls nicht.

,,Wie lange willst du noch so da liegen und über sie nachdenken?", riss James mich schließlich aus meinen Gedanken.

Ich setzte mich auf und sah ihn fragend an. ,,Über wen sollte ich denn nachdenken?"

James schnaubte und grinste dann vielsagend. ,,Über Juls natürlich! Man sieht, wenn du an sie denkst... Du legst dann immer die Stirn in Falten und machst so einen furchtbar ernsten Gesichtsausdruck." Er zog eine Grimasse, wobei er offenbar versuchte, mich nachzuahmen.

,,Ach, Unsinn! Warum sollte ich schon an sie denken?", ich wandte meinen Blick wieder von James ab.
,,Weil, mein lieber Mr Black, du total auf sie stehst!" Eindringlich fuchtelte er mit einer rotgoldenen Socke vor meiner Nase herum.

Daraufhin erwiderte ich nichts.
,,Oho, du widersprichst mir also garnicht erst?" James begann wieder durch das Zimmer zu wirbeln, wobei er das Gespräch allerdings nicht beendete.

,,Ist vielleicht auch besser so... Denn ich hab dich schon längst durchschaut!", fuhr er fort.
Ich zuckte mit den Schultern. ,,Ich hab doch selbst keine Ahnung, Mann! Auf sie stehen ist vielleicht etwas übertrieben, oder?"

Daraufhin lachte James erneut ungläubig. ,,Wenn überhaupt, dann war das eine Untertreibung... Du stehst total auf sie! Glaub mir!"
Ich seufzte. ,,Klar, weil du ja auch der Experte bist, was?"
,,Eben! Wenn ich sage, dass du in unsere hübsche Freundin verschossen bist, dann stimmt das!", rief er empört aus.

Frustriert ließ ich mich wieder auf mein Bett fallen. ,,Selbst wenn! Ich hätte keine Chance bei ihr! Nicht, dass es mir an gutem Aussehen oder Charme mangeln würde... Aber Juliet ist viel zu locker für eine Bindung! Sie würde sich niemals auf eine Beziehung einlassen, dass weiß jeder!"

Mich traf ein Kissen am Kopf .
,,Alter! Das Gleiche hätte ich vor ein paar Monaten auch noch von dir behauptet und jetzt sieh dich an! Sirius Black mit Liebeskummer, dass ich das noch erleben darf!", rief er. ,,Und jetzt hör endlich auf so herum zu jammern! Du hattest doch noch nie Probleme, ein Mädchen für dich zu gewinnen!", er zog anzüglich eine Augenbraue hoch.

,,Selbst wenn Juliet auch Interesse an mir hätte-"
,,Was sie zweifellos hat, denk an, das, was sie am Samstag gesagt hat!", unterbrach James mich.
,,Wie auch immer.", fuhr ich dann unbeirrt fort. ,,Selbst wenn es so wäre, gäbe es noch immer ein Problem!"

James sah mich fragend an, während er eine erstaunliche Anzahl weiterer einzelner Socken in seinen Koffer stopfte.

Ich schnaubte. ,,Remus! Er würde nicht zulassen, dass ich Juliet irgendwie näher komme! Das hat er selbst gesagt... Ich bin angeblich nicht gut für Juliet!"

,,Bist du tatsächlich nicht!"
Überrascht drehte ich mich zur Tür, wo Remus lehnte, die Stirn anklagend in Falten gelegt.
,,Ihr würdet es keinen Monat miteinander aushalten! Aber sobald Schluss ist, würdet ihr es beide bereuen. Juliet hat bisher schon genug durchgemacht! Ein gebrochenes Herz braucht sie sicherlich nicht auch noch zusätzlich!"
Remus sah mich ernst an.

,,Ach, Remus..."
,,Nein, James! Ich meine es ernst! Juliet ist wie eine Schwester für mich! Sie ist tabu, ok? Das ist einfach eine Sache von Anstand!"
Remus ging zu seinem Bett, auf welchem bereits sein fertig gepackter Koffer lag.

,,Ihr solltet jetzt bald fertig werden. Der Hogwartsexpress ist in zwei Stunden hier!"

...

JULIET 

Müde lehnte ich meinen Kopf gegen die Kalte Fensterscheibe des Zugabteils und beobachtete die verschneite Winterlandschaft, die draußen vorbei zog.

In der vergangenen Nacht hatte ich nicht viel geschlafen.

Zum einen hatte ich stundenlang darüber nachgedacht, wo und wie Theo seine Ferien verbringen würde.

Konnte er mit zu mir ziehen, ohne das dies irgendjemandem auffiel?

Und wussten Remus' Eltern von meinem 'neuen' Bruder?
Sie würden unvermeidbar Fragen stellen und ich wüsste nicht, wie viel ich ihnen verraten durfte.

Leider hatte ich Theo heute morgen nur kurz gesehen und keine Zeit gefunden, mit ihm darüber zu reden.
Später hatte ich nur kurz einen Blick auf ihn erhaschen können, als er an dem kleinen Bahnsteig in Hogsmeade gerade in den Zug stieg.

Außerdem plagten mich schon die gesamte vergangene Woche lang die Gedanken an Sirius und unseren Streit.

Ich hatte vor lauter Wut und Unbedachtheit indirekt zugegeben, etwas für ihn zu empfinden...
Und nun ließen mich die endlosen Fragen nicht mehr in Ruhe.

Hatte er den ungewollten Wink mit dem Zaunpfal verstanden?
Empfand er auch etwas für mich?

Letzteren Gedanken hatte ich allerdings schon längst wieder verworfen.
Sirius war nicht gerade die Art Mensch, die romantische Gefühle für jemanden entwickelte.

Wobei man allerdings bedenken musste, dass ich dass normalerweise eigentlich auch nicht war...
Ich war noch nie verliebt gewesen, hatte nie für irgendjemanden geschwärmt.
Das alles fühlte sich so fremd und neu an.

Überhaupt...
Ich war mir selbst nicht ein mal bewusst gewesen, dass ich inzwischen irgendwelche Gefühle für Sirius hegte.
Ihm das so ins Gesicht zu sagen, war auch für mich Eine unangenehme Untersuchung gewesen.

Glücklicherweise hatten die anderen nicht auch noch alles mitbekommen.
Remus hatte James offenbar mit viel Mühe davon abhalten können, uns zu belauschen.
Demnach wussten wenigstens die anderen nichts und stellten so auch kaum unangenehme Fragen.

Nur James bewältigte dies trotzdem meisterhaft, auch ohne unser Gespräch belauscht zu haben und stellte trotzdem immer wieder nervige Fragen, die ich aber jedes Mal einfach ignoriert hatte.

Was Sirius selbst von der ganzen Sache hielt, wusste ich zugegebenermaßen auch nicht, denn seit dem vergangenen Samstag war ich ihm, so gut es eben ging, aus dem Weg gegangen.

Und auch er schien mich gemieden zu haben.
Ein weiterer Beweis dafür, dass er ganz offensichtlich nicht das gleiche für mich empfand.

,,Juls?"
Völlig in Gedanken versunken, hatte ich nicht mehr auf das Gespräch mit meinen Freundinnen geachtet, wad diese wohl inzwischen auch bemerkt hatten.

Ich hatte in den letzten Tagen wieder mehr Zeit mit ihnen verbracht, nicht zuletzt um Sirius besser aus dem Weg gehen zu können.

Marlene, Lily und Alice hatten dies sehr begrüßt, weshalb ich nun auch mit in ihrem Abteil, statt dem der Rumtreiber, saß.

Durch die Spaltung in meinem Freundeskreis, musste ich oft jeweils eine der beiden Seiten vernachlässigen, sodass es mich nun auch freute, wieder etwas mehr Kontakt zu meinen Freundinnen zu haben.

,,Was ist?", fragte ich also, nachdem noch immer ein erwartungsvolles Schweigen das Abteil füllte.
,,Jetzt, wo wir wissen, dass Alice und Frank noch immer das unschuldigste und gleichzeitig süßeste Paar Hogwarts' sind... haben wir uns gefragt, wie es inzwischen um dich und den lieben Sirius steht..." Neugierig musterte Marlene mich.

Einen Moment überlegte ich, ihnen einfach alles zu erzählen.
Sie waren meine besten Freundinnen und bisher immer für mich da gewesen.

Leider war ich noch nie gut darin gewesen, über meine Gefühle zu sprechen.
Ich war zwar grundsätzlich ein offener Mensch, doch es gab immer diesen verborgenen Winkel in mir, in den ich all meine tieferen Gefühle einsperrte.

Schließlich beschloss ich, ihnen einfach das Grundlegende zu erzählen und die Details für mich zu behalten, sodass sie, als ich geendet hatte, nur wussten, dass Sirius und ich uns zumindest etwas näher gekommen waren und ich jetzt nicht wusste, wie das ganze weitergehen sollte.

,,Und ist es das, was du willst? Willst du, dass es weitergeht?", fragte Lily schließlich nachdenklich.

,,Das ist es ja! Ich habe keine Ahnung, was ich will!", rief ich frustriert aus.

,,Magst du ihn denn? Also... so richtig?" Alice legte den Kopf schief.
Ich schwieg betreten.

,,ALSO JA!", rief Marley dann begeistert. ,,Ich wusste es!"
,,Sei doch still, Marley!", versuchte ich sie peinlich berührt zum Schweigen zu bringen.

,,Es wird sowieso nichts weiter werden! Sirius Black führt keine Beziehung... Und ich eigentlich auch nicht!"
,,Eigentlich...?", begann Marley bereits vielsagend, doch wurde sie von einem Klopfen an der Abteiltür unterbrochen.

Sobald ich die Person hinter der Scheibe erkannte, erstarrte ich schlagartig.

,,Wenn man vom Teufel spricht...", lachte Marley schadenfroh, während sie Sirius erfreut die Tür öffnete.
,,Ja, und der Teufel hat sogar noch Manieren und klopft an, bevor er sich eine von uns holt, um sie für immer zu entführen.", setzte Lily spöttisch fort.
,,Und wir wissen auch alle, wer es sein wird..." Marlene hob anzüglich eine Augenbraue.
Ich verdrehte die Augen.

Sirius aber, grinste wie üblich nur charmant und wandte sich dann mir zu, wobei wieder etwas mehr Ernst in seine, zugegebenermaßen sehr attraktiven Züge, zurück kehrte. ,,Können wir reden?"

Ich zuckte möglichst lässig mit den Schultern und erhob mich dann  von meinem Sitz.
,,Wir sehen uns nacher...", sagte ich noch immer augenrollend an meine kichernden Freundinnen gewandt.
,,Aber beeil dich, Black! Wir sollten in fünfzehn Minuten am Bahnhof ankommen.", rief Lily uns noch hinterher, bevor ich die Abteiltür hinter mir schloss.

Wir gingen ein paar Schritte, dann blieben wir, in sicherer Entfernung zu meinen neugierigen Freundinnen, stehen.
Glücklicherweise war im Hogwartsexpress zur Weihnachtszeit weitaus weniger los, als zu Beginn und Ende des Schuljahres, weshalb niemand uns stören würde.

Unentschlossen sahen wir einander an und es entstand eine unangenehme Stille.

Schließlich seufzte ich resigniert. ,,Also? Du wolltest mir mit reden?"


...

Die Handlung hat nicht in meine übliche ungefähre Kapitelgröße gepasst...
Also musste ich es eben teilen und einen kleinen Cliffhanger einbauen...

Das nächste Kapitel ist so aber trotzdem schon fertig und wird morgen hochgeladen (;



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